Der Darm – Spiegel des körperlichen Befindens

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Der Darm - Spiegel des körperlichen Befindens

Von Magenverstimmungen bis zu Chronisch Entzündlichen Darmerkrankungen: Viele Menschen kämpfen mit Beschwerden im Verdauungstrakt. Der Darm reagiert sehr sensibel und hat über Millionen von Nervenzellen direkten Kontakt mit dem Gehirn, weshalb auch psychosoziale Faktoren bei der Entstehung, Bewältigung oder Aufrechterhaltung von Beschwerden im Magen-Darm-Bereich nicht selten eine wesentliche Rolle spielen. Aber obwohl die Lebensqualität durch derartige Beschwerden stark beeinträchtigt sein kann, hindert oft das Schamgefühl an der nötigen ärztlichen Abklärung.


Der Darm – Artikelübersicht:

Der Darm ist das größte Organ des Menschen. Er ist rund acht Meter lang, hat eine Oberfläche von circa 200 Quadratmetern und in seiner Schleimhaut sind mehr als 70 Prozent der Abwehrzellen des menschlichen Immunsystems beheimatet, misst aber nur wenige Zentimeter im Durchmesser. Millionen von Darmzotten (blattförmige Erhebungen) im Innern der mehrfach gewundenen Röhre ergeben eine vergleichsweise riesige Oberfläche. Mit ihr hat der Darm die größte Kontaktfläche des Körpers mit der Umwelt: etwa 30 Tonnen Nahrung und 50.000 Liter Flüssigkeit reisen im Laufe eines 75-jährigen Lebens durch den Darm, mit ihnen zahllose Krankheitserreger und Giftstoffe.

Darm & Gesundheit

Störungen im Magen-Darmbereich beeinflussen die Funktionen und das metabolische Gleichgewicht auf verschiedensten Ebenen in unserem Körper: Für Menschen mit chronischen Darmerkrankungen bedeutet dies ein steigendes Risiko an Erkrankungen von Begleitorganen (wie Leber, Bauchspeicheldrüse, Schilddrüse). Aber auch Muskeln können betroffen sein und Depressionen können entstehen.

Darüber hinaus können Störungen im Magen- Darmbereich auch Nährboden für Knochenerkrankungen sein. “Nur das Verständnis und die Kenntnis der inneren Zusammenhänge von Darm und produzierten Peptiden mit Beeinflussung sämtlicher Organfunktionen bis zu Herz, Psyche und Knochen lässt eine interdisziplinäre Betreuung möglich sein”, betont Prim. Univ.-Prof. Dr. Heinrich Resch, Leiter der II. Medizinischen
Abteilung im Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien.

Darm & Psyche

“Psychosoziale Faktoren können bei der Entstehung, Bewältigung oder Aufrechterhaltung von Beschwerden im Magen-Darm-Bereich eine wesentliche Rolle spielen”, weiß Prim. Dr. Peter Weiss, Leiter der III. Medizinischen Abteilung für Innere Medizin und Psychosomatik. Seine Abteilung bietet Betroffenen ein breites Diagnose- und Therapieangebot, das zusätzlich zur körperlichen auch die psychische Komponente einer Erkrankung berücksichtigt.

“Viele Menschen haben Angst vor einer Stigmatisierung, wenn sie zum Psychiater geschickt werden und gehen daher nicht hin. “Bei uns findet die psychische Betreuung durch Psychotherapeuten, Psychiater und Psychologen im Rahmen einer internen Abteilung statt”, so der Gastroenterologe und Psychotherapeut Dr. Weiss. Die Maßnahmen reichen von unterstützenden psychologischen Gesprächen und Entspannungstherapien bis zu einer intensiven achtwöchigen stationären Therapie. Ein zweiter Schwerpunkt ist die Behandlung von Menschen mit funktionellen gastroenterologischen Beschwerden. Durch das integrierte psychosomatische Therapieangebot kann ein jahrelanger Leidensweg der Patienten verhindert werden.

Die richtige Ernährung bei Darmerkrankungen

Immer mehr Patientinnen und Patienten leben mit Intoleranzen (z. B. Histamin, Fruktose, Laktose). Lebensstiländerungen sind oftmals unumgänglich. Gerade hier ist professionelle und gleichzeitig menschliche Beratung besonders wichtig. Mittlerweile ist es einhellige Meinung, dass die unterschiedlichen chronisch entzündlichen Darmerkrankungen – etwa Morbus Crohn, Colitis ulcerosa – auch jeweils eigene (diätische) Maßnahmen erfordern.

Die Ernährung im akuten Entzündungsschub wiederum ist anders als im symptomfreien Intervall. Zudem reagiert jeder Patient anders, pauschale Diätempfehlungen können daher nicht getroffen werden. Eine für alle Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen gleichermaßen gültige Diät gibt es nicht. Vielmehr gelten für jeden Patienten und jede Patientin unterschiedliche Regeln – tatsächlich ist auch das Geschlecht bei der Erstellung eines Ernährungsplans miteinzubeziehen zumal Forschungen in der Gendermedizin auch gezeigt haben, dass es mehr geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Männern und Frauen in der Medizin gibt, als bisher angenommen.

Auch nach chirurgischen Eingriffen an Dünn- oder Dickdarm oder Magen-Operationen muss die Ernährung umgestellt werden. Für jede Patientin und jeden Patienten muss ein maßgeschneiderter Ernährungsplan erstellt werden. In der Therapie von psychosomatischen Erkrankungen wie Reizdarm, chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und Essstörungen ist die enge Zusammenarbeit von Internisten, Psychologinnen, Diätassistenten und Pflegepersonal im Spital längst Praxis”, erklärt die leitende Diätologin Heidi Szepannek.

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Quelle: Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Wien

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