Sehnenscheidenentzündung
Vielen kennen sie, die stechenden Schmerzen in Hand- oder Fußgelenken. Ursache dessen ist nicht selten eine Sehnenscheidenentzündung. Gerade in der heutigen Zeit mausert sich die Erkrankung – in einer Welt der Digitalisierung – zur Volkskrankheit.
Sehnenscheidenentzündung – Artikelübersicht:
- Allgemeines
- Ursache
- Symptome
- Diagnose
- Therapie
- Video: Die beste Übung gegen Sehnenscheidenentzündung
- Vorsorge
- Linktipps
Sehnenscheidenentzündung – Was ist das?
- Die häufigste Ursache der Sehnenscheidenentzündung ist Überlastung der betroffenen Sehne und eine darauffolgende Reizung der Sehnenscheide.
- Die Erkrankung zeichnet sich vor allem durch Druckschmerzen entlang des Sehnenverlaufs aus.
- Der Arzt diagnostiziert sie anhand der Krankengeschichte, einer klinischen Untersuchung sowie gelegentlich einer Ultraschalluntersuchung.
- Die Therapie der Sehnenscheidenentzündung besteht vor allem in Ruhigstellung der betroffenen Region und schmerzstillenden Salben oder Tabletten, unter Umständen können aber auch entzündungshemmende Spritzen und in seltenen Fällen eine Operation nötig sein.
Allgemeines
Bei der Sehnenscheidenentzündung handelt es sich, wie schon der Name der Erkrankung vermuten lässt, um eine Entzündung der Sehnenscheiden. Diese umgeben die Sehnen unseres Körpers an bestimmten Stellen als schützende und Bewegungsspielraum ermöglichende Hülle.
Verlaufen die Sehnen über Knochen, könnten sie nämliche ohne Hülle aufgrund der ständigen Reibung leicht geschädigt werden. Durch die Sehnenscheiden können sich die Sehnen stattdessen frei und ohne Widerstand bewegen. Doch wofür benötigt der Körper Sehnen genau? Sie verbinden Knochen und Muskeln miteinander und erfüllen damit eine wesentliche Funktion im Rahmen des Bewegungsablaufs. Jede erfolgreiche Bewegung kommt nur durch Beteiligung der Sehnen zustande.
Ursachen
Beansprucht man im Rahmen einzelner Bewegungen bestimmte Sehnen über einen langen Zeitraum intensiv, so können diese durch ständige Reibung Reizungen in den zugehörigen Sehnenscheiden auslösen. In der Folge schwellen die Sehnenscheiden durch vermehrte Durchblutung an und der Bewegungspielraum der Sehne verkleinert sich.
Gleichzeitig werden die Sehnenscheiden durch die ständige Berührung der Sehnen noch mehr gereizt – ein Teufelskreis entsteht. Die Folge dessen ist eine Sehnenscheidenentzündung, von Ärzten auch, abgeleitet vom Lateinischen, Tendovaginitis genannt.
Vor allem die Sehnenscheiden der Hand- und Fußgelenke sind anfällig für Entzündungen. Aber auch Schulter – und Ellenbogen-Region können von den Beschwerden betroffen sein. Repetitive, also sich wiederholende, gleichförmige Bewegungen, sowie Belastungen durch eine unnatürliche Haltung treten hier besonders häufig auf. Ein Beispiel hierfür sind fußgelenksbelastende Sportarten wie Skifahren.
Gerade die plötzliche Belastung eines bestimmten Gelenks – wie im Rahmen des Wintersports – macht anfällig für die Sehnenscheidenentzündung. Golf, Tennis und Klettern sind ebenfalls bekannte Verursacher der Entzündung. Aber auch langes Arbeiten am Computer stellt eine häufige Ursache der Erkrankung dar. Ergonomische, also an den Körper angepasste, Arbeitsplätze, können dafür unter Umständen eine Lösung darstellen.
Allerdings führt nicht nur übermäßige Belastung zu der Erkrankung. Seltener verursachen von außen eindringenden Infektionen eine Sehnenscheidenentzündung. Vor allem Verletzungen mit spitzen, tief eindringenden Gegenständen tragen häufig Bakterien in die Tiefe. Dort führen sie zu einer infektiösen Entzündung der Sehnenscheiden und des umgebenden Gewebes.
Symptome
Die Sehnenscheidenentzündung geht vor allem mit Schmerzen entlang des betroffenen Gebiets einher. Klassisch sind auf Druck auslösbare Schmerzen, die sich unter Belastung des Gelenks verschlechtern. Weitere Zeichen der Entzündung sind Rötung und Überhitzung der Region.
Die chronische, also dauerhaft vorhandene Form der Entzündung geht zudem nicht selten mit Verdickungen und Knoten der betroffenen Sehnenscheiden und Sehnen einher. Die dauerhafte Überlastung der Sehnen verändert in diesem Fall das Gewebe anhaltend. Ebenfalls können hörbares Knirschen oder Reiben der Sehne auftreten.
Eine Unterform der Sehnenscheidenentzündung ist bekannt für dieses Symptom: Bei der sogenannten Tendovaginitis stenosans führt eine Einengung der Beugesehne eines Fingers zum „Einschnappen“ und Schnalzgeräuschen bei Streck- und Beugebewegungen.
Diagnose
In den meisten Fällen liefert schon die Krankengeschichte eines Patienten deutliche Hinweise für die Diagnose der Sehnenscheidenentzündung. Plötzliche, intensive Belastungen eines Gelenks oder einseitig belastende Arbeit sind Anhaltspunkte.
Sind in der klinischen Untersuchung die klassischen Symptome (Druckschmerz auf der betroffenen Sehnenscheide, Entzündungszeichen wie Rötung und Schwellung) deutlich sichtbar, so kann die Diagnose ohne weitere nötige Verfahren gestellt werden.
In der Regel führt der Arzt einige Bewegungstests des betroffenen Gelenks durch. Hierfür bewegt er das Gelenk zunächst passiv, der Patient sollte also währenddessen selbst keine Muskeln anspannen. Danach folgt die aktive Bewegung, bei der der Patient das Gelenk selbstständig und wenn möglich gegen Druck bewegt.
Kann der Arzt die Diagnose nach Patientenbefragung und klinischer Untersuchung noch nicht einwandfrei stellen, kann eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung) weitere Hinweise liefern. In den meisten Fällen hat der Untersucher dieses schnell zur Hand und kein weiterer Termin ist erforderlich.
In Spezialfällen kann schließlich zusätzlich ein hochauflösendes MRT erfolgen, dass einen genauen Einblick in die betroffenen Strukturen bietet und ohne belastende Röntgen-Strahlung auskommt.
Eine bei Knochenbrüchen angezeigte Röntgenuntersuchung ist währenddessen nicht sinnvoll, da die Sehnen und Sehnenscheiden dort nicht sichtbar sind.
Therapie
Welche Therapien in Frage kommen, ist abhängig vom individuellen Verlauf der Erkrankung.
Die meisten Sehnenscheidenentzündungen treten aber aufgrund akuter Überlastung auf. Die erste Behandlungsmaßnahme ist daher immer eine Ruhigstellung der betroffenen Region.
Auch wenn dies nicht immer vollständig möglich ist, sollten Betroffene das betroffene Gelenk mindestens eine Woche schonen. Mithilfe bewegungseinschränkender Schienen für Hand- oder Fußgelenk kann man dies deutlich unterstützen.
Ist das betroffene Gebiet überwärmt und geschwollen – ein Hinweis für eine ablaufende Entzündung – so können Patienten ihre Beschwerden durch Kühlen lindern. Gegen die Schmerzen helfen leichte Schmerzmittel der Klasse der nichtsteroidalen Antirheumatika wie Ibuprofen und Diclofenac, die ebenfalls sieben bis zehn Tage (als Salbe oder in Tablettenform) verwendet werden sollten. Neben ihrer schmerzstillenden Wirkung haben sie zudem einen antientzündlichen Effekt.
Ist die Entzündung nach circa zehn Tagen abgeklungen, sollten Patienten mit sanften, gezielten Bewegungsübungen des betroffenen Gelenks beginnen. Wichtig ist, sich aber nicht mit plötzlicher Vollbelastung zu überfordern, da dies eine erneute Entzündung begünstigt.
Chronische, also nicht vollständig abheilende, lange andauernde Sehnenscheidenentzündungen erfordern andere Therapiemaßnahmen. Der Körper kann in diesen Fällen die Entzündung nicht allein durch Ruhigstellen des betroffenen Gelenks bekämpfen. In solchen Fällen können Spritzen mit dem entzündungshemmenden Kortison die Entzündung stoppen. Zudem kann in diesen Fällen auch Wärme Linderung bringen.
In manchen Fällen liegt die Sehnenscheide aber auch bei normaler Belastung zu eng an der Sehne an. Dann kommt es zu dauerhafter Reizung der betroffenen Region und eine Operation ist nötig. Im Rahmen dieser spaltet der Chirurg während des Eingriffs die Sehnenscheide auf und kann das Gebiet so dauerhaft entlasten.
Video: Die beste Übung gegen Sehnenscheidenentzündung
Vorsorge
Die meisten Sehnenscheidenentzündungen werden durch Überbelastung ausgelöst. Eine einseitige Überlastung sollte also, wenn möglich, vermieden werden. Sind beispielsweise Ski-Urlaube geplant, kann man einer Sehnenscheidenentzündung durch vorherige Kräftigung der Region vorsorgen.
Auch stützende Bandagen an beanspruchten Gelenken während des Sporttrainings helfen bei der Vorsorge. Schon bei leichtesten Schmerzen sollten Pausen eingelegt werden.
Zudem können Dehnübungen dabei helfen, den Beschwerden vorzubeugen. Arbeiten Betroffene in einem Gebiet, das sehr viel Arbeit am Computer voraussetzt, so können zusätzliche Veränderungen am Arbeitsplatz erneuten Entzündungen vorbeugen. Zu diesen gehören unter anderem ergonomisch geformte Mäuse und gepolsterte Pads vor der Tastatur, auf denen die Handgelenke aufgelegt werden können.
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Quellen:
¹ Mausarm – Engpass im Handgelenk (Der Standard)
² Sehnen- & Sehnenscheidenentzündung (MSD Manual)
= [rebekkakühn] =
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