Sucht überwinden – Wege aus der Abhängigkeit
Sucht ist eine psychische Störung mit Krankheitswert, es ist keine moralische Schwäche und kein krimineller Zustand. Körperliche Abhängigkeit kann, muss aber nicht damit einher gehen.
Doch wann beginnt suchthaftes Verhalten und wann handelt es sich nur um harmlosen Konsum? Das zu erkennen, fällt vielen Betroffenen schwer, dementsprechend schwierig ist daher auch die Einsicht. Wenn die einmal da ist, gibt es zahlreiche Methoden und Behandlungstherapien um die Sucht zu überwinden.
Sucht überwinden – Wege aus der Abhängigkeit – Artikelübersicht:
- Abhängigkeit im Alltag
- Wege in die Sucht
- Formen der Sucht
- Diagnose & Therapie
- Was Angehörige tun können
- Linktipps
Eine Sucht – sei es nach Alkohol, Zigaretten oder illegalen Suchtmitteln wie etwa Kokain – kommt niemals über Nacht, sondern stellt einen stetigen Prozess dar. Oftmals schleicht sie sich still und heimlich in das Leben und ist am Anfang zunächst gar kein Problem.
Abhängigkeit im Alltag – wie machen sich Süchte bemerkbar?
Doch wann beginnt eigentlich die Sucht und wann handelt es sich nur um harmlosen Konsum? Das zu erkennen, fällt vielen Betroffenen schwer, dementsprechend schwierig ist daher auch die Einsicht. Allerdings gibt es einige typische Hinweise, die darauf hindeuten, dass etwas nicht in Ordnung ist – in einem solchen Fall heißt es handeln, wenngleich dies für Betroffene selbst meist leichter gesagt als getan ist. Wir wollen dies am Beispiel Alkoholsucht veranschaulichen:
Anzeichen Alkoholsucht
- Es wird nicht nur in geselligen Runden, sondern oft auch alleine zuhause oder sogar im Büro getrunken.
- Der Konsum wird vor anderen versteckt und ist dem Betroffenen unangenehm.
- Der eigentlich wichtige Verpflichtungen werden plötzlich egal, sei es im Beruf, auf der Uni oder bei Verabredungen mit dem Partner.
- Vorhandene Selbstzweifel werden ignoriert.
- Die eigene Wahrnehmung ändert sich, das Verhalten in bestimmten Situationen ist unangemessen und das weiß der Betroffene im Nachhinein auch.
- Der Betroffene verliert die Kontrolle.
Wege in die Sucht
Jede Sucht hat auch einen spezifischen Auslöser, der ganz unterschiedlichen Ursprungs sein kann. Bei einigen ist dieser bereits in der Jugend zu finden, beispielsweise bedingt durch ein sehr strenges oder auch gleichgültiges Elternhaus.
Aber auch schlimme Erlebnisse können das Suchtverhalten begünstigen – so kann etwa die Reisesucht, also der zwanghafte Wunsch, bloß nicht zuhause sein zu müssen, darin begründet liegen, dass der Betroffene schlimme Erlebnisse mit den Eltern oder aber in der eigenen Ehe gemacht hat. Am einfachsten scheint diesbezüglich der Weg in den Alkoholismus, zumal diese keineswegs harmlose Droge legal und leicht zu erwerben ist.
Spätere Alkoholiker neigen dazu, irgendwann das Maß aller Dinge zu verlieren und sei es auch nur dadurch, weil sie einfach zu häufig gefeiert haben und der Alkohol dabei in Strömen floss. Wird die Gefahr dann endlich erkannt, so ist die Sucht meist schon stark präsent und damit nicht mehr einfach abzuschütteln. Gerade beim Alkoholismus ist es übrigens so, dass dieser einen Betroffenen sein Leben lang begleitet, selbst wenn dieser längst „trocken“ ist.
Denn schließlich muss er auch zukünftig sensibel mit dem Thema Alkohol umgehen und dieses wiederum ist in der Gesellschaft stark verbreitet und nahezu überall anzutreffen. Wie problematisch die Situation diesbezüglich in Deutschland ist, hat die Bundesregierung bereits in einem Artikel belegt.
Formen der Sucht
Laut der Weltgesundheitsorganisation wird die Sucht folgendermaßen definiert: “Sucht wird verstanden als das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen. Die Substanzen oder Verhaltensweisen werden konsumiert bzw. beibehalten, obwohl negative Konsequenzen für die betroffene Person und möglicherweise für andere damit verbunden sind.
Sowohl der Konsum von psychoaktiven Substanzen wie Alkohol, Tabak, Medikamente, heroin, Kokain, Cannabis, Ecstasy usw. als auch Verhaltensweisen wie Glücksspiel, Arbeiten, Essen, Online-Gaming etc. können zwanghafte Züge annehmen, die Suchtcharakter haben.”¹
Legele und illegale Suchtmittel
Legale Genussmittel/Suchtmittel
Unter die legalen Genussmittel fallen beispielsweise Kaffee, Schokolade, Cola oder Esswaren ganz allgemein, legale Suchtmittel stellen hingegen Alkohol, Nikotin, Medikamente wie Amphetamine oder Betäubungsstoffe und Beruhigungsmittel dar. Sie sind in der Regel frei verkäuflich oder mithilfe eines ärztlichen Attests zu bekommen.
Illegale Suchtmittel/Drogen
Bei illegalen Suchtmitteln handelt es sich um Stoffe, deren Besitz, Konsum oder Handel im Betäubungsmittelgesetz geregelt ist. Teilweise sind die Substanzen wie etwa Haschisch und Heroin prinzipiell verboten, andere werden aber auch medizinisch genutzt und dürfen bei entsprechender Indikation verschrieben werden – beispielsweise Morphin oder Amphetamine. Sie zeichnen sich in vielen Fällen dadurch aus, dass sie ein sehr hohes Sucht- und Missbrauchspotenzial aufweisen.
Dazu zählen etwa: Opiate (Opium, Morphium, Heroin), Haluzinogene (LSD, Meskalin, Psilocypin), Kokaprodukte (Kokain, Crack), MPTP (Synthetisches Heroin), Designerdrogen (Ecstasy, Engelstaub)
Handlungsbezogene Suchtformen
Eine weitere Form stellen die handlungsbezogenen Suchtformen dar, sie werden auch als Suchttätigkeiten bezeichnet. Darunter können beispielsweise Fernsehen, Musik hören, Spielen, Arbeiten, Autoraserei oder ein zwanghaftes kriminelles Sexualverhalten fallen. Eine der wohl gängigsten Suchttätigkeiten stellt die Glücksspielsucht dar, also das zwanghafte Spielen, bei dem Betroffene unfähig sind, dem Glücksspiel oder Wetten zu wiederstehen. Laut Casinoverdiener spielen allein in Deutschland rund 540.000 Personen risikoreich oder krankhaft, etwa 400.000 von ihnen sind automatenspielsüchtig.
Diagnose & Therapie
Wer bemerkt, dass das eigene Leben langsam aus den eigenen Händen gleitet, kann und sollte aktiv werden. Denn die Sucht kann schneller als gedacht zur Qual werden und das nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für Freunde und Familie.
Wichtig ist es nun, den ersten Schritt aus eigener Kraft zu tun und so den Teufelskreis zu durchbrechen. Ein solcher Schritt kann bereits daraus bestehen, dass zum Hörer gegriffen oder eine Mail an eine Hilfsstelle geschrieben wird.
Fachberatung und Selbsthilfe
Unterschieden wird in der Regel zwischen einer Fachberatung und der Selbsthilfe. Hierbei ist es üblich, dass die Probleme in einem vertraulichen Einzelgespräch einem Experten anvertraut werden oder der Betroffene Fragen stellen kann und seine Sorgen genauer erläutert.
In erster Linie wird es bei einem solchen Gespräch um das Suchtproblem gehen, allerdings werden ebenso Lösungsansätze besprochen und die Dinge, die konkret geändert werden möchten oder sollen. Sowohl Einzel- als auch Gruppengespräche können im Rahmen einer ambulanten Behandlung möglich sein und finden je nach Bedarf regelmäßig statt. Aber auch die Vermittlung in eine Suchtfachklinik ist möglich, dort lässt sich eine professionelle Entwöhnung vom Suchtmittel realisieren.
Weiterhin empfiehlt eine Fachberatung Adressen von Selbsthilfegruppen in unmittelbarer Nähe und der Berater unterstützt und begleitet den Betroffenen bei allen wichtigen Schritten. Nicht selten ist die Sucht verknüpft mit weiteren Problemen wie etwa Beziehungsschwierigkeiten oder Schulden – auch hier wird Hilfestellung geleistet.
Eine solche Beratung, wie sie beispielsweise von Organisationen wie der Caritas angeboten wird, ist grundsätzlich kostenlos und auch ambulante oder stationäre Behandlungen werden durch die Sozialversicherung oder Sozialhilfe übernommen. Konkrete Adressen für eben diese Sucht- und Drogenberatungsstellen sind im Telefonbuch oder Internet zu finden.
Wann ist es Zeit für eine Beratung?
Es gibt einige Anzeichen, die deutlich machen, wie dringend eine Beratung in Anspruch genommen werden sollte. Für Betroffene ist es schwierig, sich dieser Problematik zu stellen, dennoch sollten folgende Anzeichen unbedingt als erstes Warnsignal verstanden werden.
- Der Alkoholkonsum bereitet dem Betroffenen sorgen – er trinkt oftmals mehr, als er sich vorgenommen hat und tut dies in unangemessenen Situationen.
- In bestimmten Momenten können nur noch Medikamente Abhilfe schaffen. Ohne diese scheint der nächste Tag nicht mehr begonnen werden zu können – auch Schlaf scheint ohne Medikamente kaum möglich.
- Der Betroffene raucht zu viel oder zu lange, möchte aber von seiner Nikotinabhängigkeit loskommen.
- llegale Drogen werden konsumiert, zudem hat der Konsum womöglich stetig zugenommen.
- Durch das regelmäßige Spielen sind ernsthafte Spielprobleme entstanden, wodurch womöglich auch die Schulden zunehmen – allein scheint kein Ausweg auffindbar zu sein.
- Der Umgang mit Online-Spielen oder Erotikangeboten im Internet macht dem Betroffenen sorgen – er verliert sich mehr und mehr im Internet und vernachlässigt dementsprechend alles andere in seinem sozialen Umfeld.
- Das Essverhalten kann nicht mehr gesteuert werden, entweder wird zu wenig oder zu viel gegessen – auch Heißhungerattacken oder Erbrechen sind mittlerweile etwas Vertrautes.
- Ebenfalls ist eine Beratung dann zu empfehlen, wenn nicht der Betroffene selbst, sondern ein nahestehender Mensch Probleme mit Suchtmitteln hat. Oft wissen Angehörige nicht weiter oder sind sich unsicher, wie sie reagieren sollen – auch hier hilft eine Beratung häufig weiter und kann erste Zweifel nehmen und Empfehlungen geben, wie der Angehörige unterstützt werden kann.
Quelle: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/222986/umfrage/durchschnittliches-alter-beim-ersten-alkoholkonsum-und-alkoholrausch-in-deutschland/ – Fotocredit © Statista 2015 Quelle: BZgA
Ein Blick auf eine aktuelle Datenerhebung von Forsa zeigt anschaulich, wie früh Jugendliche ihre ersten intensiven Erfahrungen mit Alkohol machen.
So können Angehörige helfen
Angehörige und Freunde möchten einem Menschen, der ihnen wichtig ist gern aus der Sucht helfen oder ihn möglichst gut unterstützen. Dies ist allerdings keine leichte Aufgabe, denn oftmals wird diese extreme Fürsorge von Betroffenen missverstanden und stößt auf Ablehnung. Ausreichend Fingerspitzengefühl, das richtige Timing und nicht zuletzt der richtige Umgang mit dem Abhängigen sind in diesem Moment sehr wichtig.
Fakt ist, dass Angehörige und Freunde stets ein Teil des Systems „Sucht“ sind, ganz gleich ob sie es wollen oder nicht. Allerdings können sie ebenso ein Teil der Lösung sein, sofern sie sich sensibel verhalten und den Betroffenen auf die richtige Art und Weise unterstützen.
Zunächst ist es wichtig, dass Angehörige offen und ehrlich bleiben. Sie haben möglicherweise mitbekommen, dass der Betreffende morgens oder mittags bereits eine Fahne hat, dass er während der Arbeit unachtsam wird oder plötzlich und sehr offensichtlich lügt.
Der Betroffene sollte darauf angesprochen werden, Diagnosen oder Vorwürfe sind jedoch fehl am Platz. Je wertschätzender, offener und ehrlicher eine solche Rückmeldung ist, umso eher wird sie auch angenommen und nicht nur als Angriff oder Kritik empfunden.
Fürsorge prallt oft ab
Für Angehörige besteht die Schwierigkeit insbesondere darin, ein gesundes Verhältnis aus Verständnis und dem Willen zur Veränderung zu schaffen, ohne dabei jedoch zu bevormundend zu wirken. Folgende Handlungsempfehlungen können dabei helfen, den Stoß in die richtige Richtung zu geben.
Was hilft – und was besser vermieden werden sollte
• Dem Bauchgefühl trauen – sobald der Konsum eines Freundesangehörigen ungewöhnlich erscheint, sollte er behutsam darauf angesprochen werden.
• Vorwürfe und Belehrungen vermeiden – mit diesen wird in der Regel gar nichts oder sogar das Gegenteil erreicht.
• Keine medizinische Diagnose stellen – dafür sind Angehörige nicht da und auch nicht ausgebildet.
• Dem Freund, Verwandten oder Kollegen beschreiben, wie man selbst das Suchtverhalten wahrnimmt und was dabei empfunden wird.
• Dem Betroffenen versichern, dass er trotzdem gemocht wird und er gerade deshalb auf die Problematik angesprochen wird.
• Keine sofortige Besserung erwarten – eine solche ehrliche Rückmeldung wird voraussichtlich nicht alles ändern, sie kann aber ein wichtiger erster Schritt zur Heilung sein.
• Angehörige sollten sich klarmachen, dass sie selbst nicht an der Sucht eines anderen schuld sind – auch dann nicht, wenn sie mit dieser Person Streit oder Beziehungsprobleme hatten.
• Angehörige sollten sich selbst nicht zum Komplizen der Sucht machen, indem sie den Betroffenen beispielsweise mit Krankschreibungen oder ähnlichem unterstützen.
• Angehörige sollten sich selbst die Frage stellen, wo ihre Hilfe für einen Süchtigen nötig und sinnvoll ist – ebenso sollten sie sich fragen, wo diese hingegen zu Problemen führen könnte oder Streitereien mit sich bringt.
• Auch für Elternteile ist das richtige Verhalten oft schwierig. Wichtig ist vor allem, dass ein suchtkrankes Kind nicht abgewiesen werden sollte, aber durchaus deutliche Grenzen kennen muss. Eltern sollten sich außerdem nicht von Schuldgefühlen auffressen lassen, sondern für sich und ihren Nachwuchs stark bleiben.
• Trotz allem mit Gefühl und aller Sorge sollten die Betroffenen nicht zum bestimmenden Lebensinhalt des Angehörigen werden. Stattdessen sollten diese ihr Leben weiterleben und dem Betroffenen auch klarmachen, dass sie dies tun.
• Sofern Kinder im Spiel sind, sollten diese so gut wie möglich vor den Folgen der Sucht geschützt werden. Ängste und Beschreibung der Kinder gilt es daher ernst zu nehmen und auch klärende Gespräche über das Erlebte sind wichtig.
• Ist das körperliche Wohl eines Kindes durch den Süchtigen gefährdet, so sollte eine augenblickliche räumliche Trennung erfolgen.
• Angehörige müssen sich klarmachen, dass eine Sucht ein stetiger Prozess ist, der sich dementsprechend oft verändert. Gerade deshalb ist es wichtig, dass Angehörige immer wieder neu hinterfragen, wie sie sich dem Betroffenen gegenüber am besten zu verhalten haben.
• Letztendlich ist es entscheidend, dass dem Betroffenen stets signalisiert wird, dass der Angehörige helfen will – ebenso sollte klar sein, dass wenn er sich für die Sucht entscheidet, er Freunde und Familie hinter sich zurücklässt.
Wege aus der Sucht
Ist erst einmal das Bewusstsein vorhanden, dass der eigene Alkohol- oder Drogenkonsum problematisch ist und hat der Betroffene darüber hinaus auch den Willen, sich aktiv an einer Lösung zu versuchen, so gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Handhabung. Der erste Weg könnte beispielsweise zum Hausarzt führen, der den Betroffenen zunächst körperlich untersucht und ihm darüber hinaus Adressen von geeigneten Therapeuten oder Fachärzten geben kann. Auch Suchtberatungsstellen bieten wie bereits oberhalb erwähnt eine umfassende Beratung an.
Selbsthilfegruppe
Selbsthilfegruppen sind und waren seit jeher ein wichtiger Baustein in der Suchttherapie. In ihnen treffen sich Menschen, die sich selbst bereits eingestanden haben, dass sie ein Problem haben und süchtig sind.
Normalerweise ist die Anonymität dort eine wichtige Grundregel und ergibt sich vor allem daraus, dass durch das Bekanntwerden des Suchtproblems gesellschaftliche Nachteile befürchtet werden. Mitglieder einer Selbsthilfegruppe sprechen sich daher meist nur mit dem Vornamen an, so dass eine gewisse Anonymität gewahrt wird.
Daraus ergeben sich beispielsweise Namen von Selbsthilfegruppen wie die bekannten „Anonymen Alkoholiker.“
Zwingend notwendig für die Teilnahme an einer solchen Selbsthilfegruppe ist es, dass der Süchtige nüchtern erscheint und bereit ist, über seine Probleme und sich selbst offen zu reden.
Zudem neigen Suchtkranke dazu, ihren Konsum schön zu reden und Schwierigkeiten zu verallgemeinern – gerade hier zeigt sich aber die Stärke einer Selbsthilfegruppe, denn ein solches Täuschungsmanöver fliegt zwischen Gleichgesinnten schnell auf und die Gruppe konfrontiert den Süchtigen daraufhin mit der unangenehmen, weniger schönen Wirklichkeit.
Stationäre Entgiftung
Soll eine Abhängigkeit im Rahmen einer Therapie behandelt werden, so muss der Körper zunächst frei von Drogen oder Alkohol sein. Die Rede ist hierbei von der stationären Entgiftung bzw. der Entgiftungsbehandlung. Eine solche Entgiftung wird dann eingesetzt, wenn es zu mehr oder weniger ausgeprägten Entzugserscheinungen kommt.
Viele Süchtige entwickeln ein heftiges Verlangen nach erneutem Konsum, der Fachausdruck dafür lautet „Craving“. Aus diesem Grund werden entsprechende Behandlungen meist in Fachkliniken und speziell dafür ausgerüsteten Abteilungen durchgeführt, sodass die Betroffenen eine angemessene psychosoziale Betreuung erhalten.
Ein Entzug allein ist in der Regel jedoch nicht ausreichend, um der Sucht vollständig zu entkommen. Stattdessen muss dieser kleine Erfolg nachhaltig stabilisiert werden.
Wird dies nicht versucht, so setzen viele Betroffene ihren bisherigen Drogenalltag schon bald nach der Entlassung aus dem Krankenhaus fort – aus diesem Grund sollte jede Entgiftung Teil eines längerfristig angelegten Konzeptes sein, zu dem auch eine Entwöhnungsbehandlung und eine anschließende Therapie gehören.
Entwöhnungsbehandlung
Bei einer Entwöhnungsbehandlung handelt es sich um vielschichtige Therapieprogramme, die unterschiedlichste Maßnahmen miteinander verbinden.
Darunter fallen je nach Bedarf Gruppentherapien, ergotherapeutische, psychotherapeutische oder physiotherapeutische Maßnahmen. Hierbei arbeiten Ärzte, Sozialarbeiter, Erzieher und Psychotherapeuten in einem professionellen Team zusammen, um dem Patienten eine möglichst umfangreiche Betreuung bieten zu können.
• Psychotherapeuten helfen dabei, dass der Patient sich selbst und die Hintergründe seiner Erkrankung besser versteht. Gemeinsam entwickeln sie Strategien, wie er in Zukunft ohne Suchtmittel zurechtkommt und sich zu verhalten hat.
• Ärzte hingegen kümmern sich vor allem um die körperlichen Folgen der Sucht und leiten die medikamentöse Behandlung in die Wege, sofern diese aufgrund psychischer Erkrankungen notwendig ist.
• Sozialarbeiter kümmern sich ihrem Namen entsprechend um den sozialen Aspekt, allerdings sind sie auch mit den juristischen Folgen der Sucht beschäftigt und unterstützen den Patienten unter anderem beim Abbau seiner Schulden oder beim Wiedereinstieg in den Beruf.
Der Rückfall – Sucht ist und bleibt eine chronische Krankheit
Bei Krankheitsbildern wie dem Alkoholismus sollten sich Betroffene wie auch Angehörige klarmachen, dass der Weg aus der Sucht heraus lang und schwierig wird.
Da es sich um eine Krankheit handelt, sind Rückfälle keineswegs unnormal und sollten auch nicht auf die Willensschwäche des Betroffenen zurückgeführt werden, sondern vor allem auf die Veränderungen des Hirns während der Sucht. Denn diese führen zu unangenehmen, teilweise sogar unerträglichen Zuständen, welche nur sehr langsam geringer werden.
Mitunter sind die emotionalen, körperlichen und sozialen Veränderungen durch langanhaltende Abhängigkeit so gravierend, dass eine Umstellung von heute auf morgen kaum möglich ist oder zumindest einen ungeheuren Kraftakt darstellt.
Da Rückfälle meist einen zu erwartenden Teil der Erkrankung darstellen, sollten und müssen sie neutral bewertet werden. Mehr noch: Sie stellen sogar eine Chance dar, um schädliche Lebensmuster und Zusammenhänge aufzudecken und diese entsprechend zu überdenken.
Zudem lassen sich die auslösenden Faktoren eines solchen Rückfalls schnell erkennen, sodass effektiv an der Problematik gearbeitet werden kann.
Meist handelt es sich dabei um unbewältigte Ängste, innerfamiliäre Krisen oder auch die Unfähigkeit, das Leben nüchtern oder drogenfrei sinnvoll zu gestalten. Kurzum, ein Rückfall kann auch als Chance betrachtet werden, denn er gibt Aufschluss über die Ursachen, welche sich daraufhin therapeutisch aufarbeiten lassen.
Nicht zuletzt ist die Bereitschaft für grundlegende Veränderungen insbesondere nach einem solchen Rückfall besonders hoch bei dem Betroffenen, so dass dieser in jedem Fall positiv bestärkt und nicht verunsichert werden sollte.
Fazit
Sucht ist ein Thema, das im Alltag stetig präsent ist, wenngleich auch nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich.
Tatsächlich sind die Möglichkeiten der Behandlung jedoch zahlreich, wobei es vor allem der Wille und die Motivation des Betroffenen sind, die über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Gut durchdachte Therapien, ein gewisses Maß an Selbstdisziplin und nicht zuletzt die Unterstützung durch Freunde, Familie oder fachkundige Ärzte stellen die Basis dar, um den Weg aus der Abhängigkeit erfolgreich zu beschreiten.
———–
Quellen:
¹ Uni Regensburg – Was ist Sucht?
² Sucht & Drogen – Prävention & Therapie
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
– Risiko Sucht – Suchtrisiko
– Alkoholsucht
– Psychologische Hilfe in Krisenzeiten
– Was Sie über K.O.-Tropfen wissen müssen
– Social Media wirken wie Suchtmittel
– Internetsucht und Cyber-Krankheiten – eine neue Herausforderung
– Stress & Sucht: Abhängigkeiten in der modernen Leistungsgesellschaft
[Verfasst 12/2015, Update: 09/2024]