Teure Krankheiten. Welche Leistungen die Krankenkasse übernimmt & was selbst zu bezahlen ist
In Österreich gilt eine verpflichtende Krankenversicherung, doch nicht alle Leistungen werden von den Krankenkassen übernommen. Der Leistungskatalog ist gesetzlich festgeschrieben. Das bedeutet auch: Welche Behandlungsmaßnahmen die österreichischen Krankenkassen übernehmen und welche nicht, ist unter anderem im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz genau aufgeführt.
Eine rein private Krankenversicherung gibt es in Österreich also nicht, allerdings können gesetzlich Versicherte ihren Versicherungsschutz durch den Abschluss einer privaten Zusatzversicherung individuell erweitern. Ein Überblick.
Leistungen die Krankenkasse – Artikelübersicht:
- Diese Behandlungen müssen aus eigener Tasche beglichen werden
- Diese Krankheiten werden für die Krankenkassen richtig teuer
- Senkung der Kosten: Prävention als Gebot der Stunde
- Linktipps
Unterschiede bei den Leistungen aus der gesetzlichen Krankenversicherung bestehen zwischen Gebiets- und Betriebskrankenkassen, sowie zwischen den Leistungen für Angestellte und selbständig Erwerbstätige. Anders als Angestellte, müssen Selbstständige bei Behandlungen einen Selbstbehalt in Höhe von 20 Prozent bezahlen. Doch was bedeutet das eigentlich? Und wie teuer sind eigentlich Behandlungen und Hilfsmittel?
Grundsätzlich gilt, dass die meisten medizinisch nötigen Behandlungen durch Zahlungen seitens der Krankenkassen abgegolten werden. Das bedeutet, dass für die Behandlungskosten nur wenige Euro an Zuzahlung durch den Behandelten (Patienten) anfallen – wie etwa die Zuzahlung pro Medikament in Höhe von 5,70 Euro.
Ist ein Zahnersatz nötig, wird es hingegen deutlich teurer. Dann übernimmt die Kasse maximal 60 Prozent. Auf für Brillen gibt es nur einen geringen Zuschuss zwischen 30 und 100 Euro. Der Knackpunkt ist jedoch ein anderer, nämlich das Detail, dass die Behandlung medizinisch nötig sein muss. Nur dann heißt es: Diagnose, Behandlung und Reha sind abgedeckt. Wenn die Behandlung aber nicht zwingend nötig ist, dann muss der Behandelte sie aus eigener Tasche bezahlen.
Diese Behandlungen müssen aus eigener Tasche beglichen werden
In einer Grauzone befinden sich viele Maßnahmen, die pauschal nur allzu oft der Rubrik der Schönheitsoperationen zugeordnet werden, inhaltlich aber häufig weit davon entfernt sind.
So ist es durchaus denkbar, dass eine Frau trotz Ernährungsumstellung und Sport von einem Lipödem geplagt wird, was es ihr schier unmöglich macht, aus eigener Kraft abzuspecken. Noch gilt in diesem Fall, dass die Krankenkasse nicht dafür aufkommt, allerdings hat es im Nachbarland Deutschland in der jüngsten Vergangenheit einen Präzedenzfall gegeben, der viele hoffen lässt.
Hinweis: ein Lipödem ist eine meist erblich bedingte Erkrankung, die mit einer überproportionalen Vermehrung von Fettgewebe an den Extremitäten einhergeht. Die Fettverteilungsstörung betrifft fast ausschließlich Frauen, die ansonsten einen wohlproportionierte Körperform aufweisen.
Aktuell liegen die Kosten für eine Fettabsaugung, die nur eine Behandlungsmethode darstellt, zwischen 2000 und 7000 Euro. Die genauen Kosten lassen sich erst nach einer detaillierten Anamnese festlegen, wenn beispielsweise die Wahl der Operationstechnik feststeht.
Das heißt für viele Erkrankte im ersten Schritt, einen Kredit von 10.000 Euro (oder weniger) aufzunehmen (Quelle: smava.de), um zunächst die Behandlung durchführen zu lassen. Im zweiten Schritt kann dann eine Rückerstattung seitens der Krankenkasse angestrebt werden. Der Ausgang? Ungewiss!
Wer diesen Weg geht, finanziert sich mit dieser Behandlung nicht etwa nur einen optischen Wunschtraum, sondern nimmt sich häufig viel psychische Last von den Schultern. Von ähnlichen (vor allem psychischen) Erfolgen berichten auch diejenigen, die sich für eine Brustoperation entscheiden, die ebenfalls nicht von der Krankenkasse bezahlt wird.
Während so manche Frau unter einer zu kleinen Oberweite leidet, gibt es auch Betroffene, die aufgrund einer zu großen Oberweite bereits mit Folgeerkrankungen, wie Rückenschmerzen, zu kämpfen haben. Häufig werden auch diese ästhetisch-chirurgischen Eingriffe per Kredit finanziert, um sich hier und jetzt im eigenen Körper wohlzufühlen – und nicht erst nach Jahren des Sparens.
Diese Krankheiten werden für die Krankenkassen richtig teuer
Interessant ist nicht nur der Blick auf die hohen Investitionen in individuelle Leistungen, die die Kasse nicht trägt, sondern auch auf das, was von der Krankenkasse bezahlt wird – und eben dort richtig ins Geld geht.
Doch welche Krankheiten sind für die Krankenkassen eigentlich die größten Kostenfaktoren? Chronische Leiden, die mit dem Alter zunehmen, ist eine unspezifische Antwort auf diese erste Annäherung. Dahinter verbergen sich allerdings ganz konkrete Krankheitsbilder: Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes, Krebs und sogar geriatrische Erkrankungen zählen mittlerweile zu den Volksleiden, die Milliardenbeträge seitens der Krankenkassen einfordern.
- Herz-Kreislauferkrankungen treten meist bei älteren Menschen auf. Damit gehen Durchblutungsstörungen, Herz- oder Gefäßerkrankungen sowie Bluthochdruck einher. Teuer wird es an dieser Stelle für die Kassen, da nicht nur die Anzahl an koronaren Operationen steigt, sondern vor allem auch die Kosten für die Begleitleistungen teuer sind. Eine Herzkatheter-Untersuchung kann schnell einen fünfstelligen Betrag kosten, womit in Summe 2,6 Milliarden Euro und mehr in diese Behandlungen investiert werden.
- Eine Krebserkrankung lässt sich kaum auf ein Alter beschränken. Wohl aber gibt es Tendenzen, die zeigen, dass Männer häufiger an einem Lungenkarzinom leiden, während Frauen häufiger an Brustkrebs erkranken. Die Kosten für die onkologische Behandlung belaufen sich in Summe schnell auf über 17 Milliarden Euro, die für alle Erkrankten investiert werden.
- Wer an der Atemwegserkrankung Asthma leidet oder eine chronische Bronchitis hat, wird bei der Krankenkasse zum Dauer-Kostenfaktor mit jährlichen Ausgaben zwischen 2000 und 7000 Euro pro Patient.
- Für einen Diabetiker muss eine Krankenkasse etwa 5000 Euro jährlich berappen – und zwar pro Patient. Dabei ist es kostenunabhängig, ob es sich um Alterszucker, also um Typ-2-Diabetes handelt, oder nicht. On top kommen weitere Kosten, die häufig mit dem Übergewicht der Patienten in Verbindung stehen und auch auf einer ungesunden Lebensweise basieren. Eine Studie aus dem Jahr 2014 zeigte, dass allein Diabetes mellitus jährlich 1,94 Milliarden Euro an Kosten verursacht (Quelle: ots.at).
- Deutlich teurer sollen künftig geriatrische Erkrankungen, wie etwa Alzheimer, werden. Der Grund: Durch das zunehmende Alter der Menschen treten auch immer häufiger geriatrische Erkrankungen auf. Die Kosten schätzt die Alzheimer Society auf etwa 1,6 Milliarden Euro jährlich.
Senkung der Kosten: Prävention als Gebot der Stunde
Dass Präventivmaßnahmen hohe Behandlungskosten nachweislich reduzieren könnten, ist sogar wissenschaftlich belegt. So schätzte ein Professor der Medizinischen Hochschule Hannover einst, durch Präventivmaßnahmen 25 bis 30 Prozent der Kosten im Gesundheitssystem einsparen zu können (Quelle: brandeins.de).
Darüber hinaus wird in dem Fachartikel auch deutlich, dass viele Krankheitsbilder kostentechnisch nicht abbildbar sind.
Psychiatrische Erkrankungen und Rückenleiden lassen sich beispielsweise nicht schätzen. Da viele Erkrankte im arbeitsfähigen Alter wären, die Krankheit sie aber arbeitsunfähig macht, fallen die Kosten nicht ausschließlich in der Behandlung an, sondern auch beim Arbeitsausfall.
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Quellen:
¹ Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung in Österreich (oesterreich.gv.at)
² 10.000 Euro Kredit Finanzierung in allen Lebenslagen (www.smava.de)
³ Diabetes mellitus verursacht in Österreich jährliche Kosten von 1,94 Mrd. Euro (OTS)
Linktipps
– Die wichtigsten Medikamente (Top 50)
– Kampf dem Zucker – Diabetes vorbeugen
– Lipödem – rätselhafte Störung der Fettverteilung
– Brustvergrößerungen – Möglichkeiten, Risiken, Alternativen
– Steuererklärung: Den Fiskus an den Krankheitskosten beteiligen
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