Medizinlexikon: Leber [Organe]

1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (2 Bewertungen, Durchschnitt: 4,50 Sterne von 5)

Leber, iecur

Die Leber (lat. iecur) ist nicht nur das zentrale Stoffwechselorgan des Menschen, sie ist mit einem Gewicht bis zu 1,5 kg auch das größte. Die Leber ist im rechten Oberbauch lokalisiert und reicht bis zum rechten Rippenbogen hinab. Sie befindet sich direkt unterhalb des Zwerchfells, mit dem sie fest verwachsen ist. Ihre äußere Hülle ist von Bindegewebe umgeben, das von Nervenfasern durchzogen ist. Im Inneren der Leber hingegen befinden sich keine Nervenfasern, somit erhält das Gehirn keine Schmerzmeldung bei Erkrankungen des Organs, und Symptome bleiben oft lange Zeit unentdeckt.


Woraus besteht die Leber?

Die Leber besteht hauptsächlich aus zwei großen Leberlappen, dem größeren rechten und dem linken Lappen. Diese unterteilen sich in Leberläppchen – 50.000 bis 100.000 an der Zahl –, die sich ihrerseits aus jeweils etwa 3.000.000 Leberzellen zusammensetzen. Diese Leberzellen sind für die Stoffwechselvorgänge innerhalb des Organs verantwortlich.

An der Organunterseite münden Leberarterie (Arteria hepatica propria) und Pfortader (Vena portae, ein Zusammenschluss der Venen aus dem Magen-Darm-Trakt) in die Leber. Das Organ wird von etwa 1,5 Liter Blut pro Minute durchströmt, 75 % davon sind venöses Blut aus der Pfortader, die restlichen 25 % kommen über die Leberarterie. Da die Venen keinen Sauerstoff mit sich führen, versorgen diese 25 % arterielles Blut die Leberzellen mit dem für sie lebenswichtigen Sauerstoff. Die Portader hingegen transportiert aufgenommene Nährstoffe vom Verdauungstrakt in die Leber, in der diese verwertet werden. Zudem gelangen über die Portader Schadstoffe in die Leber, die dem Körper in diesem Fall als „Entgiftungsstation“ dient.

Die wichtigsten Aufgaben der Leber

Produktion von Eiweißen: Die Leber stellt eine Vielzahl von Bluteiweißen (beispielsweise für die Blutgerinnung oder das Abwehrsystem) her, die vom Organ aus in den Blutkreislauf gelangen. Dabei bedient sich die Leber der Eiweiße aus der Nahrung. Bei Entzündung verstärkt sie die Produktion von sogenannten Akute-Phase-Proteinen (z.B. Haptoglobin) und nimmt so aktiv den Kampf gegen diese Entzündung auf.

Die Leber bildet auch einige Hormone (z. B. IGF-1, ein Wachstums-Hormon, das auch im Doping eingesetzt wird) und ist an der körpereigenen Herstellung von Vitamin D beteiligt.

Aufgenommene Kohlenhydrate gelangen, vom Darm in Glucose zerlegt (daher wird der Kohlenhydratstoffwechsel manchmal auch als Zuckerstoffwechsel bezeichnet), in die Leber. Diese wandelt die Glucose in Glykogen um, das von ihr gespeichert wird. Braucht der Körper einen Energieschub, so wandelt sie es wieder in Glucose um und „schickt“ den Zucker in den Blutkreislauf. Dieser Zuckerspeicher ist jedoch nicht unerschöpflich, er reicht lediglich für etwa einen Tag. Daher kann die Leber im Notfall Zucker auch aus Eiweißen herstellen, vornehmlich durch Eiweißabbau aus Muskelzellen.

Fettstoffwechsel: Die Leber bildet Lipoproteine („Fetttransporter“), damit der Körper auch Fette verwerten kann, die im Blut nicht löslich sind.

Speicherung von wichtigen Stoffen: Die Leber speichert lebenswichtige Stoffe und führt sie dem Körper bei Bedarf zu (Vitamin A, B 12, D, E, Folsäure, Eisen, Kupfer).

Entgiftung: Schädliche Stoffe werden von der Leber inaktiviert oder in mit dem Urin ausscheidbare Substanzen umgewandelt. Beispiel hierfür ist die Ammoniakentgiftung: Beim Abbau von Aminosäuren in der Leber entsteht Ammoniak. Die Leber wandelt dieses in Harnstoff um und scheidet es über den Urin aus

Speziell Alkohol wird beinahe ausschließlich von der Leber abgebaut. Beim Abbau des Alkohols wird zunächst das Zwischenprodukt Acetaldehyd – verantwortlich für den sogenannten „Kater“ – produziert, welches danach in Essigsäure umgewandelt und nach einer weiteren Zerlegung in Wasser und CO2 ausgeschieden wird. Kann die bei hohem Alkoholkonsum plötzlich vorhandene Energiemenge nicht zur Gänze verbraucht werden, wird diese von der Leber in Form von Fett abgespeichert. Die Folge: Fettleber. Im Zuge des Alkoholabbaus werden auch Leberzellen getötet.

Bildung von Gallenflüssigkeit: Die Leber produziert täglich bis zu einem Liter dieser Flüssigkeit, die dann in der Gallenblase gespeichert wird.

Erkrankungen der Leber

  • Fettleber (Steatosis hepatitis):
    Bei übermäßigem Alkoholgenuss schwillt die Leber durch Fetteinspeicherung an.
  • Leberzirrhose (Kirrosis):
    Bei chronischer Überforderung sterben Leberzellen ab, die Leber beginnt zu schrumpfen und zu vernarben.
  • Gelbsucht (Ikterus):
    Verarbeitet die Leber nicht genügend Bilirubin – ein Abbauprodukt der roten Blutkörperchen – so bleiben diese Stoffe im Blut. Folge: Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und der Bindehaut der Augen.
  • Hepatitis:
    Entzündungsreaktion in der Leber durch Gifte, Viren, Pilze, genetische Defekte oder fehlgesteuerte Immunreaktion.
  • Leberinsuffizienz:
    Die Leber kann ihre Funktionen nicht mehr ausreichend wahrnehmen.
  • Pfortaderhochdruck:
    Aufgrund krankhafter Zustände ist der Blutstrom durch die Leber verschlechtert.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Die Leber: Aufbau, Funktion, Erkrankungen
– Körperatlas (body browser) – die Leber
– Ernährung beeinflusst die Leber und damit die Gesundheit
– Leber-Fragebogen: Testen Sie Ihre Leber
– Leberzirrhose und primär biliäre Zirrhose
– Mythen über Alkohol

--------------------------

Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Informationslage inzwischen geändert.
Unsere Artikel werden laufend durch unsere Redaktion aktualisiert.

Das könnte Ihnen auch gefallen …