Personalisierte Medizin auf dem Vormarsch

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Personalisierte Medizin

Eine medikamentöse Therapie, die für den einzelnen Patienten und “seine” Erkrankung maßgeschneidert ist? Deren Wirksamkeit dadurch enorm hoch ist? Und das so gut wie nebenwirkungsfrei? Das ist das Ziel der personalisierten oder auch individualisierten Medizin: die richtige Therapie für den richtigen Patienten zum richtigen Zeitpunkt.


Eine kühne Zukunftsvision, ohne Zweifel. Dennoch ist es tatsächlich so, dass man in der medizinischen Forschung und Praxis das erste Stück auf diesem Weg zur “individualisierten” oder “personalisierten” Medizin bereits gegangen ist. Personalisierte Medizin gilt als neuer Megatrend in der Forschung. Es wird Schritt für Schritt besser möglich, Untersuchungen und Therapien persönlich an den einzelnen Menschen anzupassen.

Die personalisierte Medizin soll unter Zuhilfenahme vor allem molekularbiologischer Methoden die individuellen Charakteristika einer Erkrankung bei einem ganz bestimmten Patienten berücksichtigen. Damit soll die Wirkung der Therapie gesteigert und Nebenwirkungen vermieden werden. Dies bedeutet aber gleichzeitig einen Umbruch in der herkömmlichen Betrachtungsweise von Gesundheit und Krankheit.

Erste erfolgreiche Anwendungen gibt es vor allem in Onkologie: Dickdarmkarzinom, bestimmte Formen von Lymphknotenkrebs, Formen des Brustkrebses, Lungenkrebs, Bindegewebstumoren des Bauchraums und eventuell beim Prostatakarzinom.

Paradigmenwechsel: Von organorientierter Therapie …

“Wir wissen heute, dass die Krankheit des einzelnen Patienten ganz spezifische Merkmale hat, und diese Merkmale wollen wir identifizieren, um die Therapie exakt auf diese Charakteristika zuzuschneiden”, so der prominente österreichische Onkologe Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski, Vorstand der Uni-Klinik für Innere Medizin der MedUni Wien.

“In der Ära der personalisierten Medizin werden sich Therapien bösartiger Erkrankungen zunehmend von den anatomischen Gegebenheiten, also der organorientierten Therapie, entfernen und dafür zunehmend an den individuellen Merkmalen der jeweiligen Erkrankung und des jeweiligen Patienten orientieren.”

… zu individueller Therapie

Diese neuen therapeutischen Ansätze nutzen die tumorspezifische Information und die daraus resultierende Identifikation jener Signalwege, die therapeutisch beeinflussbar sind.

Eine Schlüsselrolle bei der “personalisierten Medizin” spielen sogenannte Biomarker. Dr.in Leonie Ringrose, vom IMBA: “Spezifische Biomarker sind die Basis für die Entwicklung einer personalisierten Medizin, denn sie bedeuten einen Weg zur Individualisierung und zielgenauen Anpassung von Medikamenten sowie zur Reduzierung von unerwünschten Nebenwirkungen auf ein Minimum.”

Biomarker spielen eine wichtige Rolle in Wissenschaft und Forschung

Auch in der Grundlagenforschung spielen Biomarker eine enorm wichtige Rolle. Mit ihrer Hilfe soll und kann z. B. der Zusammenhang einzelner Gene in komplexen biologischen Prozessen erforscht werden. In der Zellbiologie nützt man Biomarker auch dazu, um den Zustand oder den Entwicklungsstand von Zellen zu beurteilen. Ringrose:

“Für unsere Studien, die wir am IMBA betreiben, ist der Werdegang einer Stammzelle über eine sogenannte Nervenvorläuferzelle zu schließlich einer reifen Nervenzelle interessant. Wir nützen Biomarker, um die einzelnen Entwicklungsstadien auseinanderhalten zu können und die Zellen danach auftrennen zu können. Danach können wir jeden Zelltyp einzeln zu Experimenten heranziehen.” Diese identifizierten DNA-Sequenzen dienen dann gleichzeitig wieder als neue Biomarker für das Aufspüren von genetischen Krankheiten.

Anwendung zum Nutzen der Patienten

“Es sind international vehemente Bestrebungen im Gange, das Konzept der auf den jeweiligen Tumor und seine molekularbiologischen Charakteristika maßgeschneiderten Therapie auf eine breite Anwendung in der Klinik auszuweiten. Um dies zu erreichen, werden mit State of the Art-Technologien molekularbiologisch relevante Informationen auf genetischer Ebene entschlüsselt und tumorassoziierte Signalwege und Wachstumsfaktoren analysiert. Diese Information mündet dann direkt in die individuelle Therapie mit Medikamenten, die auf ganz bestimmte, hochspezifische Tumoreigenschaften des Patienten abzielen”, so Zielinski.

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