Warum Stutenmilch (angeblich) so gesund ist

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Warum Stutenmilch so gesund ist

Etwas süßlich und wässrig schmeckt sie. Anders als Kuhmilch. Man muss sich wohl erst an den fremden Geschmack von Stutenmilch gewöhnen, hat man seinen Gaumen bisher wahrscheinlich nur mit Kuhmilch konfrontiert. Wer unter Kuhmilchunverträglichkeit leidet, sollte dies allerdings baldmöglichst ändern, denn die Milch von Pferden wird ungleich besser vertragen.


Stutenmilchfans: Dschingis-Khan und Sissi

Bereits vor 3000 Jahren nutzten die Chinesen Stutenmilch als Heilmittel. Für die Kaiser der Ming-Dynastie war dieser “göttliche Nektar” ein Wundermittel, das sie auch in vergorener Form genossen. Für Nomaden und Hirtenvölker aus dem zentralasiatischen Raum, war Stutenmilch ein wichtiges Nahrungsmittel, das Brot und Gemüse ersetzte. Der Mongolenherrscher Dschingis-Khan führte zur Versorgung seiner Krieger stets eine Stutenherde mit sich. Auch Kleopatra schwor auf Stutenmilchbäder und Kaiserin Sissi trank angeblich täglich ein Glas und setzte sie in der kosmetischen Pflege ein.

Im 19. Jahrhundert setzten sich vor allem russische Mediziner mit der Wirkung von Stutenmilch auseinander und gründeten zahlreiche Stutenmilchsanatorien. Besonders bei Lungenerkrankungen und Problemen mit den Verdauungsorganen wurde die Milch eingesetzt. Während des zweiten Weltkriegs diente sie dann zur Heilung von Verwundeten. Bei Schwerverwundeten, die täglich vergorene Stutenmilch erhielten, heilten die Wunden deutlich schneller als bei Patienten ohne das Wundermittel.

Ähnlich wie Muttermilch

Dass der weiße Natursaft dem menschlichen Körper so gut bekommt, ist eigentlich nicht weiter verwunderlich: Schließlich ähnelt Stutenmilch in seiner biologischen Zusammensetzung menschlicher Muttermilch. Sie ist fettarm, dafür reich an Milchzucker, Mineralien und Spurenelementen. Die sogenannte Albumin-Globulin-Milch enthält große Mengen dieser einfachen Eiweiße. Sie erfüllen im Körper Transportfunktionen für Fettsäuren, Cholesterin, Vitamine, Mineralstoffe und Farbstoffe.

Stutenmilch zeichnet sich besonders durch den hohen Lactose-, also Milchzuckergehalt aus, wodurch sie auch ihr süßliches Aroma erhält. Lactose ist leicht verdaulich und ernährungsphysiologisch besonders für die Vorgänge im Darm wichtig. Milchzucker ist das wichtigste Kohlenhydrat für Säuglinge.

Es fördert die Bildung der Darmflora und dadurch die Calciumresorption. Die enthaltenen Oligosaccharide schützen die Schleimhäute des Magen-Darmtraktes vor schädigenden Mikroorganismen.

Über 40 Nährstoffe

Obwohl die gesunde Milch nur 0,7 – 1,3 Prozent Fettanteil besitzt, ist sie reich an ungesättigten Fettsäuren. Die Konzentration der essenziellen Linol-, Linolen- und Arachidonsäure ist sechs Mal so hoch wie in Kuhmilch. Durch sie werden Herzmuskel, Muskelgewebe, Magen- und Darmschleimhäute, das zentrale Nervensystem und die hormonproduzierenden Drüsen positiv beeinflusst.

Insgesamt können in der Stutenmilch über vierzig bekannte Nähr- und Wertstoffe festgestellt werden, darunter auch die Vitamine A, C, B 1, B 2, B 6, B 12, D und E. Vor allem der hohe Anteil von Vitamin C, nämlich 86,94-135 Milligramm pro Liter, ist bemerkenswert. Es ist dies siebenmal mehr als in Kuhmilch und so regt Stutenmilch besonders die Antikörperbildung an und stärkt das Immunsystem. Auch im Gehalt von Vitamin D schlägt die Stutenmilch die Kuhmilch mit Leichtigkeit. Sie besitzt die 17-fache Menge an Vitamin D, das vor allem für den Einbau von Calcium in die Knochen benötigt wird und dessen Mangel bei Kleinkindern zu Rachitis führen kann.

Stutenmilch für Säuglinge

Die beste Ernährung für den Säugling ist naturgemäß die Muttermilch. Kann aber das Kind nicht von der Mutter gestillt werden und kommt auch noch eine Kuhmilchunverträglichkeit hinzu, ist Stutenmilch eine gute Alternative. Durch den geringen Fettanteil und wenig Kasein ist sie leichter verdaulich als Kuhmilch, enthält jedoch trotzdem alle wichtigen Wirkstoffe. In den ersten Wochen kann Stutenmilch ohne Zusätze verabreicht werden, später sollte ein hochwertiges Pflanzenöl, wie Sonnenblumen- oder Distelöl, hinzugefügt werden, um den Energie- bzw. Fettgehalt zu erhöhen.

Bei ca. der Hälfte der Kinder, die als Säugling an einer Kuhmilchallergie leiden, verschwindet diese Unverträglichkeit innerhalb von vier Jahren.

Hilfe bei Neurodermitis

Seit 150 Jahren setzen auch westeuropäische Heilpraktiker und Naturmediziner auf die Heilkraft der Stutenmilch. Besonders bei Neurodermitis und Schuppenflechte wird das Nahrungsmittel erfolgreich eingesetzt. Wissenschafter aus Jena haben diese Wirkung nun auch durch eine Studie bestätigt. 23 Neurodermitis-Patienten tranken über einen Zeitraum von vier Monaten täglich einen Viertel Liter Stutenmilch und danach ebenfalls die gleiche Zeitspanne lang eine Vergleichsmilch.

Bei den regelmäßigen Kontrollen des Hautbilds konnte eindeutig eine Besserung festgestellt werden. Bei einem Drittel der Patienten kam es zu einer 30-prozentigen Verbesserung des Schweregrad der Neurodermitis. Wie auch auf Medikamente nicht alle Patienten gleich ansprechen, profitierten auch nicht alle Patienten von der Stutenmilchtherapie. Allerdings ist Stutenmilch ein Nahrungsmittel und kein Medikament, wodurch die Wirkung durchaus positiv zu bewerten ist.

Weitere Anwendungsgebiete sind Leber-, Magen- und Darmstörungen, Durchfälle und Verstopfungen, dazu fehlen allerdings wissenschaftliche Studien.

Auch in der Kosmetik wird Stutenmilch immer häufiger angewandt. Diese Pflegeprodukte fördern die Durchblutung und regen den Stoffwechseln an, wodurch sie vor allem für empfindliche, reife und pflegebedürftige Haut geeignet sind.

In Österreich gab es 2006 fünfzehn Betriebe, die Stutenmilch erzeugten. Dadurch, dass eine Stute nur ein Fünftel der Milchleistung einer Kuh schafft, ist die Milch vergleichsweise teuer. Knapp 12.- Euro müssen durchschnittlich für einen Liter aufgebracht werden.

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¹ Deutsche Studie: Stutenmilch lindert Haut- und Darmerkrankungen (Zitat Uni Jena)
Hinweis: Von der Universität Jena liegen nicht wissenschaftlich publizierte Ergebnisse einer Interventionsstudie zu Stutenmilch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen vor. Die Untersuchung, die einen geringen Effekt von Stutenmilch aufzeigte, war jedoch nicht verblindet, was die Aussagekraft einschränkt. (siehe R. Schubert, C. Kahle, E. Kauf, I. Hobert, J. Hofmann, B. Gruhn, R. Häfer, H. Vogelsang: Interventionsstudie zur Wirksamkeit der Stutenmilch als Diätetikum für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Vortrag zum 39. DGE-Kongress 14.-15.03.2002 in Jena)
²Haflinger Gestüt Meura: Zusammensetzung der Stutenmilch

Stand: 2013

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