Bauchumfang ist Herzenssache

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (3 Bewertungen, Durchschnitt: 3,33 Sterne von 5)

Bauchumfang messen

Menschen mit großem Bauchumfang haben höhere Risikofaktoren wie ungünstige Cholesterinwerte, hohe Triglyzeridwerte, erhöhten Blutdruck und gestörte Nüchternglukose als Menschen mit normalem Bauchumfang, und damit ein höheres Risiko, eine Herz-Kreislauf-Krankheit zu bekommen.


Das zeigt die aktuellen Analyse der Daten von mehr als 35.000 Patienten, die 1511 niedergelassene Ärzte in ganz Deutschland aufgesucht hatten.

Laut WHO ist der Normalwert bei Frauen ein Taillenumfang – gemessen ueber dem Hueftknochen, von bis zu 80 Zentimeter, bei Männer bis zu 94 Zentimeter. Übergewicht besteht bei Frauen bei einem Taillenumfang zwischen 80 und 88 Zentimeter, bei Männern zwischen 94 und 102 Zentimeter.

Das Stadium Adipositas (Fettleibigkeit) ist erreicht, wenn der Taillenumfang bei Frauen 88 Zentimeter und bei Männern 102 Zentimeter überschreitet.

Höherer Bauchumfang, größeres Gesundheitsrisiko

Ein erhöhter Bauchumfang wirkt sich auch sehr eindeutig auf die Vorhersage der Sterblichkeit aus: So überschritten zum Beispiel 66 Prozent aller Männer zwischen 60 und 69 Jahren mit einem Bauchumfang von mehr als 102 Zentimeter eine Wahrscheinlichkeit von 5 Prozent, in den kommenden 10 Jahren an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben – eine Schwelle, die laut ESC-Empfehlung zu einer konsequenten vorbeugenden medikamentösen Therapie Anlass gibt.

Dieses Risiko hatten allerdings nur 10 Prozent der Frauen der gleichen Altersklasse mit einem Taillenumfang von mehr als 88 Zentimeter.

“Daher scheint eine routinemäßige Bestimmung des Bauchumfangs im hausärztlichen Bereich ein wichtiges diagnostisches Mittel zur einfachen Abschätzung des Herz-Kreislauf-Risikos zu sein”, folgert Dr. Bramlage. “Besonders weibliche Patienten ab einem Alter von 60 Jahren und Männer ab einem Alter von 50 Jahren zählen zur Hochrisikogruppe, bei denen eine solche Messung wegweisend für die weitere Diagnostik ist.”

Ein Problem zeigte sich allerdings bei den aktuellen Analysen: Die aktuell gültigen, geschlechtsspezifischen Grenzwerte reflektieren keine vergleichbaren Risikoniveaus bei Männern und Frauen. “Wenn Männer den Grenzwert von 102 Zentimetern überschreiten, haben sie ein ungleich höheres Risiko als Frauen bei einem Bauchumfang von mehr als 88 Zentimetern. Hier muss noch weiter geforscht werden”, fordert Dr. Bramlage.

Experten warnen: 10jährige mit Übergewicht haben bereits krankhaftes Risikoprofil

Bereits bei 10-jährigen Kindern mit Übergewicht oder eine Adipositas liegt ein krankhaftes (“kardiometabolisches”) Risikoprofil für Stoffwechsel-Störungen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor, ähnlich wie bei Erwachsenen.

Deutsche Forscher haben 462 Kinder aus sechs Schulen in Süddeutschland untersucht: 16,2 Prozent davon waren übergewichtig, 5 Prozent fettleibig (“adipös”). Anschließend wurden eine Reihe von “Biomarkern” gemessen, die Hinweise zum Beispiel auf Stoffwechsel-Störungen oder Entzündungsprozesse im Körper geben können.

Das Ergebnis: Übergewichtige oder adipöse Mädchen und Jungen hatten ein zirka 60 Prozent erhöhtes Risiko für erniedrigte Adiponektinwerte und ein 40fach erhöhtes Risiko für erhöhte Leptinwerte. Adiponektin und Leptin sind biochemisch aktive Mediatoren, die vor allem von Fettzellen (“Adipozyten”) produziert werden und für metabolische und entzündliche Veränderungen verantwortlich sein können.

Für die Entzündungs-Marker C-reaktives Protein, Fibrinogen und Interleukin-6 zeigte sich bei vorliegendem Übergewicht jeweils ein 3,6fach, 2,9- und 1,3fach erhöhtes Risiko.

Übergewicht ging auch einher mit einem 3fach erhöhten Risiko für niedrige Werte des “guten” HDL-Cholesterin, das eine die Gefäße schützende Wirkung hat, und einem zirka 33 Prozent erhöhten Risiko für hohe Werte des “schlechten”, weil die Gefäße schädigenden LDL-Cholesterin.

Diese Befunde, so Kardiologen, seien “besorgniserregend”. Die Empfehlung der Experten: “Frühzeitige Interventionen sind bei dieser Bevölkerungsgruppe in Form von Lebensstiländerungen, die eine Gewichtsnormalisierung und eine Förderung der körperlichen Aktivität beinhalten, dringlich angezeigt.”

--------------------------

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Viszerales Fett – warum zu viel Bauchfett krank macht
– Körperfett: was ist der ideale Körperfettanteil?
– Bariatrische Chirurgie bei Adipositas
– Was ist eine Rektusdiastase?
– Adipositas bei Kindern
– Gewichtsentwicklung in der Schwangerschaft
– Zucker-Reduktion: clevere Tipps für schmackhafte und gesunde Gerichte
– Kampf dem Übergewicht: Sport angeblich kaum hilfreich
– Vorsorge-Corner: Gesundenuntersuchung

Das könnte Ihnen auch gefallen …