Ratgeber: Woran erkennt man eine gute Arztpraxis?

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Freundlicher Arzt im Gespräch mit einer Patientin

Eine gute Arztpraxis sollte die Belange des Patienten ernst nehmen und eine Vertrauensbasis schaffen. Diagnosen sollten verständlich erklärt werden. Hier unser Ratgeber!


Checkliste: Woran erkennt man eine gute Arztpraxis? – Artikelübersicht:


Eine gute Arztpraxis zu finden ist oft keine einfache Sache. Viele Praxen zeichnen sich heute dadurch aus, dass sie überfüllt sind und Termine nur lange Zeit im Voraus vereinbart werden können. Das sollte so nicht sein. Dass ein Arzt auf seinem Gebiet kompetent sein sollte versteht sich eigentlich von selbst. Es gibt aber neben der Fachkompetenz noch mehr Punkte, die einen guten Arzt und eine gute Arztpraxis ausmachen.

Respektvolle Behandlung, Berücksichtigung von Wünschen

Zu einer freundlichen und respektvollen Behandlung gehört nicht nur das Einhalten von Terminen. Natürlich können immer Notfälle eintreffen, die prioritär zu behandeln sind. Anstatt den Patienten einfach nur warten zu lassen, könnte er auch informiert werden, warum ein Termin nicht eingehalten werden kann. Darüber hinaus sollte sich der Arzt ein Mindestmaß an Zeit für den Patienten nehmen, sodass überhaupt ein vernünftiges Gespräch entstehen kann.

Hinzu kommt auch, dass man den Patienten ausreden lässt und seine Wünsche mit einbezieht. Der Patient sollte ernst genommen werden. Ein Assistenzarzt und die Sprechstundenhilfe sollten auch akzeptieren, wenn sich ein Patient eine zweite Meinung von einem Facharzt einholen möchte oder bei einer Praxis mit mehreren Ärzten von einem bestimmten Arzt behandelt wird. Der Patient hat auch in einer Gemeinschaftspraxis die freie Arztwahl.

Die Intimsphäre wahren und sorgsamer Umgang mit persönlichen Daten

Über manche Dinge sprechen Patienten selbst mit dem Arzt nur ungern. Ein guter Arzt wird Verständnis dafür haben, dass Vertrauliches nicht im Beisein einer Sprechstundenhilfe besprochen werden. Der Patient muss sicher sein, dass Vertrauliches soweit es geht auch vertraulich bleibt. Die Intimsphäre des Patienten muss jederzeit gewahrt werden.

Generell sollte der Arzt auch auf die Befindlichkeiten der Patienten eingehen können, sodass von vornherein eine vertrauliche Atmosphäre entsteht. Wichtig ist auch, dass während der Untersuchung die Tür nicht ständig aufgeht und der Untersuchungsbereich nicht von außen einsehbar ist, falls dies doch mal geschieht.

Neutrale und verständliche Aufklärung und Informationen

Patienten möchten natürlich genau wissen, was sie haben und soweit möglich im Detail informiert werden. Der Arzt sollte in der Lage sein, auch komplizierte Sachverhalte verständlich zu kommunizieren. Grundsätzlich hat sich der Arzt auch neutral zu verhalten. Bei der Gabe von Medikamenten sollte der Arzt auch gründlich über Nebenwirkungen aufklären.

Gut ist es auch, wenn der Patient Möglichkeiten und Angebote aufgezeigt bekommt, wo er sich weiter zu Behandlungen und Therapien informieren kann und dies nicht erst auf Nachfrage des Patienten.

Fortbildung des Arztes und des Mitarbeiterteams

Fachärzte müssen sich regelmäßig fortbilden. Schön ist es, wenn Patienten bereits im Wartezimmer beispielsweise als Aushang oder in einer Praxisbroschüre Informationen erhalten, welche Expertisen das Mitarbeiterteam und der Arzt erworben haben.

Vertragsärzte und Ärzte in Gesundheitszentren sind darüber hinaus verpflichtet, ein Qualitätsmanagement einzuführen und sich auch auf diesem Gebiet weiterzubilden. Bei Nachfragen von Patienten zu Fortbildungen sollte der Arzt oder das Team nicht genervt reagieren und möglichst eine befriedigende Antwort geben.

Arztbewertungsportale

In den letzten Jahren haben sich immer wieder Arztbewertungsportale im Internet zu entwickeln versucht. Doch der Aufwand für die Erstellung und Wartung der Datenbanken ist enorm hoch und deshalb herrscht in diesem Bereich ein ständiges Kommen und Gehen.

Grundsätzlich wären solche Bewertungsportale für Patienten bei der Suche nach einer guten ärztlichen Versorgung durchaus hilfreich. Um hier jedoch zuverlässige und objektive Informationen zu liefern, müssen diese Bewertungsportale bestimmte Standards & Qualitätskriterien erfüllen. An der Formulierung solcher Standards hapert es in Österreich nach wie vor.

In Deutschland hat das Ärztliche Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ) einen Anforderungskatalog mit Qualitätskriterien erstellt. Die wichtigsten Punkte: Einhaltung rechtlicher Vorgaben, Datenschutzfragen, Transparenz, der Schutz vor Missbrauch und die Nutzerfreundlichkeit.

Für Patienten bleibt das Problem: auch wenn positive Bewertungen überwiegen, so werden Negativ-Bewertungen von Betroffenen stärker wahrgenommen und können das Bild verzerren. Nutzen Sie daher solche Portale bloß um sich einen ersten groben Überblick zu verschaffen und prüfen Sie die Einträge auf Plausibilität.

Bedenken Sie vor allem auch, dass diesen Bewertungsportale ein Geschäftsmodell zugrunde liegt, das zumeist auf der Finanzierung durch entgeltliche Einträge basiert. Immer wieder wird die Anzeigen-Strategie kritisiert, die die Position und/oder Bewertung von zahlenden Ärzten gegenüber nichtzahlenden besser ausweist.

Zu den größten und seriösen Portalen in Österreich zählen:

– docfinder.at
– arztsuche24.at

Für detailliertere Infos zu diesem Thema und um zu sehen wie kurzlebig die Branche in diesem Bereich ist empfehlen wir unseren weiterführenden Artikel Arztportale: Chancen & Risiken

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Quellen:

¹ Patienteninformation: Arztcheckliste
² Assistenzarzt: Aufgaben, Beruf, Verdienst

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Linktipps

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