Lebensmittel-Check.at: Konsumenten nehmen Lebensmittel unter die Lupe

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lebensmittelcheck.at

Tarnen, schummeln und täuschen – die großen Lebensmittelhersteller tun alles, um Konsumenten in Bezug auf Inhaltsstoffe möglichst im Dunkeln tappen zu lassen.


Irreführende Produktbezeichnungen, nebulose Angaben über Inhaltsstoffe, wahnwitzige verpackungen sind heute in Supermarktregalen beinahe an der Tagesordnung. Nun soll damit aber endlich Schluss sein. Konsumenten haben auf einem neuen Webportal des Vereins für Konsumenteninformation nunmehr die Möglichkeit sich über Mogelpackungen zu informieren.

Konsumententäuschung

Mogelpackungen, irreführende Bilder und Inhaltsangaben sollen schon bald der Vergangenheit angehören. Denn auf der seit Juli 2012 aktiven Website www.lebensmittel-check.at können mündige Konsumenten sich nun genau über unklare Herkunftsbezeichnungen und sonstige Täuschungsmanöver von Lebensmittelproduzenten informieren.

Mehr noch, hier können Verbraucher auch auffällige Produkte melden und Bedenken zur Lebensmittelsichertheit posten. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) gibt interessierten Konsumenten damit ein Werkzeug, das den Druck auf immer unverschämter agierende Lebensmittelkonzerne erhöhen soll.

Wer dabei glaubt, dass nur bei Diskontern oder bei No-Name-Produkten geschummelt wird, der täuscht sich. Das zeigen die Erfahrungen, die der VKI mit der im Sommer 2012 gestarteten Onlineplattform www.lebensmittel-check.at gemacht hat. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit, Soziales und Konsumentenschutz und des Gesundheitsministeriums wurden bereits mehr als 160 Produkte überprüft. Die Ergebnisse waren zum Teil ernüchternd.

Der Großteil der Beanstandungen betrifft die Kluft zwischen Packungsgröße und tatsächlichem Inhalt. Ebenfalls oft im Mittelpunkt der Kritik: die Zusammensetzung von Produkten, die etwa mit Früchten beworben werden, tatsächlich aber ausschließlich Aromen enthalten.

Die Tricks der Lebensmittelhersteller

Ein Fruchtjoghurt mit “natürlichen” Aromen und dennoch ohne Früchte? Wer glaubt, das könne niemals den geltenden Verordnungen entsprechen und sei somit nicht möglich, der täuscht gewaltig. Nicht immer ist nämlich “Natur” drinnen wo “natürlich” drauf steht. Denn die zugesetzten Aromen sind nicht ganz so natürlich, wie es vielleicht klingt. Denn der Hinweis “natürlich” bezieht sich nur darauf, dass das Aroma aus tierischen oder pflanzlichen Rohstoffen gewonnen werden muss.

Natürliche Aromastoffe werden mittels physikalischer, enzymatischer oder mikrobiologischer Methoden aus Ausgangsstoffen pflanzlicher oder tierischer Herkunft gewonnen. Natürliche Aromen sind also in der Regel nicht etwa aus einer geschmacksgebenden Frucht (z. B. aus Erdbeeren) gewonnen, sondern stammen aus Schimmelpilz- oder Bakterienkulturen, die entsprechende Aromastoffe produzieren.

Hintergrund sind natürlich wieder einmal Kosteneinsparungen, denn aus Erdbeeren Erdbeeraroma herzustellen, wäre ja viel teurer als gleich die Erdbeeren ins Joghurt zu packen.

Der Lebensmittelgesetzgeber sieht vor, dass der Ausgangsstoff für das natürliche Aroma lediglich in der Natur vorkommen muss. Bestimmte Boden-, Hefe- oder Baumpilze sind dem Geschmack von Vanille, Pfirsich, Nuss & Co. sehr ähnlich. Diese Pilze oder auch eine Reihe von Bakterienkulturen bilden die Ausgangsbasis für das natürliche Aroma. Bei als „natürlich“ ausgewiesenen Aromen ohne Angabe ihrer Herkunft ist also davon auszugehen, dass sie biotechnologisch aus anderen Ausgangsstoffen erzeugt wurden, d. h. unter Verwendung von Bakterien, Pilzen oder Enzymen.

Für Allergiker kann eine solch saloppe Kennzeichnung allerdings ein echtes Problem darstellen, auch wenn über etwaige negative gesundheitliche Auswirkungen dieser Aromen noch wenig bekannt ist, da es kaum unabhängige Langzeitstudien gibt.¹

Von der Aromatisierung sind vor allem folgende Produktgruppen betroffen: Fertiggerichte, Speiseeis, Süß- und Backwaren sowie Fruchtjoghurt und Tee sind fast immer geschmacklich aufgepeppt.

Wenn auf der Packung „natur-identes Aroma“ vermerkt ist, verbirgt sich dahinter übrigens ein chemischer Stoff mit Aromaeigenschaften. Die Bezeichnung ist seit 2011 verboten und darf seitdem es nur noch „Aroma“ bezeichnet werden. Naturidentische Aromastoffe sind den in der Natur vorkommenden Aromastoffen chemisch gleich, werden jedoch im Labor synthetisiert, z. B. Vanillin. Künstliche Aromen wiederum sind chemische Verbindungen, die in der Natur so überthaupt nicht vorkommen.

Zu den größten Firmen, die sich allein auf die Herstellung von Aromastoffen spezialisiert haben zählen: BASF, Symrise AG und natürlich Givaudan SA, der weltweit grösste Hersteller von Aromen und Duftstoffen.

Neue Untersuchungsmöglichkeiten, mündige Konsumenten

Vier Monate nach dem Start des Onlineportals lebensmittel-check.at melden die Konsumentenschützer nun erste Erfolge. Nicht zuletzt aufgrund immer neuer Untersuchungsmethoden können Mogelpackungen nun schnell und kostengünstig entlarft werden. So wurde mittels Computertomografie eine Packung Babykekse (siehe Foto oben) des bekannten Herstellers Hipp durchleuchtet, die zuvor von Konsumenten beanstandet wurde.

Das Bild offenbart eindeutig, dass die Hälfte des Inhalts nur aus Luft besteht. Dass durch solches Verhalten den Konsumenten mehr Inhalt vorgegaukelt werden soll, als tatsächlich vorhanden ist, liegt auf der Hand.

Die öffentliche Aufmerksamkeit und die beharrliche Zusammenarbeit von Konsumenten und Projektmitarbeitern des VKI zeigt mittlerweile Erfolge: Bei elf Produkten wurden inzwischen Änderungen durchgeführt, drei Produkte verschanden überhaupt ganz aus den Regalen. Und auch die EU-Gesetzgebung führt langsam zu besseren Kennzeichnungen bei Lebensmitteln.

Ab 2014 sind etwa auch Nährwertangaben verpflichtend anzuführen. Es besteht aber kein Zweifel, dass die Hersteller auch weiterhin alles ausnützen werden was rechtlich möglich ist, weshalb eine stetige legistische Weiterentwicklung in Sachen Konsumenteninformation auch künftig notwendig ist.

Aber letztlich muss jedem Konsumenten klar sein, dass er im vorherrschenden Wirtschaftssystem selbst über enorme Macht verfügt. Das Zauberwort heißt: Konsumverzicht! Wenn Konsumenten ihr Einkaufsverhalten ändern, werden Produzenten ihr Angebot an die Nachfrage anpassen.

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Quelle:

¹ UGB-Vereine für Unabhängige Gesundheitsberatung in Europa – www.ugb.de

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