Medizinlexikon: Aneurysma

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Aneurysma

[griechisch], das Aneurysma


Die Ausweitung, Verbreiterung

Medizinisch: Ein Aneurysma bezeichnet eine Gefäßaussackung – unterschiedlicher Form und Größe – der arteriellen Gefässe, die überwiegend die Hauptschlagader betreffen. Man unterscheidet das echte Aneurysma (Aneurysma verum) vom falschen Aneurysma (Aneurysma spurium).

Medizinlexikon: Aneurysma – Artikelübersicht:

Während sich beim echten Aneurysma die gesamte kranke Gefäßwand erweitert, entsteht das falsche Aneurysma durch einen Riss in der Gefäßwand. Das ausströmende Blut ruft ein pulsierendes Hämatom (Bluterguß) hervor, das sich dank der Adventitia abkapselt und durch Vernarbung eine Pseudowand bildet. Die Brisanz zentraler Aneurysmen (z. B. infrarenales Bauchaortenaneurysma) liegt in ihrer potentiell tödlichen Rissgefahr (Rupturgefahr).

Beschreibung

Das Aneurysma verum der Aorta findet sich bevorzugt im Bauchbereich und kann dort zumindest bei schlanken Patienten auch als pulsierender grosser Knoten zentral unterhalb des Rippenbogens getastet werden. Während dieses sogenannte Bauchaortenaneurysma vorwiegend zu Bauchschmerzen, Blähungen, Stuhlgangsunregelmässigkeiten oder manchmal auch zu vermehrtem Harndrang führt, stehen beim Aneurysma verum im Brustbereich Rückenschmerzen im Vordergrund. Durch Druck des pulsierenden Aortenaneurysmas auf umgebende Strukturen kann es aber auch zu Heiserkeit, Atemnot, Schluckbeschwerden sowie Durchblutungsstörungen der Arme oder des Kopfes kommen.

Bei den cerebralen (im Gehirn gelegenen) Aneurysmen (sogenannte Hirn-Aneurysmen) kann es durch den Druck, den ein Aneurysma auf einen Nerv ausübt, zu Lähmungserscheinigungen im Gesicht kommen. Bei einem Riss eines solchen Aneursymas ist ein Schlaganfall oder eine Hirnblutung (Subarachnoidalblutung oder SAB) die Folge.

Das Einreissen eines Aneurysmas und die damit verbundene Hirnblutung ist nicht an eine bestimmte Krankheit gekoppelt, sondern passiert häufig aus voller Gesundheit, oft selbst in völliger Ruhe, nur In etwa einem Drittel der Fälle geht eine körperliche Anstrengung voraus. Etwa drei Prozent aller Schlaganfälle werden durch Subarachnoidalblutungen aufgrund angeborener oder erworbener Aneurysmen verursacht.

Ursachen

Als Ursache stehen die degenerativen Gefäßwanderkrankungen (in über 80% der Fälle Arteriosklerose) zahlenmäßig weit im Vordergrund. In den meisten Fällen liegt dem Aneurysma verum eine Gefässverkalkung der Hauptschlagader zugrunde, die die Gefässwand schädigt und ihre Auswölbung begünstigt. Erhöhter Blutdruck ist dabei ein wichtiger Risikofaktor sowohl für die Entstehung der Gefässverkalkung als auch für die zunehmende Ausdehnung des Aneurysmas. Ein einmal entstandenes Aneurysma wird nämlich durch den mit hohem Druck pulsierenden Blutstrom immer weiter aufgetrieben.

Weit seltenere Ursachen sind Traumata, Infektionen (Rheumatisches Fieber) oder Entzündungen.

Symptome

Ein Großteil der Bauchaorten- und Becken-Aneurysmenträger sind asymptomatisch. Die meisten Aneurysmen verursachen also keine Beschwerden und bleiben unerkannt, außer sie weiten sich sehr schnell und schmerzen dabei oder sie sind sehr groß und üben Druck auf die umliegenden Gewebe aus. Werden diese Aneurysmen symptomatisch, treten Schmerzen in den betroffenen Regionen auf bzw. kommt es zu Lähmungserscheinigungen (bei cerebralen – im Gehirn gelegenen Aneurysmen). Große Aneurysmen schädigen also andere Organe, indem sie sie verdrängen, kleine können zerbersten und so zu einer Verblutung führen.

Diagnose

Die Diagnose eines Aneurysmas wird entweder durch Ultraschalluntersuchung, Computertomographie oder direkte Gefässdarstellung mit Röntgenkontrastmittel gestellt. Im Blutbild lässt die Untersuchung der Blutbotenstoffe CD4 und CD28 Rückschlüsse auf die Gefährlichkeit eines Aneurysmas zu.

Die Angiographie dient übrigens nicht dem Aneurysmanachweis, sondern wird zum Nachweis von Verschlusserkrankungen in peripheren oder zentralen Gefäßen wie z. B. Nierenarterien begleitend eingesetzt.

Therapie

Die Behandlung erfolgt in Abhängigkeit von der jeweiligen Art des Aneurysmas (Bauchaortenaneurysma, Aortenaneurysma bzw. Hirn-Aneurysma). Beim Aortenaneurysma stehen folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung:

  • Medikamententherapie des Bluthochdrucks
  • Operation
  • Einsetzen einer Gefässprothese von der Leiste aus

Gelingt es, Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung oder Übergewicht durch Medikamente oder andere Massnahmen unter Kontrolle zu bringen, kann das Aortenaneurysma zwar nicht geheilt, aber der Verlauf der Erkrankung in den meisten Fällen günstig beeinflusst werden.

Beim Bauchaortenaneurysma ist eine Operationsindikation ab einem Querdurchmesser von etwa 5 cm indiziert. Das Behandlungsprinzip ist die Ausschaltung des Aneurysmas mit Wiederherstellung der Gefäßkontinuität. Im Aorten- und Beckenbereich besteht der Ersatz in einer Kunststoffprothese. Ausschalten von Aneurysmen.

An den intracraniellen Hirnarterien ist die Muskelschicht dünner als an den übrigen Arterien des Körpers. Daher sind die Hirnbasis-Gefäße prädisponiert für das Entstehen von Aneurysmen. Für die Behandlung von Aneurysmen der Hirngefäße stehen zwei verschiedene operative Eingriffe zur Verfügung, das Clipping und die Platin-Coils. Die herkömmliche neurochirurgische Methode einer Operation bestand darin, bei einer offenen Gehirnoperation auf den Hals des Aneurysmas einen Clip auszusetzen, der den Blutzustrom in die Aussackung vollständig unterbindet.

Bei der endovaskulären Therapie werden mittels eines hohlen Mikrokatheters über die Leistenarterie sogenannte Coils (Spiralen aus einer Platinlegierung) in den Aneurysmasack gebracht. Diese Coils füllen das Aneurysma zwar nur zu ca. 30% aus, verursachen aber eine Thrombenbildung und verhindern so die weitere Blutzirkulation im Aneurysma. So ist das Hirn-Aneurysma vor einem möglichen Riss (einer Ruptur) geschützt.


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Linktipps

– Schlaganfall Schnelltest | Video
– Stroke Units erhöhen Überlebenschancen nach einem Schlaganfall
– Hämatom | Medizinlexikon
– Gefäßerkrankungen Aneurysma: Basisinfos und Behandlungen
– Verein für Hirn-Aneurysma-Erkrankte
– Blutbild, Blutbefund, Blutwerte

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Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

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