Rotlauf (Wundrose, Erysipel)
Bei dem zunächst harmlos scheinenden Rotlauf handelt es sich um eine bakterielle Infektion von Haut und Bindegewebe. Stoppt man ihn nicht frühzeitig, kann er leicht zu einer Blutvergiftung führen.
Rotlauf – Artikelübersicht:
Rotlauf – Was ist das?
- Unter Rotlauf, Wundrose oder Erysipel versteht man in der Medizin eine bakterielle Infektion von Haut und Weichteilen.
- Hauptverursacher des Rotlaufs ist das Bakterium Streptokokkus pyogenes, das über kleine Verletzungen in die Haut eindringt./li>
- Die Hauptsymptome sind ein scharf begrenzter roter Ausschlag an der betroffenen Körperstelle sowie Fieber, Kopfschmerzen und allgemeines Krankheitsgefühl.
- Die Diagnose stellt der Arzt anhand von Krankheitsgeschichte und klinischem Erscheinungsbild, ein Erregernachweis ist meist nicht mehr möglich.
- Hauptpfeiler der Therapie ist die Gabe eines Antibiotikums, das den zugrunde liegenden Keim bekämpft.
Allgemeines
Unter dem Begriff Rotlauf oder Wundrose versteht man in der Medizin eine Erkrankung, die durch die oberflächliche Infektion mit Bakterien in Haut und Bindegewebe ausgelöst wird. Erkennbar ist der Rotlauf an einer scharf abgegrenzten Rötung auf der Haut. Vor allem Gesicht, Arme oder Beine sind anfällig für die Infektion, die Mediziner als Erysipel bezeichnen.
Der Begriff entstammt dem Griechischen und bedeutet wörtlich nichts anderes als “gerötete Haut”.
Ursache
Eine bakterielle Infektion stellt die Ursache des Rotlaufs dar. Hauptverantwortlich sind hierbei in den meisten Fällen eine bestimmte Gruppe der sogenannten Streptokokken. Diese Bakterien verursachen eine Vielzahl von Erkrankungen wie beispielsweise Mandelentzündungen und Anginen. Sie sind weit verbreitet und können leicht über kleine Verletzungen der Haut in den Körper eindringen. Das Bakterium Streptokokkus pyogenes ist besonders häufig für den Rotlauf verantwortlich. Deutlich seltener lassen sich hier andere Erreger wie Klebsiellen und Staphylokokken nachweisen.
Einige Erkrankungen wie Diabetes, Durchblutungsstörungen in den Beinen, Wassersucht und Neurodermitis schädigen zudem die schützende Haut und machen sie leichter durchlässig für Keime. Hier hat es die Wundrose besonders leicht. Gleichzeitig schwächen viele dieser Krankheiten auch das Immunsystem. Eine schnelle Ausbreitung der Infektion ist die Folge.
Auch starkes Übergewicht verändert die Hautbarriere. Durch die Fetteinlagerungen wird die Haut überdehnt und bietet so eine leichte Angriffsfläche für Bakterien. Auch Mundwinkelrhagaden oder Fußpilz können Eintrittspforten für die Bakterien darstellen.
Auch eine allgemeine Schwäche des Immunsystems, wie sie bei bestimmten Krebserkrankungen und Autoimmunerkrankungen, aber auch HIV auftritt, begünstigt die Entstehung der Wundrose. Die Bakterien können sich bei einem geschwächten Immunsystem deutlich leichter fortpflanzen.
Symptome
Hauptsymptom der Wundrose ist, gerade zu Anfang, der namensgebende rote Ausschlag. Die betroffene Hautstelle präsentiert sich deutlich gerötet und überwärmt. Zudem kann sie spannen, brennen oder jucken. Gerade zu Beginn ist dieser Ausschlag sehr stark von seiner Umgebung abgegrenzt. Zuweilen zeigen sich am Rand schlängelnde Ausläufer der Rötung.
Auch die Lymphknoten können, da sich die Infektion über die Lymphbahnen ausbreitet, in der benachbarten Umgebung anschwellen. In manchen Fällen kommt es zudem auch zu eitergefüllten Blasen innerhalb des geröteten Gebiets.
Typischerweise zeigt sich diese Hautveränderung – im Gegensatz zur sogenannten Stauungsdermatitis bei Wassersucht – einseitig.
Neben den Hautsymptomen zeichnet sich der Rotlauf aber vor allem durch ein starkes Krankheitsgefühl, sowie Fieber, Kopfschmerzen und Schwäche aus. Diese allgemeinen Krankheitssymptome treten nach einer sogenannten Inkubationszeit von einigen Stunden bis zu zwei Tagen nach Infektion mit dem Bakterium auf. So lange dauert es, bis das Immunsystem die Erreger erkennt und mit einer Bekämpfung beginnt.
Weil diese Beschwerden so sehr denen eines grippalen Infektes ähneln, verwechseln Betroffene sie zu Anfang oft und das Erysipel wird erst spät erkannt.
Diagnose
Weil Aussehen und Symptome dieser Erkrankung so klassisch sind, handelt es sich bei der Wundrose oft um eine Blickdiagnose. Hinweise auf die Ursache der Erkrankung geben neben klassischem Ausschlag und Fieber auch kleine Verletzungen in der Haut. Diese stellen ideale Eintrittspforten für die Erreger dar.
Auch häufige Begleiterkrankungen wie Diabetes und Wassersucht helfen bei der Diagnosestellung. Diese ist nötig, da der Erreger meist nicht mehr nachgewiesen werden kann. Der behandelnde Arzt muss daher im Rahmen der Diagnose auch andere ähnlich erscheinende Erkrankungen ausschließen. Zu diesen zählen Lupus, Perichondritis und Borreliose. In der Blutuntersuchung können allerdings einige Werte wie die Entzündungswerte CRP und IL6 sowie das Blutbild auf eine bakterielle Ursache der Beschwerden hindeuten.
In jedem Fall sollte der Ausschlag bei Entdecken mit einem haltbaren Stift an seinen Grenzen markiert werden. So kann man ein Fortschreiten der Infektion schnell bemerken. Außerdem können Ärzte so andere Erkrankungen ausschließen.
Komplikationen
Mit antibiotischer Therapiekann die Wundrose in der Regel wirksam bekämpft werden. Wird die Erkrankung allerdings erst nach einigen Wochen bemerkt, kann sich der Erreger im ganzen Körper ausbreiten und gefährliche Komplikationen verursachen. Zu diesen gehört allen voran die Blutvergiftung, in deren Folge es auch zu einer Gehirnentzündung kommen kann. Auch Herzmuskelentzündungen oder -beutelentzündungen können die Folge einer Wundrose sein. Schließlich kann die Infektion auch eine Nierenentzündung verursachen.
In Studien zeigte sich, dass vor allem Personen fortgeschrittenen Alters, sowie Herzerkrankte und Raucher von den Komplikationen der Erkrankung betroffen waren. Zudem leiden auch Frauen häufiger unter der schweren Form der Wundrose.
Therapie
Die Therapie des Rotlaufs besteht vor allem in der zeitnahen Verabreichung von Antibiotikum. Damit können gefährliche Komplikationen wie die Blutvergiftung verhindert werden. Welches Antibiotikum verwendet werden sollte, hängt von vielen Faktoren ab und sollte durch den behandelnden Arzt entschieden werden. Vor allem Penicillin spielt in der Behandlung jedoch eine Rolle. Patienten sollten die verschriebenen Antibiotika je nach Schweregrad zwischen sieben und zehn Tagen einnehmen.
Gegen Fieber und begleitende Beschwerden kann der behandelnde Arzt zudem leichte, fiebersenkende Schmerzmittel verschreiben.
Um Schmerzen und Schwellung in der betroffenen Region zu lindern, können Patienten den betroffenen Arm oder Bein außerdem hochlagern. Damit erleichtern sie den Lymphabfluss in dieser Region und beschleunigt die Heilung. Auch Kühlen der betroffenen Stelle kann die Entzündung lindern und eine abschwellende Wirkung haben.
In aller Regel erfolgt die Therapie der Erkrankung ambulant. Ist der Patient durch die Wundrose allerdings deutlich geschwächt oder beeinträchtigen ihn zusätzlich andere Begleiterkrankungen, so ist eine stationäre Aufnahme in eine Klinik notwendig. Dort kann die Therapie besser überwacht werden. Zudem ist in diesem Fall auch die intravenöse Gabe von Antibiotika durch Infusionen möglich. In dieser Variante können sich die Wirkstoffe der Antibiotika besser und schneller entfalten.
Eine wichtige Rolle in der Therapie spielt auch die Verhinderung einer erneuten Erkrankung. Gerade ursächliche Begleitkrankheiten wie Diabetes und periphere Venenerkrankungen sollten daher im Rahmen der Therapie in den Blick genommen werden.
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Quellen:
¹ Ärztekammer Baden-Württemberg (Artikel aktuell offline)
² MSD Manual
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