Darmkrebsvorsorge: Warum Früherkennung so wichtig ist

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Darmkrebsvorsorge: Koloskopie

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Darmkrebs ist eine der tödlichsten, aber auch am besten behandelbaren Krebsarten – wenn er rechtzeitig erkannt wird. Trotzdem nutzen noch immer zu wenige Menschen die kostenlosen Angebote zur Darmkrebsvorsorge.


Darmkrebsvorsorge – Artikelübersicht:

1. Unsichtbare Gefahr Darmkrebs

Darmkrebs ist in Österreich die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Jedes Jahr erhalten rund 4.500 Menschen hierzulande die Diagnose Darmkrebs, etwa 2.000 sterben daran. Dabei ist er bei früher Erkennung nahezu immer heilbar. Genau hier setzt die Darmkrebsvorsorge an: Sie rettet Leben.

In den letzten Jahrzehnten haben Programme zur Früherkennung gezeigt, wie effektiv sie sein können. Länder wie Österreich, Deutschland und Tschechien, die früh mit systematischen Screenings begannen, verzeichnen seitdem einen deutlichen Rückgang an Neuerkrankungen und Todesfällen. Besonders deutlich zeigt sich der Erfolg der Vorsorgeuntersuchung in der Altersgruppe ab 50 Jahren, auf die sich die Programme konzentrieren.

2. Was ist Darmkrebs?

Darmkrebs (kolorektales Karzinom) bezeichnet bösartige Tumoren im Dickdarm oder Enddarm. Die Erkrankung entsteht meist schleichend aus gutartigen Darmpolypen, die über Jahre hinweg unbemerkt entarten können. Zu den hauptsächlichen Arten zählen:

  • Kolonkarzinom (Dickdarmkrebs)
  • Rektumkarzinom (Enddarmkrebs)

Risikofaktoren:

  • Alter: Besonders ab dem 50. Lebensjahr steigt das Risiko deutlich.
  • Familiäre Vorbelastung
  • Ungesunde Ernährung (viel rotes Fleisch, wenig Ballaststoffe)
  • Bewegungsmangel
  • Rauchen und Alkohol
  • Fettleibigkeit

Typische Symptome (oft erst im Spätstadium):

  • Blut im Stuhl
  • Veränderter Stuhlgang (Wechsel zwischen Durchfall und Verstopfung)
  • Bauchschmerzen
  • Gewichtsverlust
  • Leistungsabfall

Gerade weil die Erkrankung im Anfangsstadium meist symptomlos verläuft, bleibt sie oft lange unentdeckt.

3. Warum ist Darmkrebsvorsorge so wichtig?

Die größte Gefahr von Darmkrebs liegt in seiner Unsichtbarkeit. Frühstadien verursachen meist keine Beschwerden. Wenn Symptome auftreten, ist der Krebs oft bereits fortgeschritten.

Vorteile der Früherkennung:

  • Heilungschance >90 %, wenn Tumoren früh entdeckt werden
  • Entfernung von Krebsvorstufen (Polypen) verhindert Krebsentstehung
  • Schonende Behandlung möglich, oft ohne Operation

Beispiel aus der Praxis:
In den USA sank die Neuerkrankungsrate bei älteren Menschen nach Einführung flächendeckender Darmspiegelungen um rund 50 %, obwohl Risikofaktoren wie Fettleibigkeit zunahmen.


4. Welche Vorsorgeuntersuchungen gibt es?

In Österreich haben Menschen ab 50 Jahren Anspruch auf kostenlose Darmkrebsvorsorge.

Zwei zentrale Methoden stehen zur Verfügung:

  1. Immunologischer Stuhltest (iFOBT)

    Dieser wird im Rahmen der “normalen” Vorsorgeuntersuchung gemacht. Probestreifen werden dem Patienten mitgegeben.

    • Jährlich empfohlen ab 50 Jahren
    • Sucht nach verborgenem Blut im Stuhl
    • Einfach zuhause durchführbar
    • Positives Ergebnis = Hinweis auf Polypen oder Tumoren
  2. Darmspiegelung (Koloskopie)
    • Alle 10 Jahre, empfohlen ab dem. 50. Lebensjahr
    • Gründlichste Methode
    • Direktes Erkennen und Entfernen von Polypen bei der Untersuchung möglich
    • Bei familiärer Vorbelastung oft schon ab 40 empfohlen und sinnvoll
  • Wann ist eine Irrigoskopie (Darmrötgen) nötig?
    • Wenn eine Koloskopie technisch nicht durchführbar ist (z.B. wegen starker Verwachsungen oder Engstellen)
    • Auch bei Patient*innen, bei denen die Koloskopie nicht vollständig möglich war

    5. Ablauf der Darmspiegelung (Koloskopie)

    Vorbereitung (1–2 Tage vorher):

    • Ernährungsumstellung: leichte Kost
    • Einnahme von Abführmitteln zur Darmentleerung
    • Trinken von klarer Flüssigkeit

    Untersuchung:

    • Ambulanter Eingriff (Dauer: ca. 20–45 Minuten)
    • Beruhigungsmittel (“Dämmerschlaf”)
    • Endoskop (flexibler Schlauch mit Kamera) wird durch den After in den Darm eingeführt
    • Polypen werden sofort entfernt (Polypektomie)

    Nach der Untersuchung:

    • Kurze Erholungsphase
    • Befundbesprechung am selben oder darauffolgenden Tag

    Risiken:

    • Sehr selten: Blutungen, Darmverletzungen
    • Insgesamt sichere Routineuntersuchung mit großem Nutzen

    6. Ablauf der Irrigoskopie (Darmeinlauf-Röntgen)

    Die Irrigoskopie ist ein bildgebendes Verfahren, bei dem der Dickdarm mittels Röntgen und Kontrastmittel (meist Barium) dargestellt wird. Dabei können größere Polypen oder Tumoren erkannt werden, kleinere Läsionen bleiben allerdings oft unentdeckt.

    Vorbereitung:

    • Nur Diät am Vortag (leichte, ballaststoffarme Kost)
    • In der Regel keine Einnahme von Abführmitteln notwendig
    • Am Untersuchungstag: nüchtern bleiben

    Untersuchung:

    • Durchführung im Krankenhaus oder Röntgeninstitut
    • Einlauf eines Kontrastmittels über den After in den Darm
    • Mehrere Röntgenaufnahmen in verschiedenen Positionen
    • Dauer: ca. 30–45 Minuten

    Nach der Untersuchung:

    • Kein Dämmerschlaf notwendig
    • Kontrastmittel wird auf natürlichem Weg ausgeschieden
    • Eventuell veränderter Stuhlgang für ein bis zwei Tage

    Wichtig: Die Irrigoskopie ersetzt keine Koloskopie zur Entnahme von Polypen, sondern dient nur der bildgebenden Diagnostik.

    7. Kosten & Übernahme durch die Krankenkasse in Österreich

    Was wird bezahlt?

    • Immunologischer Stuhltest: kostenlos ab 50
    • Darmspiegelung: ebenfalls kostenlos alle 10 Jahre

    Unterschiede gesetzlich vs. privat:

    • Gesetzliche Kassen übernehmen Grundversorgung komplett
    • Private Versicherungen bieten teilweise Zusatzleistungen (z. B. schnellere Termine, Wunsch-Arztwahl)

    Tipp: Teilnahme am Vorsorgeprogramm über den Hausarzt oder Facharzt koordinieren.


    8. Mythen und Fakten zur Darmkrebsvorsorge

    Mythos 1: “Ich habe keine Beschwerden, also bin ich gesund.”
    Fakt: Darmkrebs entwickelt sich oft ohne Symptome.

    Mythos 2: “Die Untersuchung ist schmerzhaft und unangenehm.”
    Fakt: Dank Sedierung schlafen viele die Koloskopie einfach durch.

    Mythos 3: “Der Stuhltest reicht.”
    Fakt: Der Stuhltest ist gut für die erste Stufe, aber die Koloskopie ist gründlicher.

    Mythos 4: “Darmkrebs trifft nur alte Menschen.”
    Fakt: Zwar steigt das Risiko ab 50, aber auch jüngere Erwachsene können betroffen sein.

    9. Was tun bei auffälligem Befund?

    Stuhltest positiv → Koloskopie empfohlen

    Bei verdächtigen Befunden in der Koloskopie:

    • Entnahme von Gewebeproben (Biopsie)
    • Pathologische Untersuchung
    • Ggf. weitere Bildgebung (CT, MRT)

    Ansprechpartner:

    • Hausarzt
    • Facharzt für Gastroenterologie
    • Viszeralonkologische Zentren (z. B. Universitätsklinikum Düsseldorf)

    Psychologische Unterstützung:

    • Krebsberatungseinrichtungen
    • Selbsthilfegruppen

    10. Tipps für die eigene Darmgesundheit

    Ernährung:

    • Viel Gemüse, Obst, Vollkorn
    • Wenig rotes und verarbeitetes Fleisch
    • Ausreichend Ballaststoffe

    Bewegung:

    • Regelmäßig sportlich aktiv sein
    • Sitzen reduzieren

    Lebensstil:

    • Rauchen aufgeben
    • Alkohol einschränken
    • Normalgewicht halten

    Regelmäßige Vorsorge:

    • Ab 50: jährlicher Stuhltest oder alle 10 Jahre Koloskopie
    • Bei familiärer Vorbelastung: früher beginnen

    11. Fazit & weiterführende Links

    Darmkrebs ist heimtückisch, aber besiegbar. Die Früherkennung ist der beste Schutz: Die Darmkrebsvorsorgeuntersuchung rettet Leben, reduziert Krankheitslast und senkt die Sterblichkeit messbar. Jeder sollte ab 50 das kostenlose Angebot zur Vorsorge in Anspruch nehmen – es ist einfach, sicher und wirkungsvoll.

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    Quellen:

    Weiterführende Links:

    ¹www.krebshilfe.net
    ²www.darmkrebs.at
    ³Deutsches Krebsforschungszentrum

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    Linktipps

    – Vorsorgeuntersuchung beim Mann
    – Frauenspezifische Gesundheitsvorsorge
    – Dickdarmkrebs – Ursachen, Symptome und Therapie
    – Prostatakrebs – Ursache, Symptome & Therapie
    – Endoskopie | Medizinlexikon
    – Gendermedizin – geschlechtsspezifische Medizin

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