Hüft-OP bei Coxarthrose – künstliches Hüftgelenk

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Hüft-OP bei Coxarthrose - künstliches Hüftgelenk

Fotocredit: Benjamin Nickel | Fotolia

Bei fortschreitendem Gelenkverschleiß des Hüftgelenks – auch Hüftarthrose genannt – ist eine Hüftprothese oft die einzige Möglichkeit um schmerzfreie Beweglichkeit wiederherzustellen.


Doch was genau passiert bei einer Coxarthrose? Wir haben eine Patienten gebeten, uns ihre Erfahrung zu schildern.

Hüft-OP bei Coxarthrose – Artikelübersicht:

  • Mögliche Ursache: Hüftdysplasie
  • Was ist eine Coxarthrose
  • Nicht-operative Therapien bei Hüftarthrose
  • Operative Therapien
  • Künstliches Hüftgelenk
  • Hüft-OP – Vorbereitung
  • Nach der Hüft-OP
  • Rehabilitation
  • Linktipps zum Thema Hüft-OP bei Coxarthrose

Es zwickt und zwackt schon länger in der Leiste bis ein Röntgen bestätigt, was die Ärzte schon längst vermutet haben: massive Coxarthrose – Hüftgelenksersatz empfohlen. Was schlimm klingt, ist jedoch halb so schlimm, wie eine Betroffene erzählt.

Mögliche Ursache: Hüftdysplasie

„Ich hatte schon als Säugling ein sogenanntes „Spreizhöschen“, erzählt uns Frau B., die uns während ihrer Rehabilitation nach einer Hüft-OP für ein Interview zur Verfügung steht. Der Grund: eine Hüftdysplasie als Säugling.

Eine Hüftdyplasie ist eine recht häufige (4%) Skelettfehlbildung, bei der die Pfanne des Hüftgelenks nicht vollständig ausgebildet ist. Deswegen findet der Hüftgelenkkopf nicht genug Halt und es besteht die Gefahr, dass er „herausrutscht“.

Die Untersuchung auf eine Hüftdysplasie ist seit vielen Jahren Teil der Standarduntersuchung bei Neugeborenen und die Fehlstellung kann ohne viel Aufwand korrigiert werden: entweder, bei nur leichter Fehlstellung, durch Breit-Wickeln, oder mittels Spreizhose oder Hüft-Beugeschiene.

Beide Therapiegeräte werden über der Babykleidung fixiert, und werden Tag und Nacht für einen Zeitraum von acht bis zwölf Wochen getragen.

Eine Hüftdysplasie muss auf jeden Fall behandelt werden um frühzeitigen Gelenkverschleiß, der zu Gehbehinderung und in späteren Jahren eventuell zu einer Hüftarthrose führen kann, möglichst zu verhindern.

Eine Hüftdyplasie in der Kindheit kann, aber muss nicht die Ursache für eine Coxarthrose in späteren Jahren sein. Auch Menschen ohne frühkindlicher Fehlstellung können eine Hüftarthrose erleiden. Doch was ist eigentlich eine Hüftarthrose?

Was ist eine Coxarthrose

Als Cox- oder Hüftarthrose bezeichnet man eine fortschreitende Abnutzung des Gelenkknorpels im Hüftgelenk. Die Arthrose entwickelt sich meist schleichend über Jahre hinweg. Zu Beginn zwickt und zwackt es eine wenig in der Leiste, aber meist werden diese leichten Beschwerden über Jahre ignoriert.

Doch der Verschleiß schreitet voran und die Knorpelschicht wird immer dünner. Mit der Zeit sind permanente Schmerzen die Folge und schließlich es kommt zu unübersehbaren Bewegungseinschränkungen und Hinken.

Je stärker die Knorpelfläche abgenutzt ist, umso mehr versteift sich das Gelenk. Auch die mögliche Bildung von Knochenanbauten, sogenannte Osteophyten, auf dem Oberschenkelkopf oder in der Hüftgelenkspfanne kann weiteren Versteifungen führen. Diese Knochenanbauten reduzieren die Gleitfähigkeit im Hüftgelenk weiter – Knorpelabbau und Arthrose verstärken sich.

Verlauf und Stadien der Hüftarthrose (Coxarthrose):

  • Grad 0: Die gesunde Knorpeloberfläche ist glatt und elastisch
  • Grad 1: Verlust an hyalinem Knorpelgewebe (Gelenkknorpel). Die Knorpeloberfläche ist zunehmend angeraut und wird zunehmend weicher
  • Grad 2: Der Knorpelüberzug über dem Oberschenkelkopf ist noch intakt, die Beschädigung des Knorpels ist aber bereits im Röntgen erkennbar
  • Grad 3: Die Knorpelschäden, auch Ulcus, genannt, haben bereits 50–100 % der Dicke der Knorpelschicht „aufgefressen“ und die Risse gehen durch die gesamte Knorpelschicht
  • Grad 4: Die Knochen reiben direkt aneinander („Knorpelglatze“). Die Hüfte versteift immer mehr, die Schmerzen werden stärker, das Hinken gravierender

Nicht-operative Therapien bei Hüftarthrose

Bevor eine Operation in Betracht gezogen wird, werden folgende Maßnahmen gesetzt:

  • Physiotherapie bzw. Bewegungstherapie: Gezielte Übungen kräftigen die Muskulatur und erhalten und verbessern die Beweglichkeit des betroffenen Gelenks. Radfahren, Wandern, Nordic Walking Skilanglauf und (Rücken-)Schwimmen setzen gute Bewegungsreize, ohne das Hüftgelenk besonders zu belasten
  • Entlastung des Hüftgelenks: Bei Übergewicht hilft oft auch eine Gewichtsreduktion um das Hüftgelenk zu schonen
  • Medikamentöse Behandlung mit Schmerzmitteln: Bei Bedarf kann der Arzt die Wirkstoffe auch mittels Injektion an gereizte Punkte verabreichen. Auch kann Kortison oder Hyaluron direkt injiziert werden

„Zunächst vermutete man Ischias, oder ein Bandscheibenproblem, doch die Schmerzen wurden nicht besser und ehrlich gesagt haben manche physiotherapeutischen Interventionen eher zu einer Verschlechterung der Beschwerden als zu einer Verbesserung geführt. Erst ein Röntgen brachte Klarheit: die Coxarthrose war weit fortgeschritten und die Röntgenbilder zeigten, dass der Knorpel nahezu unmittelbar auf die Gelenkpfanne traf. Erst nach dieser Diagnose folgte wirklich sinnvolle Physiotherapie, doch bald war klar – es würde wohl kein Weg an einer Hüftprothese vorbeiführen,“ so Frau B.

Operative Therapien

Bei fortgeschrittenem Krankheitsstadium helfen meist nur noch operative Maßnahmen, um die Symptome der Hüftarthrose zu verbessern. Lokal begrenzte Knorpelschäden können durch eine Hüftarthroskopie behoben werden. Dabei werden mittels minimalinvsiver Methoden – also ohne großen Schnitt – abgebrochene Knorpelstücke entfernt und der aufgeraute Knorpel dadurch geglättet.

Durch die so bedingte Beruhigung der Gelenkinnenhaut können die Schmerzen – zumindest vorüberhend – abklingen.

Künstliches Hüftgelenk

Im fortgeschrittenen Stadium der Coxarthrose hilft aber nur mehr eine Hüftprothese. Bei dieser Endoprothese des Hüftgelenks wird ein künstliches Hüftgelenk mittels Operation eingesetzt. Dabei werden sowohl Gelenkskopf als auch Gelenkspfanne „ausgetauscht“.

Heutzutage gilt der Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks als Routineoperation. Das Hüftgelenk wird durch einen ca. 15-20 Zentimeter großen Schnitt freigelegt um die betroffenen Teile des Gelenks zu entfernen. In Folge werden künstlicher Gelenkskopf und Gelenkspfanne mit einem Inlay in den Knochen eingesetzt und – bei Bedarf – mit Zement fixiert.

Good to know: ein künstliches Hüftgelenk besteht aus einer Gelenkspfanne aus Metall (meist Titan), der Gelenksschale und einem fixierenden Einsatz (Inlay) aus Kunststoff, Metall oder Keramik sowie dem metallenen Prothesenschaft plus Gelenkskopf aus Metall oder Keramik.

Wenn alles ohne Komplikationen verläuft dauert der Spitalsaufenthalt bei einer Hüft OP rund fünf Tage. „Am ersten Tag wurde Blut abgenommen und ein vorbereitendes Gespräch geführt, am zweiten Tag erfolgte gleich in der Früh die OP unter Vollnarkose (Anmerkung der Redaktion: bei Unverträglichkeiten kann auch ein Eingriff unter örtlicher Betäubung erfolgen). Am späten Vormittag bin ich wieder aufgewacht und am Nachmittag habe ich bereits die ersten Schritte mit Rollator und Therapeuten an meiner Seite machen können. So konnte ich die Toilette benutzen und hatte von Anfang an das Gefühl, dass es schon wieder bergauf geht.“

Am Tag nach der OP wird mit Unterstützung von Physiotherapeuten weiter an der Mobilität gearbeitet. Wer sich sicher fühlt, kann schon mit Krücken gehen. Auch Stiegensteigen und das Einsteigen in die Badewanne wird geübt. Ebenso am Programm: Wie ziehe ich mich selbständig an.

Hüft-OP – Vorbereitung

Bereits im Vorfeld der Operation erhält man eine Liste an „Aufträgen“, die einem helfen, sich nach der OP auch in den eigenen vier Wänden selbständig zu bewegen. Dazu zählen das Besorgen von

  • Badewannenbrett, um den Einstieg in die Wanne sicher zu bewältigen
  • Eine rutschfeste Badewannenmatte
  • Ein langer Schuhlöffel, der nicht nur dazu dient, in die Schuhe zu schlüpfen, sondern auch den Einstieg in Hosen erleichtert
  • Sitzauflagen, um höher zu sitzen (Die Hüfte soll in den ersten Wochen nach der OP nicht über 90 Grad gebeugt werden)
  • Keilkissen für den Autositz (als Beifahrer! Da Sie nach der OP weniger Kraft im operierten Bein haben, ist von selbständigen Autofahrten in den ersten Wochen nicht nur aus versicherungstechnischen Gründen dringend abzuraten)
  • Eine Matratzenerhöhung
  • Ein Rucksack, um kleine Einkäufe selbst nach Hause tragen zu können

Wenn Sie alle diese Dinge im Vorfeld besorgt haben, steht einer selbständigen Bewältigung des Alltags nichts im Wege, wie uns Frau B. erzählt. „Am Freitag war die OP, am Montag darauf wurde ich schon wieder entlassen. Ich konnte mich vom ersten Tag zu Hause selbst versorgen, muss aber zugeben, dass es von Vorteil war, dass die Operation im Sommer stattgefunden hat. Da muss man schlichtweg weniger anziehen und das erleichtert den Alltag doch beträchtlich.“

Nach der Hüft-OP

Nach rund 10 Tagen werden Nähte bzw. Klammern entfernt, wieder drei Tage später darf man – soweit die Wundheilung problemlos voranschreitet – auch schon wieder duschen ohne Rücksicht auf die Narbe zu nehmen und sogar baden gehen.

„Zwei Woche nach der OP war ich wieder im Schwimmbad. Beim Brustschwimmen darf man mit den Beinen keine Froschbewegungen machen, sondern nur paddeln, aber abgesehen davon, hatte ich kaum mehr Einschränkungen. Auch die eine Krücke, die ich nach dem Spital noch verwendet habe, habe ich nach rund zwei Wochen weggelassen. Ich hatte das Gefühl, dass das Risiko, über die Krücke zu stolpern größer war, als die Sicherheit, die sie mir geben sollte.”

“Ich weiß aber, dass manche Hüftpatienten lieber noch länger mit Unterstützung gehen und die Heilprozesse unterschiedlich schnell verlaufen. Ich war mit 55 auch eine der jüngeren Patienten und naturgemäß vergleichsweise fitter als manche Mitpatienten. Auch jetzt in der Rehab, die ich rund sechs Wochen nach der OP angetreten habe, merke ich, dass ich schon relativ „weit“ bin. Ich bin guter Dinge, dass ich nach meiern Entlassung wieder ganz „die Alte“ bin und freue mich auf ein Leben in Schmerzfreiheit“, so Frau B.

Rehabilitation

In der drei-bis vierwöchigen Rehabilitation, die routinemässig nach einer Hüft-OP angeboten wird, wird weiter daran gearbeitet, dass der Alltag möglichst rasch wieder uneingeschränkt bewältigt werden kann. Massagen, Fangopackungen, Elektrotherapie und ähnliche Behandlungen dienen dem Wohlbefinden, in den Bewegungseinheiten an Land und im Schwimmbecken wird am Muskelaufbau und dem Gleichgewicht gearbeitet.

„Ich habe zwar keinen Vergleich, aber das Angebot in „meiner“ Rehabilitationseinrichtung ist toll und umfassend und ich merke weitere Fortschritte. Manchmal schmerzt die operierte Seite, aber nach Rücksprache mit den behandelnden Ärzten und Therapeuten nehme ich zur Kenntnis, dass das Teil des Heilungsprozesses nach einer OP bei Coxarthrose ist. Schließlich müssen Gewebe und Muskeln erst wieder aufgebaut werden, und das dauert halt seine Zeit. Würde ich die OP nochmals machen? Ja klar, und zwar schon früher. Ich hätte mir monatelange Schmerzen erspart!“, so Frau B. abschließend.

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Quellen:

¹ Coxarthrose-Therapie
² Was erwartet mich vor und nach der Hüft-OP

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Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

Linktipps

– Künstliche Hüften – Lebensdauer
– Arthroskopie – Gelenkspiegelung | Medizinlexikon
– Wachstumsfugenbruch bei Kindern und die richtige Behandlung
– Physiotherapie
– Neue Methoden – OP von Knorpelschäden
– Boxspringbetten – das macht sie besonders

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