Topinambur – Trendgemüse mit langer Tradition

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Topinambur bzw. Jerusalem-Artischocke

Fotocredit: Erich Mücke | Fotolia

Auch wenn der Name des Wurzelgemüses ziemlich exotisch klingt, Topinambur hat hierzulande eine lange Tradition. Nun erlebt die Knolle unter der Bezeichnung Jerusalem-Artischocke – nicht zuletzt wegen der immer größer werdenden Gruppe der Vegetarier und Veganer – eine regelrechte Renaissance in der Küche.


Und das ist zweifellos einer der besseren Ernährungstrends der letzten Jahre, denn die Knolle hat aus ernährungstechnischer Sicht einiges zu bieten.

Topinambur – Artikelübersicht:

Topinambur verfügt über ein gutes Verhältnis an Mineralstoffen (Magnesium, Calcium, Kalium, Natrium und Phosphat) und wertvolle Ballaststoffe, allen voran Inulin. Dieses sorgt dafür, dass der Blutzuckerspiegel nicht so schnell ansteigt, daher auch die Bezeichnung “Diabetiker-Erdäpfel”.

Tatsächlich ist Topinambur (Helianthus tuberosus) kein heimisches Gemüse sondern stammt aus dem östlichen Nordamerika. Im 17. Jahrhundert gelangte die Pflanze aus der Familie der Korbblütler nach Europa.

Sie ist auch als Erdbirne, Erdartischocke, Sonnenwurzel, Weißwurzel, Jerusalemknolle oder eben Jerusalem-Artischocke bekannt.

Die Haut der Wurzel, welche in ihrer Farbe von Hellbraun bis Weiß, Violett oder Rot variiert, kann ebenfalls gegessen werden, wenn sie vorab gründlich gereinigt wird. Sie ähnelt optisch sowohl Erdäpfel als auch Ingwer und ist in Supermärkten zumeist mit leich rötlicher Schale erhältlich.

Geschmack & Zubereitung

Topinambur kann roh oder gekocht verzehrt werden und zeichnet sich durch große Vielseitigkeit in der Küche aus. Die Knolle ist in unseren Breiten eigentlich ein klassisches Wintergemüse und eignet sich wie anderes Wurzelgemüse auch sowohl für die Zubereitung von Suppen und Eintöpfen, wie auch als Ofengemüse und als Püree. Bei uns ist die Knolle aus heimischem Anbau von Oktober bis März erhältlich.

Während das Aussehen der Knolle ein wenig an die Ingwerknolle erinnert, lässt der leicht nussige Geschmack eher Assoziationen mit Maroni und Artischocke aufkommen, mit einer leicht erdigen Note.

Wenn sie gekocht wird, schmeckt Sie wegen des recht hohen Zuckergehalts (10g pro 100g) süßlich.

Geschmacklich harmoniert Topinambur gut mit Kräutern wie Petersilie, Estragon, Majoran aber auch Minze. Und Gewürze wie Muskat, Senf und Kren unterstreichen den nussigen Geschmack.

Für eine erfrischende Geschmacksnote bietet sich Zitronensaft an, auch die Säure harmoniert gut mit dem Wurzelgemüse.

Einziger Nachteil: die knorrigen Knollen lassen sich schwer schälen, in blanchiertem Zustand lässt sich die Schale allerdings leichter entfernen.

Inulin und Thiamin als “Wunderwaffen”

Die Wurzel besteht zu 80 Prozent aus Wasser und weist dabei einen Energiegehalt von nur 30 kcal pro 100 Gramm auf.

Topinambur enthält eine große Menge an Inulin, eine Art probiotischer Ballaststoff, das aufgrund seiner medizinischen Eigenschaften mit einer Reihe von positiven gesundheitlichen Effekten in Verbindung gebracht wird.

Viele dieser Auswirkungen sind mit der Eigenschaft von Inulin verknüpft, das Wachstum von Bifidobakterien zu fördern. Diese befinden sich im Dickdarm und und kämpfen gegen schädliche Bakterien, wodurch sie Verstopfungen vorbeugen und dem Immunsystem einen Schub geben. Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass Bifidobakterien die Konzentrationen bestimmter karzinogener, also krebsfördernder, Enzyme reduzieren.

Obwohl Inulin an sich verdauungsfördernd wirkt, kann der nicht verdauliche Ballaststoff bei übermäßigem Verzehr bei empfindlichen Personen zu Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Durchfall führen, genauso wie die zum Verzehr grundsätzlich geeignete Schale.

Toponambur ist außerdem reich an B-Vitaminen, insbesondere Thiamin, weshalb eine Portion von 100g Topinambur 0,2mg Thiamin enthält. Dieses ist an einer Reihe von Körperfunktionen beteiligt.

Dazu gehört das reibungslose Funktionieren des Nervensystems und der Muskeln, der Kohlenhydratstoffwechsel sowie die Herstellung von Salzsäure. Ein Mangel an Salzsäure kann die Proteinverdauung beeinträchtigen und Magenschmerzen verursachen, indem er die Aktivierung des Enzyms Pepsin hemmt.

Außerdem erhöht der niedrige Säuregehalt das Risiko von Bakterienüberwucherung im Magen, was wiederum Durchfall oder die verminderte Absorbierung von wichtigen Vitaminen und Mineralien hervorrufen kann. Der Gehalt an Salzsäure im Körper nimmt mit dem Alter ab, jedoch kann durch den Verzehr von Topinambur dem entgegen gewirkt werden.

Topinambur reguliert des Blutzuckerspiegel

Mit einem glykämischen Wert von 50 befindet sich Topinambur im mittleren Bereich aller Lebensmittel. Der glykämische Index (GI) klassifiziert Nahrungsmittel und Getränke auf der Basis ihrer Fähigkeit, den Glukosespiegel im Blut zu erhöhen.

In Lebensmittel mit einem hohen GI-Wert zerfallen Kohlenhydrate schnell in einfache Zucker und verursachen einen starken Anstieg des Blutzuckerspiegels. Dieser Anstieg wird von einer abrupten Senkung des Blutzuckerspiegels gefolgt.

Der mit dem Verzehr von Lebensmitteln mit einem hohen GI-Wert einhergehende schwankende Blutzuckerspiegel ist mit einigen gesundheitlichen Problemen verbunden, wie etwa Müdigkeit, Herzerkrankungen, Stimmungsschwankungen, Heißhunger, Insulinresistenz und Diabetes.

Lebensmittel mit einem niedrigen oder mittleren glykämischen Index, wie Topinambur, werden langsamer verdaut und verursachen keine plötzlichen Schwankungen des Blutzuckerspiegels.

Sie helfen, Müdigkeit zu bekämpfen sowie Diabetes, Herzerkrankungen und Schlaganfällen vorzubeugen. Darüber hinaus kann die Wurzel zu einer erfolgreichen Gewichtsabnahme beitragen. Durch die Regulierung des Blutzuckerspiegels werden nämlich weniger Fettzellen gespeichert.

Gesundheit für Herz, Knochen und Haare

Topinambur ist eine ausgezeichnete Quelle für Kalium. Mit 429 mg pro 100 gr hat es einen höheren Gehalt als Bananen.

Kalium ist wichtig für die Gesundheit, besonders für das Herz und die Muskeln. Durch den Verzehr von Topinambur kann auch die Gesundheit der Knochen und das Risiko für Osteoporose verringert werden.

Das Wurzelgemüse macht nicht nur die Knochen fit, sondern fördert durch Nähstoffe wie Eisen, Kupfer und Vitamin C auch die Gesundheit der Haare. 100 g Topinambur liefern etwa ein Fünftel der empfohlenen Tagesdosis für Eisen. Sowohl Eisen als auch Kupfer senken das Risiko von Haarausfall und unterstützen das Haarwachstum.

Zusätzlich wird Kupfer oft gegen das Ausdünnen von Haaren verwendet und es wird angenommen, dass es hilft die Haarfarbe zu intensivieren und vorläufigem Ergrauen vorbeugt.

Auch aus der Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) liefert die Knolle einen wertvollen Beitrag für die Gesundheit. So hält die TCM-Ernährungsexpertin Dr. Claudia Nichterl fest, dass Topinambur aus Sicht der TCM das perfekte Wintergemüse darstellt.

“Die Knolle stärkt die Mitte, wirkt wärmend und ist sehr nahrhaft. Sie hilft gut gegen Energiemangel, der sich in einem langen Winter leicht einstellen kann.”

Vitamin C, auf der anderen Seite, ist zur Synthese von Kollagen erforderlich. Kollagen stärkt die Haarfollikel und hält die Blutgefäße in der Kopfhaut gesund. Das in Topinambur enthaltene Vitamin C fördert auch die Eisenaufnahme aus der Nahrung.

Topinambur ist ein sehr vielseitiges Gemüse. Die Knollen können in vielfältiger Weise in der Küche verwendet werden. Sie können wie Pastinaken in Salaten roh gegessen werden, oder gekocht und püriert, gebraten oder sautiert werden wie Kartoffeln. Die Lagerung sollte jedoch nicht zu lange dauern, da die Wurzeln ziemlich schnell weich und matschig werden können.

Topinambur im Garten selber anbauen

Topinambur (Helianthus tuberosus) macht sich auch im Garten gut, er kann allerdings bei guten Bedingungen schnell Wuchshöhen von bis zu drei Meter erreichen und zudem invasiv werden wenn sich die Rhizome (Wurzelklnollen) unterirdisch ausbreiten und so andere Pflanzen verdrängen.

Die winterharte Pflanze besticht nicht nur durch ihre Knollenfrüchte, sie entwickelt auch wunderschöne intensiv gelbe Blüten, die aus der Nutz- auch eine Zierpflanze machen. Die Blütenfarbe verrät auch die enge Verwandschaft von Topinambur mit der allseits bekannten Sonnenblume. Beide gehören zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und zur Gattung der Sonnenblumen (Helianthus annuus).

Topinambur verträgt Temperaturen bis weit unter den Gefrierpunkt und ist daher ausgezeichnet zur Ernte bei kalten Temperaturen geeignet.

Topinambur mag einen halbschattigen bis sonnigen Standort und einen wenig kalkhaltig, nährstoffreichen und leicht sandigen Boden. Topinambur ist aber eine sehr unkomplizierte Pflanze und verträgt auch volle Sonne und heiße Tage sehr gut, vorausgesetzt, es gibt genügend Wasser.

Nachdem die Knollen zwischen Ende März und Mitte Mai in den Boden gesetzt wurden, beginnen die ersten Triebe rasch zu sprießen.

Die gelben Blüten leuchten zwischen August und November und verwandeln den Garten in ein leuchtendes Farbenmeer.

Die Erntezeit der unterirdischen Knollen beginnt im Herbst, wenn die oberirdischen Pflanzensprosse durch erste Fröste braun werden.

Die Rhizome werden dabei ähnlich wie Kartoffeln bzw. Erdäpfel mit der Grabegabel aus dem Boden gehebelt. Alternativ können die Knollen auch an den Stängeln tief an der Erde ansetzend aus dem Boden gezogen weren.

Um gestärkte Pflanzen und eine aromatische Ernte zu erhalten, sollte sie regelmäßig gegossen und gelockert werden, außerdem empfiehlt es sich, einmal im Sommer und einmal im Herbst die Triebe abzuschneiden und Bio-Langzeitdünger aufzutragen.

Achtung: da Topinambur stark wuchert, sollten sie abseits von anderem Gemüse oder mit einer Wurzelsperre angebaut werden. Durch regelmäßiges Ernten kann man das Ausbreiten der Pflanze ebenfalls in Grenzen halten.

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Quelle:

¹ Topinambur (gesundheit.gv.at)
² Dr. Claudia Nichterl; Ernährungsberatung nach den 5 Elementen der traditionellen chinesischen Medizin
³ Topinambur anbauen, pflegen, ernten und lagern

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