E-Bikes: die schlaue Alternative zum Fahrrad?

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E-Bikes: die schlaue Alternative zum Fahrrad

E-Bikes – also Fahrräder mit elektrischer Tretunterstützung – boomen seitdem die Akkutechnologie so weit fortgeschritten ist, dass die Räder auch für Normalverbraucher erschwinglich geworden sind.


Waren Elektrofahrräder bis vor wenigen Jahren noch globige, schwere und zumeist unansehnliche Nischenmodelle für Pensionisten, so hat sich das Image mittlerweile grundlegend geändert. Hochentwickelte Antriebstechnik und schnittiges Design haben dazu geführt, dass es E-Bikes mittlerweile für beinahe jeden Einsatzbereich und jede Fitnessstufe gibt.

E-Bikes: die schnelle Alternative zum Fahrrad – Artikelübersicht:

Elektro-Bike Experte Christian Kohl hat uns verraten was die neue Technik so attraktiv macht und worauf man beim Kauf achten muss.

Fast 400.000 Fahrräder werden in Österreich pro Jahr verkauft (Stand: April 2016) und bereits jedes fünfte Rad, das im Vorjahr verkauft wurde, war mit Elektromotor ausgestattet. Die Nachfrage ist so groß, dass die Lieferanten nicht mehr mit der Produktion nachkommen.

Der deutsche Hersteller Focus etwa wollte mit seiner Modellreihe Jarifa i29 mit überarbeiteten Impuls-Motor und integriertem Akku neue Maßstäbe setzen, allein die Produktion der Komponenten in Fernost konnte die bereits georderten Stückzahlen nicht annähernd liefern.

Auch Hersteller KTM bekennt, dass aktuell kaum auf Halde produziert werden könne, da die Nachfrage einfach zu groß sei. In Summe wird allein KTM heuer an die 50.000 E-Bikes verkaufen, die Umsatzbedeutung liegt mittlerweile bei fast 50%. Ein Ende des Booms ist derzeit nicht in Sicht, ganz im Gegenteil, die neuesten Trends wie etwa Mountainbikes, Crossbikes und Cargobikes, also Lastenräder mit E-Antrieb kurbeln das Geschäft weiter an.

E-Bikes und Pedelecs: der feine Unterschied

Mit wenig Kraft, schnell und locker radeln – so sieht wohl der Traum vieler Radfahrer aus. Und dafür sorgt der akkubetriebene Motor in den Elektro-Bikes. Der übernimmt nämlich den Großteil der Muskelarbeit und kann beliebig ein und ausgeschaltet werden. Zum Beispiel beim nächsten Hügel, dann erspart man sich viele Schweißflecken.

Doch nicht jedes Elektro-Bike unterstützt gleich stark. Das sogenannte „Pedelec“ hilft dem Fahrer beim Treten und erleichtert so das Fahren. Ohne Pedaltritt gibt es allerdings auch keine Leistung, unterstützt wird nur, wenn auch getreten wird. Das klassische „E-Bike“ fährt hingegen auch ganz ohne Muskelkraft.

Die Bezeichnungen Pedelec, E-Bike und Elektrofahrrad werden in Österreich und Deutschland jedoch oft synonym verwendet, wohingegen sich in der Schweiz die Bezeichnung E-Bike allgemein durchgesetzt hat.

Die Rechtslage in Österreich definiert Elektrofahrräder – egal ob Pedelec oder ausschließlich elektrisch angetrieben – jedenfalls als Fahrräder im Sinne der StVO und nicht als Kraftfahrzeuge wenn

  • einer höchsten zulässigen Leistung von nicht mehr als 600 Watt und
  • einer Bauartgeschwindigkeit von nicht mehr als 25 km/h

eingehalten werden. Für sie benötigt man deshalb weder Typengenehmigung noch Fahrzeuganmeldung. Wie für normale, ausschließlich muskelbetriebene Fahrräder, gelten also auch für Elektrofahrräder die Vorschriften der Fahrradverordnung.

E-Bike & Crossbike

KTM eCross und HYMER E-Bike – Fotocredit: Herstellerfotos | public domain

Die Rechtslage für sogenannte „Schnelle Pedelecs“ (also E-Bikes mit Tretunterstützung bis zu 45 km/h) ist unklar, sie sind zwar als Fahrräder in Österreich nicht zulässig, ob sie aber als Kleinkraftrad bzw. Motorfahrrad typisierbar sind und als Kraftfahrzeug angemeldet werden können ist nicht explizit geregelt. Fahrradwege dürfen mit ihnen jedenfalls nicht befahren werden.

Die Sache mit der Sicherheit

Mit einem Elektro-Bike kann man ein schnelles Tempo lange halten, was mit einem normalen Fahrrad nicht so einfach ist – außer man ist Profisportler. Der Durchschnitt schafft damit problemlos 25 km/h auf gerader Strecke. Schneller geht nur deshalb nicht, weil sich ab dann der Motor automatisch abschaltet – zumindest bei normalen Elektro-Bikes. Schnellere Bauarten – eben die oben erwähnten „Schnellen Pedelecs“ – geben Tretunterstützung bis zu 45 km/h, sie zählen dann allerdings nicht mehr als Fahrräder.

Beim Elektro-Bike wirken also ganz andere Kräfte. Der Bremsweg kann doppelt so lang werden wie mit einem normalen Fahrrad. Das sollte man immer beachten. Besondere Vorsicht gilt auch im Straßenverkehr: Autofahrer können das hohe Tempo der Elektro-Bikes schlechter einschätzen.

Aus der Ferne wirken sie nämlich wie ganz normale Fahrräder und sind dann plötzlich viel schneller da. Im Straßenverkehr sollte man deshalb eher defensiv fahren und den längeren Bremsweg bedenken.

Zusätzlich sind Elektro-Bikes schwerer als normale Fahrräder. Mit 20 kg und aufwärts muss man schon rechnen, sagt Experte Kohl. Normale Fahrräder wiegen im Vergleich dazu ungefähr 10 bis 15 kg. Das macht Elektro-Räder schwerfälliger beim Lenken. Aber egal ob in der Stadt oder am Land, man sollte immer einen Helm tragen – ausnahmslos! Denn selbst teure Modelle bis zu 3000 Euro haben Sicherheitsmängel, auch wenn sie laufend verbessert werden. Auf die Stabilität kann man sich nicht immer verlassen.

Finger weg! – auf jeden Fall von billigen Diskonter-Modellen. Sonst kann das Schnäppchen schnell zur Eintrittskarte ins Unfallspital werden. Außerdem haben die billigen Modelle oft einen Antrieb am Vorderrad, was mehr Strom frisst. Obendrein rutscht man damit leichter in den Kurven weg, so Kohl. Am besten sei ein Mittelmotor. Dann hält der Akku länger und überhitzt nicht so schnell.

Erhöhtes Unfalls- und Verletzungsrisko bei E-Bikes

Auch wenn viele es nicht wahrhaben wollen, das Risiko eines Unfalls und das Risiko schwerer Verletzungen ist bei E-Bike-Fahrern ungleich höher, als bei Radfahrern, die ohne Motorunterstützung unterwegs sind.

Die Zahlen der Unfallstatistik belegen dies eindeutig. In absoluten Zahlen liegt es natürlich auch daran, dass immer mehr E-Bike-Fahrer unterwegs sind.

Laut dem Markt- und Konsumentendatenanbieter STATISTA wurden 2021 in Österreich über 220.000 E-Bikes verkauft. Die Zahl der verkauften Elektrofahrräder steigt damit weiterhin kontinuierlich und hat dazu geführt, dass es in Österreich mittlerweile erstmals mehr als eine Million E-Fahrräder gibt.

Leider hat sich mit der Anzahl der E-Bikes auch die Anzahl der schweren Verletzungen und auch der tödlichen Unfälle dramatisch gesteigert.

Laut einer Studie der Allianz Versicherung ist das Todesrisiko auf einem E-Bike dreimal höher als auf einem normalen Fahrrad. In Österreich weisen die Zahlen auf den ersten Blick auf ein doppelt so hohes Risiko hin – so entfielen im Jahr 2021 20 von insgesamt 40 tödlichen Unfällen auf Pedelecs, also elektrisch unterstützten Rädern.

Da aber insgesamt noch immer mehr konventionelle Räder als E-Bilkes unterwegs sind, übersteigt der Anteil der tödlichen Unfälle, die auf E-Bikes entfallen weit die 50 Prozent Marke.

Die größte Risikogruppe für schwerste bis tödliche Radunfälle mit E-Bikes sind Senioren ab dem 65. Lebensjahr. Immerhin sind 69 Prozent aller getöteten E-Bike-Fahrer älter als 65 Jahre (Stand: 2021; Quelle: Kuratorium für Verkehrssicherheit) – auch wenn das Getötetenrisiko im Fünf-Jahresmittel auf dem Pedelec über alle Altersgruppen zusammengefasst dreimal so hoch ist wie auf dem herkömmlichen Rad.

Vor allem betagte E-Bike-Fahrer scheinen mit dem Handling der E-Bikes oftmals überfordert und unterschätzen auch die durchschnittlich wesentlich höhere Geschwindigkeit.

Durch das erhöhte Gewicht und die höhere Geschwindigkeit ändert sich das Fahrverhalten doch stärker als von vielen vermutet. Gerade beim Bremsen verhalten sich E-Bikes anders als konventionelle Fahrräder.

Deshalb empfehlen das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und die Allgemeine Unfalls Versicherungs Anstalt (AUVA) eindringlich den Besuch eines entsprechenden Kurses, um sich mit seinem neuen E-Bike vertraut zu machen. Außerdem sollte der Anschaffung eines guten Fahrradhelms mehr Aufmerksamkeit gewidtmet werden, so die Experten vom KFV.

Sorgenkinder: Akku und Preis

Einer bequemen Radtour in die Berge steht fast nichts im Weg, außer vielleicht die Akkuzeit. Bei hügeligen Strecken hält der Akku nämlich maximal 40 Kilometer. Das hängt aber stark davon ab, wie oft man die Trethilfe benutzt. Ist man sparsam, dann kommt man laut Kohl durchschnittlich um die 100 km weit.

Moderne Akkus von E-Bikes der Oberklasse kommen bei optimalen Bedingungen bereits auf 200 km und mehr. Höherpreisige Modelle bieten bereits eine Energierückgewinnung der Bremsenergie an, wodurch die Reichweite im Stadtverkehr oder Hügelgebiet um über 10% erhöht werden kann.

Ist der Akku aber einmal leer, dann kann das Elektro-Bike ziemlich schwer werden. Nämlich zwischen 5 bis 10 kg schwerer als ein normaler Drahtesel. An der Steckdose angekommen, brauchen Akkus unterschiedlich lange zum Aufladen. Das hängt vom Modell ab. Mit mindestens 3 bis 4 Stunden sollte man rechnen. Ist der Akku wieder voll, dann kann man damit auch problemlos im Regen fahren. Angst vor Stromschläge braucht man keine zu haben.

Wer sich einen Ersatzakku zulegen will, muss mit rund 600 bis 800 Euro rechnen. Ein Schnäppchen ist das Elektro-Bike aber ohnehin nicht. Laut Kohl fangen solide Einsteigermodelle bei rund 2.000 Euro an.

Umsatteln: ja oder nein?

Der Preis ist hoch, trotzdem ist das Elektro-Bike so beliebt wie nie zuvor. Ältere oder weniger sportliche Menschen müssen sich nicht mehr vor Gegenwind oder lästigen Hügeln fürchten. Solche Spaßverderber fallen bei Elektro-Bikes einfach weg. Das kommt gut an – bei jung und alt! Selbst ambitionierte Amateure greifen zumindest ab und zu zum E-Bike, denn damit lassen sich langweilige Anfahrtsetappen zur eigentlichen Strecke schnell und kraftschonend überwinden, sodass genügend Reserven für die tatsächliche Herausforderung übrig bleiben.

Doch auch unter anderen Gesichtspunkten zahlt sich Umsatteln aus. So können etwa viele unnötige Autofahrten vermieden werden, denn jedes zweite Mal, wenn wir im Auto sitzen, fahren wir unter 5 km weit. Jedes zehnte Mal sogar kürzer als 1 km. Also gerade Mal schnell zum Bäcker Semmeln holen oder zum nächsten Postkasten. Das ist nicht nur schlecht für das Auto, sondern kostet obendrein mehr Sprit. Solche kurzen Strecken schafft man locker mit dem Fahrrad oder Elektro-Bike. Das ist billiger und gesünder für den Körper. Zusätzlich schont man die Nerven ohne lästige Staus und Parkplatzsuche.

Beim Elektro-Bike bleibt man obendrein schweißfrei. Dadurch eignet sich das motorisierte Fahrrad auch für den Weg ins Büro. Denn wer will schon schweißgebadete im Meeting ankommen oder dauernd die Wechselkleidung mitschleppen? Nicht nur zur Arbeit, sondern auch direkt bei der Arbeit steigen immer mehr Menschen auf Elektro-Bikes um.

Einen Sonderfall liefert Wien: dort schwärmen beim österreichischen Autofahrerclub ÖAMTC bereits 16 Pannenfahrer mit Elektro-Bikes aus. Die Mitglieder sind angetan und die Vorteile für die Pannenhelfer liegen auf der Hand:

– Radwege können benutzt werden
– es darf gegen viele Einbahnen gefahren werden
– es gibt weniger Fahrverbote
– es bieten sich flexiblere Haltemöglichkeiten beim Pannenfahrzeug

Ob einem der motorisierte Fahrspaß das Geld wert ist, muss jeder für sich entscheiden. Billiger als ein Zweitauto ist es allemal und mehr Bewegung macht man damit ebenfalls, auch wenn die Trittunterstützung dem Fahrer große Anstrengungen abnimmt. In jedem Fall sollte man vor einem Ankauf ausgiebig recherchieren und sich im Fachhandel beraten lassen. Und eine Probefahrt empfehlen wir dringend, denn nicht jedes Elektro-Bike fährt sich gleich.

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Quellen:

¹ Rechtsgrundlage für E-Bikes & Pedelecs
² Die 20 wichtigsten E-Bike-Fragen und Antworten

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Radfahren – die ideale Sportart für den Rücken
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– Radtrikots – Sportbekleidung mit Druck
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