Rückenschmerzen (Bewegungsapparat) | Krankheitslexikon

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Rückenschmerzen

Die Wirbelsäule ist eine Verbindung raffiniert angeordneter Knochen, die den Kopf balanciert und den Oberkörper stützt. Stabilisiert wird diese bewegliche Säule durch ein bis ins Kleinste eingespieltes System von Bändern, Muskeln und Bandscheiben. Gerät diese sensible Gefüge aus dem Gleichgewicht, kommt es zu Beschwerden. Rückenschmerzen sind längst zur Volkskrankheit geworden.


Rückenschmerzen – Artikelübersicht:

Rückenschmerzen – Anatomie des Stütz- und Bewegungsapparates: Die Wirbelsäule ist ein höchst kompliziertes Bewegungssystem, das vielen Aufgaben gerecht werden muss. Maximale Beweglichkeit bei höchsten Stabilitätsansprüchen ist gefordert. Ein hoch entwickeltes System aus Knochen, Gelenken, Bandscheiben, Bändern, Sehnen, Muskeln und Nerven sorgt dafür, dass diese Forderung erfüllt wird und die Gesetze der Physik in jedem Augenblick gemeistert werden können.

Flexible Wirbelsäule

Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, hat die Natur ein hoch entwickeltes System aus vielen kleinen Bewegungseinheiten geschaffen. Die kräftigen Wirbelkörper sorgen für Stabilität, die sie verbindenden Bandscheiben für hohe Flexibilität. Damit die Wirbel nicht direkt aufeinander drücken und die starken Kräfte, die auf dem Rücken lasten, abgefangen werden, funktionieren die Bandscheiben als natürliche Stoßdämpfer.

Wie Wasserkissen liegen diese von Bändern festgehaltenen Knorpelscheiben zwischen den knöchernen Wirbeln, dämpfen Erschütterungen und Druckbelastungen aller Art. Diese verformbaren Pufferscheiben bilden zusammen mit den angrenzenden Wirbelkörpern je ein Bewegungselement und tragen zur Flexibilität des Rückgrats bei.

Bänder und Muskeln ergänzen die Stabilität, Muskeln und Nerven sorgen für die Umsetzung der Bewegungsansprüche. Ein nahezu perfektes System, wäre da nicht das Problem, das allen komplizierten, hoch entwickelten Systemen anhaftet: Sie sind besonders anfällig für die unterschiedlichsten Störfaktoren.

Die Bandscheiben als natürliche Stoßdämpfer

Die Bandscheibe – eine Art Stoßdämpfer zwischen den Wirbelkörpern – besteht aus einer gallertartigen Masse (Gallertkern, Nucleus ) die von einer stabilen Bindegewebshülle umgeben ist. Die Bandscheiben sorgen für eine relativ stabile Verbindung der Wirbelkörper untereinander. Trotzdem sind sie sehr flexibel und erlauben Bewegungen in den drei Hauptebenen. Wie ein Gummiball lassen sie sich zusammendrücken und schnellen wieder zurück.

Durch diese Eigenschaft fungieren sie als optimale Stoßdämpfer. Bei jedem Schritt, beim Laufen und Springen federn sie all die Schläge und Stöße ab, die ansonsten ungebremst den Kopf und unser empfindliches Gehirn treffen würden. Doch die Anforderungen an unsere Bandscheiben gehen noch über die eines Stoßdämpfers hinaus. Sie müssen einerseits flexibel sein, andererseits so stabil, um selbst Hunderte von Kilos abzufangen.

Die Natur hat hier ein (fast) geniales System entwickelt. Die Bandscheiben bestehen aus zwei Teilen: einer festen Außenhülle aus stabilem, reiß- und stoßfestem Bindegewebe und einem flexiblen, gelartigen Kern. Die Verformbarkeit des Gallertkerns (“Stoßdämpfer-Gel”) fängt Stöße ab und ermöglicht gleichzeitig Bewegungen in mehreren Ebenen.

Die Bindegewebshülle ist oben und unten fest mit dem Knochen der Wirbelkörper verwachsen und wird zusätzlich von einem vorderen und einem hinteren Längsband gesichert. Sie sorgt für die hohe Stabilität und sichert den Gallertkern im Inneren.

Reißt die Bindegewebshülle, so kann es zu einer Vorwölbung des Bandscheibenkerns aus dem Zwischenwirbelraum oder zur Abtrennung von Teilen des Bandscheibenkerns kommen. Dies nennt man einen Bandscheibenvorfall oder Prolaps.

Die Rückenmuskeln – Stützpfeiler und Bewegungsmotoren der Wirbelsäule

Trotz all der sichernden Bandscheiben-, Band- und Gelenkstrukturen ist die Wirbelsäule immer noch nicht ausreichend stabilisiert und nicht aktiv beweglich. Die Rumpf- muskulatur ist es, die Bewegung ins Spiel bringt. Durch ihre Spannung formt und stabilisiert sie unsere Wirbelsäule.

Nicht nur die eigentliche Rückenmuskulatur, sondern auch Brust- und Bauchmuskulatur sind an dem Bewegungs- und Haltesystem beteiligt. Ihr feines und ausgewogenes Zusammenspiel sorgt für eine korrekte Haltung und für sicher ausgeführte Bewegungen. Bei diesem ausgeklügelten Zusammenspiel wird klar, dass selbst kleinste Störungen des Systems große Auswirkungen haben können.

Die Wirbelsäule – Stützapparat und Schutzpanzer für das Rückenmark

Die Stütz- und Bewegungsfunktion der Wirbelsäule beinhaltet einen Teil der ihr zugedachten Aufgaben. Darüber hinaus schützen die Wirbel das lebenswichtige Rückenmark, das in einem Kanal verläuft, der von Wirbelkörpern, Wirbelbögen, Quer- und Dornfortsätzen gebildet wird.

Im Rückenmark verlaufen die Nervenbahnen vom Gehirn zu der jeweiligen Körperregion. Das Rückenmark endet beim Erwachsenen etwa in Höhe des 2. Lendenwirbels. Von hier aus ziehen nur noch Nervenstränge bis zum unteren Ende des Wirbelkanals.

Im Raum zwischen zwei Wirbelkörpern, also in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bandscheibe und den kleinen Wirbelgelenken, verlassen Nerven das Rückenmark und ziehen zu den einzelnen Körperregionen.

Die meisten der Nerven sind so genannte gemischte Nerven. Sie bestehen sowohl aus Fasern, die Befehle des Gehirns an Organe und Muskeln übermitteln, als auch aus Fasern, die unterschiedlichste Sinneswahrnehmungen zurück zum Gehirn leiten. Zwischengeschaltet sind Nervenzellen, die als Verstärker oder Filter fungieren, und all jene Zellen, die Verbindungen untereinander herstellen, zur besseren Koordinierung und zur Steuerung von Reflexen.

Ursachen des Volksleidens Rückenschmerzen

Rückenschmerzen gehören mittlerweile zu den größten Gesundheitsproblemen der Mitteleuropäer. So werden etwa 80 Prozent der Deutschen mindestens einmal in ihrem Leben von Nacken- oder Schultersteife, Ischias oder Hexenschuss geplagt, Tendenz steigend.

Bis zu 35 Prozent von ihnen entwickeln langfristige Beschwerden. Und längst sind es nicht mehr nur ältere Menschen, die die Beschwerden haben. Orthopäden haben festgestellt, dass auch immer mehr Kinder und Jugendliche unter Haltungsschäden leiden und dabei Schmerzen im Rücken haben. Immerhin sind es bis zu 17 Prozent aller Kinder.

Oft lassen sich die Rückenbeschwerden nicht exakt auf eine Ursache zurückführen. Bei vier von fünf Patienten sind trotz starker Schmerzen keine krankhaften Veränderungen der Knochen, Nerven oder Muskeln erkennbar.

Aber auch für solche “unspezifischen” Beschwerden sind eine Vielzahl von Ursachen bekannt. Oft löst erst das Zusammenwirken mehrerer Ursachen die Beschwerden aus. So sind zum Beispiel ungünstige Belastungen für den Rücken eine der Hauptursachen:

– einseitige, körperliche Dauerbelastungen wie Stehen und Sitzen
– ungünstige Körperhaltungen wie das Arbeiten mit gebeugtem Rücken oder extremer Verdrehung des Oberkörpers
– häufiges Heben und Tragen schwerer Lasten
– langandauerndes Sitzen in Fahrzeugen
– bestimmte Sportarten, wie zum Beispiel Tennis und Handball
– Bewegungsmangel.

Auch besondere Ereignisse, die gefühlsmäßig sehr belasten, können zu Rückenschmerzen führen. Leistungsdruck, das Gefühl der Über- oder Unterforderung, Ängste, Konflikte in der Familie oder am Arbeitsplatz können schmerzhafte Verspannungen in der Rückenmuskulatur auslösen und vorhandene Beschwerden verstärken.

Der Körper reagiert auf psychische Belastungen mit einer Erhöhung der Grundspannung der Muskulatur. Eine ständig angespannte, verkrampfte Muskulatur ermüdet nicht nur schneller, sie bereitet auch Schmerzen.

Der häufige Aufenthalt in Nässe, Kälte und Zugluft kann ebenfalls akute Schmerzzustände im Rücken hervorrufen. Die klimatischen Reize erhöhen die Spannung der Rückenmuskulatur. Besonders bei langandauernden körperlichen Belastungen verstärkt dies die mechanische Belastung von Bandscheiben, Wirbelgelenken und Wirbelbändern.

weiter zu Teil 2 (Beschwerden und Therapiemöglichkeiten)

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Linktipps

– Physiotherapie
– Aktives Rückentraining
– Was ist eine Epiduroskopie?
– Minimal-invasive OPs bei einem Bandscheibenvorfall?
– Radfahren – die ideale Sportart für den Rücken
– Chiropraktik – die manuelle Rückentherapie
– Osteopathie – was ist das?
– Zervikalsyndrom (HWS-Syndrom, Schulter-Nacken-Schmerzen)
– Wandern & Walking gut für den Rücken
– Liebesstellungen & Sexpositionen bei Rückenschmerzen

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