Unwissenheit und Angst: nur jeder Vierte leistet erste Hilfe

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Unwissenheit und Angst: nur jeder Vierte leistet erste Hilfe

Fotocredit: Herz As Media | AI

Nur 23 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher würden “auf jeden Fall” erste Hilfe leisten. Das ergab eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts market.


“Dass nur jeder Vierte tatsächlich helfen würde, ist erschreckend”, so Rotkreuz-Chefarzt und Notfallmediziner Dr. Wolfgang Schreiber.

Viel zu oft bleiben Laien bei Notfällen passiv – weil Sie nicht wissen, was zu tun ist oder weil sie Angst haben, Fehler zu machen.

Dabei kann schon ein kurzes Zögern tödlich sein: Beim plötzlichen Kreislaufstillstand sinkt die Überlebenschance mit jeder Minute ohne Hilfe um sieben bis zehn Prozent.

Nach nur fünf Minuten ohne Herzdruckmassage liegt die Überlebenschance gar nur noch bei etwa 50 Prozent.

57 Prozent derjenigen, die im Notfall nicht helfen würden, begründen ihre Zurückhaltung damit, dass der letzte Erste-Hilfe-Kurs schon zu lange zurück liege. 44 Prozent sagen, sie haben Angst davor, die Situation zu verschlechtern.

Wir wachsen über uns selbst hinaus, wenn wir anderen Helfen.
(Margaret Mead)

Mehr als 70 Prozent der Unfälle passieren in der Freizeit und zu Hause. “Meist sind es die eigenen Kinder, Eltern oder Freunde, die erste Hilfe brauchen. Jemanden in die stabile Seitenlage zu bringen, ist kein Kunststück, kann aber Leben retten”, erklärt Schreiber.

Noch einfacher ist die Erstversorgung von kleineren Wunden, wie sie beispielsweise bei Kindern oder Sportverletzungen häufig auftreten und “auch ein verrenkter Knöchel heilt schneller, wenn er von Anfang an richtig versorgt wird”, so der Rotkreuz-Chefarzt.

Weit verbreitete Erste-Hilfe-Mythen und Irrtümer

Hier sind acht weit verbreitete Erste-Hilfe-Mythen, die leider immer noch viele Menschen verunsichern, aber falsch sind:

  • “Man kann bei Erste-Hilfe-Maßnahmen mehr Schaden anrichten als helfen.”
    – Falsch! Nicht zu helfen ist der größte Fehler. Erste Hilfe verschlechtert selten die Situation, sondern kann Leben retten, selbst wenn nicht alles perfekt gemacht wird.
  • “Bewusstlose Personen müssen sofort etwas zu trinken bekommen.”
    – Falsch! Bewusstlose dürfen nichts trinken, da sie sich verschlucken könnten. Stattdessen sollten sie in die stabile Seitenlage gebracht werden, um die Atemwege frei zu halten.
  • “Verletzte darf man keinesfalls bewegen.”
    – Irrtum! Wenn Gefahr besteht (z. B. bei Rauchentwicklung oder Verkehrsunfällen), muss die verletzte Person in Sicherheit gebracht werden. Auch bei Bewusstlosigkeit oder Atemstillstand ist es wichtig, zu handeln – die stabile Seitenlage oder Herzdruckmassage sind in solchen Fällen essenziell.
  • “Bei Nasenbluten muss der Kopf nach hinten gelegt werden.”
    – Falsch! Der Kopf sollte nach vorne gebeugt werden, damit das Blut aus der Nase fließen kann und nicht in den Rachen gelangt, was Erstickungsgefahr birgt.
  • “Bei einem Herzstillstand sollte man zuerst den Puls überprüfen.”
    – Irrtum! Den Puls korrekt zu tasten ist für Laien schwierig. Bei Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung zählt jede Sekunde – sofort mit der Herzdruckmassage beginnen!
  • “Verbrennungen sollte man mit Eis kühlen.”
    – Falsch! Eis kann die Haut zusätzlich schädigen. Stattdessen sollte man die betroffene Stelle mit lauwarmem Wasser (ca. 15–20 °C) für 10–15 Minuten kühlen.
  • “Bei einem Krampfanfall sollte man etwas zwischen die Zähne schieben, damit die Person sich nicht auf die Zunge beißt.”
    – Falsch! Dies birgt die Gefahr von Zahnverletzungen und Ersticken. Besser ist es, die Person zu sichern und nach dem Anfall in die stabile Seitenlage zu bringen.
  • “Ein Schock ist sofort erkennbar.”
    – Irrtum! Ein Schock kann sich schleichend entwickeln. Erste Anzeichen wie blasse Haut, kalter Schweiß oder Unruhe sollten ernst genommen werden, und der Betroffene sollte flach gelagert und warm gehalten werden, bis professionelle Hilfe eintrifft.

Warum Erste-Hilfe so wichtig ist

Erste Hilfe ist entscheidend, weil sie in Notfällen die Zeit bis zum Eintreffen professioneller Hilfe überbrücken kann und oft den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmacht.

Sofortige Maßnahmen wie eine Herzdruckmassage oder die stabile Seitenlage sichern lebenswichtige Funktionen, verhindern die Verschlimmerung von Verletzungen und erhöhen die Überlebenschancen deutlich.

Darüber hinaus stärkt Erste Hilfe das Gefühl von Handlungsfähigkeit und Solidarität in der Gesellschaft – jeder kann in einer Notsituation helfen und Verantwortung übernehmen. Schon einfache Handgriffe reichen oft aus, um Leid zu mindern und langfristige Folgeschäden zu vermeiden.

Das Rote Kreuz empfiehlt, das Erste-Hilfe-Wissen regelmäßig alle fünf Jahre aufzufrischen.

“So hat man das nötige Wissen und die Selbstsicherheit, um richtig und rasch zu helfen, wenn es darauf ankommt. Denn das einzig wirklich Falsche ist, nicht zu helfen”, so der Rotkreuz-Chefarzt. Wählt man den Notruf 144, so wird sofort professionelle Hilfe geschickt; fühlt man sich unsicher, erhält man übers Telefon Unterstützung bei den wichtigsten Hilfsmaßnahmen.

Das Rote Kreuz bietet in ganz Österreich Erste-Hilfe-Kurse an. Informationen und Erste-Hilfe-Tipps findet man unter www.erstehilfe.at

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Spaß und Lernerfolg im Erste-Hilfe-Unterricht
– Erste Hilfe Maßnahmen
– Was tun bei Kreislaufkollaps?
– Notfall Herzinfarkt – Erste Hilfe Maßnahmen für Laien
– Heimlich-Manöver: Erste Hilfe bei Erstickungsgefahr
– Lebensversicherung

[Verfasst 12/2012, Update: 12/2023]

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