Ein Riss im Meniskus – was nun?

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Ein Riss im Meniskus – was nun?

Fotocredit: Franck Camhi + Jan Nedbal | Adobe Stock + Sebastian Kaulitzki | Fotolia

Ob beim Skifahren, Tennis oder Basketball – bei einer Menge Sportarten unterliegen die Kniegelenke einer zum Teil hohen Belastung. Kommt eine Drehbewegung dazu, strapaziert diese den Meniskus. Er wird gequetscht, klemmt ein oder reißt.


Tritt akut ein Meniskusriss auf, bemerken Betroffene einen stechenden Schmerz im Knie. Wie geht es jetzt weiter?

Riss im Meniskus – Artikelübersicht:

Unter Meniskus versteht man die Knorpelscheibe zwischen dem Unter- und Oberschenkelknochen, davon gibt es pro Knie jeweils zwei.

Unterschieden werden: der Innenmeniskus (befindet sich auf der Innenseite des Knies) und der Außenmeniskus (auf der Außenseite des Knies).

Meniskusriss oder -quetschung verursachen einen belastungsabhängigen Schmerz im Kniegelenk.

Er manifestiert sich auf Höhe des betroffenen Gelenkspalts, entweder innen oder außen.

Entscheidend ist, welcher der beiden Menisken betroffen ist.

Meniskus geklemmt oder gerissen – wie bemerken Betroffene den Unterschied?

Ist der halbmondförmige Meniskus geklemmt, fühlen sich die Schmerzen dumpf bis drückend an. Auch ein ziehendes Gefühl kommt infrage. Sie entstehen häufiger an der Knieaußenseite, da die Quetschung meist den Außenmeniskus betrifft.

Beim Meniskusriss hören viele Betroffene ein Schnapp- oder Knackgeräusch im Kniegelenk. Zeitgleich oder minimal verspätet schießt ihnen der Schmerz geradezu in den Gelenkspalt zwischen Ober- und Unterschenkel. Er fühlt sich stark stechend an.

Das und das Anschwellen des Kniegelenks beeinträchtigen dessen Bewegung. Betroffenen fällt es schwer, das Knie vollständig zu strecken oder zu beugen. Zudem fühlt sich das Gelenk instabil an.

Wie kann ein Meniskusriss entstehen?

Die Menisken fungieren in den Kniegelenken als eine Art Stoßdämpfer. Als Faserknorpelscheiben liegen sie zwischen dem Unter- und dem Oberschenkelknochen. Sie verteilen den Druck, der bei einer Belastung auf das Kniegelenk einwirkt.
Zudem:

• stabilisieren sie das Kniegelenk
• gleichen sie eine mangelnde Kongruenz zwischen den Gelenkflächen aus
• vergrößern sie die Kontaktfläche zwischen den Gelenkanteilen

Letzteres geschieht, um druckbedingtem Abrieb vorzubeugen. Drückt eine starke Belastung den Gelenkspalt zusammen, droht eine Meniskusquetschung. Unterliegt das Knie zusätzlich einer rotierenden Bewegung, kann einer der Knorpel einreißen.

Ein mögliches Szenario entsteht beim Fußball. Ein Spieler springt, geht beim Landen leicht in die Knie und wechselt noch im Aufkommen die Laufrichtung. Die Druck-Dreh-Bewegung verletzt hauptsächlich den Meniskus, der sich auf der Außenseite des stärker belasteten Kniegelenks befindet.

Auch ein ruckartiges Beugen und Strecken des Beins begünstigt den Meniskusschaden. Das geschieht beim Fußball, wenn ein Spieler schnell nach dem Ball tritt.

Dabei gerät der Rand des Knorpels zwischen die Gelenkkörper. Der starke Druck, der auf ihn einwirkt, bringt ihn zum Ein- oder Durchreißen. Das geschieht häufiger beim Innenmeniskus. Er ist fest mit dem Seitenband des Kniegelenks verbunden. Im Vergleich zum Außenmeniskus macht ihn das weniger flexibel.

Gibt es weitere Faktoren, die einen Meniskusriss begünstigen?

Neben mehreren Sportarten steigern bestimmte Berufe die Gefahr eines Meniskusschadens. Das gilt für Handwerker, die einen Großteil ihrer Arbeit in der Hocke erledigen:

• Fliesenleger
• Bodenleger
• Estrichleger
• Dachdecker
• Pflasterer

Auch Installateure gehen einer kniebelastenden Tätigkeit nach, wenn sie bodennah Wasser- oder Heizungsrohre verlegen.

Berufsunabhängig steigt das Risiko eines Risses im Meniskus bei Personen, die eine Beinfehlstellung aufweisen. „X-Beine“ oder „O-Beine“ überlasten das Kniegelenk einseitig. Dadurch nimmt der Druck auf die Innen- oder die Außenmenisken zu.

Unterliegen sie einem Dauerdruck, stirbt das Gewebe in Teilen ab. Die letzte Lösung ist dann eine Meniskusresektion. Bei dieser minimalinvasiven Operation entfernen die Ärzte den Meniskus teilweise oder vollständig.

Entsteht ein Riss im Meniskus auch durch Verschleiß?

Ab dem 40. Lebensjahr beginnt das Meniskusgewebe zu verschleißen. Es nimmt an Masse und Elastizität ab. Mit zunehmendem Alter steigt bereits bei geringer Kniebelastung die Gefahr eines Meniskusrisses. Ebenfalls kann dieser ohne Krafteinwirkung von außen auftreten.

Sofern der Meniskus dauerhaft ausfällt, kann sich bei Betroffenen eine Kniearthrose bilden. Sie tritt an Innen- oder Außen- oder der Gelenksflächen des Kniegelenks auf.

Achtung: Jede Teilresektion (operative Entfernung bestimmter Gewebeteile) des Meniskus erhöht im Alter das Risiko einer Kniearthrose. Denn weniger Meniskusgewebe bedeutet einen schnelleren Gewebeabbau. Der Verschleiß beschleunigt sich. Erfordert eine Meniskusverletzung eine Operation, sollten Ärzte bei dieser den vollständigen Erhalt des Knorpels anstreben.

Spezielle Nahttechniken und Instrumente helfen dabei.

Arthrose-Prophylaxe: den Meniskus funktionsfähig halten

Ein Meniskusriss zieht nicht zwangsläufig eine Meniskusresektion nach sich. Bei einer frischen Verletzung ohne Gewebeverfall fällt die Wahl auf eine Meniskusrefixation, der Meniskusnaht.

Die Meniskusnaht meint einen operativen Eingriff, der 60 bis 120 Minuten dauert. Ob sie bei einem Riss im Meniskus infrage kommt, entscheidet der behandelnde Arzt während einer Gelenkspiegelung bzw. Arthroskopie.

Diese erfordert zwei Einschnitte ins Gelenk – einen für die Kamera, den anderen für das Instrument.

Fällt seine Entscheidung positiv aus, näht er den Meniskus noch während der Spiegelung. Das funktioniert folgendermaßen:

• Wasser „pumpt“ das Kniegelenk auf.
• Bei der All-Inside-Technik vernäht der Arzt den Meniskus ohne einen dritten Hautschnitt. Dafür setzt er zwei Anker vor die Gelenkkapsel. Ein vorgelegter Knoten zieht den Riss im Meniskus zu.
• Die Outside-In- sowie die Inside-Out-Naht erfordern jeweils einen zusätzlichen Schnitt. Dafür nutzt der Arzt eine Nadel, die er von außen nach innen oder andersherum in den Gelenkspalt sticht. Mit ihr zieht er die Fäden der Meniskusnaht durch die Haut, bevor er sie vor der Gelenkkapsel verknotet.

Danach entfernt der Arzt das Wasser wieder aus dem Kniegelenk und vernäht die Hautschnitte.

Was ist das Meniskus-Wrapping?

Nach der Meniskusnaht kann der Knorpel eine zusätzliche Stabilisierung erhalten. Dafür bekommt er nach dem Vernähen eine Art Hülle, eine Kollagenmembran. Sie unterstützt den Regenerationsprozess.

Die biologischen Faktoren für den Meniskuserhalt

Neben einem operativen Eingriff tragen orthobiologische Faktoren dazu bei, einen verletzten Meniskus zu erhalten. Zu ihnen gehört die Hyaluronsäure-Therapie, bei der die Ärzte dem betroffenen Gelenk Hyaluronsäure von außen zuführen. Sie injizieren sie direkt in den Gelenkspalt, wo sie die natürliche Gelenkflüssigkeit ergänzt.

Auch eine Eigenbluttherapie kann bei Knorpelschäden eingesetzt werden, um die Regeneration voranzutreiben. Kernstück der Behandlung ist das konzentrierte Blutplasma des Patienten.

Dieses enthält Proteine sowie Wachstumsfaktoren. Letztere fördern das Wachstum von Bindegewebszellen und die Produktion von Kollagen. Beides beschleunigt die Regeneration eines verletzten Meniskus.

Was geschieht bei einem schweren Meniskusschaden?

Bei einem gravierenden Meniskusriss scheidet das Nähen als Behandlungsmethode. Die Ärzte müssen den betroffenen Knorpel teilweise oder komplett entfernen. Um die Kniefunktion dennoch zu erhalten, kommt eine Meniskustransplantation infrage.

Die Operation eignet sich vornehmlich für junge Patienten, die weder unter einer Achsenfehlstellung noch unter einer Kniearthrose leiden. Sie dauert im Schnitt 120 bis 150 Minuten.

Der Eingriff unterteilt sich in den Einsatz eines künstlichen Meniskus und die Transplantation eines menschlichen Meniskus.

Der künstliche Knorpel besteht aus einem Biomaterial, vorzugsweise Actifit®. Dieses fungiert vorübergehend als Knorpelgewebe zwischen Ober- und Unterschenkel. Im Laufe der Zeit sollen neue Meniskuszellen in das Material einwachsen und seine Stelle einnehmen.

Ein echter Meniskus stammt von einem Spender. Im Gegensatz zur künstlichen Variante ist er daher nicht jederzeit verfügbar. Zudem erfordert die Transplantation das Aufbereiten des zu implantierenden Knorpels.

Dieser Schritt ist relevant, um eine Abstoßungsreaktion zu vermeiden. Zudem verhindert die sorgfältige Aufbereitung, dass Patienten eine dauerhafte Immunsuppression benötigen.

Fazit: Nach dem Meniskusriss steht der Meniskuserhalt im Vordergrund

Ein Meniskusriss entsteht infolge eines Bewegungstraumas oder im fortgeschrittenen Alter durch den Abbau an Knorpelgewebe. Stechende Knieschmerzen sowie Bewegungseinschränkungen treten auf.

Reicht es nicht aus, das Bein ruhigzustellen und Schmerzmittel einzunehmen, unterziehen sich die Betroffenen einer Operation.

Da der Meniskuserhalt bei der Behandlung an erster Stelle steht, sind die Meniskusnaht sowie das Wrapping eine gute Wahl.

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Quellen:

¹ Meniskusresektion – die teilweise oder vollständige Entfernung des Meniskus – Univ.-Prof. Dr. Stefan Marlovits
² Meniscal Repair Techniques – Review (Spalding T. et al. in Clin Sports Med. 2020 Jan;39(1):37-56.) doi: 10.1016/j.csm.2019.08.012

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