Allergien und Umwelt

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Allergien und Umwelt

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Was hat die Umwelt mit Allergien zu tun? Mehr als man denken möchte. Klimawandel, globale Erwärmung und Schadstoffe sorgen für mehr Pollen, Ozon und Feinstaub wiederum machen sie aggressiver.


Allein rund 900.000 österreicher leiden an Pollenallergien, insgesamt sind von solchen Leiden etwa 20 Prozent der Menschen betroffen. Die Häufigkeit von Allergien hat seit den 1970er Jahren weltweit stark zugenommen, die Tendenz ist nach wie vor steigend. Darauf verwies bei einem Hintergrundgespräch der Wiener Experte Univ.-Prof. Dr. Christof Ebner vom Institut für Experimentelle Pathologie der Universität Wien.

Allein in Deutschland hat sich die Anzahl der von Heuschnupfen betroffenen Menschen zwischen 1990 und 2011 verdoppelt¹.

“Eine Allergie ist eine erworbene immunologisch vermittelte Überempfindlichkeit. Allergien nehmen zu. Man kann sagen, dass in österreich die Häufigkeit bei 20 Prozent der Bevölkerung liegt.

Bei Kindern ist der Prozentsatz höher anzusiedeln. In einer Schweizer Studie, die 1986 und 1996 mit exakt der gleichen Methodologie durchgeführt wurde, zeigte sich, dass die Häufigkeit von Allergien innerhalb von zehn Jahren um fünf Prozent gestiegen ist”, sagte Ebner.

Genetische Disposition muss vorliegen

Veranlagung und Umwelt greifen bei der Entstehung von Allergien in einander. Der Experte: “Es muss eine genetische Disposition vorliegen. Man schätzt den Pool dieser Menschen mit rund 50 Prozent der Bevölkerung.”

Groß angelegte deutsche Vergleichsstudien zwischen den alten und den neuen Bundesländern zeigten, dass ein niedriger sozialer Status mit weniger Hygiene, mehr Kindern und mehr durchgemachten Infektionen einen Schutzfaktor im Vergleich zu der “klinisch reinen” Umwelt in den Haushalten der westlichen Industriegesellschaft darstellt. Einen Vorteil dürften auch Impfungen wie jene gegen die Tuberkulose (BCG) bieten.

Ebner: “Impfungen trainieren jenen ‘Schenkel’ des Immunsystems, der zu jenem, der für Allergien verantwortlich ist, gegenläufig ist.” Während im Alter zwischen einem und drei Jahren Nahrungsmittelallergien (Kuhmilch, Eier) am häufigsten sind, stehen bei Betroffenen im Alter zwischen drei und sieben Jahren die Staubmilben-Allergien im Vordergrund.

Im frühen Erwachsenenalter steigen Heuschnupfen, allergische Bindehautentzündungen & Co. in der Häufigkeit an. Der Fachmann: “Danach gibt es nach einem Anstieg der Asthma-Erkrankungen im Kindesalter einen zweiten ‘Asthma-Gipfel’.

Das sind die schlecht behandelten Heuschnupfen-Problematiken.” Die Gefahr: Bei solchen Allergien kann es zu einem “Etagenwechsel” von Augen oder Nase in Richtung Lunge kommen. Dann entsteht aus dem Heuschnupfen das Asthma. Heilung bzw. eine längerfristige bedeutsame Verbesserung verspricht allein die “Allergieimpfung” (Desensibilisierung).

Dabei bekommt der Patient nach einer entsprechenden genauen Diagnose zunächst steigende Dosierungen des Allergens unter die Haut gespritzt. Später wird seltener eine Erhaltungsdosis injiziert. Ebner: “Die einzige Möglichkeit, bei Allergien therapeutisch kausal einzugreifen, ist diese spezielle Immuntherapie.” Die Methode eignet sich besonders für Pollen-, Hausstaubmilben- und Insektengift-Allergien.

In Zukunft wird es auch solche Impfstoffe für Schimmelpilz-Allergiker geben. Ein wachsendes Problem: die Ragweed-Allergie. Ebner: “Die Ragweed-Allergie ist in den USA die Nr. 1 bei den Pollenallegien. Ragweed wurde aus den USA mit Hilfslieferungen nach dem Krieg nach Ungarn gebracht. Da kommt auf uns ein Problem zu.” – Das Unkraut breitet sich bereits in Ostösterreich aus.

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Quelle:

¹ 12-Monats-Prävalenz von Allergien in Deutschland (Robert Koch Institut; 1/2017)

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