Sprunggelenksverstauchung: Arthroskopie bei Supinationstrauma
Sprunggelenksverstauchungen bzw. Sprunggelenksdistorsionen zählen zu den häufigste Sportverletzung überhaupt. Die Behandlung erfolgt klassisch nach der RICE-Regel: Schonung, Kühlung, Hochlagerung und Kompression.
Doch manchmal reicht diese Therapie nach dem Umknicken nicht aus, vor allem dann, wenn Patienten eine chronische Instabilität verspüren oder unter anhaltenden Schmerzen leiden. Wenn auch Orthesen und Physiotherapie keine Verbesserung der Situation bringen, kann eine Arthroskopie zur Stabilisierung des oberen Sprunggelenks (OSG) durchgeführt werden.
Arthroskopie bei Supinationstrauma – Artikelübersicht:
- Supinationstrauma – Definition
- Chronische Instabilität erfordert eine Stabilisierungsoperation
- Arthroskopie zur Stabilisierung
- Linktipps
Das sogenannte Supinationstrauma des oberen Sprunggelenks ist eine der häufigsten Verletzungen im Sport und im Alltag. Etwa 15 – 20 % aller Sportverletzungen entfallen auf diesen Typ. Die am häufigsten betroffenen Sportarten sind: Fussball, Basketball, Rugby, American Football, Kunstturnen und Orientierungslauf.
Beim Volleyball betreffen fast 50 Prozent aller Verletzungen das Supinationstrauma (Umknickverletzung) des Sprunggelenks mit all seinen möglichen Folgen.
Was im Volksmund „Umknöcheln“ genannt wird, führt zu einer Verletzung des Außenbandes.
Supinationstrauma – Definition
In der Traumatologie, Orthopädie und der Sportmedizin bezeichnet der Begriff Supinationstrauma ein häufig zu Verletzungen des Sprunggelenkes führendes Trauma durch gewaltsame Überdehnung des außenseitigen Halteapparates – im Volksmund auch als „Umknöcheln“ oder „Verknöcheln“ bezeichnet.
Betroffen ist der laterale Knochen-Band-Kapsel-Apparat, der durch eine Rotationsbewegung – genauer der Hebung des inneren Fußrandes (Supination) zusammen mit einer Plantarflexion (“Umknicken”) überlastet wird.
„Wenn der äußere Bandapparat verletzt wird, kommt es zu Schwellungen, starken Schmerzen und Blutergüssen.“, erklärt OA Dr. Florian Gruber, Facharzt an der I. Orthopädischen Abteilung im
Herz-Jesu Krankenhaus. “Zunächst empfehlen wir konservative Therapien wie Ruhigstellung des Gelenkes mittels Schiene und Physiotherapie.“
Chronische Instabilität erfordert eine Stabilisierungsoperation
Trotz konservativer Behandlungen kommt es in etwa dreißig Prozent der Fälle zu einer chronischen Instabilität. Wiederkehrendes Umknicken, subjektives Instabilitätsgefühl, vor allem beim Gehen auf Unebenheiten, oder wiederkehrende Schwellungen und Schmerzen sind die Folge, die sich durch Belastung verstärken.
„Helfen konservative Behandlungen nicht und bestehen weiterhin Beschwerden, ist eine Stabilisierungsoperation indiziert.“, so Gruber. „Als Therapie stehen der offene und der arthroskopische Eingriff zur Verfügung. Abhängig davon, wie stark der Bandapparat geschädigt ist, wird eine dieser Methoden angewandt.“
Die offene Stabilisierungsoperation, teilweise mit Implantat, ist dann notwendig, wenn das Band ganz abgerissen ist, oder wenn mehrere Bänder verletzt sind. Begleitverletzungen der Sehnen sind ebenfalls ein Grund für eine offene Operation.
Arthroskopie zur Stabilisierung
Sind ausreichend Bandreste vorhanden, kann eine arthroskopische Stabilisierungs-Operation durchgeführt werden. Bei der Sprunggelenksarthroskopie muss das Gelenk nicht vollständig geöffnet werden.
Es werden vielmehr verlängerte Bandreste mittels Knochenanker an den ursprünglichen Bandansatz fixiert und gerafft.
Im Falle einer arthroskopischen Operation sind das Operationstrauma und der Blutverlust weitaus geringer und die Patientinnen und Patienten haben weniger Schmerzen.
Darüber hinaus profitieren die Patientinnen und Patienten von einer besseren Beweglichkeit, einer geringeren Narbenbildung, einem kurzen Krankenhausaufenthalt und einer rascheren Genesung. Dieser Eingriff kann tagesklinisch durchgeführt werden.
„Wenn möglich, wenden wir den minimal-invasiven Eingriff an, damit die Patientinnen und Patienten rascher genesen und das Gelenk beweglich bleibt.“ Die Nachbehandlung besteht in einer postoperativen Ruhigstellung mit ansteigender Belastung und begleitender Physiotherapie.
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Quellen:
¹ Herz-Jesu Krankenhaus – erstes zertifiziertes Zentrum für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie Österreichs
² Das akute Supinationstraumades oberen Sprunggelenkes – eine Bagatelle? (pdf)
³ Sprunggelenksdistorsion: Wann röntgen, wie behandeln?
Hinweis: Das Herz-Jesu Krankenhaus im 3. Bezirk in Wien ist eine orthopädische Fachklinik mit hoher internistischer Expertise in Rheumatologie, Osteologie und Remobilisation. OA Dr. Florian Gruber, Orthopäde an der I. Orthopädische Abteilung, ist einer der Hauptoperateure und ist Vorstand der österreichischen Gesellschaft für Fußchirurgie.
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