Schleudertrauma vulgo Peitschenschlagsyndrom | Krankheitslexikon

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Schleudertrauma vulgo Peitschenschlagsyndrom | Krankheitslexikon

Fotocredit: Kaspars Grinvalds + triocean | Fotolia

Ein Schleudertrauma ist eine Weichteilverletzung an der Halswirbelsäule, die durch eine plötzliche, ruckartige Bewegung des Kopfes verursacht wird, oft bei einem Autounfall.


Diese Bewegung kann dazu führen, dass der Kopf vor und zurück geschleudert wird, was zu Verletzungen der Halswirbelsäule führen kann.

Das Schleudertrauma wird auch als Halswirbelsäulen-Syndrom (HWS-Syndrom) bezeichnet.

Der Begriff Peitschenschlagsyndrom wird oft synonym für das Schleudertrauma verwendet. Beide Begriffe beziehen sich auf Verletzungen der Halswirbelsäule, die durch eine schnelle, ruckartige Bewegung des Kopfes verursacht werden, typischerweise bei einem Autounfall, bei dem das Fahrzeug von hinten getroffen wird.

Das Peitschenschlagsyndrom beschreibt bildlich die Bewegung des Kopfes, die der eines Peitschenhiebs ähnelt.

Die Symptome und die Diagnose von Schleudertrauma und Peitschenschlagsyndrom sind im Wesentlichen die gleichen, und die Begriffe werden oft austauschbar verwendet, um auf die durch eine solche Verletzung verursachten Beschwerden zu verweisen.

Schleudertraumata beschränken sich nicht ausschließlich auf einen Autounfall: Es gibt sie auch in anderen Situationen, in denen der Nacken ruckartig überdehnt wird (zum Beispiel auch beim Autoskooter, im Haushalt oder bei Freizeitunfällen).

Die meisten Schleudertraumata entstehen allerdings doch bei einem Auffahrunfall. Wie schwer ein Schleudertrauma ist, hängt von der Wucht des Heckaufpralls ab.

Dabei wird der Kopf im Moment des Aufpralls zunächst nach hinten beschleunigt, und dann wieder ruckartig nach vorne geschleudert.

Auch bei einer relativ geringen Auffahrgeschwindigkeit kann es durch den ungewohnten Ruck schon zu einer Muskelfunktionsstörung der Nackenmuskulatur kommen. Obwohl dann auf dem Röntgenbild keine strukturellen Verletzungen erkennbar sind, kann eine solche Muskelfunktionsstörung gerade bei untrainierten Menschen erhebliche Beschwerden auslösen.

Bei leichteren Verletzungsfolgen ist meist nur ein schwaches Ziehen im Rückenbereich des Halses zu verspüren, manchmal gesellen sich auch Kopfschmerzen hinzu. In schwereren Fällen kann es zu Verschiebungen oder Verrenkungen der Halswirbel oder sogar zu Bänderrissen oder Wirbelbrüchen kommen.

Bei besonders schweren Stößen oder Schlägen kann auch das Rückenmark gequetscht oder hin bis zur Querschnittslähmung geschädigt werden.

Ist die Muskelfunktionsstörung sehr ausgeprägt, führt sie zu einer Bewegungseinschränkung, weil die betroffene Muskulatur zunehmend geschont wird. Die Ruhigstellung mit einer Halskrause verstärkt diesen schädlichen Effekt.

Dann beginnt für den Kranken oft ein Teufelskreis: Durch die Ruhigstellung kommt es zu schmerzhaften Verspannungen, die Schmerzen provozieren eine Schonhaltung – und diese Fehlhaltung verursacht wieder neue Schmerzen.

Symptome

Als häufigste Symptome gelten Schmerzen im Nacken, Kopfschmerzen und Muskelsteifheit im Nackenbereich sowie Schwindel, Schulter- und Rückenschmerzen sowie gelegentlich auch Konzentrationsstörungen und Übelkeit sein. Diese treten aber typischerweise nicht sofort, sondern erst nach einer kurzen beschwerdefreien Zeit auf.

Es gibt kaum ein Krankheitsbild, das die Gemüter so erhitzt wie das so genannte “HWS-Schleudertrauma”. Seit mehr als 47 Jahren streiten Ärzte, Versicherer und nicht zuletzt Betroffene um Diagnose und Therapie und natürlich entsprechende Versicherungsgutachten.

Problematisch sind dabei vor allem die leichten Schleudertraumata, bei denen keine nachweisbaren strukturellen Schäden vorliegen (beispielsweise Wirbelfrakturen), die Patienten aber lang anhaltend heftige Beschwerden (bis hin zur Arbeitsunfähigkeit) verspüren.

Fachleute sind heute der Ansicht, dass diese Beschwerden von einer Muskelfunktionsstörung herrühren und dass die Ruhigstellung des Kopfes mit einer Halskrause diese Muskelfunktionsstörung verstärken kann. Deshalb raten die meisten Ärzte bei einer leichten Schleudertrauma-Verletzung dazu, sich nach dem Unfall möglichst normal zu bewegen.

Therapie

Früher wurden auch Patienten mit einem leichten Schleudertrauma mit der Halskrause behandelt.

Norwegische Forscher haben aber herausgefunden, dass die Halskrause für einen schnellen Heilungsverlauf eher hinderlich ist. Gerade eine längere Ruhigstellung der betroffenen Muskelpartie kann die Muskelfunktionsstörung wegen der künstlich herbeigeführten Schonhaltung weiter verstärken.

Das gilt insbesondere für Menschen mit einer untrainierten Muskulatur. Es sei daher besser, die Muskeln nach einer kurzen Schonzeit so schnell wie möglich wieder ihrer normalen Funktion zuzuführen, das heißt, sich wieder möglichst normal zu bewegen.

Milde Medikamente wie Paracetamol oder Voltaren helfen kurzzeitig gegen Nackenschmerzen und Kopfschmerzen. Wichtig ist eine Kältebehandlung, um den Stoffwechsel der kranken Muskulatur herunterzuregeln.

Außerdem sollten die Muskeln gedehnt werden. Am besten ist nach einer kurzen Schonfrist normale Aktivität. Die Schmerzen sollten dann meist nach einiger Zeit von selbst wieder weggehen. Wenn die Schmerzen nach einer Woche noch anhalten, ist eine Krankengymnastik (mit aktiven Nackenübungen) wesentlich effektiver als eine Ruhigstellung.

Die Therapie einer Muskelfunktionsstörung heißt also: Aktivität plus Dehnung plus Kälte.

Vorbeugung

Um die häufigste Ursache für ein Schleudertrauma – abruptes Abbremsen beim Autofahren sowie Aufahrunfälle – auszuschalten, achten Sie auf die Sitzposition im Auto. Die Rückenlehne sollte dabei so aufrecht wie möglich gestellt sein. Geben Sie der Kopfstütze die richtige Position.

Das ist wichtig zum Schutz der Halswirbelsäule. Das Alarmierende: Nur etwa einer von 50 Autofahrern achtet darauf. Das haben im vergangenen Jahr Kontrollen der Autofahrerclubs ergeben. Die meisten Kopfstützen sind viel zu tief eingestellt. Das ist gefährlich. Bei einem Aufprall wird der Lenker leicht aus dem Sitz gehoben. Der Kopf prallt dann auf die zu niedrige Kopfstütze auf. Das kann tödlich enden.

Kopf und Kopfstütze müssen zumindest auf einer Linie abschließen. Noch besser ist es, wenn die Stütze über den Kopf hinausragt. Abstand des Hinterkopfes zur Kopfstütze sollte so gering wie möglich sein.

Wer ein Schleudertrauma verhindern will, muss auch wissen, wie die ideale Haltung des Autofahrers sein sollte: Er muss mit leicht angewinkelten Knien und Armen so hinter dem Lenkrad sitzen, dass die Schulterblätter auf der Lehne aufliegen und sich der Kopf knapp vor der Kopfstütze befindet.

Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Fibromyalgie (Faser-Muskel-Schmerz) | Krankheitslexikon
– Halswirbelsäulensyndrom (HWS-Syndrom, Zervikalsyndrom)
– Stressfreie Autoreisen – wie Sie lange Autofahrten meistern
– Faszientraining gegen Rückenschmerzen
– Krankenanstalten-Suche Österreich
– Physiotherapie

[Verfasst 05/2002, Update: 11/2022]

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