Impfung gegen Gürtelrose
Gürtelrose und deren Komplikation Post-Zoster-Neuralgie sind extrem schmerzhafte Erkrankungen. Eine Impfung wird nun für alle ab 50 Jahren empfohlen, ist aber privat zu bezahlen.
Bereits seit 2018 gibt es in Deutschland für Erwachsene einen Totimpfstoff zur Vorbeugung von Gürtelrose (Herpes zoster) und postzosterischer Neuralgie (PZN). In Österreich war dieser lange Zeit nicht erhältlich.
Impfung gegen Gürtelrose – Artikelübersicht:
- Gürtelrose – die unterschätzte Krankheit
- Risikogruppen
- Ansteckungsgefahr
- Symptome, Nachwirkungen und Komplikationen
- Der “neue” Gürtelrose-Impfstoff (Totimpfstoff)
- Gürtelrose-Impfung: Ablauf, Kosten, Wirkungsdauer
- Linktipps
Im Spätsommer 2021 hat sich jedoch auch die Versorgungslage in Österreich geändert. Seit September 2021 ist der Impfstoff (eine Zweifachimpfung) gegen die schmerzhafte Infektionskrankheit uneingeschränkt verfügbar.
Im Unterschied zum bereits seit 2013 zugelassenen Lebendimpfstoff des Zulassungsinhabers MSD VACCINS³, ist der neue Totimpfstoff von GlaxoSmithKline (GSK) laut Experten wesentlich wirksamer und auch besser verträglich. Weil er aber lange Zeit in Österreich nicht erhältlich war, ist er etwas in Vergessenheit geraten.
Nun ist der Hersteller allerdings mit einer breiten Informationskampagne an die Öffentlichkeit getreten um den potenten Impfstoff nachhaltig in Erinnerung zu rufen.
Immerhin geht man in In Österreich von mehr als 30.000 Gürtelrose-Fällen pro Jahr aus. Vor allem ab dem 50. Lebensjahr steige das Risiko für Gürtelrose sprungartig an, beobachten Mediziner.¹
Gürtelrose – die unterschätzte Krankheit
Gürtelrose (Herpes zoster) wird vom Varicella-Zoster-Virus ausgelöst, dem selben Erreger, der auch Windpocken (Feuchtblattern) hervorruft.
Nur wer als Kind die Windpocken hatte kann später an Gürtelrose erkranken, und das sind vor allem Menschen, die vor 1980 geboren wurden, weil es bis dahin noch keine Impfung gegen Windpocken gab.
Bei der Primärinfektion verursacht das Virus Varizellen, auch bekannt als Windpocken, Feuchtblattern oder Schafblattern. Nach Abklingen der Varizellen verbleibt das Virus lebenslang in den Nervenzellen und kann zu einem späteren Zeitpunkt als Gürtelrose (in der Fachsprache Herpes Zoster) wieder aktiv werden.
Gürtelrose ist den meisten Österreicherinnen und Österreichern ein Begriff, die Bedeutung dieser Erkrankung wird aber weithin unterschätzt: Mehr als die Hälfte der Menschen hält es nach einer aktuellen Untersuchung für unwahrscheinlich, selbst an Gürtelrose zu erkranken. Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit sieht allerdings anders aus.
Nach aktuellem Wissen tragen mehr als 99% der über 50-Jährigen das Virus in sich. Eine von drei Personen entwickelt im Laufe ihres Lebens eine Gürtelrose. Bei bis zu 30% der Patienten verläuft die Erkrankung mit Komplikationen. Die häufigste Komplikation ist die extrem schmerz-hafte Post-Zoster-Neuralgie, die aus Nervenschädigungen resultiert.
Risikogruppen
Gürtelrose tritt in allen Altersgruppen auf. Am häufigsten sind aber über 50-Jährige betroffen, da die Leistungsfähigkeit des Immunsystems im Alter abnimmt und es so leichter zu einer Virus-Reaktivierung kommen kann. Ab einem Alter über 60 Jahren steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung extrem an.
Zudem haben Patienten mit einem – aus anderen Gründen – geschwächten Immunsystem ebenfalls ein erhöhtes Risiko, an Gürtelrose zu erkranken. Das sind etwa Personen mit einer schweren Grunderkrankung oder Patienten, bei denen krankheits- oder therapiebedingt eine starke Immunsuppression besteht, also eine Unterdrückung des körpereigenen Abwehrsystems.
Ansteckungsgefahr
Grundsätzlich kann das Virus übertragen werden. Ansteckend ist Gürtelrose allerdings nur für Personen, die noch keine Windpocken hatten. Infektiös ist der Inhalt der Hautbläschen, z. B. durch direkte Berührung oder über die Hände oder infizierte Gegenstände.
Sind die betroffenen Hautstellen gut abgedeckt, ist die Ansteckungsgefahr gering. Steckt sich eine Person an, so bekommt sie die Windpocken und nicht die Gürtelrose.
Symptome, Nachwirkungen und Komplikationen
Eine Gürtelrose ist extrem schmerzhaft. Die Schmerzen werden als brennend, bohrend, schneidend sowie stechend beschrieben und können über Wochen andauern. Die Nach-wirkungen können sogar monatelang andauern.
Meist geht den Symptomen, die eine Gürtelrose eindeutig identifizierbar machen, eine Phase mit unspezifischen Krankheitszeichen wie Müdigkeit, Gliederschmerzen, allgemeinem Unwohlsein und manchmal auch leichtem Fieber voraus.
Erst nach zwei bis drei Tagen treten dann brennende Schmerzen, häufig auch Juckreiz oder ein kribbelndes Hautgefühl auf. Außerdem kann sich eine Rötung oder Schwellung der Haut in dem Bereich zeigen, in dem später die Bläschen erscheinen. Viele Patientinnen und Patienten beschreiben diese Körperregion als extrem berührungsempfindlich.
Typisch für die Gürtelrose ist ein brennender Schmerz, gefolgt von einer zumeist halbseitigen, bandartigen Ausbreitung von Bläschen in dem zum betroffenen Nerv gehörenden Hautareal. Am häufigsten treten die Symptome an Rumpf und Brustkorb auf, aber sie kommen auch im Bereich des Kopfes vor.
Gürtelrose kann mit schwerwiegenden Komplikationen verlaufen – bis hin zu Tinnitus, Gehörverlust, Sehschwächen, Lähmungen und Narben. Die häufigste und bekannteste Komplikation ist ein Nervenschmerz in der vormals betroffenen Hautregion – eben die bereits erwähnte Post-Zoster-Neuralgie (PZN), Postherpetische Neuralgie oder auch Postzosterschmerz genannt.
Diese Komplikation kann noch mehrere Monate bis Jahre anhalten und betrifft bis zu 30 % aller Gürtelrose Patienten. Grund für die Nervenschmerzen: Die betroffenen Nerven wurden während der aktiven Gürtelrose geschädigt und bewirken, dass gewisse Körperstellen selbst bei leichten Berührungen starke Schmerzen auslösen.
Patienten mit Gürtelrose oder PZN beschreiben ihren Schmerz als ‘furchtbar’, ‘unerträglich‘ und ‘qualvoll’.
Der Gürtelrose-Totimpfstoff
Der in den letzten Jahren in Österreich nur sporadisch erhältliche Totimpfstoff gegen Gürtelrose vom Hersteller GlaxoSmithKline (GSK) ist mit dem heurigen Herbst 2021 wieder ausreichend verfügbar, erläuterten Vertreter des Zentrums für Virologie der MedUni Wien und des Pharmakonzerns bei einem Medientermin zur Präsentation einer großen Impfkampagne.
Der Impfstoff ist in Österreich für Menschen ab 50 Jahren zugelassen und kann in dieser Altersgruppe zu 92 Prozent vor Gürtelrose und zu 82 Prozent vor einer postherpetischen Neuralgie schützen.
Er schützt laut Experten im Gegensatz zur alten bisher verfügbaren Lebendimpfung vom Zulassungsinhaber MSD VACCINS, sogar nach mehreren Jahren noch sehr zuverlässig (ca. 90%) vor dem Auftreten der Gürtelrose und den damit verbundenen Komplikationen!
Der alte – bereits 2013 zugelassene – Impfstoff bot, im Vergleich zum neuen Impfstoff, insbesondere bei älteren Menschen eine schlechtere Schutzrate, die darüber hinaus noch jedes Jahr deutlich abnahm.
Der neue Impfstoff ist kein Lebendimpfstoff, wird daher gut vertragen und kann auch bei Personen mit geschwächtem Immunsystem eingesetzt werden. Die Studien, die zur Zulassung (Genehmigung) des Impfstoffes durchgeführt werden mussten, erbrachten keine Hinweise auf schwere Nebenwirkungen oder das Auftreten von Autoimmunerkrankungen infolge der Impfung.
Etwa jeder zehnte Geimpfte entwickelt lokale Reaktionen an der Einstichstelle (Schmerzen, Rötung, Schwellung) und/oder allgemeine Beschwerden wie Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Fieber oder Müdigkeit. Manchmal schwellen auch die Lymphknoten an. Auch Gelenkschmerzen können auftreten.
Diese Impfreaktionen zeigen, dass der Körper auf den Totimpfstoff (er enthält abgetötete Krankheitserreger) anspricht und eine Immunantwort aktiviert wird. Sie klingen zumeist schon nach ein bis drei Tagen wieder ab.
Exkurs: Grundprinzip von Impfungen
Eine Impfung bereitet den Körper auf den Ernstfall einer Erkrankung vor und stattet ihn mit dem notwendigen Abwehrinstrumenten aus. Die durch die Impfung verabreichten Krankheitserreger – entweder abgetötete (Totimpfstoffe) oder abgeschwächte (Lebendimpfstoffe)- täuschen dem Körper eine Infektion vor (die aber nicht erfolgt), um so die Abwehrmechanismen in Gang zu bringen.
Der Organismus beginnt also mit der Produktion von Antikörpern und die Immunabwehr bereitet sich auf eine “echte” Infektion vor. Im Falle einer tatsächlichen Infektion kann der Patient daher mit seiner körpereigenen Immunabwehr den Krankheitserreger bekämpfen.
Gürtelrose-Impfung: Ablauf, Kosten, Wirkungsdauer
Der Totimpfstoff mit zusätzlichem Wirkverstärker (Handelsname: Shingrix) wird in zwei Impfdosen im Abstand von zwei bis sechs Monaten intramuskulär – in der Regel in den Oberarmmuskel – verabreicht.
Auch für Personen, die bereits eine Gürtelrose durchgemacht haben, macht eine Impfung einige Jahre danach Sinn, da die Erkrankung jederzeit erneut auftreten kann.
Inwieweit es sinnvoll ist, sich die Gürtelrose-Impfung verabreichen zu lassen, wenn jemand bezüglich einer früheren Windpocken-Erkrankung unsicher ist, sollte individuell mit dem Arzt abgeklärt werden.
Laut Hersteller GSK lässt sich die Gürtelrose-Impfung „problemlos“ mit dem von der ständige Impfkommission in Deutschland empfohlenen Abstand von 14 Tagen vor oder nach einer COVID-19-Impfung vereinbaren.
Auch die Kombination mit der Grippe-Impfung ist möglich – vorausgesetzt, für die Grippe-Impfung wird ein Totimpfstoff (inaktivierter Impfstoff) ohne sogenannte Wirkverstärker (Adjuvantien) verwendet.
In Österreich empfehlen die Experten des Nationalen Impfgremiums die Gürtelrose-Impfung mit dem Totimpfstoff folgenden Personengruppen:
- Allen Menschen ab dem vollendeten 50. Lebenjahr
- Bei Menschen mit einer angeborenen oder erworbenen Immunschwäche oder einer chronischen Grunderkrankung kann die Impfung auf Empfehlung eines Arztes auch früher erfolgen.
In Deutschland empfahl die ständige Impfkommission (STIKO) 2018 den Impfstoff fortan für Ab-60-Jährige, bei Grunderkrankungen sprach sie sich bereits für Ab-50-Jährige für den Gürtelroseschutz aus.
Achtung: Die Impfung eignet sich nicht zur Behandlung der Gürtelrose oder ihrer Spätfolgen (wie postherpetische Neuralgie)!
Kosten
Impfstoffe gegen Gürtelrose werden derzeit generell nicht von der Krankenkasse bezahlt, die rund 200.- Euro (Zostavax) bzw. 300.- Euro (zwei Spritzen Shingrix sind für die Gesamtimmunisierung erforderlich, daher 600.- Euro gesamt) sind privat zu leisten, außer Sie haben eine private Krankenversicherung, die die Kosten ganz oder zumindest teilweise übernimmt. [Stand: 10/2021]
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Quellen:
¹ Informationskampagne: gürtelrose-info.at (Aufmerksamkeitskampagne von GSK – GlaxoSmithKline Group of Companies)
² Alle Infos zur Gürtelrose-Impfung (netdoktor.at)
³ European Medicines Agency (EMA) – Europäischer Öffentlicher Beurteilungsbericht: Zostavax – Infos über den Lebendimpfstoff gegen Gürtelrose (Herpes Zoster)
Wissenschaftlicher Artikel: Shingrix for Herpes Zoster: A Review. (Shah RA, Limmer AL et al. in Skin Therapy Lett. 2019 Jul;24(4):5-7. PMID: 31339679)
Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)
Linktipps
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