Fingerhut | Heilpflanzenlexikon
Der Fingerhut wird in der Medizin seit dem 18. Jahrhundert angewandt. Der englische Mediziner William Withering gilt hier als Pionier und Entdecker des Fingerhuts. Angeblich vermittelte ihm eine Kräuterfrau ihr Wissen über die Pflanze. Withering gelang es dann, den Fingerhut erfolgreich gegen Wassersucht einzusetzen.
Der (rote) Fingerhut ist eine zweijährige Pflanze, seine purpurroten Blätter hängen an einer Seite des Stängels und haben die Form eines Fingerhutes. Er gilt als eine der giftigsten Pflanzen. Bereits der Verzehr von zwei Blättern kann zu einer tödlichen Vergiftung führen.
Der Fingerhut wurde vom botanischen Sondergarten Wansbek (Hamburg) zur Giftpflanze des Jahres 2007 gewählt.
In der Naturheilkunde hat der Fingerhut aufgrund seiner Giftigkeit wenig bis gar keine Bedeutung.
Kenndaten
- Wissenschaftlicher Name: roter Fingerhut (Digitalis purpurea)
- Familie: Wegerichgewächse (Plantaginaceae)
- Wuchshöhe: bis zu 2 m
- Farbe der Blätter: Purpurrot
- Sammelzeit: Juli – August
- Vorkommen: Europa
- Standorte: nährstoff- und humusreiche, feuchte, gut durchlässige Böden; im wandernden Schatten lichter Bäume
- verwendete Pflanzenteile: Blätter (Achtung: Giftpflanze!)
Synonyme
Fingerkraut, Fingerpiepen, Fuchskraut, Handschuhkraut, Potschen, Roter Fingerhut, Schwulstkraut, Unserliebenfrauenhandschuh, Waldglöckchen, Waldglocke, Waldnönnchen, Waldschelle
Wirksame Inhaltsstoffe
Cholin (Acetylcholin), Glykoside (Digitalis-Glykoside, Digitonin, Digitoxin, Digoxin, Gitaloxigenin, Gitoxin, Saponine), Schleimstoffe, Flavonoide, Enzyme, Gerbstoffe, Gallussäure, Inositol
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Der Fingerhut wurde erstmals im 12. Jahrhundert in wallischer Sprache erwähnt. Eine Rezeptsammlung erwähnt eine äußerliche Anwendung seiner Blätter. Seit dem 18. Jahrhundert ist der Fingerhut als Heilpflanze zur Behandlung von Wassersucht in der Medizin bekannt. In der Naturheilkunde findet der Fingerhut aufgrund seiner Giftigkeit keine Verwendung.
Der Fingerhut beseitigt Wasseransammlungen im Gewebe, wirkt tonisierend und verbessert die Nierendurchblutung. Auf folgenden Gebieten findet er Anwendung:
- Angina Pectoris
- Fieber
- Furunkel
- Gicht
- Herzbeschwerden
- Herzschwäche
- Kopfschmerzen
- Ödeme
- Unterleibszysten
- Wunden
Dosierung und Anwendung
Fingerhutpräparate sind verschreibungspflichtig und nur nach ärztlicher Verordnung anzuwenden. Siehe auch Warnhinweise!
Warnhinweise
Achtung: Fingerhut ist tödlich giftig! Vor Selbstbehandlung wird strikt abgeraten!
Vergiftungserscheinungen treten 1 – 2 Stunden nach der Einnahme auf. Diese sind Erbrechen, Schwindel, Sehstörungen, Durchfall, kolikartige Schmerzen, Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit.
Bei Verdacht ist sofort der Notarzt zu verständigen.
Für Beratung und Hilfe steht auch der Giftnotruf zur Verfügung. Österreich: Vergiftungs-Informations-Zentrale, Tel. 01/406 43 43 (AKH Wien).
Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
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Linktipps
– Giftpflanze Maiglöckchen
– Giftpflanze Engelstrompete
– Zypresse als Heilpflanze gegen Gicht
– Weitere Informationen zum Fingerhut