Rosskastanie | Heilpflanzenlexikon
Die (Gewöhnliche) Rosskastanie ist ein bis zu 35 Meter, sommergrüner, schnell wachsender Baum und kann ein Alter von bis zu 300 Jahren erreichen.
Die Rosskastanie ist ein Flachwurzler mit einem weitreichenden und starken Wurzelwerk. Die Blüten sind weiß, gelb oder rötlich, ihre Frucht ist von einer stacheligen Hülle umgeben. Die Frucht der Rosskastanie ähnelt sehr der Edelkastanie (Maroni), mit der sie allerdings nicht verwandt ist.
Der wahrscheinliche Ursprung der Rosskastanie ist Indien und Südeuropa, durch die Osmanen kam sie nach Mitteleuropa, wo sie zu einem beliebten Schattenspender speziell in Biergärten wurde. Erstmals offiziell wurde die Rosskastanie bereits im Jahr 1576 durch Carolus Clusius, dem damaligen Hofbotaniker Österreichs, in Wiener Gärten angepflanzt.
Der französische Sonnenkönig Ludwig XIV. ließ in seinen Schlossgärten Alleen mit Rosskastanien anlegen.
Es ist anzunehmen, dass die heilkräftige Wirkung der Rosskastanie in der Volksheilkunde schon früh erkannt wurde, Aufzeichnungen können dies aber erst ab dem 16. Jahrhundert beweisen, wo die Rosskastanie unter anderem in den Kräuterbüchern des deutschen Naturforschers Adam Lonitzer beschrieben wurde.
Heute wird die Rosskastanie vorwiegend als Bestandteil von Venensalben zur Behandlung von Krampfadern genutzt.
Die Rosskastanie wurde in Deutschland vom Institut für Geschichte der Medizin (Universität Würzburg) zur Arzneipflanze des Jahres 2004, durch das „Kuratorium Baum des Jahres“ zum Baum des Jahres 2005 gewählt.
Kenndaten
- Wissenschaftlicher Name: Aesculus hippocastanum
- Familie: Seifenbaumgewächse (Sapindaceae)
- Wuchshöhe: bis zu 30 m
- Farbe der Blüten: Weiß, Gelb oder rötlich
- Sammelzeit: Rinde: März, Blüten: Mai, Samen: September und Oktober
- Vorkommen: wahrscheinlicher Ursprung ist Indien und Südeuropa, heute in ganz Europa
- Standorte: sonnig bis absonnig; tiefgründige, feuchte, nährstoffreiche Böden
- verwendete Pflanzenteile: Früchte, Rinde, Blüten, Blätter, Wurzel
Synonyme
Drusenkesten, Foppkastanie, Gemeine Rosskastanie, Gichtbaum, Judenkest, Kastanie, Kestenbaum, Pferdekastanie, Saukastanie, Saukesten, Vixirinde, Weiße Rosskastanie, Wilde Kastanie, Wildi Kestene, Zierkestenbaum
Wirksame Inhaltsstoffe
Alantoin, Angelinsäure, Bitterstoffe, Cholin, Cumarine (Aesculin, Fraxin), Cyanidin, Flavonoide, Gerbstoffe (Gerbsäure), Kampferöl, Linolensäure, Saponine (Aescin)
Heilwirkung und Anwendungsgebiete
Die Rosskastanie wirkt adstringierend, antibakteriell, blutreinigend, blutstillend, entzündungshemmend, harntreibend, krampflösend, kreislaufstärkend, schleimlösend, schmerzstillend und tonisierend. Auf folgenden Gebieten findet die Rosskastanie Anwendung:
- Arteriosklerose
- Ausfluss
- Blutergüsse
- Diabetes (unterstützend)
- Durchblutungsstörungen
- Durchfall
- Ekzeme
- Erkältung
- Fieber
- Frostbeulen
- geschwollene Beine
- Geschwüre
- Gicht
- Hämorrhoiden
- Hauterkrankungen
- Husten
- Ischias
- Keuchhusten
- Krampfadern
- Leberschwäche
- Lupus erythematodes (systemische Autoimmunerkrankung)
- Magen- und Zwölffingerdarm-Geschwüre
- Magenkrämpfe
- Menstruationsbeschwerden
- Nervenschmerzen
- Ödeme
- offene Beine
- Rheuma
- Schwangerschaftsbeschwerden
- schwere Beine
- Uterus-Blutungen
- Venenentzündungen
- Venenerkrankungen
- Wadenkrämpfe
- Wunden
Dosierung und Anwendung
Aus der Rosskastanie kann man Tees oder auch Badezusätze herstellen.
Tee:
½ TL Rinde mit ¼ Liter kaltem Wasser übergießen, kurz aufkochen und nach 5 Minuten abseihen. Davon bei Husten täglich 3 Tassen trinken.
Badezusatz:
1 kg Rinde und Früchte mit 3 Liter Wasser aufkochen und 10 Minuten ziehen lassen. Danach abseihen und dem Badewasser beigeben. Hilft bei Hämorrhoiden, Durchblutungsstörungen und Venenstauungen.
Warnhinweise
Bei empfindlichen Personen können Magen- und Darmreizungen auftreten. Überdosierung kann zu Erbrechen, Durchfall und Vergiftungserscheinungen führen.
Nicht ohne ärztlichen Rat anwenden:
- während der Schwangerschaft und der Stillzeit
- bei Nieren- oder Lebererkrankungen
- bei gleichzeitiger Anwendung von blutgerinnungshemmenden Medikamenten
Wichtiger Hinweis: Allfällige in diesem Artikel angeführte mögliche Heilwirkungen von Pflanzen und Zubereitungen sind nicht als ärztliche Handlungsempfehlungen zu verstehen und ersetzen keinesfalls die fachliche Beratung durch einen Arzt oder Apotheker.
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Linktipps
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