Männergesundheit – Hormone, Sex und Krebs

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Männergesundheit

Hormone, Sex und Krebs: Bei spezifisch männlichen Gesundheitsproblemen spielt das alles zusammen. Das haben gerade in jüngster Vergangenheit neueste Forschungsergebnisse gezeigt. Gleichzeitig gibt es noch große Wissenslücken der Medizin. “Das gilt beispielsweise für den Hormonersatz beim alternden Mann. Wir wissen noch immer nicht, wie viel Testosteron ein gesunder Mann in welchem Alter im Blut haben sollte”, sagte jetzt der Salzburger Urologe und Androloge Univ.-Doz. Dr. Andreas Jungwirth aus Anlass des ersten Weltkongresses für Männergesundheit.


Hormone

Gerade was die Hormone des Mannes betrifft, glauben noch immer viele Ärzte, dass selbst bei Defiziten im höheren Alter zwar eine Behandlung bei Frauen anzuraten ist, bei Männern hingegen wird darauf in den meisten Fällen vergessen.

Dagegen tritt der Chef des Instituts für Reproduktionsmedizin an der Universität Münster, Prof. Eberhard Nieschlag, vehement auf: “Im Alter über 50 wird bei Männern das Testosteron-Defizit immer häufiger. 50- bis 60-Jährige sind zu sieben Prozent betroffen, 60- bis 80-Jährige zu 21 Prozent, und unter den über 80-Jährigen leidet jeder Dritte daran.” Das sagte der deutsche Fachmann vor kurzem beim Kongress der europäischen Reproduktionsmediziner in Lausanne.

Das Problem laut dem Salzburger Urologen Doz. Jungwirth: “Es gibt Männer im höheren Alter, die haben Symptome eines Testosteronmangels (Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Hitzewallungen, Impotenz etc.), ohne einen solchen im Blut aufzuweisen. Andererseits sehen wir Urologen auch Männer, die haben einen Mangel, leiden aber trotzdem nicht unter Symptomen.”

“Therapeutischer Nihilismus”

Auf jeden Fall sollten betroffene Männer Hilfe beim Arzt bekommen. Nieschlag, der neueste Ergebnisse in Wien vorstellen wird: “Wenn sich Ärzte dessen bewusst werden, wie groß die Diskrepanz der Möglichkeiten beim Mann und bei der Frau sind, verfallen sie in einen ‘therapeutischen Nihilismus’. Oder sie verfallen auf irgendwelche ‘Erfahrungsmethoden’ bzw. kommen auf ‘Jungbrunnen-Gurus’, die nichts anzubieten haben, was der Wissenschaft standhält.”

Der deutsche Experte ist da anderer Ansicht: “Ein Testosteron-Defizit kann man in jedem Alter nachweisen. Wenn Symptome bestehen, kann man das auch durch eine Testosteron-Ersatztherapie behandeln. – Vorausgesetzt, man schließt vorher das Vorhandensein eines Prostatakarzinoms aus.”

Kann Prostatakrebs verhütet werden?

Ein ganz besonderes Männer-spezifisches Gesundheitsproblem ist der Prostatakrebs. “Am häufigsten kommt das Prostatakarzinom in Europa, Nordamerika und Australien vor. Jährlich werden weltweit etwa 400.000 neue Fälle diagnostiziert”, schrieben die Autoren des Wiener Männergesundheitsberichtes, des weltweit ersten derartigen Reports im Jahr 1999.

Die weiteren ernüchternden Daten: 42 Prozent der Männer entwickeln in ihrem Leben ein Prostatakarzinom (ohne Symptome). Zehn Prozent der Männer zeigen eine Erkrankung mit Symptomen. Für drei Prozent bedeutet schließlich Prostatakrebs den Tod. In Deutschland erkranken jährlich rund 28.000 Männer an einem solchen Karzinom. In Wien hat sich beispielsweise die Zahl der Fälle seit 1983 um 40 erhöht, die Sterblichkeit ist aber rückläufig.

In diesem Zusammenhang werden bei dem Kongress in Wien von den Fachleuten auch die neuesten wissenschaftlichen Untersuchungen zu diesem Thema diskutiert werden. So hat eine Studie in den USA erst vor kurzem ergeben, dass Männer, die im Laufe ihres Lebens mit mehr als 30 Frauen Sex hatten, im Vergleich zu anderen Männern das doppelte Prostatakrebs-Risiko aufweisen. Die Ursachen dafür sind noch ungeklärt.

Zur Krebsverhütung

Ein anderes Feld sind ganz neue Strategien, um Prostatakrebs zu verhüten. Ein solcher Ansatz wird schon in nächster Zukunft in einer Studie des nationalen US-Krebsinstitutes (NCI/Bethesda, US-Bundesstaat Maryland) getestet werden: Selen und/oder Vitamin E zur Verhinderung von Prostatakrebs von allem Anfang an.

Der Salzburger Urologe und Androloge Doz. Andreas Jungwirth: “An der Untersuchung werden rund 32.400 Männer teilnehmen. Es handelt sich um die bisher größte wissenschaftliche Untersuchung zu diesem Thema. Der Hintergrund laut Dr. Leslie Ford vom US-Krebsinstitut: Schon im Jahr 1996 gab es Hinweise, dass die tägliche Einnahme von Selenium-Kapseln bei Männern die Prostatakrebs-Gefahr um rund 60 Prozent verringern kann.

1998 kam aus einer finnischen Untersuchung mit 29.000 Männern als Teilnehmern der Hinweis, dass die Einnahme von Vitamin E die Häufigkeit von Prostatakrebs um rund ein Drittel verringert. Jetzt wollen die US-Wissenschafter diese Hypothesen ganz genau untersuchen.

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