Trommelfellperforation – Ursachen, Symptome, Behandlung und Prävention

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Bei einer Trommelfellperforation bzw. Trommelfellriss handelt es sich um eine mechanische Verletzung des Trommelfells.
Ein Riss im Trommelfell kann plötzlich auftreten – etwa nach Druck, Verletzung oder Entzündung. Lesen Sie, wie die Heilung verläuft und wann ärztliche Hilfe nötig ist.
Trommelfellperforation – Ursachen, Symptome, Behandlung und Prävention
Trommelfellperforation – Artikelübersicht:
- Was ist eine Trommelfellperforation?
- Ursachen & Risikofaktoren
- Was passiert im Ohr?
- Symptome & Warnzeichen
- Diagnostik
- Behandlung
- Chirurgische Optionen
- Nachsorge & Prognose
- Prävention
- Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
- Trommelfellperforation vs. Trommelfellriss
Was ist eine Trommelfellperforation?
Definition: Eine Trommelfellperforation – auch als Trommelfelldefekt oder Ruptur bezeichnet – liegt vor, wenn das Trommelfell durch einen Riss oder ein Loch unterbrochen ist. Diese dünne Membran trennt den äußeren Gehörgang vom Mittelohr und dient der Schallübertragung. Wird sie verletzt, ist die Schallweiterleitung beeinträchtigt und das Mittelohr nicht mehr vollständig gegen äußere Einflüsse geschützt.
Bei vielen Betroffenen heilt das Trommelfell innerhalb einiger Wochen spontan, insbesondere bei kleinen, sauberen Verletzungen. In anderen Fällen kann eine gezielte Behandlung notwendig sein, um Komplikationen zu vermeiden oder die Hörfunktion wiederherzustellen.
Ursachen & Risikofaktoren
Eine Trommelfellperforation kann durch verschiedene Einflüsse entstehen. Die wichtigsten Ursachen und Risikofaktoren sind:
Mechanische Verletzungen:
- Unsachgemäße Reinigung des Gehörgangs mit Wattestäbchen, Haarnadeln oder ähnlichen Gegenständen.
- Schlag oder Sturz aufs Ohr, etwa bei Sportunfällen oder häuslichen Verletzungen.
- Plötzliche Druckveränderungen, z. B. bei Explosionen, Flugreisen oder beim Tauchen (Barotrauma).
Entzündliche Ursachen:
- Akute Mittelohrentzündung (Otitis media) mit Eiterbildung und Druckaufbau, der das Trommelfell reißen lassen kann.
- Chronische Mittelohrentzündungen, die zu dauerhaften Defekten führen können.
Weitere Risikofaktoren:
- Wiederholte Ohrinfektionen oder gestörte Belüftung des Mittelohrs über die Ohrtrompete.
- Fremdkörper oder Wassereintritt ins Ohr, insbesondere bei bestehenden Perforationen.
- Vorangegangene Operationen oder Belüftungsröhrchen, die die Trommelfellstruktur geschwächt haben.
Was passiert im Ohr?
Das Trommelfell ist eine hauchdünne, elastische Membran, die Schallwellen auf die Gehörknöchelchen im Mittelohr überträgt. Bei einer Perforation wird dieser Übertragungsweg gestört:
- Ein Riss oder Loch verringert die wirksame Schwingungsfläche, wodurch weniger Schall ins Mittelohr gelangt.
- Die Schallübertragung auf Hammer, Amboss und Steigbügel ist beeinträchtigt – eine Hörminderung entsteht.
- Das Mittelohr verliert seinen Schutz: Keime, Wasser und Schmutz können leichter eindringen und Entzündungen auslösen.
- Bei größeren Verletzungen können auch Strukturen des Innenohrs betroffen sein, was zu Schwindel oder Ohrgeräuschen führen kann.
Symptome & Warnzeichen
Eine Trommelfellperforation äußert sich typischerweise durch:
- Plötzliche, stechende oder ziehende Schmerzen im Ohr.
- Spürbare Hörminderung auf der betroffenen Seite.
- Ein dumpfes, hohles oder druckvolles Gefühl im Ohr.
- Manchmal blutiger oder klarer Ausfluss aus dem Ohr.
- Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Schwindel, insbesondere bei größeren Defekten.
Diagnostik
Die Diagnose wird in der Regel durch eine HNO-ärztliche Untersuchung gestellt. Sie umfasst mehrere Schritte:
Anamnese:
- Fragen zu möglichen Auslösern wie Ohrverletzungen, Druckveränderungen oder Infekten.
- Erfassung der Symptome – insbesondere Hörminderung, Schmerzen, Ausfluss oder Schwindel.
Ohruntersuchung (Otoskopie):
- Das Trommelfell wird direkt betrachtet, um Form, Größe und Lage des Defekts zu beurteilen.
- Ein kleiner Riss kann mit Licht und Lupe sichtbar gemacht werden; größere Perforationen sind meist deutlich erkennbar.
Tympanometrie und Audiometrie:
- Bei der Tympanometrie wird die Beweglichkeit des Trommelfells geprüft, um Belüftungsstörungen zu erkennen.
- Ein Hörtest (Audiometrie) zeigt, ob und in welchem Ausmaß die Hörleistung eingeschränkt ist.
Bildgebung:
- Nur bei Verdacht auf komplizierte Verletzungen, Knochenbrüche oder chronische Entzündungen wird eine CT-Untersuchung veranlasst.
Behandlung
Die Therapie richtet sich nach der Ursache, der Größe des Defekts und den Begleitsymptomen. Grundsätzlich unterscheidet man konservative und operative Verfahren.
Konservative Behandlung:
- Kleine, frische Perforationen heilen in den meisten Fällen spontan innerhalb von zwei bis vier Wochen.
- Das Ohr sollte trocken gehalten werden – kein Schwimmen oder Tauchen, und beim Duschen das Ohr mit Watte und Vaseline schützen.
- Bei Entzündungszeichen können spezielle, nicht-ototoxische Ohrentropfen oder Antibiotika verabreicht werden.
- Wattestäbchen und andere Manipulationen am Gehörgang sind strikt zu vermeiden.
Kontrolle:
- Wenn sich der Trommelfelldefekt nach etwa sechs bis acht Wochen nicht schließt oder wiederkehrende Entzündungen auftreten, sollte eine operative Versorgung in Betracht gezogen werden.
Chirurgische Optionen
Bei bleibenden oder größeren Defekten stehen verschiedene operative Verfahren zur Verfügung:
Papiervlies- oder Silikonpflaster (Trommelfellschienung):
- Ein kleiner Defekt wird mit einem hauchdünnen Material überdeckt, das als Heilungsschablone dient.
- Der Rand des Lochs wird geglättet, damit sich neue Hautzellen leichter schließen können.
Myringoplastik (Trommelfellplastik):
- Bei größeren Defekten wird ein kleines Stück körpereigene Faszie oder Knorpel transplantiert, um das Loch dauerhaft zu schließen.
- Dieser Eingriff erfolgt meist unter lokaler Betäubung, bei Kindern oft unter Narkose.
- Die Erfolgsrate liegt bei über 80 %, insbesondere bei zentralen Perforationen.
Tympanoplastik:
- Wenn zusätzlich die Gehörknöchelchen betroffen sind, wird deren Beweglichkeit oder Verbindung rekonstruiert.
- Ziel ist die Wiederherstellung der Schallübertragung und die Verbesserung des Hörvermögens.
Nachsorge & Prognose
Nach einer Perforation oder Operation ist eine sorgfältige Nachsorge entscheidend:
- Regelmäßige HNO-Kontrollen sichern den Heilungsverlauf ab.
- Das Ohr sollte während der Heilung konsequent trocken gehalten werden.
- Flugreisen oder Tauchgänge sollten bis zur vollständigen Abheilung vermieden werden.
- In den meisten Fällen heilt das Trommelfell vollständig, und die Hörleistung normalisiert sich.
- Bei wiederholten Entzündungen oder schlechter Belüftung kann es zu erneuten Defekten kommen, die operativ versorgt werden müssen.
Prävention
Eine Trommelfellperforation lässt sich in vielen Fällen vermeiden:
- Keine Wattestäbchen oder Fremdkörper tief in den Gehörgang einführen.
- Druckausgleich bei Flug oder Tauchen regelmäßig durchführen.
- Gehörschutz bei Lärm oder Explosionen verwenden.
- Ohrinfektionen rechtzeitig behandeln, um Druckaufbau zu vermeiden.
- Bei bestehender Perforation Schwimmen und Wasserkontakt vermeiden, bis die Heilung abgeschlossen ist.
Wann sollte ich einen Arzt aufsuchen?
Ein Arztbesuch ist ratsam, wenn einer oder mehrere der folgenden Punkte zutreffen:
- Plötzliche Hörminderung oder Ohrgeräusche nach einem Schlag, Sturz oder Druckereignis.
- Schmerz, Schwindel oder blutiger Ausfluss aus dem Ohr.
- Wiederkehrende Ohrinfekte oder länger anhaltende Sekretion.
- Keine Besserung nach zwei Wochen oder Verdacht auf bleibende Hörstörung.
Trommelfellperforation oder Trommelfellriss – wo ist der Unterschied?
Die Begriffe Trommelfellperforation und Trommelfellriss werden oft synonym verwendet, beschreiben aber leicht unterschiedliche Nuancen:
- Trommelfellperforation:
- Medizinischer Fachbegriff.
- Bezeichnet jede Unterbrechung oder Öffnung der Trommelfellmembran, egal ob klein, groß, spontan oder durch Trauma.
- Wird in Leitlinien, Fachartikeln und Diagnosen bevorzugt verwendet.
- Trommelfellriss:
- Alltagstauglicher Ausdruck, oft von Laien oder in populärwissenschaftlichen Texten verwendet.
- Betont das plötzliche Einreißen der Membran, z. B. durch Schlag, Druck oder Infektion.
- Kann kleiner, longitudinaler oder größerer Defekt sein.
Fazit: Im medizinischen Kontext sollte Trommelfellperforation die Hauptbezeichnung sein. Trommelfellriss kann in erklärenden Texten als verständliche Alternative genutzt werden.
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Quelle:
¹ Factors influencing successful reconstruction of tympanic membrane perforations: a systematic review and meta-analysis. (Illés K., Gergő D., Keresztély Z. et al. in European Archives of Oto-Rhino-Laryngology. 2023;280:2639–2652.) DOI: 10.1007/s00405-023-07831-2
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[Verfasst 04/2009, Update: 10/2025]


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