Winterdepression – Tipps gegen den Winterblues
Herbst und Winter schlagen vielen Menschen aufs Gemüt. Nicht nur das nasskalte Wetter, vor allem der Lichtmangel führen zu Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Melancholie. In Österreich leiden etwa fünf Prozent der Bevölkerung an einer sogenannten Winterdepression. Den Betroffenen dieser als saisonal abhängigen Depression (SAD) bezeichneten Erkrankung stehen mittlerweile aber eine große Auswahl therapeutischer Möglichkeiten zur Verfügung.
Das triste, kalte Wetter hinterlässt bei vielen Menschen tiefe Spuren. Wer sich in der kalten Jahreszeit regelmäßig mit permanenter Müdigkeit, melancholischer Verstimmung und Kraftlosigkeit herumschlagen muss, leidet vermutlich an einer Winterdepression: er hat, wie es umgangssprachlich heisst, den Winterblues.
Dabei handelt es sich aber um mehr als bloß eine Verstimmung. Ärzte klassifizieren diese saisonal auftretende Krankheit entweder als rezidivierende, also wiederkehrende depressive Störung oder als Subform einer bipolaren affektiven Störung.
Ursachen
Ursache für die saisonal abhängige Depression ist der Mangel an natürlichem Tageslicht sowie die verminderte Lichtintensität in den Herbst- und Wintermonaten. Der Lichtmangel bewirkt bei den Betroffenen eine Störung des Schlaf-Wach-Rhythmus, was in Folge zu Schlafstörungen führt.
Hauptverantwortlich dafür sind die Hormone Melatonin und Serotonin, deren Aufbau (Biosynthese) vom Tageslicht reguliert wird. Serotonin ist wesentlich für die Förderung des Wachzustandes zuständig und wird aufgrund seiner Wirkungen auf die Stimmungslage im Volksmund oft als „Glückshormon“ bezeichnet.
Die Produktion des Neurotransmitters läuft vor allem tagsüber auf Hochtouren, ist aber aufgrund der kürzeren Tageslichtphasen im Winter eingeschränkt. Melatonin wiederum wird vermehrt in der Nacht gebildet und fördert das Einschlafen. In den lichtarmen Monaten wird nicht nur nachts, sondern auch tagsüber mehr Melatonin produziert.
Diese Dysbalance, also der Mangel an Serotonin und das Übermaß an Melatonin führt dazu, dass empfindliche Menschen sich zunehmend schlapp und schläfrig fühlen und mehr Appetit verspüren, vor allem auf Süßes und besonders auf Schokolade.
Symptome
Typische Symptome sind
– Freud- und Lustlosigkeit
– Antriebsverminderung
– depressive Verstimmung
– Appetitvermehrung
– Hypersomnie (erhöhtes Schlafbedürfnis mit anhaltender Müdigkeit)
– Vernachlässigung sozialer Kontakte
Therapie
Mittlerweile steht den Betroffenen eine große Auswahl an therapeutischen Maßnahmen zur Verfügung. Je nach Ausprägung wird vom behandelnden Arzt das Mittel der Wahl bestimmt.
Lichttherapie: Der Einsatz von künstlichem Tageslicht mittels sogenannter Tageslichtlampen wirkt sich äußerst positiv auf die Patienten aus. Es kommt oft schon innerhalb weniger Tage zu einer Reduktion der depressiven Symptome, ist gut verträglich und weist kaum Nebenwirkungen auf.
Der Besuch im Solarium bringt bei der Bekämfung des winterlichen Stimmungstiefs leider gar nichts, denn wirksam ist im Falle des Melatonins nur die so genannte optische Strahlung, also das für uns normale, sichtbare Licht. Die Röhren der künstlichen Sonne geben aber nur UV-Licht ab. Außerdem hat über die Haut aufgenommene Strahlung auf die Melatoninbildung keinerlei Wirkung.
Die Ausschüttung des “Schlafhormons” wird nur dann verhindert, wenn das sichtbare Licht über die Augen aufgenommen wird, was wiederum nur bei der vom Arzt verordneten Lichttherapie mittels besonders heller Speziallampen möglich ist.
Johanniskraut (Hypericum perforatum): Diese Heilpflanze wirkt nicht nur gegen depressive Verstimmungen, sie steigert auch die Lichtempfindlichkeit der Haut, wodurch der winterliche Lichtmangel besser ausgeglichen werden kann.
Auch Grüntee dürfte positiv bei depressiven Stimmungslagen wirken. Ein japanisches Forscherteam hat jedenfalls herausgefunden, dass zwei bis drei Tassen täglich eine stimmungsaufhellende Wirkung bei depressiven Patienten auslösten. Die positive Wirkung dürfte dabei auf die im grünen Tee enthaltenen Substanz EGCG (Epigallocatechin-3-Gallat) zurückzuführen sein, die Wissenschaftler auch für die Schutzwirkung von Grüntee u. a. gegen Parkinson und Alzheimer verantwortlich machen.¹
Vitamin D-Supplementation: Menschen, die unter dem winterlichen Stimmungstief leiden, sollten beim Hausarzt ihren Vitamin D-Status prüfen lassen. Fehlt der Haut das Sonnenlicht, produziert der Körper nicht genügend Vitamin D.
Studien haben gezeigt, dass ein zu niedriger Vitamin D-Spiegel im Blut ebenfalls eine gedrückte Stimmung verursachen kann. Da die Substanz nur zu einem geringen Teil über die Nahrung aufgenommen wird, kommt es in unseren Breitengraden in der dunklen Jahreszeit häufig zu einem Mangel dieses lebenswichtigen Vitalstoffes. Dies kann durch die ergänzende Einnahme eines Vitamin D-Präparats ausgegleichen werden.
Bei einer diagnostizierten Winterdepression können bei der Behandlung zudem folgende Medikamente zum Einsatz kommen:
- Selektive Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (NARI)
- Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRI)
- Noradrenalin-Serotonin-spezifisches Antidepressivum (NaSSA)
- Phytopharmaka (z. B. Extrakt aus Johanniskrautöl)²
Die Winterdepression ist deutlich von der echten, klassischen Depression zu unterscheiden, die speziell vom Psychotherapeuten oder Psychiater behandelt werden muss.
Tipps gegen den Winterblues
Wenn die Beschwerden sehr gering sind, helfen oft einfache Mittel und Wege, die allgemeine Befindlichkeit zu verbessern:
Tanken Sie Tageslicht: Bei leichten winterlichen Verstimmungen kann bereits ein täglicher 30- bis 60-minütiger Spaziergang bei normalem Tageslicht reichen, um den Melatoninhaushalt wieder in Ordnung zu bringen.
Bringen Sie Ihren Kreislauf in Schwung: Kalte Aufgüsse nach der Kneipp-Methode können helfen, den Kreislauf anzuregen, außerdem verbessern Kneippgüsse die Durchblutung und stärken das Immunsystem.
Strukturieren Sie Ihren Tagesablauf: Verstärken Sie die Störung Ihres biologischen Rhythmus nicht auch noch dadurch, dass Sie Abläufe durcheinander bringen. Gerade jetzt ist es wichtig, die Tagesstruktur aufrecht zu erhalten.
Nehmen Sie sich Zeit für sich selbst: Ein Wellness-Wochenende im Thermalhotel samt Saunabesuch und professioneller Massage kann wahre Wunder wirken.
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¹ dgk.de – Deutsches Grünes Kreuz
² depression.at
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Linktipps
– Den Ursachen der Winterdepression auf der Spur
– 9 Tipps wie Kinder fröhlich durch den Herbst und Winter kommen
– Biorhythmus & Organuhr (auf die innere Uhr hören)
– Johanniskraut gegen Depressionen
– Was ist eine Bipolare Störung?
– Vitamin D – das Sonnenvitamin
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