Was ist Hämatologie?

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Was ist Hämatologie?

Die Hämatologie ist die Lehre vom Blut. Sie befasst sich mit der Beschaffenheit (Physiologie), abweichenden Funktionen (Pathophysiologie) und den Erkrankungen des Blutes sowie mit den blutbildenden Organen. Der Begriff Hämaotologie leitet sich aus dem Griechischen ab, wobei ‘aima’ Blut bedeutet logos für Lehre steht.


Was ist Hämatologie – Artikelübersicht:

Die Hämatologie ist ein Teilgebiet der Inneren Medizin. Das Fachgebiet befasst sich mit gut- und bösartigen Erkrankungen des Blutes sowie der Lymphknoten und des lymphatischen Systems. Ebenfalls Aufgabengebiete der Hämatologie: bösartige Tumore wie Brustkrebs oder Lungenkrebs.

Hämatologie: Blut als Gesundheitsbarometer

In der klinischen Anwendung steht die Pathologie des Blutes im Mittelpunkt. Die meisten Krankheitsbilder zeichnen sich nämlich neben der Grundsymptomatik auch durch eine Veränderung in der Blutzusammensetzung aus. Hämatologische Auswertungen, also Blutanalysen, geben daher einen direkten Rückschluss auf fehlerhafte Körperfunktionen.

Man unterscheidet zwischen der numerischen Hämatologie und der Zellhämatologie.

Die numerische Hämatologie orientiert sich an den Blutnormwerten. Abweichungen von diesen Normwerten werden analysiert um weitere Diagnoseverfahren auszuloten und Behandlungen auszurichten.

Die numerisch-hämatologischen Parameter eines Blutbildes werden heute in medizinischen Laboratorien ‘automatisch’ ausgewertet. Lediglich beim Differentialblutbild ist mach wie vor eine manuelle Untersuchung mittels Mikroskop erforderlich.

Die Zellhämatologie ist die Analyse der Strukturen von Blutzellen oder Zellen des Knochenmarks.

Die bekannteste und wichtigste zellhämatologische Methode ist das Differentialblutbild der Leukozyten, also der weißen Blutzellen.

Ein weiteres Teilgebiet der Hämatologie ist die Hämatoonkologie. Wie alle onkologischen Fachrichtungen befasst sie sich mit bösartigen Neubildungen – diesfalls eben mit Tumorzellen des Blutes, des Lymphsystems oder des Knochenmarks.

Hämatologische Untersuchungen

Die bekannteste hämatologische Fachuntersuchung ist das Erstellen eines kleinen Blutbilds. Hier werden Anzahl der Leukozyten, Erythrozyten, Thrombozyten und der Hämoglobinwert erfasst.

Die Erstellung des kleinen Blutbildes erfolgt meist im Rahmen einer Erstdiagnose. Hat der Patient Werte innerhalb des Normbereichs können etliche Erkrankungen gleich einmal ausgeschlossen ausgeschlossen werden. Finden sich beim kleinen Blutbild hingegen Werte außerhalb des Normbereichs, sind Nachfolgeuntersuchungen angesagt.

Das kleine Blutbild ist quasi eine erster pathologischer Befund dem bei signifikanten Abweichungen vom Standardprofil weitere differentialdiagnostische Abklärungen folgen.

Hämatologische Normalwerte

In einem erwachsenen Menschen zirkulieren ca. fünf bis sieben Liter Blut. Der rote Lebenssaft dient dem Transport von Sauerstoff und anderen lebensnotwendigen Substanzen und somit der Atmung, der Krankheitsabwehr, der Signalübertragung durch Hormone, sowie der Wärmeregulierung und der pH-Wert Reguation.

Gebildet wird Blut im Knochenmark. Es setzt sich aus verschiedenen zellulären Bestandteilen zusammen und besteht zu ca. 45% Hämatokrit, zu 55% aus Plasma und aus in Wasser gelösten Anteilen, den Proteinen.

Gesunde Menschen weisen folgende Normalwerte (bezogen auf 1 Kubikmillimeter Blut) auf:

  • Leukozyten (weiße Blutkörperchen): 4000-9000
  • Erythrozyten (rote Blutkörperchen): 4,5-5,5 Millionen
  • Thrombozyten (Blutblättchen) 180.000-300.000
  • Hämatokrit 40-45%
  • Hämoglobin 12-17g

Hämoglobin ist der in den Erythrozyten enthaltene Blutfarbstoff und hat die Fähigkeit Sauerstoff an sich zu binden während in der Lunge der Gasaustausch stattfindet. Damit kann Hämoglobin über den Blutkreislauf alle Körperzellen mit lebenswichtigem Sauerstoff versorgen.

Kurzfristig, also aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls, kann ein Hämoglobinmangel durch die Gabe von Blutkonserven angehoben werden. Allerding ist es lebensnotwendig die Ursache des Hämoglobinabfalls heraus zu finden um Maßnahmen einzuleiten, die die Eigenproduktion des Hämoglobin wieder sicherstellen um die Sauerstoffversorgung des Körpers zu garantieren.

Typische hämatologische Krankheitsfelder

Jeder hämatolgoschin Erkrankung liegt eine Störung im Rahmen der Zellbildung zugrunde. Es kann entweder zur Entartung und /oder zu einer unkontrollierten Vermehrung von Zellen im Blut und in den lymphatischen Organen kommen, wobei je nach Zelltyp und Entwicklungsstadium unterschiedliche Krankheitsbilder und -verläufe die Folge sind.

Blutkrankheiten im Überblick

  • APC-Resistenz
  • Anämie/renale Anämie
  • Eisenmangelanämie
  • Faktor-II-Mutation
  • Faktor-V-Leiden-Mutation
  • Hämophilie
  • Leukämie
  • Morbus Hodgkin
  • Mycosis fungoides
  • NHL (Non-Hodgkin-Lymphom)
  • Prothrombin-Mutation
  • Von-Willebrand-Syndrom

Manche dieser Krankheiten sind heutzutage medizinisch gut in den Griff zu bekommen, andere wiederum können nach wie vor rasch zum Tod führen. Doch Prognosen sind immer schwierig, da genetische Prädispositionen starken Einfluss nehmen (wie weit ist das Erbgut verändert) und auch Vorerkrankungen Krankheitsverläufe beeinflussen können.

Je besser diese Rahmenfaktoren bekannt sind desto besser können Hämatologen oder Onkologen abschätzen, wie gut die jeweiligen Heilungschancen stehen. Biomarker helfen zudem bestimmte individuelle chromosomale Veränderungen zu identifizieren und maßgeschneiderte Medikamente zu entwickeln, die krebsfördernden Vorgänge im Optimalfall komplett unterbrechen können.

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Quelle:

¹ Österreichische Gesellschaft für Hämatologie

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Zur Information: Diese Informationen wurden – im Sinne mündiger Patienten – für interessierte Laien eingerichtet. Keinesfalls dürfen sie als Ersatz für medizinsche Beratung und Hilfe seitens qualifizierten Personals aus dem jeweiligen Fachbereich angesehen oder eingesetzt werden. Kontaktieren Sie bei Beschwerden jedenfalls den Arzt Ihres Vertrauens!

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