Benigne Prostatahyperplasie (BPH)
Die benigne Prostatahyperplasie (BPH), eine gutartige Prostatavergrößerung, die vor allem Männer ab dem 50. Lebensjahr betrifft. Das Prostatasyndrom gilt als häufigste urologische Erkrankung unter Männern.
Mit steigendem Alter nimmt auch die Zahl der Patienten mit spürbaren Beschwerden zu.
Benigne Prostatahyperplasie (BPH) – Artikelübersicht:
Bei der benignen Prostatahyperplasie handelt es sich um eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse), die sich direkt unter Blase befindet.
Als gutartige Vergrößerung, fällt das Wachstum hier kontrolliert und weniger schnell aus, als bei einer bösartigen Diagnose (Krebs) und es werden keine Metastasten gebildet.
Obwohl ein Gewebswachstum vorliegt, handelt es sich nicht um eine Vorstufe einer Krebserkrankung. Bei der benignen Prostatavergrößerung schwillt die Prostata um bis das sechsfache an und erreicht damit ein Gewicht von etwa 150 Gramm.
Der Begriff „Hyperplasie“ benennt direkt einen besonders starken Anstieg der Gewebszellen-Anzahl.
Bei BPH sind sowohl Binde- als auch Muskelgewebszellen sowie die Drüsenzellen davon betroffen. Der Wachstum findet also in der Mantelzone statt und bedrängt die Außenzone der Prostata, wodurch die Sekretleistung der Drüsen abnimmt.
Ursachen
Experten gehen davon aus, dass es sich beim Wachstum der Prostatahyperplasie um die Verlangsamung des Zelltods handelt, anstatt um eine direkte Vermehrung der Zellen.
Dabei sind die Ursachen für hierfür noch nicht eindeutig geklärt. Es gibt jedoch Faktoren, die als mitwirkende Auslöser angesehen werden können.
Gene
Tritt die benigne Prostatahyperplasie bereits in jungen Jahren auf, so spielen genetische Faktoren eine Rolle. Beginnt der Gewebswachstum jedoch erst in höherem Alter, so ist davon auszugehen das genetische Ursachen eher vernachlässigt werden können.
Hormone
Der Einfluss des männlichen Hormonhaushalts auf die Prostata gilt in der Medizin als bestätigt. So wirkt sich das Sexualhormon Testosteron direkt auf die Entwicklung der Vorsteherdrüse aus.
Testosteron wird in bestimmten Zellen zu Dihydrotestosteron (DHT) umgewandelt, welches stark für ein Wachstum der Prostata mit zunehmenden Alter verantwortlich ist.
Gleichzeitig steigt der Östrogenspiegel des Mannes mit zunehmendem Alter leicht an, was eine BPH ebenfalls begünstigt. Da Fettleibigkeit die Östrogenproduktion anregt, kann Übergewicht ebenfalls als Ursache für das Syndrom angesehen werden.
Extrazelluläre Matrix
Die extrazelluläre Matrix ist der Bereich zwischen Gewebszellen. Verändert sich diese Matrix, so kann es zum Wachstum und zur Zellvermehrung kommen. Die Wachstumsfaktoren regen dabei die Zellteilung in der Prostata an, was ein BPH begünstigt.
Da ein benignes Prostatasyndrom ähnliche Symptome zu anderen Prostata-Erkrankung aufweist, erfolgt eine Diagnose über mehrere Untersuchungen.
Es werden dabei die Krankengeschichte erhoben, eine digital-rektale Untersuchung, eine Urin- und Blutuntersuchung, ein Ultraschall und eine Harnstrahlmessung durchgeführt. Auch weitere Verfahren können nötig sein.
Symptome
Durch das Prostatawachstum bei BPH sind vor allem Funktionen der Harnblase sowie sexuelle Funktionen betroffen.
So kann es durchaus zu erektiler Dysfunktion, Schmerzen beim Samenerguss sowie einer Verminderung des Ergusses kommen. Unter den Symptomen, die Harnfunktion betreffend, unterscheidet man zwischen obstruktiven und irritativen Miktionsbeschwerden (Miktion = Blasenentleerung).
Obstruktive Miktionsbeschwerden
Von obstruktiven Miktionsbeschwerden wird in der Medizin gesprochen, wenn Symptome direkt von der Verengung der Harnröhre ausgelöst werden. Zu den typischen Beschwerden zählen hierbei:
- Schwacher Urinstrahl
- Unterbrochener Urinablass
- Verzögerter Beginn des Urinlassens
- Nachträufeln nach Beenden des Urinlassens
- Bleibender Harndrang nach Urinlassen
Durch die Verengung der Harnblase kann es zu Problemen beim Urinlassen kommen, da der Druck auf die Harnblase nicht ausreicht um einen starken Harnstrahl zu erzeugen. Um Pausen beim Urinieren zu vermeiden, versuchen viele Patienten durch Pressen den nötigen Druck aufzubauen.
Da der Harnstrahl nicht mehr direkt kontrolliert werden kann, bleibt häufig Restharn in der Blase zurück.
Im schlimmsten Fall, kann es zu einem kompletten Harnverhalt kommen, wodurch sich der Urin in der Blase anstaut und die Nieren befällt.
Es kann dabei nicht nur zu Harnwegsinfektionen oder Nierensteinen kommen, sondern auch zu Nierenversagen. Daher sollte ein Harnverhalt immer sofort behandelt werden.
Irritative Miktionsbeschwerden
Irritative Beschwerden leiten sich vom Begriff Irritation bzw. Reizung ab. Durch die erhöhte Beanspruchung der Harnwegsmuskeln, die zum Wasserlassen bei Betroffenen nötig ist, wird der Muskel dauerhaft gereizt. Diese Reizung führt wiederum zu typischen Symptomen:
- Vermehrtes Urinlassen kleiner Mengen
- Nächtliches Urinieren (Nykturie)
- Vermehrter Harndrang
- Schmerzen beim Urinieren
Treten Beschwerden auf, die es nötig machen, eine benigne Prostatahyperplasie zu behandeln, so spricht man von einem benignen Prostatasyndrom, da die Hyperplasie lediglich den Umstand der Vergrößerung bezeichnet, das Syndrom jedoch das Krankheitsbild umfasst.
Behandlung
Da die eigentliche Hyperplasie nur den Zustand der Prostatavergrößerung beschreibt, macht diese meist nicht von vornherein eine Behandlung nötig.
Erst wenn Beschwerden auftreten und man somit vom benignen Prostatasyndrom spricht, sollten verschiedene Therapien in Betracht bezogen werden. Bei leichteren Beschwerden bzw. in den Anfangsstadien wird zunächst mit einer medikamentösen Behandlung begonnen. Erst im späteren Verlauf und bei besonders Starken Schmerzen kann es auch zu einem operativen Eingriff kommen.
Medikamentöse Behandlung
5-Alpha-Reduktasehemmer: Die Reduktasehemmer verhindern die Umwandlung von Testosteron in DHT, um die wachstumsfördernden Faktoren zu hemmen. Dadurch wird das Wachstum nicht nur blockiert, die Prostata kann in manchen Fällen sogar wieder schrumpfen.
Allerdings vergeht bis zu einem Jahr bis ein solcher Wirkstoff (Finasterid oder Dutasterid) die Beschwerden spürbar verbessert.
Alpha-Blocker: Alpha-Blocker werden eingesetzt um die Muskeln der Prostata und Harnröhre zu lockern und den Harnfluss zu verbessern. Sie nehmen jedoch keinen Einfluss auf die Größe der Prostata.
PDE-5-Hemmer: PDE-5-Hemmer werden eigentlich bei erektiler Dysfunktion eingesetzt und sind als Potenzmittel bekannt. Tadalafil ist in seiner geringsten Dosierung (5mg) jedoch auch für die Behandlung von BPS zugelassen. Dabei entspannt es Harnblase und –röhre zum verbesserte Urinabfluss. Gleichzeitig werden eventuell durch die Prostatavergrößerung entstandene Erektionsprobleme behandelt.
Anticholinergika: Die Präparate wirken sich auf den Blasenmuskel aus und kommen bei irritativen Miktionsbeschwerden zum Einsatz.
Pflanzliche Präparate: Bei leichten Beschwerden können pflanzliche Präparate zum Einsatz kommen. Sie basieren dabei auf Kürbissamen, Brennesselwurzel, Roggen, Sägepalme oder afrikanischer Pflaume. Dabei hemmen sie Enzyme sowie Wachstumsfaktoren oder fördern den natürlichen Zelltod.
Operative Behandlung
Bei besonders schweren Fällen bzw. im fortgeschrittenen Stadium muss auf eine operative Technik zurückgegriffen werden um die Beschwerden zu lindern.
Dabei geht es entweder um die Abtragung (TURP), Auftrennung (TUIP), hitze- oder laserbedingte Zerstörung (TUMT oder Laserverfahren) des überschüssigen Gewebes. Eine stark vergrößerte Prostata muss in seltenen Fällen auch offen operiert werden.
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Quellen:
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[Verfasst 08/2015, Update: 09/2023]