Alkohol ist Österreichs Volksdroge Nummer 1

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Alkoholsucht

Mit dem Alkohol hat der Mensch eine Essenz gefunden, die imstande ist, Körper und Geist zu beflügeln. Aber auch, ihn in beängstigende Tiefen abstürzen zu lassen und andere mit ihm zu reißen. Krügel, Achtel & Co. sind für ähnlich hohe Gesundheitsbelastungen verantwortlich wie Tabak oder Bluthochdruck.


Alkohol gehört in Österreich zum gesellschaftlichen Alltag. Bier, Wein und Schnäpse sind zwar Teil unserer Kultur, allerdings sind die Grenzen zwischen Genuss, Missbrauch und Abhängigkeit oft fließend, sagt der Geschäftsführer des Fonds Gesundes Österreich Dennis Beck.

Gerade während der Weihnachtsfeiertage fließt Alkohol in ungeahnten Maßen – und nicht immer ist Feierstimmung Anlaß dafür, sondern vielmehr Einsamkeit, familiäre Spannungen oder Angst dem gesellschaftlichen Erwartungsdruck nicht gerecht werden zu können.

Problematischer Alkoholkonsum betrifft also alle Lebensbereiche und kann zu zahlreichen körperlichen, seelischen und sozialen Beeinträchtigungen führen. Er zählt zu den wichtigsten Risikofaktoren für Morbidität und Mortalität und ist schon deshalb gesundheitspolitisch höchst relevant . Grund genug für den Fonds Gesundes Österreich, die heurige (bereits siebente) Präventionstagung dem Thema Alkohol zu widmen.

Denn auch hierzulande ist Alkohol neben Tabak die Volksdroge Nummer 1: Einen problematischen Alkoholkonsum haben 21 Prozent der Männer und sieben Prozent der Frauen, also 870.000 Personen , rechnet Univ.-Prof. Prim. Dr. Michael Musalek, Leiter des Anton Proksch Instituts, vor. Und rund fünf Prozent der Bevölkerung, also 330.000 Menschen, sind als alkoholabhängig einzustufen.

Häufig unterschätzt: Konsum mit Todesfolgen

Was häufig unterschätzt wird: Krügel, Achtel & Co sind nicht nur eine Volks-, sondern auch eine regelrechte Todesdroge. Die Lebenserwartung von Alkoholabhängigen ist gegenüber der Durchschnittsbevölkerung um 20 Jahre reduziert.

Bis zu 20 Prozent aller Todesfälle gingen in manchen Ländern auf das Konto von mehr oder weniger hochprozentigen Getränken, berichtete das britische Wissenschaftsjournal Nature . Alkohol löst, so eine andere internationale Studie, weltweit ein ähnliches Maß an Todesfällen oder gesundheitlichen Beeinträchtigungen aus wie Tabak oder Bluthochdruck und wird mit 60 Krankheiten in einen direkten Zusammenhang gebracht, darunter Brustkrebs und koronare Herzerkrankungen.

Von allen PatientInnen, die in ein Allgemeinkrankenhaus eingewiesen werden, weisen etwa 29 Prozent der Männer und neun Prozent der Frauen eine alkoholassoziierte Erkrankung innerer Organe auf, referiert Prof. Dr. Manfred Singer, Leiter der II. Medizinischen Universitätsklinik in Mannheim, bei der Tagung des Fonds Gesundes Österreich das Ergebnis internationaler Studien.

Mythos Gesunder Alkohol

Deshalb sei auch größte Vorsicht angebracht, was populäre Meldungen über die angeblich gesundheitsfördernde Wirkung von Alkohol angeht, warnen ExpertInnen bei der aktuellen Konferenz in Wien. Es ist immer zu bedenken, dass eine moderate Dosis von Alkohol zwar allenfalls gut für die Kardioprotektion sein kann, zugleich aber negative Auswirkungen auf andere Organe hat , so Prof. Singer.

Fest steht, Alkohol ist viel schädlicher als früher angenommen, so der Mannheimer Experte. Für den Einzelnen kann daher nur die Erkenntnis hilfreich sein: Das Trinken von Alkohol ist selbst in moderaten Mengen mit einem Gesundheitsrisiko verbunden.

Höhere Alkoholpreise als Mittel zur Alkoholsucht-Prävention?

Insgesamt zeigt sich, dass in allen Regionen mit relativ hohem Alkoholkonsum Besteuerung die kosteneffektivste Maßnahme zur Verminderung alkoholbedingter Schäden ist , sagt Prof. Dr. Jürgen Rehm, in Zürich und Toronto tätiger Suchtforscher und einer der hochkarätigen ReferentInnen bei der Tagung des Fonds Gesundes Österreich.

In einer im Fachjournal Lancet veröffentlichten Studie rechnete der Forscher gemeinsam mit Kollegen aus Schweden und Kanada vor, dass eine zehnprozentige Verteuerung der britischen Alkoholpreise die Sterblichkeit aufgrund von Zirrhose bei Männern um sieben und bei Frauen um 8,3 Prozent senken würde. Andere Todesfälle, die sich auf Alkohol zurückführen lassen, gehen sogar um knapp 19 Prozent bei Männern und mehr als 37,8 Prozent der Frauen zurück.

Allerdings würde die Politik trotz solcher Einsichten oft wenig Mut beweisen, bedauert der Schweizer Experte. Es scheint so, dass alkoholpolitische Maßnahmen oft umso populärer sind, je weniger wirksam sie sich für die Schadensreduktion erweisen.

Aber nicht nur Steuern und Verbote, sondern auch andere Aspekte halten ExpertInnen für wichtig: Es gilt nach alternativen Formen der Gesundheitsförderung und Prävention Ausschau zu halten, nach Formen die den, mit dem Alkoholkonsum verbundenen sozialen Bedürfnissen der Einzelnen Rechnung tragen und damit gesundheitsfördernd wirken , so Univ.-Prof. Dr. Irmgard Eisenbach-Stangl vom Europäischen Zentrum für Wohlfahrtspolitik und Sozialforschung in Wien.

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