Dentinhypersensibilität – schmerzempfindliche Zähne

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Dentinhypersensibilität - schmerzempfindliche Zähne

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Schmerzempfindliche Zähne sind keine Seltenheit. Rund 50% der Österreicher leiden unter Dentinhypersensibilität. Ob heiss, ob kalt, ob süss oder sauer – jeder, der unter schmerzempfindlichen Zähnen leidet, kennt den unangenehmen Schmerzblitz.


Schuld an den unangenehmen Schmerzen sind meist freiliegende Zahnhälse. Aber auch Zahnerkrankungen können die Ursache für schmerzempfindliche Zähne sein. Falsche Zahnputztechniken tragen das ihre zu dem Leiden bei. Doch was hilft bei schmerzempfindlichen Zähnen?

Dentinhypersensibilität Artikelübersicht:

Sie freuen sich auf einen Schluck heißen Tee oder Punsch, aber kaum berührt die Flüssigkeit Ihre Zähne, zuckt ein blitzartiger Schmerz durch den Kiefer. Betroffene empfinden manchmal schon eine kalten Luftzug auf den Zähnen als unangenehm bis schmerzhaft! Doch was ist die Ursache? Warum empfinden manche Menschen Schmerzen und andere sind gänzlich unempfindlich?

Dentinhypersensibilität

Schmerzempfindliche Zähne werden durch freiliegende Zahnhälse verursacht, verantwortlich dafür wiederum ist ein Zurückweichen des Zahnfleisches. Die häufigste Ursache sind Erosionen durch säurehaltige Lebensmittel. Falsche Putztechnik durch die Zahnfleischschwund (gingivale Rezession) entstehen kann, sowie funktionelle Probleme oder eine Kombination mehrerer Faktoren sind weitere Ursachen für die Dentinhypersensibilität.

Hypersensibilitäten können durch eine Vielzahl mechanischer, thermischer oder osmotischer (unter osmotisch wird die wasserziehende Wirkung einer Substanz bezeichnet) Stimuli hervorgerufen werden.

Von den meisten Patienten wird ein kurzer, intensiver Schmerz beschrieben, der nur während der Reizdauer auftritt. Es gibt aber auch Fälle, bei denen die Schmerzen mehrere Minuten anhalten und so weit ansteigen, dass Essen, Trinken und sogar das Atmen Schwierigkeiten bereiten.

EXKURS – Dentin

Dentin, direkt unter dem Zahnschmelz gelegen und auch Zahnbein oder Dentinbein genannt, ist ein knochenähnliches Gewebe, das den größten Teil der Zahnsubstanz darstellt. Es ist härter als Knochen, jedoch weicher als Zahnschmelz. Das Dentin gibt dem Zahn seine typische Farbe, Form und Stabilität, es reicht von der Wurzelspitze bis zur Krone. Dentin ist eine lebende Substanz und seine Ernährung erfolgt von innen her durch das Zahnmark, auch Pulpa genannt.

Von der Pulpa bis zum Zahnschmelz führen sogenannte Dentinkanälchen. In diesen befinden sich zahlreiche Nervenenden, die häufig Ursache für schmerzhafte Überempfindlichkeiten sind. Liegt der Zahnhals frei, entsteht durch die Kanälchen eine direkte Verbindung zur Außenwelt.

Auf Reize aller Art reagiert der Zahn nun mit Schmerzen: Nervenfasern, die durch die Kanälen ziehen, leiten jeden Reiz mit einem schwachen elektrischen Impuls an das Gehirn weiter: kommt sehr Heißes oder sehr Kaltes an den Zahn, folgt ein kurzer heftiger Zahnschmerz.

Der über dem Dentinbein liegende Zahnschmelz dient bei gesunden Zähnen als Schutzschild und dämpft diese Reize stark ab. Ist diese Schutzschicht beschädigt, ist Dentinhypersensibilität die Folge.

Ursache für schmerzempfindliche Zähne

Zieht sich das Zahnfleisch – aus welchen Gründen auch immer – zurück, so wird das empfindliche Dentin freigelegt. Mit seinen feinen Kanälchen bildet es das „Tor zum Nerv“ und damit das “Tor zum Schmerz”.

Temperaturschwankungen sowie chemische oder mechanische Reize werden nun ohne schützende Zwischenschicht direkt an den Zahnnerv weitergeleitet und als Schmerz registriert. Doch wie kommt es zu den freiliegenden Zahnhälse? Wie entstehen schmerzempfindliche Zähne? Die Ursachen können vielfältig sein:

  • Rezession (Zahnfleischschwund): Zahnfleischrückgang ohne vorhergehende Entzündung bezeichnen Zahnärzte als Rezession. Bei schwerwiegenden Fällen wird der Zahnfleischrückgang auch von einem Knochenschwund begleitet. Die Ursachen hierfür sind vielfältig: falsche Zahnputztechnik in Kombination mit zu harten Zahnbürsten können eine Ursachen sein, manchmal ist Zahnfleischwund aber auch einfach Ergebnis des natürlichen Alterungsprozesses. Auch extremer Bruxismus – also Zähneknirschen im Schlaf – kann das Zahnfleisch beeinträchtigen.
  • Zahnputztechnik: Trotz aller Aufklärung – die meisten Menschen putzen ihre Zähne falsch. Anstatt vertikal von „rot“ nach „weiß“ zu putzen, schrubben viele in horizontalen Bewegungen über die Vorderfläche der Zähne und scheuern so den Zahnschmelz und das weichere Dentin mit der Zeit ab. Aber je größer die Fläche des freiliegenden Dentins, desto schmerzempfindlicher der Zahn.
  • Parodontitis: Vor allem durch mangelnde Mundhygiene und Bakterien können sich Zahnfleisch und Co entzünden. Rötung und Schwellung, gefolgt vom Rückzug des Zahnfleisches bis hin zum Knochenschwund, sind typische Symptome. Als Folge liegen die schmerzempfindlichen Zahnhälse frei.
  • Bruxismus: Dreieckige Unterhöhlungen im Bereich des Zahnhalses werden als keilförmiger Defekt bezeichnet. Als Ursache vermuten Zahnärzte Bruxismus, also Zähneknirschen – aber auch falsche Zahnputztechniken. Der Zahnschmelz in diesem Bereich wird durch starke Scherkräfte quasi abgetragen. Die Folge: freiliegende Zahnhälse und in Folge schmerzempfindliche Zähne.
  • Hilfe durch den Zahnarzt

    Präventive und nicht-invasive Behandlungen sind invasiven Methoden vorzuziehen. Lassen Sie sich also bezüglich der richtigen Zahnputztechnik und der für Sie passenden Bürste beraten. Auch gibt es spezielle Zahnpasten, die bei schmerzempfindlichen Zähnen helfen können.

    Sollte der Schmerz aber anhalten oder stärker werden, ist der Besuch beim Zahnarzt ratsam. Bei folgenden Anzeichen empfiehlt es sich jedenfalls, sofort einen Termin zu vereinbaren.

  • Zahnfleischrückgang: entwickelt sich langsam und wird erst nach und nach sichtbar; Parodontitis gehört aber jedenfalls fachärztlich behandelt
  • Lockere Zähne: plötzlich gelockerte Zähne sind ein ernstzunehmendes Alarmzeichen
  • Zahnfleischbluten: vermehrtes Zahnfleischbluten ist ein Warnhinweis – lassen Sie die Ursachen von Ihrem Zahnarzt abklären
  • Zahnfrakturen: Risse und Brüche im Zahn werden oft erst durch empfindlich werdende Zähne erkennbar. Zahnrüchhe gehören aber unbedingt behandelt

Welche Möglichkeiten hat der Zahnarzt?

Um den Schmerzreiz der Zahnhälse einzudämmen, gibt’s verschiedene Möglichkeiten:

  • Versiegelung: die Oberfläche von freiliegenden Zahnhälsen lässt sich mit Medikamenten oder dünnflüssigen Kunststoffen versiegeln. Oft reicht schon eine einmalige Anwendung aus
  • Zahnhalsfüllungen: Ein ausgehöhlter Zahnhalsbereich oder keilförmiger Defekt lässt sich mit einer kleinen, unsichtbaren Kunststofffüllung verschließen. So bekommt der Zahn seine ursprüngliche Form zurück und unangenehme Reize werden vom Dentin ferngehalten
  • Chirurgie: Patienten mit starker Parodontitis leiden nicht nur unter starkem Zahnfleischschwund und der damit verbundenen Schmerzempfindlichkeit der Zähne, sonder auch unter der Optik. Die freiliegenden Zahnhälse sind dunkler gefärbt und die Zähne wirken verlängert – insgesamt wirkt das Gebiss meist ungepflegt. Mittels chirurgischer Maßnahmen kann das Zahnfleisch wieder an die ursprüngliche Stelle zurückversetzt werden. Die Ästhetik verbessert sich, die Schmerzempfindlichkeit wird minimiert, die Lebensqualität nimmt zu

Doch auch bei schmerzempfindlichen Zähnen sollte man sich nicht auf die ‘Reparaturmedizin’ verlassen, sondern selbst aktiv – sowohl vorsorgend als auch nachsorgend – tätig werden:

  • Lernen Sie die richtige Zahnputztechnik
  • Lassen Sie eine Knirscherschiene anfertigen, wenn Sie unter Bruxismus leiden
  • Zahnfehlstellungen sollten korrigiert werden
  • Verwenden Sie ‘milde’ Zahnpasten und Mundpflegeprodukte, die eigens für schmerzempfindliche Zähne entwickelt wurden

Spezielle Zahnpflegeprodukte sind häufig mit dem Beiwort „sensitive“ versehen. Sie enthalten oft Aminfluorid, Arginin, Kalzium oder andere Inhaltsstoffe, die sich am Zahn ablagern und Verbindungen eingehen, die die Dentinkanälchen verschließen und schmerzempfindliche Zähne so gar nicht erst entstehen lassen.

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Linktipps

– Zahnfleischbluten: Was tun bei Parodontitis?
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