Lichttherapie gegen Depressionen
Depressive Verstimmung, Müdigkeit, schlechte Laune – Stress führt in der heutigen Zeit oft zu negativen Gemütsveränderungen. Vor allem im Winter – wenn es bereits am frühen Nachmittag dunkel wird – machen sich bei vielen Menschen negative Gefühle und Unwohlsein breit.
Wenn dann wieder die Sonne scheint, erhellen sich die Gemüter auf wundersame Weise. Das Zaubermittel heißt Licht. Und wenn die Sonen mal nicht scheint gibt’s als Alternative Lichttherapie gegen Depressionen und depressive Verstimmungen.
Lichttherapie gegen Depressionen
- Gründe für eine Depression
- Wirkungsweise der Lichttherapie
- Anwendung der Lichtdusche
- Wann kommt Lichttherapie zum Einsatz?
- Mögliche Nebenwirkungen
- Linktipps
Im Winter ist die Unternehmungslust vieler Menschen wie ausgelöscht, manchmal erinnert es sogar an Winterschlaf halten und Vorräte (Winterspeck) für die kalte Jahreszeit anhäufen. Man isst mehr als gewöhnlich, unternimmt kaum etwas und Bewegung wird zu einem Fremdwort. Die Gedanken sind so grau wie ein Novembertag und im schlimmsten Fall kommt es zu einer so genannten Winterdepression die auch als saisonal auftretende Depression bekannt ist. Bei Patienten die an dieser Art von Depression leiden kann die Lichttherapie gute Ergebnisse erzielen. Aber auch Personen mit Schlafstörungen oder anderen Beeinträchtigungen aber genauso auch gesunde Menschen können von der Lichttherapie und ihrer positiven Wirkung auf die Seele profitieren.
Gründe für eine Depression
Ein Grund für Depressionen und vor allem für die berüchtigte Winterdepression ist Lichtmangel, bedingt durch die Jahreszeit, die Zeitumstellung, aber auch durch den verringerten Aufenthalt im Freien. Der Lichtmangel führt zu einer erhöhten Produktion von Melatonin, einem Schlafhormon. Dieser an sich sinnvolle Mechanismus sorgt dafür, dass der Mensch müde wird, wenn die Sonne untergeht.
In der Winterzeit allerdings, wenn die Sonne eben eine Stunde früher untergeht als im Sommer, kann die radikale Umstellung einerseits und die zunehmend länger werdenden Nächte andereseits zu Depressionen und depressiven Verstimmungen führen. Sinkt in dieser Zeit auch noch der Serotoninspiegel, also unser Glückshormon, ist Licht erst recht wieder eine gute Therapie. Denn erhöhte Lichtzufuhr verbessert auch die Möglichkeit der Serotoninproduktion (bzw. des Transports des Hormons an die relaventen Schaltstellen im Gehirn).
Ein erhöhter Melatoninspiegel hingegen gekoppelt mit einem verminderten Serotoninspiegel führt – wenn man nicht gegensteuert – physiologisch zu depressiven Verstimmungen.
Wirkungsweise der Lichttherapie
Bei der Lichttherapie wird das Sonnenlicht einfach durch eine Lampe nachempfunden. Ein Frühlingstag in unseren Breiten bietet ca. 2.000 Lux, ein Sommertag um die 8.000 – 10.000 und eine Lichtdusche bei der Lichttherapie leuchtet ebenfalls mit ca. 10.000 Lux. Zum Vergleich: normales Zimmerlicht bietet nur 300 – 800 Lux.
Therapeuten empfehlen eine Anwendung der Lichttherapie möglichst bald nach dem Aufstehen für mindestens 20 bis maximal 120 Minuten. Dadurch kann die Produktion des Schlafhormons Melatonin – das nur bei Dunkelheit produziert wird – gebremst werden. Da diesem Hormon eine depressionsauslösende Wirkung nachgesagt wird, ist eine Reduktion im Fall einer Depressionsbehandlung absolut sinnvoll – und dies gelingt eben mit verstärkter Lichtzufuhr durch Lichtduschen oder Tageslichtlampen.
Die Lichtdusche sollte zudem möglichst täglich durchgeführt werden. Regelmässige Phototherapien, wie die Lichttherapie auch genannt wird, führen dazu, dass sich die helle Tageszeit für den Patienten quasi verlängert und der Körper – bei Anwendung der Therapie am Morgen – ein deutliches Signal bekommt, dass der Tag begonnen hat. So kommt unser System in Schwung und wir sammeln unsere Kräfte für den Tag.
Wenn man am Morgen einmal keine Zeit hat, kann man die Lichtdusche natürlich auch später nachholen, allerdigs verliert sie an Effektivität je später man sie anwendet. Unmittelbar vor dem zu Bett gehen sollte man sich allerdings nicht vor die Lichtquelle setzen da dies den Schlafrhythmus stören und zu Schlafstörungen führen kann.
Anwendung der Lichtdusche
Wichtig ist die regelmäßige und konsequente Anwendung, d.h. täglich etwa 30 bis 60 Minuten vor der Lampe sitzen – je nach Stärke. Falls sich nach einigen Tagen keine signifikante Besserung zeigt, sollte man die Dauer erhöhen. Nach Möglichkeit sollte man die Sitzungen auch immer zur selben Tageszeit durchführen.
Vor der Lampe kann man normalen Tätigkeiten wie lesen, essen oder schreiben nachgehen. Je nach Lichtstärke wird ein Abstand von einem halben Meter bis zu einem Meter zur Lichtquelle empfohlen. Das wiederkehrende direkte Anblicken der Lampe steigert den Effekt aber noch zusätzlich. Um den Stoffwechsel in Schwung zu bringen ist es auch sinnvoll während der Sitzung vor der Lampe ausreichend zu trinken.
Neben dem Einsatz gegen Depressionen und Schlafstörungen, wird die Behandlung mit Licht auch bei schweren Beeinträchtigungen der Haut, wie beispielsweise bei Neurodermitis und Schuppenflechte (Psoriasis) durchgeführt (Phototherapie). Aber Licht hat noch weitere wohltuende und heilende Eigenschaften.
Wann kommt Lichttherapie zum Einsatz?
Licht ist nichts anderes als Energie in Wellenform. Bei Lichtduschen wird diese Energie genutzt, indem regenerative und stabilisierende Prozesse im Körper beschleunigt und angeregt werden. So wurden neben der stimmungsaufhellenden Wirkung und dem positiven Effekt bei Hautkrankheiten noch folgende positive Eigenschaften nachgewisen:
- Schmerzlinderung
- Stimulierung des Immunsystems
- Verbesserter Blutzirkulation
In den Herbst- und Wintermonaten wird jedoch vor allem die stimmungsaufhellende Wirkung der Lichttherapien geschätzt. Lichttherapie eignet sich für leichte bis mittelschwere Winterdepressionen und oft kann man bei regelmässiger Lichttherapie sogar auf Medikamente verzichten. Bei rund 70% der Patienten wird eine Verbesserung des Gemütszustandes rein durch Licht erzielt.
Um dem zunehendem Ansturm im Herbst und Winter gewachsen zu sein, wurde im Wiener AKH sogar eine eigene Ambulanz für Herbst-Winter-Depressionen eröffnet. Dr. Dietmar Winkler konnte bei den jährlich rund 200 Patienten der Ambulanz feststellen, dass die meisten von ihnen sehr gut auf die Lichttherapie ansprechen – ja bei vielen verminderten sich die Symptome sogar rascher als mit Antidepressiva zu erwarten gewesen wäre.
Mögliche Nebenwirkungen
Lichtduschen mit weißem Licht sind meist gut verträglich und Nebenwirkungen selten. Dennoch kann es zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Hautrötungen, trockenen Schleimhäuten sowie brennenden Augen kommen. Besprechen Sie allfällige Nebenwirkungen mit Ihrem Arzt, damit er darüber entscheiden kann, ob die Therapie weiter durchgheführt oder besser abgebrochen wird.
Menschen die an Grünem Star leiden oder eine Netzhautablösung hinter sich haben, sollten jedenfalls ihren Augenarzt zu Rate ziehen, bevor sie sich einer Lichttherapie unterziehen. Auch wer an einer Haut- oder inneren Erkrankungen wie z.B. Lupus erythematodes leidet, sollte mit seinem Arzt Rücksprache halten. Ebenfalls zu beachten: Manche Medikamente erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut weswegen man die Lichtduschen kürzer ausfallen lassen sollte. Bestimmte Antibiotika und Psychopharmaka, aber auch Johanniskraut als natürliches Antidepressivum können z.B. eine solche Lichtüberempfindlichkeit verursachen.
—————————
Quellen:
¹ Medizin transparent – Lichttherapie bei Herbst-Winter-Depression mäßig wirksam
² Light-dependent alteration of serotonin-1A receptor binding in cortical and subcortical limbic regions in the human brain in (C. Spindelleger, P. Stein, W. Wadsak et al in World J Biol Psychiatry. 2012 Sep;13(6):413-22.
³ Lichttherapie (A. Wirz-Justice, V. Bromundt – Schlaf, 2013)
= [abo] =
Fotohinweis: Bild von Gerd Altmann und Jill Wellington auf Pixabay.com & publich domain WikiCommons – Slllu
Linktipps
– Depression und ihre Auswirkung auf den Körper
– Den Ursachen der Winterdepression auf der Spur
– Melatonin Mangel erkennen und behandeln
– Persönlichkeitstest – Wer bin ich?
– Johanniskraut gegen Depressionen
– Antidepressiva auf dem Prüfstand
– Autogenes Training gegen Schlafstörungen