Leinöl und Cannabisöl – die unbekannten Speiseöle

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Leinöl und Cannabisöl - die unbekannten Speiseöle

Fotocredit: Elena Schweitzer | Fotolia

Während Leinöl unter Kennern wegen seines recht hohen Anteils an Omega-3-Fettsäuren schon längere Zeit große Beliebtheit genießt, ist Cannabisöl als Speiseöl selbst erfahrenen Gourmets kaum ein Begriff.


Das liegt weniger an den kulinarischen Eigenschaften als an der verwirrend hohen Anzahl unterschiedlicher Bezeichnungen: Hanfsamenöl, Hanföl, kulinarisches Hanföl, CBD-Öl und manchmal sogar eben Cannabisöl. Wir wollen etwas Klarheit in den Begriffsdschungel bringen.

Leinöl und Cannabisöl – Artikelübersicht:

Längst ist die große Bedeutung bekannt, die Speiseöle im Rahmen einer gesunden Ernährung haben. Deshalb achten immer mehr Menschen genau darauf, mit welchem Öl sie ihr Essen verfeinern. Abseits der wohlbekannten Produkte drängen immer mehr Speiseöle, die zugleich einen Beitrag zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung leisten, in den Vordergrund.

Olivenöl – der Klassiker

Häufig wird Olivenöl mit zu vielen Kalorien und einer fettreichen Ernährung in Verbindung gebracht. In kaltgepresster Form trägt es jedoch einen wichtigen Teil zu einer gesunden Kost bei. Dies liegt vor allem an den zahlreichen Omega-3-Fettsäuren, die darin enthalten sind.

Sie sind absolut essentiell für die Aufrechterhaltung zahlreicher Körperfunktionen. Auf der anderen Seite ist der Omega-Anteil anderer Speiseöle häufig höher angesiedelt.

Der gute Geschmack des Olivenöls und seine vielseitige Verwendung, die besonders bei der mediterranen Kost eine sehr große Rolle spielt, machen es dennoch zum beliebtesten Speiseöl, dessen Anwendung im richtigen Maß von großem gesundheitlichen Wert ist.

Da die fettreiche Ernährung im Mittelmeerraum, bei der auch das Olivenöl eine große Rolle spielt, nach aktuellen Statistiken zu einer niedrigeren Mortalität durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen führt, könnte auch darin ein weiterer Vorzug des Öls verborgen liegen.

Cannabisöl – der Newcomer

Mit Cannabisöl befindet sich ein echter Newcomer in der Liste der aufstrebenden Speiseöle. Es scheint fast so, als hätte die Internetcommunity ein neues kulinarisches Liebkind gefunden. Zahlreiche neu entstandene Shops und Blogs deuten jedenfalls darauf hin.

Natürlich verleiht allein die Ausgangspflanze dem Produkt eine besondere Aufmerksamkeit. Basierend of Cannabinoiden, natürlichen Bestandteilen der Cannabis Sativa L. Pflanze, sind in Österreich und Deutschland allerdings nur jene Öle frei erhältlch und legal, die aus organischem Industriehanf extrahiert und nachweislich keine Spuren der psychoaktiven Substanz THC enthalten.

Zu den wichtigsten Vertretern der Cannabinoiden zählen Cannabichromene (CBC), Cannabidiol (CBD), Tetrahydrocannabinol (THC), Tetrahydrocannabivarin (THVC), Cannabinol (CBN) und Cannabigerol. Neben THC ist auch CBD immer wieder im Gespräch, wenn es um den therapeutischen Nutzen von Cannabis in der Medizin geht, doch bis jetzt gibt es dazu von wissenschaftlicher Seite keine eindeutigen Stellungnahmen.

Das hält Vermarkter natürlich nicht davon ab, mittels unbewiesener Behauptungen eine Erwartungshaltung zu schaffen, die dem tatsächlichen Stand der Wissenschaft in keinster Weise entspricht.

Das “echte” Cannabisöl (auch Haschischöl oder THC-Öl), also jene Variante, bei der unbehandeltes Cannabis mit allen Inhaltsstofen verarbeitet wird, enthält natürlich THC in mehr oder weniger starker Konzentration und ist daher illegal.

Das Ziel der Käufer ist oft, high zu werden, oder aber bestimmte Eigenschaften aus medizinisch-therapeutischen Zwecken zu nutzen. Aus welchem Grund auch immer, der Verkauf ist bei uns aufgrund des THC-Gehalts verboten. Das hindert viele Shops aber nicht daran ausführliche Beschreibungen und Instruktionsvideos anzubieten, die zeigen wie man Cannabisöl selbst herstellen kann.

Um es auf den Punkt zu bringen: die entschärfte Variante versucht den Mythos, den die Cannabispflanze umgibt verkaufsfördernd zu nutzen ohne Gesetze zu brechen. Die Interessenten schwören dennoch auf so manchen “Zusatznutzen”, den die besonderen Inhaltsstoffe des Öls stiften sollen.

Nicht zu verwechseln sind beide Varianten jedenfalls mit dem Hanfsamenöl, welches aus den Samen der Cannabispflanze gewonnen wird. Die Samen der Hanfpflanze können geschält und ungeschält (vorzugsweise kalt) zu einem herrlichen Öl gepresst werden.

Die enthaltenen Phytosterine regulieren den Cholesterinspiegel und fördern offenbar auch die Krebsprophylaxe. Dieses Öl ist bekannt für seinen aromatischen, leicht nussigen Geschmack und das hohe Niveau der ungesättigten Fettsäuren wie Omega-3 und Omega-6. In diesem Öl befinden sich keine Cannabinoide wie THC oder CBD.

Wegen des eher niedrigen Rauchpunktes (ca. 165°C) ist es nicht hoch erhitzbar und daher nicht zum Braten oder Frittieren zu verwenden.

Leinöl – ein gesunder Alleskönner

Auch Leinöl ist ein stark aufstrebendes Produkt, das nach und nach wiederentdeckt wird. Zwar verhindert sein starker Eigengeschmack einen flächendeckenden Einsatz in der Küche, doch die positiven gesundheitlichen Auswirkungen der Inhaltsstoffe machen es ernährungstechnisch interessant.

Leinöl verfügt über einen besonders hohen Anteil an Omega-3-Fettsäuren und ist deshalb gut geeignet für die Versorgung mit Alpha-Linolensäure. Ein Teelöffel enthält ca. 2,6 g Omega-3-Fettsäuren, eine Menge, die etwa dem empfohlenen Tagesbedarf entspricht.

Beim Genuss von Leinöl sind allerdingst zwei Faktoren zu beachten:

Wichtig bei der Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren ist, dass gleichzeitig die Zufuhr an Omega-6-Fettsäuren (z.B. Linolsäure, die reichlich in Sonnenblumen-, Mais- und Weizenkeim-, Distelöl und daraus hergestellten Margarinesorten enthalten ist) verringert werden muss.

Außerdem enthält Leinöl Blausäure (Cyanwasserstoff, Cyanid), die bei der Aufspaltung der cyanogenen Glykoside durch ein spezielles Enzym (Linase) freigesetzt wird. Blausäure ist extrem giftig, eine sogenannte Cyanidvergiftung daher ein absoluter Notfall – innerhalb weniger Minuten tritt Unwohlsein, dann schneller Herzschlag, Erbrechen, Bewusstlosigkeit, Krämpfe, Atemlähmung und Kreislaufstillstand.

In zahlreichen Internetseiten wird deshalb vor dem Konsum von geschrotetem Leinsamen, aber auch von Leinöl gewarnt, dabei werden aber oftmals völlig falsche Zahlen als Berechnungsgrundlage genannt.

Tatsächlich ist der Prozess der Umwandlung und auch der Aufnhme im menschlichen Körper komplex und von vielen Faktoren abhängig, das Österreichische Bundesministerium für Gesundheit und Frauen beschreibt jedenfalls den normalen Verzehr im Umfang von 2 EL täglich als unbedenklich.

Hinweis: Ist die Flasche einmal offen, wird Leinöl schnell ranzig. Verwendbar ist das würzig schmeckende Öl ausschließlich in der kalten Küche.

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Quellen:

¹ Rezepte mit Hanf (gusto.at)
² Leinsamen: gesund oder giftig? (medizin-transparent.at)

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Linktipps

– Kokosfett & Kokosöl – gesund oder nicht?
– Gute Fette, schlechte Fette – was macht den Unterschied aus?
Camelinaöl – das köstliche Öl des Leindotters
– Fette & Öle | Kalorientabelle
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