Gesunder Darm durch Probiotika?

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Probiotika zur Darmsanierung

Der Darm ist nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern hat auch einen entscheidenden Einfluss auf unser Wohlbefinden.


Ob und wie mit Probiotika die Darmgesundheit gefördert werden kann und welche Bedeutung probiotische Bakterien nach einer Darmspiegelung haben erklären Mag. Anita Frauwallner und Prim. Dr. Friedrich Anton Weiser.

Gesunder Darm durch Probiotika – Artikelübersicht:

Wissenswertes über Darm und Darmflora

Der Darm ist nicht nur für die Verdauung zuständig, sondern hat auch großen Einfluss auf unser gesundheitliches Wohlbefinden.

Darm

Der menschliche Darm ist ein komplexes Organ, das in verschiedene Abschnitte unterteilt ist und insgesamt eine erhebliche Länge aufweist.

Die genaue Länge kann von Person zu Person variieren, aber im Durchschnitt beträgt die Gesamtlänge des menschlichen Darms etwa 5 bis 7 Meter.

Der Darm ist in folgende Abschnitte unterteilt:

  • Dünndarm: besteht aus Zwölffingerdarm (Duodenum), den Leerdarm (Jejunum) und den Krummdarm (Ileum). Der Dünndarm ist der Hauptort für die Aufnahme von Nährstoffen aus der Nahrung in den Blutkreislauf. Die Schleimhaut des Dünndarms enthält zahlreiche Falten und Zotten, die die Oberfläche vergrößern und die Nährstoffaufnahme maximieren.
  • Dickdarm: er ist hauptsächlich für die Resorption von Wasser und Elektrolyten verantwortlich und bildet den Kot, der dann zur Ausscheidung in den Enddarm gelangt.
  • Enddarm: Der Enddarm (Rektum) ist der letzte Abschnitt des Verdauungstrakts und dient als temporärer Speicher für Kot, bevor er ausgeschieden wird. Die Dehnung des Enddarms löst den Stuhlgangreflex aus.
  • Anus: Der Anus ist die Öffnung am Ende des Verdauungstrakts, durch die der Stuhl aus dem Körper ausgeschieden wird.
  • Neben der Verdauung und Nährstoffaufnahme spielt der Darm auch eine zentrale Rolle als Immunorgan. Etwa 70-80% des Immunsystems sind im Darm lokalisiert. Die Darmflora trägt dazu bei, die Immunantwort zu regulieren und schädliche Mikroorganismen in Schach zu halten.

    Zudem gibt es eine enge Verbindung zwischen dem Darm und dem Gehirn, die als Darm-Hirn-Achse bezeichnet wird. Die Darmflora kann durch die Produktion von Neurotransmittern und Entzündungsmediatoren Einfluss auf die Stimmung, das Verhalten und das Nervensystem nehmen.

    Darmflora

    Die Gesamtheit der Mikroorganismen wird als Darmflora bezeichnet, einer komplexen Gemeinschaft von Bakterien, Mikroorganismen und deren Genen, die im Verdauungstrakt des Menschen leben.

    Die Darmflora ist ein höchst komplexes bakterielles Ökosystem, das beim erwachsenen Menschen aus 10 – 100 Billionen anaeroben Bakterien besteht.

    Die Darmflora besteht aus Billionen von Mikroorganismen, darunter Bakterien, Viren, Pilze und mehr. Dieses komplexe Ökosystem wird als Mikrobiom bezeichnet.

    Es hat wichtige Funktionen wie die Verdauung komplexer Kohlenhydrate, die Synthese von Vitaminen (wie Vitamin K und B-Vitamine), den Schutz vor schädlichen Mikroorganismen und die Beeinflussung des Immunsystems.

    Die Besiedelung der Bakterien ist wesentlich von der Ernährung abhängig. Kippt das Gleichgewicht, kann dies weitreichende gesundheitliche Folgen haben, etwa entzündlichen Darmerkrankungen, Allergien, Autoimmunerkrankungen und sogar psychischen Gesundheitsstörungen.

    Probiotika und Präbiotika?

    Probiotika und Präbiotika sind Substanzen, die für die Gesundheit des Darms von Bedeutung sind.

    Präbiotika

    Präbiotika sind nicht verdauliche Nahrungsbestandteile, die von nützlichen Bakterien im Darm fermentiert werden.

    Sie dienen als Nahrung für diese guten Bakterien, was dazu beiträgt, ihr Wachstum und ihre Aktivität zu fördern. Präbiotika sind in Ballaststoffen enthalten, die in bestimmten Lebensmitteln wie Hafer, Bananen, Zwiebeln, Knoblauch, Artischocken und anderen pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen.

    Probiotika

    Probiotika sind lebende Mikroorganismen, in der Regel Bakterien oder Hefen, die in ausreichender Menge eingenommen werden, um einen positiven gesundheitlichen Nutzen zu bieten.

    Diese Mikroorganismen sollen das Gleichgewicht der Darmflora unterstützen und können helfen, die Verdauung zu fördern und das Immunsystem zu stärken. Probiotika sind in Lebensmitteln wie Joghurt, fermentierten Milchprodukten und in Form von Nahrungsergänzungsmitteln erhältlich.

    Die Hersteller solcher Nahrungsergänzungsmittel dürfen allerdings lediglich mit der Aussage „fördert die Laktoseverdauung“ werben, denn: Für drei spezielle Stämme von Milchsäurebakterien sieht die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) diesen Effekt als nachgewiesen an.

    Dennoch stehen auf solchen funktionalenen Lebensmitteln weiterhin Aussagen wie „unterstützt das Immunsystem“. Das ist nur deshalb möglich (und erlaubt), weil die Hersteller den entsprechenden Produkten zusätzlich Mikroorganismen oder Vitamine (z.B. Vitamin C) hinzufügen, für die solche Effekte tatsächlich belegt sind.

    Unabhängig davon gibt es tatsächlich Untersuchungen, die nahelegen, dass Probiotika die Darmflora positiv beeinflussen, vor Magen-Darm-Infektionen schützen und bei vielen Erkrankungen – gastrointestinalen wie auch außerhalb des Verdauungstrakts – helfen.

    Wurde die Effektivität dieser Behandlungsmethode bis vor kurzem äußerst skeptisch betrachtet, so mehren sich in jüngster Zeit die Anzahl kontrollierter Studien, die über Therapieerfolge mit Probiotika berichten.

    Doch auch wenn uns die Nahrungs- und Arzneimittelindustrie anderes Glauben machen will, Wundermittel sind auch sie nicht und können keinesfalls ungesunde Ernährung ausgleichen.

    Gut belegt sind allerdings folgende Effekte bei regelmäßiger Einnahme²:

    • Durchfallerkrankungen treten seltener auf
    • Die Konzentration gesundheitsschädlicher und krebsfördernder Stoffe im Dickdarm wird gesenkt. Das vermindert Entstehung und Wachstum von krebserregenden Verbindungen im Darm. Damit ist aber nicht erwiesen, dass Krebserkrankungen durch Milchsäurebakterien tatsächlich verhindert werden können.
    • Dass das Immunsystem beeinflusst wird ist ebenfalls nachgewiesen, allerdings kennt man die genauen Wirkmechanismen noch nicht.
    • Probiotische Produkte steigern außerdem die Verträglichkeit von Milchzucker, den viele Menschen aufgrund eines Enzymmangels nicht abbauen können.

    Wir haben mit Mag. Anita Frauwallner, Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Probiotische Medizin und Prim. Dr. Friedrich Anton Weiser, Chirurg in Wien, über das Thema gesprochen.

    Probiotika – Interview mit Mag. Anita Frauwallner und Prim. Dr. Friedrich Anton Weiser

     

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    Interview mit Mag. Anita Frauwallner und Dr. Friedrich Anton Weiser

    Mag. Frauwallner: Das Eine ist unser Immunsystem, das andere der Stoffwechsel. In unserem Darm befinden sich etwa 80 Prozent aller Immunzellen. Geht es dem Darm gut und funktioniert er, dann bleiben wir gesund und unsere Abwehrkraft ist stark.

    Allerdings, nicht nur Gesundheit und Krankheit durch das Immunsystem laufen über den Darm, sondern auch unsere Vitalität. Da auch der Stoffwechsel über den Darm läuft, können wir durch ihn Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe gut aufnehmen und sie verarbeiten und dann fühlen wir uns vital und auch im Alter noch jung und gut.

    Anmerkung: Eine besondere Rolle spielen dabei die Darmbakterien.

    Mag. Frauwallner: Dazu muss man erst einmal wissen, dass wir im Körper etwa zehn mal so viele Darmbakterien haben, wie eigene Körperzellen. Die besiegeln eine riesengroße Fläche. Den meisten Menschen ist nicht bekannt, dass wir 400 Quadratmeter Fläche im Darm haben und diese Fläche sollte von Bakterien besiedelt sein, welche aktive Helfer sind, denn ohne sie könnten wir überhaupt nicht überleben.

    Wenn zum Beispiel durch schädliche Stoffe wie falsche Nahrung oder Medikamente diese ganze Fläche entzündet wird, dann haben wir ein wirkliches Problem, denn diese Entzündungen gehen auch auf andere Körperteile über. Über die Darmbakterien kann ich diese Entzündungen einbremsen, ich kann verhindern dass sich diese Entzündungen ausbreiten.

    Anmerkung: Der gezielte Einsatz von Probiotika kann dabei helfen Entzündungen im Darm und den damit verbundenen gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.

    Mag. Frauwallner: Wissenschaftlich gesehen besteht ein Probiotikum aus lebenden Keimen, die einen gesundheitlichen Nutzen für uns Menschen haben. Hochqualitative Probiotika¹, die sie in der Apotheke erhalten, wie zum Beispiel Omni Biotic 6, haben zusätzlich noch eine Reihe von Qualitätsmerkmalen. Sie überleben zum Beispiel die Magen-Darm-Passage und können sich tatsächlich im Darm ansiedeln.

    Wenn ein Mensch unter hohem Stress steht, dann sterben leider unsere Darmbakterien ab und sie können ihre aufgaben nicht mehr erfüllen. Wesentlich ist es hier für uns gewesen Bakterien zu finden, die den Körper wieder in Gleichklang bringen und das machen wir mittlerweile seit zwei Jahrzehnten.

    Das ist bei Stress entscheidend. Die meisten Menschen können unter Stress nicht mehr gut schlafen, werden depressiv oder leiden womöglich sogar an Burnout. Hier gibt es ganz spezifische Bakterien, die das ausgleichen können und im Rahmen einer Serotoninsynthese wieder für ausreichend gute Hormone sorgen, die sie glücklich machen und auch wieder gut schlafen lassen können.

    Anmerkung: Probiotische Bakterien kommen jedoch nicht nur vorbeugend zur Anwendung, sondern werden auch nach Antibiotika-Behandlungen eingesetzt.

    Dr. Weiser: Bei der Antibiotika-Behandlung, können die Antibiotika nicht zwischen guten und bösen Darmbakterien unterscheiden, sondern zerstören Bakterienkulturen an sich. Damit der Darm funktioniert brauchen wir aber eine physiologische, das heißt gesunde Bakterienflora und Probiotika können genau dieses Manko dann korrigieren, indem sie sich im Darm ansiedeln und eine natürliche normale Darmflora unterstützend aufbauen.

    Anmerkung: Nach Darmspiegelungen können Probiotika die Ansiedelung der natürlichen Darmbakterien fördern.

    Dr. Weiser: Wir haben immer wieder Patienten, die mit ganz unspezifischen Bauchbeschwerden zur Darmspiegelung kommen. Bei der Spiegelung findet sich aber leider kein pathologische Befund, obwohl die Patienten glaubhaft Berschwerden haben.

    Wir sind draufgekommen, dass sehr oft eine Dysbalance der Darmbakterien daran Schuld ist. Daraufhin nützen wir die ideale Situation, dass durch die Darmspiegelung der Darm auch von Darmbakterien gesäubert ist und die Probiotika ideale Verhältnisse finden um sich im gesamten Dickdarm anzusiedeln und eine neue Darmflora wieder induzieren können. Viele Patienten kommen und sagen sie fühlen sich nach Einnahme der Medikamente wieder wie neu geboren.

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    Quellen:

    ¹ Probiotika sind lebende Mikroorganismen, die in ausreichender Menge in aktiver Form in den Darm gelangen und durch die Besiedelung der Darmflora positive gesundheitliche Wirkungen erzielen.
    ² Probiotische Lebensmittel – Helfer für den Darm? (Forum Gesundheit)
    ³ Probiotika: Lebensmittel mit speziellen Bakterienkulturen (www.verbraucherzentrale.de)

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    Linktipps

    – Der Darm – Spiegel des körperlichen Befindens
    – Probiotika für Stressabbau: können Präparate Stressfolgen lindern?
    – Blähungen – noch immer ein Tabuthema
    – Verstopfung: Ursachen & Behandlung bei trägem Darm
    – Durchfall (Diarrhoe) | Krankheitslexikon
    – Flohsamenschalen – wirksam bei Durchfall und Verstopfung
    – Polyzystisches Ovar Syndrom: Probiotika verbessern Sexualfunktion
    – Selbsthilfegruppe Darmkrebs Österreich

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