Kleine Braunelle | Heilpflanzenlexikon
Ursprünglich stammt die Kleine Braunelle zwar aus dem Mittelmeerraum, doch heute ist sie in Österreich auf Wiesen, Waldwegen und verwilderten Brachflächen weit verbreitet.
Weniger bekannt ist, dass die Heilpflanze eine lange Geschichte der Anwendung in verschiedenen Kulturen für ihre vermeintlichen gesunden Inhaltsstoffe hat. Sie zählt zudem zu den essbaren Wildkräutern und kann in der Küche für viele Speisen und Zwecke verwendet werden.
Im Himalaya ist die kleine Braunelle ein begehrtes Heilkraut bei Grippe und grippalen Infekten, in Europa ist sie fast vergessen. Dabei wächst die Pflanze auch in Österreich, und das nahezu im ganzen Land bis auf 2.000 Höhenmeter.
In Wiesen und an Waldrändern streckt der Lippenblütler seinen nur wenige Zentimeter großen violetten Blütenstand unscheinbar in Richtung Sonne.
Kenndaten
- Wissenschaftlicher Name: Prunella vulgaris
- Familie: Lippenblütler (Lamiaceae)
- Wuchshöhe: Wenige Zentimeter bis zu 30 Zentimeter
- Farbe der Blüten: Violett, manchmal rosa, blau oder weiß; selten rote Lippenblüten
- Blüte: Mai bis September
- Vorkommen: ursprünglich im Mittelmeerraum, heute aufgrund ihrer geringen Ansprüche praktisch weltweit
- Standorte: Wiesen, Waldränder, trockene Wiesen, Weiden, Gärten, bis auf 2.000 Höhenmeter
- verwendete Pflanzenteile: Blüten, Blätter, Stängel
Synonyme
Blutheil, Blauer Kuckuck, Bräunheil, Gewöhnliche oder Gemeine Braunelle, Gauchheil, Halskraut, Immergsund, Mundfäulkraut, Wundwurzn und zahlreiche weitere lokale Bezeichnungen und Trivialnamen
Wirksame Inhaltsstoffe
Prunella vulgaris ist eine Heilpflanze von immenser medizinischer Bedeutung mit einer Vielzahl an Verbindungen, wie Triterpenoiden, Phenolsäure, Sterinen, Kohlenhydraten, Cumarinen, Fettsäuren und ätherischen Ölen, sowie einem vielfältigen pharmakologischen Spektrum.
Zu den wichtigsten wirksamen Inhaltsstoffen zählen Antioxidantien (Flavonoide), Rosmarinsäure, Gerbstoffe, Schleimstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle und die bereits genannten Triterpene.
Es wurde festgestellt, dass viele dieser Verbindungen per se ein breites Spektrum an biologischen Aktivitäten besitzen, darunter antimikrobielle, immunsuppressive, krebsbekämpfende, kardioprotektive, antiallergische und entzündungshemmende Aktivitäten.
Wissenschaftliche Untersuchungen kommen zu dem Schluss, dass die Pflanze künftig weiter genutzt werden könnte, um die verschiedenen biologisch aktiven Bestandteile zu isolieren, die für ihre Aktivität verantwortlich sind.¹
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Prunella vulgaris L. (PVL) ist eine getrocknete Fruchtspitze der Lamiacea-Pflanze Prunella vulgaris L., einem mehrjährigen Kraut mit medizinischer und essbarer Homologie, das seit Tausenden von Jahren verwendet wird.
Es wird angenommen, dass die Kleine Braunelle aufgrund ihrer Verwendung in der Volksmedizin zur Behandlung von Halsentzündungen, die zu dieser Zeit häufig mit Diphtherie (früher bekannt als Bräune-Krankheit) in Verbindung gebracht wurden, den Namen “Brunella” erhalten hat.
Der Name könnte also auf die historische Anwendung der Pflanze zur Linderung von Symptomen der Diphtherie zurückgehen.
Die kleine Braunelle (Prunella vulgaris) ist ein Heilkraut, das im Himalaya bei Grippe und grippalen Infekten sehr geschätzt wird.
Diesbezügliche Studien haben nun auch tatsächlich belegt, dass ein Extrakt aus der Braunelle besser gegen die echte Grippe wirkt als das bekannte Medikament Tamiflu.
In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) wird sie unter der Bezeichnung Xia Ku Cao vor allem zur Behandlung einer gestörten Leberfunktion bei Fieber, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Hepatitis, Augenentzündungen, Magen-Darm-Entzündungen und Bluthochdruck eingesetzt.
Überraschenderweise ist sie in Europa weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl sie auch hier in Österreich nahezu überall bis zu einer Höhe von 2.000 Metern wächst.
Dosierung und Anwendung
Die enthaltenen Gerbstoffe, Saponine und Flavonoide der Braunelle aber auch heute zu einem wirkungsvollen Heilmittel gegen viele Beschwerden wie Entzündungen, Verdauungsbeschwerden und Bluthochdruck.
Hier sind einige der häufigsten Anwendungen:
- Atemwegserkrankungen: Die Braunelle kann bei Atemwegserkrankungen wie Husten, Bronchitis und Asthma eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern.
- Entzündungen im Mund- und Rachenraum: Die Braunelle kann als Gurgellösung oder Tee zur Linderung von Entzündungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt werden.
- Hauterkrankungen: Die Braunelle kann äußerlich angewendet werden, um Hauterkrankungen wie Ekzeme, Wunden, Abszesse und Insektenstiche zu behandeln.
- Durchfall: Die Braunelle kann als Tee getrunken werden, um Durchfall zu lindern.
- Menstruationsbeschwerden: Die Braunelle kann bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern und den Menstruationsfluss zu regulieren.
“Als Hausmittel gegen Grippe und grippale Infekte können die blühenden Blütenstände für mehrere Monate in Rotwein eingelegt und in der kalten Jahreszeit bei ersten Anzeichen einer Erkältung in Form eines Stamperls des Kräuteransatzes eingenommen werden”, empfiehlt der Journalist und ausgebildete Kräuterpädagoge Nikolai Atefie.
Die Anwendung der Braunelle kann je nach Beschwerden variieren. Es wird also jedenfalls empfohlen, vor der Anwendung einen Arzt oder Apotheker zu konsultieren, um die richtige Dosierung und Anwendungsmethode zu ermitteln.
Weitere potenzielle Anwendungsgebiete
Die Kleine Braunelle hat eine lange Geschichte der Anwendung in verschiedenen Kulturen für ihre vermeintlichen gesundheitlichen Vorteile. In traditionellen Anwendungen wird sie zur Behandlung einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt, einschließlich Atemwegsprobleme, Entzündungen, Hauterkrankungen und mehr.
Moderne wissenschaftliche Forschungen haben begonnen, einige dieser traditionellen Verwendungen zu unterstützen, indem sie auf die möglichen antibakteriellen, antiviralen, entzündungshemmenden und antioxidativen Eigenschaften der Kleinen Braunelle hinweisen.
Isolierte Wirkstoffe der Kleinen Braunelle werden heute in der medizinischen Forschung daher in verschiedenen Anwendungsgebieten untersucht.
Einige der vielversprechendsten Anwendungsgebiete sind (Stand: 2023):
Antitumorale Wirkung: Einige isolierte Wirkstoffe der Kleinen Braunelle, wie Betulinsäure, Oleanolsäure und Ursolsäure, haben antitumorale Eigenschaften und werden als potenzielle Wirkstoffe zur Behandlung von Krebs untersucht.
Antivirale und antimikrobielle Wirkung: Einige isolierte Wirkstoffe der Kleinen Braunelle, wie Betulinsäure und Rosmarinsäure, haben antivirale und antimikrobielle Eigenschaften und werden als potenzielle Wirkstoffe zur Behandlung von Infektionen untersucht.
Antidiabetische Wirkung: Einige isolierte Wirkstoffe der Kleinen Braunelle, wie Cinaroside, haben antidiabetische Eigenschaften und werden als potenzielle Wirkstoffe zur Behandlung von Diabetes untersucht.
Verwendung als Küchenkraut
Neben ihrer Verwendung als Heilkraut kommt die Kleine Braunelle kommt auch als Küchenkraut zum Einsatz. Verwendet werden in der Küche die jungen Blätter und Blüten.
Der Geschmack der Kleinen Braunelle wird als leicht herb, leicht bitter und zugleich leicht süßlich beschrieben. Die Geschmacksnuancen variieren je nach Wachstumsbedingungen, Standort und Erntezeitpunkt. In der Regel hat die Pflanze einen milden und angenehmen Geschmack.
Eine kleine Auswahl an Verwendungsmöglichkeiten der gesunden kleinen Pflanze:
Die zarten Blätter der Kleinen Braunelle können roh in Salaten verwendet werden, um diesen einen leicht würzigen Geschmack zu verleihen. Die essbaren Blüten verleihen nicht nur Salaten, sondern als Topping auch Aufstrichen und Pastagerichten einen wunderschönen optischen Aufputz.
Die frischen Blätter können in Suppen und Eintöpfen als Gewürz hinzugefügt werden, um den Geschmack zu verbessern und eine gesunde Komponente einzubringen.
Kleine Braunellenblätter können auch zusammen mit anderen Kräutern zu Kräuterbutter verarbeitet werden, die dann auf Brot, Kartoffeln oder Gemüse gestrichen werden kann.
Die Blätter können Essig oder Öl für einen leichten Geschmack aromatisieren, der in verschiedenen Gerichten verwendet werden kann.
Die getrockneten Blätter und Blüten schließlich können für die Zubereitung von Tees und Aufgüssen verwendet werden. Der Tee kann warm oder kalt getrunken werden und ist für seinen milden, leicht herben Geschmack bekannt.
Warnhinweise und Nebenwirkungen
Warnhinweise:
- Allergische Reaktionen: Einige Personen können allergisch auf die Kleine Braunelle oder andere Pflanzen aus der Familie der Lippenblütler reagieren. Wenn Sie Anzeichen einer allergischen Reaktion bemerken, wie Hautausschlag, Juckreiz, Schwellungen oder Atembeschwerden, sollten Sie die Anwendung sofort abbrechen und medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
- Wechselwirkungen: Es gibt begrenzte Informationen über mögliche Wechselwirkungen zwischen der Kleinen Braunelle und bestimmten Medikamenten. Wenn Sie andere Medikamente einnehmen, sollten Sie vor der Verwendung der Pflanze Ihren Arzt oder Apotheker konsultieren, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.
Mögliche Nebenwirkungen:
- Magenschmerzen: Bei einigen Personen können hohe Mengen der Kleinen Braunelle zu Magenbeschwerden führen. Um Magenunannehmlichkeiten zu vermeiden, sollte die Pflanze in angemessenen Mengen und in Form von Tees oder Tinkturen eingenommen werden.
- Durchfall: Bei übermäßigem Verzehr kann die Kleine Braunelle abführend wirken und zu Durchfall führen. Eine mäßige Dosierung ist ratsam, um solche Nebenwirkungen zu vermeiden.
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Quellen:
¹ Prunella vulgaris L: Critical Pharmacological, Expository Traditional Uses and Extensive Phytochemistry: A Review (Reyaz H. et al. in Curr Drug Discov Technol. 2022;19(1):e140122191102.) DOI: 10.2174/1570163818666210203181542
² Prunella vulgaris L. – A Review of its Ethnopharmacology, Phytochemistry, Quality Control and Pharmacological Effects (Junying Pan, Haoyu Wang, Yinghua Chen in Front Pharmacol. 2022 Jun 23:13:903171.) DOI: 10.3389/fphar.2022.903171
Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
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