Die populärsten Ernährungsirrtümer

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Die populärsten Ernährungsirrtümer

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Im Laufe der Zeit haben sich in Bezug auf Ernährung viele Missverständnisse und Halbwahrheiten gebildet. Alles Dinge, die wir von Kindesbeinen an gehört haben, die aber so nicht stimmen.


Was aber ist an den weit verbreiteten Ansichten richtig und was falsch? Wir haben für Sie weit verbreitete Ernährungsirrtümer zusammengestellt.

Zum Thema Ernährung wird geforscht und getestet, was das Zeug hält. Schließlich wollen wir genau wissen, was uns irgendwann in die Ewigkeit befördert. Ist es das tägliche Frühstücksei, zuviel Salz in der Suppe oder das tägliche Glas Wein? Und hält uns der Genuss von viel Obst wirklich länger am Leben?

Im Laufe der Zeit haben sich viele Halbwahrheiten und Spinnereien in den Köpfen festgesetzt. In dem Buch „Lexikon der populären Ernährungsirrtümer“ wollen die Autoren mit diesen Missverständnissen und Mythen aufräumen. Wir stellen Ihnen im Folgenden einige dieser hartnäckigen Ernährungs-Gerüchte vor.

Spinat enthält viel Eisen ?

Nach Berechnungen eines Wissenschaftlers aus dem 19. Jahrhundert enthalten 100 Gramm Spinat sagenhafte 35 Milligramm Eisen. Zugegeben, das ist mehr als üppig. Was leider nicht so bekannt ist: Der Wissenschaftler arbeitete mit 100 Gramm getrocknetem Spinatpulver.

Seine Ergebnisse waren korrekt, sie wurden allerdings falsch kopiert. Bunge bezog seine Angaben nämlich auf Spinatpulver, auf getrockneten Spinat also, der aus einem Kilo Frischware hergestellt wurde, das hatten die Abschreiber offensichtlich übersehen.

Da das Gemüse zu 90 Prozent aus Wasser besteht, schrumpft damit der Eisengehalt für frischen Spinat auf ganz normale 3,5 Milligramm pro hundert Gramm. Demnach liefert der Spinat dem Körper kaum mehr Eisen als eine Portion Pommes Frites, die allerdings wiederum wegen des hohen Fettgehalts auch nicht gerade das Gelbe vom Ei sind.

Böse, böse Eier ?

Eier enthalten sehr viel Cholesterin (200 mg pro Ei), das ist wahr. Und zuviel Cholesterin im Blut fördert verschiedene Herzerkrankungen, das stimmt auch. Aber der direkte Zusammenhang zwischen dem Eiergenuss und der Herzerkrankung ist laut den Autoren eine längst überholte Theorie.

Grund zur Sorge gab das Cholesterin, als einige Tierexperimente einen Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Cholesterin aus der Nahrung und degenerativen Gefäßveränderungen und somit einem höheren Herzinfarktrisiko zeigten. Neuere Studien belegen jedoch, dass cholesterinarme Kost das Blutcholesterin nur geringfügig senkt. Das mit der Nahrung aufgenommene Fett beeinflusst dagegen den Cholesterinspiegel im Blut weitaus mehr.

Der Cholesterinspiegel im Blut lässt sich nämlich nicht über die Nahrung beeinflussen. Der Körper versucht grundsätzlich, den von ihm erwünschten Wert zu halten. Kommt von außen zuviel Cholesterin, drosselt er die Aufnahme ins Blut von selber. Kommt von außen zu wenig, kurbelt er die Eigenproduktion an. Selbst mit fettarmer Ernährung lässt sich der Cholesterinspiegel um höchstens zwei Prozent senken.

Fettarm macht dünn ?

An jeder Supermarktecke drängen sie sich dem Diätwilligen auf: die fettarme Milch, der besonders leichte Käse, der Topfen mit nur 0,2 Prozent Fett und, und, und. Sie sollen gute Helfer im Kampf gegen den Speck sein.

Aber der Körper lässt sich so leicht kein X für ein U vormachen. Gibt man ihm Light-Produkte, fühlt er sich um seine Kalorien betrogen. Das nächste Hungergefühl stellt sich viel schneller wieder ein. Außerdem verlangt der Körper bei der nächsten Mahlzeit automatisch nach „mehr“ um die Kalorien zu bekommen, die er braucht.

Der männliche Bierbauch kommt von den Kalorien im Bier ?

Natürlich setzen auch die Kalorien im Bier an. Aber ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass Biertrinker speziell am Bauch und im Brustbereich ansetzen? Schuld an der sehr gezielten Fettverteilung ist der enthaltene Hopfen. Denn der hat eine östrogene Wirkung. Und das weibliche Hormon Östrogen erhöht nun mal die Einlagerung von Fett im Gewebe. Deshalb sind nicht nur wir Frauen etwas rundlich proportioniert, sondern auch immer mehr Männer.

Viel Rohkost tut gut ?

Bekannt ist, dass rohes Obst und Gemüse mehr Vitamine enthalten als die verarbeiteten Artgenossen. Das gesündeste wäre demnach, hauptsächlich Rohkost zu essen. Würde man das aber wirklich tun, wäre die Wirkung bei den meisten Menschen fatal.

Da Rohkost schwer verdaulich ist, könnten irgendwann viele unverdaute Nahrungsbestandteile im Darm lagern. Die werden dann von den Mikroorganismen vergoren. Die Folgen: Verdauungsstörungen, schmerzhafte Blähungen und Durchfälle. Außerdem greifen die Gärungsprodukte auf Dauer auch die Darmschleimhaut stark an. Hin und wieder gekochtes Gemüse kann also nicht schaden. Dass Rohkost als Snack zwischendurch dennoch der Vorzug gegenüber fetten Knabbereien, wie Chips oder Soletti zu geben ist, liegt aber auch auf der Hand.

Müsli macht länger satt als Marmeladenbrötchen ?

Egal, ob Müsli oder Standardfrühstück; – spätestens nach fünf Stunden ist der Zuckerspiegel wieder komplett im Keller. Und zwar bei beiden Varianten. Beim Müsliesser wird in der Zwischenzeit sogar weniger Zucker frei gesetzt und in die Blutbahn transportiert, beim gleichen Anteil Kohlenhydrate natürlich.

Das heißt, der Blutzuckerspiegel eines Körnerliebhabers ist nach dem Müsli niedriger als beim konventionellen Esser. Deshalb müsste er eigentlich eher Hunger verspüren. Er tut es nicht, weil er das Magendrücken, das die schwer verdaulichen Körner hervorrufen, für Sättigung gehalten wird.

Udo Pollmer, 46, Leiter des Europäischen Instituts für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften, sowie Susanne Warmuth, 41, Biologin und Lektorin medizinischer Bücher, vollbringen ein streitlustiges Nachschlagewerk, gegen Asketen und Lustfeinde im Ernährungssektor auf. Sie enttarnen Vitamin-Päpste und -Kapsel-Anbieter (z.B. Vitamin C kann das Krebszellenwachstum fördern und die Chemotherapie behindern).

Aber auch der Öko-Gesundheitswahn bei links- oder rechtsdrehenden Joghurts, Naturtrübheit, Vollkornmehl, alle diese Halbwahrheiten und gezielten Täuschungsmanöver dienen letzlich nur der besseren Vermarktung.

Die Autoren fordern uns auf, die viel gescholtenen Ernährungsweisen behutsam und bewusst selbst zu gestalten. Appetit und Verstand dienen als praktisches Korrektiv, sollten aber dennoch mit kritischer Wachsamkeit vor allem beim Einkauf einhergehen. Denn “die (scheinbar) ernährungsbewusste Küche aus den Elfenbeintürmen der Wissenschaft ist wie Sex ohne Orgasmus” sagt der australische Psychophysiker R. McBride, und da ist schon was dran.

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