Rückenschmerzen führen oft zu unkontrolliertem Schmerzmittel-Einsatz

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Rückenschmerzen - Schmerzmittel unkontrolliert im Einsatz

Rückenschmerz gilt als Volkskrankheit, oftmals überdiagnostiziert und übertherapiert, nicht selten aber auch bagatellisiert und unterbehandelt. Als erste und häufig einzige Therapiemaßnahme kommen Schmerzmittel zum Einsatz, berichten Teilnehmer der 11. Österreichischen Schmerzwochen, die auch heuer wieder von der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG) organisiert wurden. Sinnvolle Ergänzungen und Alternativen zum Medikamenteneinsatz kämen demnach oftmals zu kurz.


Wenig Bewegung, Verschleiß oder auch Stress: Die Ursachen von Rückenschmerzen sind vielfältig. Fast jeder leidet zeitweilig an Rückenproblemen. Meist sind die Beschwerden zwar schmerzhaft, aber harmlos und verschwinden nach einigen Tagen oder Wochen wieder. Und doch müssen Rückenschmerzen – eine der häufigsten Schmerzursachen, weshalb Patienten ihren Arzt aufsuchen – ernst genommen werden: Sie müssen frühzeitig und kompetent behandelt werden, um nicht chronisch zu werden.

Schmerzmittel per Infusionen, Tabletten und/oder Infiltrationen, so Univ.-Prof. Dr. Andreas Schlager (Leiter der Schmerzambulanz an der Innsbrucker Univ.-Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin sowie Vorstandsmitglied der ÖSG), sollten zunächst nur in der Anfangsphase gegeben werden, aber keine Dauertherapie darstellen.

Rückenschmerzen ernst nehmen, um ihrer Chronifizierung vorzubeugen

„Treten Rückenschmerzen auf, so sollte in Rücksprache mit einem Arzt nach einer genauen Diagnose ein entsprechender Therapieplan erstellt werden“, so Prof. Schlager. „Rückenschmerzen, die plötzlich – vor allem nach Verletzungen – auftreten, sowie Rückenschmerzen mit neurologischen Ausfällen bzw. deutlichen Begleitsymptomen sollten unverzüglich abgeklärt werden. Bei vielen Rückenschmerzen kann nach ärztlicher Untersuchung zunächst auf eine radiologische Abklärung verzichtet werden.

Viel wichtiger sind in diesem Fall eine gute Erhebung des Krankheitsverlaufs, der Krankheitsursache sowie eine umfassende klinische Untersuchung.“ Radiologische Untersuchungen (CT oder MRT) sollten primär nur zur Ausschlussdiagnose bei Verdacht auf sehr schwerwiegende Ursachen für den Rückenschmerz durchgeführt werden, denn in diesen Fällen kann auch eine sofortige Operation oder spezifische Behandlung notwendig sein.

Eine gewissenhafte Diagnose ist jedenfalls unbedingt erforderlich, denn Rückenschmerzen können verschiedenste Ursachen haben, zum Beispiel Abnutzungserscheinungen im Bereich der Wirbelsäulengelenke oder der Bandscheibe, Osteoporose, in seltenen Fällen aber auch Entzündungen oder gar Tumorerkrankungen.

Konsequente physikalische Therapie plus Heilgymnastik – ausreichende Schmerzbehandlung

Sollten keine Hinweise auf eine Verletzung, Tumorerkrankung sowie auf neurologische Ausfälle oder eine Entzündung bestehen, sollte zunächst eine konsequente physikalische Therapie durchgeführt werden: spezielle Behandlungen bei Physiotherapeuten plus einer regelmäßigen Heilgymnastik. Prof. Schlager: „Vor allem die Kräftigung der stabilisierenden Rückenmuskeln, sowie der queren und schrägen Bauchmuskulatur sind wichtig, um eine gute Stabilität und so eine Entlastung der Wirbelsäule und der Bandscheiben durch eine trainierte Muskulatur zu erlangen.“

Außerdem ist eine ausreichende systemische medikamentöse Schmerztherapie notwendig. Diese sollte jedoch keine Dauertherapie darstellen. In den wenigsten Fällen wird bei Rückenschmerzen ein operativer Eingriff notwendig sein.

Schmerzmittel nicht längere Zeit unkontrolliert einnehmen

„Wurden Patienten medikamentös mit Schmerzmitteln eingestellt, so sollten diese nach Möglichkeit nicht über mehrere Monate ohne Kontrolle eingenommen werden. Es ist anzuraten, regelmäßig die weitere Notwendigkeit dieser Schmerzmittel zu kontrollieren“, empfiehlt der Schmerzspezialist. „Abzuraten ist auf alle Fälle von einer Selbstmedikation durch Patienten über einen längeren Zeitraum. Zahlreiche Schmerzmittel – dazu zählen auch viele Produkte, die nicht rezeptpflichtig sind – können zu starken Nebenwirkungen und auch bleibenden Schäden führen. Die Einnahme von Schmerzmitteln sollte daher immer von einem Arzt entsprechend abgeklärt, verordnet und in weiterer Folge kontrolliert werden.“

Sind die Schmerzen jedoch behandlungsresistent oder liegen spezielle Begleiterkrankungen oder Ausfallerscheinungen vor, ist eine sofortige radiologische sowie fachärztliche Untersuchung durchzuführen. Prof. Schlager: „In vielen Fällen ist hier eine MRT sinnvoll. Bestätigt sich diese Diagnose, wird in einigen Fällen eine Operation notwendig sein.“ In anderen Fällen könne durch spezielle Verfahren wie Infiltrationen im Bereich der Nervenwurzel sowie der Wirbelgelenke oder auch durch konsequente physikalische therapeutische Maßnahmen und eine gute und ausreichende medikamentöse Schmerztherapie eine Beschwerdelinderung herbeigeführt werden.

Selbsthilfe im Akutfall

Wenn plötzlich heftige Rückenschmerzen auftreten, haben sich folgende Sofortmaßnahmen gut bewährt:

  • Stufenlagerung: Bei Kreuzschmerzen ist dies die erträglichste Körperposition. Legen Sie sich flach auf den Rücken (am besten auf eine warme Decke) und lagern Sie die Beine hoch. Die Unterschenkel müssen dabei in einem 90-Grad-Winkel zu den Oberschenkeln auf einer Unterlage liegen. Diese muss so hoch sein, wie die Oberschenkel lang sind. In Sanitätshäusern gibt es dafür spezielle Schaumstoffwürfel. Sonst sind aber auch Hocker, Stühle oder Sessel geeignet. Den Kopf sollte ein kleines Kissen oder eine Nackenrolle stützen. Sie sollten aber nicht zu lange unbeweglich so liegen bleiben, sondern zwischendurch aufstehen und ein wenig herumgehen.
  • Wärme: Schmerzhafte Muskelverspannungen sind fast immer eine Begleiterscheinung von Rückenproblemen. Wärmeanwendungen beruhigen und entkrampfen die Muskelfasern, steigern die Durchblutung und lindern Schmerzen. Zu Wärmeanwendungen zählen etwa Wannenbäder (nicht heißer als 39 °C und nicht länger als 20 Minuten), Wärmeflaschen, Heizkissen, Infrarotlampen, warme Leibwickel oder Fangopackungen. Außerdem sollten die schmerzenden Körperstellen auch im Alltag warmgehalten werden, wobei auch Wärmepflaster, durchblutungsfördernde Salben und Cremes helfen können.
  • Kälte: Bei Nervenreizungen wie Ischias oder Entzündungen hilft Kälte hingegen besser. Sie hemmt Durchblutung und Stoffwechsel des betroffenen Bereichs und wirkt leicht betäubend. Zur Anwendung können gestoßenes Eis im Plastikbeutel, gelhaltige Kältepacks oder kühle Wickel kommen. Dabei ist darauf zu achten, dass diese immer in ein Handtuch eingeschlagen werden, um Erfrierungen der Haut zu vermeiden.

Wer unter akuten Rückenschmerzen leidet, kann kurzfristig zu schmerzstillenden Medikamenten greifen, denn sie helfen, den Teufelskreis aus Schmerz, Verspannung und dadurch stärkeren Schmerz zu durchbrechen. Zu beachten ist dabei, dass ausschließlich Mittel mit ein und demselben Wirkstoff eingenommen werden, um mögliche Neben- und Wechselwirkungen zu vermeiden. Allerdings sollten sich Betroffene nicht länger als drei Tage selbst „behandeln“. Wenn die Beschwerden danach nicht abklingen, ist unbedingt ein Arzt aufzusuchen, der die weitere Vorgangsweise abklären kann.

Regelmäßiges Training kann Rückenschmerzen vorbeugen

Um Beschwerden und Schmerzen im Bereich der Wirbelsäule vorzubeugen, ist regelmäßiges Training sinnvoll, in dem vor allem die kleine Rückenmuskulatur als auch die quere und schräge Bauchmuskulatur und der Beckenboden trainiert werden. Diese Übungen sollten bereits in jungen Jahren und nicht erst bei Auftreten der ersten Beschwerden regelmäßig durchgeführt werden. Weiters sind Haltungstrainings sowie entsprechende Anpassungen im Bereich des Arbeitsplatzes und eine Vermeidung von Fehl- und Überbelastungen wichtige Bausteine zum Erhalt einer gesunden Wirbelsäule.

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Quelle: Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) – www.oesg.at

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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