Physiotherapie: ein weites Feld

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Physiotherapie

Sprachlich stammen die Begriffe Physiotherapie und Physikalische Therapie vom griechischen Wort Physis (= Natur) ab. Grundprinzip der Physiotherapie ist es, auf den Organismus Reize auszuüben, die in seiner natürlichen Umwelt bereits vorhanden sind.


Es ist also eine medizinische Behandlungsform, die natürliche Reaktionen auf äußere Reizsetzungen nutzen.

Solche Reize können z. B. die Einwirkung von Wärme oder Kälte sein oder die Ausführung bestimmter aktiver oder passiver Bewegungen. Alle diese Reize, also Wärme, Kälte und Bewegungen kennt der Organismus bereits aus dem Alltag.

Im Unterschied dazu wirken die Reize in der Physiotherapie jedoch nicht zufällig und ungezielt auf den Organismus ein, sondern bewusst gesteuert und zielgerichtet. Ein Beispiel dafür ist die örtliche Anwendung von Kälte bei Entzündungsvorgängen. Schließlich müssen die Reize einen Zweck erfüllen bzw. einem therapeutischen Ziel dienen: Sie sollen eine aktive Antwort des Organismus hervorrufen.

Diese Antworten stammen aus dem natürlichen Spektrum der körperlichen Reaktionen. Ganz automatisch antwortet beispielsweise die Haut auf einen Kältereiz zunächst mit Blässe, später reaktiv mit Röte und Erwärmung. Solche natürlichen Reaktionen steuert das unwillkürliche Nervensystem. Muss es immer wieder auf denselben Reiz antworten, wird sich in seiner Antwort früher oder später etwas verändern.

Um therapeutisch wirksam zu werden, muss der Reiz jedoch mehr als einmal einwirken – er muss möglichst serien-, d. h. kurmäßig zum Einsatz kommen. Neben der direkten Antwort und der Veränderung dieser Antwort im Laufe der Zeit haben die physiotherapeutischen Verfahren meist auch noch indirekte Wirkungen. So kann z. B. die wiederholte Anwendung von Wärme- und Kältereizen im Wechsel den Körper gegen Erkältungen abhärten.

Viele Erfolge der Medizin in der Praxis, in Krankenhäusern und in der Rehabilitation sind ohne die Physiotherapie nicht denkbar. Vorrangige Ziele sind die Schmerzbehandlung und die Beseitigung von Funktionsdefiziten.

Dabei geht es nicht immer nur um den Bewegungsapparat – obwohl dessen Erkrankungen aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung natürlich vorherrschen – auch Nerven-, Herz- und Gefäß-, Stoffwechsel- oder Atemwegserkrankungen sind mit der Physiotherapie günstig zu beeinflussen.

Und was oft vergessen wird: Die Physiotherapie ist nicht nur ein Mittel, um wiederherzustellen bzw. zu heilen. Sie eignet sich auch im besonderen Maße dafür, bei einmal erkannter Gefährdung oder Anfälligkeit vorbeugend tätig zu werden.

Liegen schon Störungen der Körperfunktion vor, die nicht mehr rückgängig zu machen sind, kann die Physiotherapie Bewältigungsprozesse in Gang setzen. Folglich liegen die drei Einsatzgebiete der Physiotherapie in der Prävention (Vorbeugung): Vorbeugung der Entstehung von Erkrankungen (so genannte Primär- oder Erstprävention) oder der Vorbeugung der Wiederkehr einer gleichartigen Erkrankung (so genannte Zweit- oder Sekundärprävention). Therapie (Behandlung): Früh- und Langzeitbehandlung akuter und chronischer Erkrankungen, unterstützend zu anderen Behandlungsmaßnahmen bei akuten Erkrankungen. Verbesserung der Lebensqualität in höherem Alter.

Rehabilitation: Maßnahmen zur Wiederherstellung von Fähigkeiten, die es ermöglichen, trotz körperlicher Beeinträchtigungen am täglichen Leben teilzunehmen. Ausgleichen oder Mindern von Funktionseinbußen, Verbesserung der Lebensqualität etc. Die Physiotherapie ist dabei eine zentrale Behandlungsform.

Sie ist in jedem Lebensalter möglich und bei vielen Leiden sogar effektiver als die medikamentöse Behandlung. Doch obwohl sie den natürlichen Wirkprinzipien verpflichtet ist, so müssen ihre Methoden doch fachkundig ausgewählt und angewendet werden.

Die verkehrte Methode zur falschen Zeit und womöglich auch noch in den falschen Händen kann durchaus unerwünschte Wirkungen nach sich ziehen. Die richtige Auswahl der für den jeweiligen Zweck am besten geeigneten Methode ist eine Kunst, die in entsprechend fachkundige Hände gehört.

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