Glaukom: Rechtzeitige Diagnose kann vor Erblindung schützen

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Glaukom, Grüner Star, Diagnose

Etwa 1 % der Bevölkerung ist von einem Glaukom – auch Grüner Star genannt – betroffen. Durch rechtzeitige Diagnose könnten die bis zur Blindheit reichenden Folgen weitgehend verhindert werden. Die Wiener Augenärztin Claudia Kögl erklärt die Hintergründe von Glaukom-Erkrankungen und ruft zu regelmäßigen Kontrollen ab dem 40. Lebensjahr auf.


gesund.co.at: Was versteht man unter dem Begriff Glaukom?

Kögl: Das Glaukom, auch Grüner Star genannt, bezeichnet Augenerkrankungen, bei denen es zu einem Missverhältnis zwischen dem Augeninnendruck und der Durchblutung im Bereich des Sehnervs kommt. Die Folge ist das Absterben von Nervenzellen, die danach leider nicht mehr wieder hergestellt werden können. Folge davon können Gesichtsfeldausfälle bis hin zur Blindheit sein.

gesund.co.at: Was sind die größten Risikofaktoren für die Entstehung eines Glaukoms?

Kögl: Das größte Risiko besteht in einem erhöhten Augeninnendruck, der sogenannten okulären Hypertension. Weitere Risikofaktoren sind ein zu niedrig eingestellter Blutdruck, Erkrankungsfälle in der Verwandtschaft, erlittene Augenverletzungen oder Tumore im Augenbereich, Diabetes, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente, etwa Cortison. Die Wahrscheinlichkeit der Erkrankung steigt mit höherem Alter deutlich an.

gesund.co.at: Unter Glaukom werden verschiedene Krankheitsbilder zusammengefasst. Welche Arten gibt es?

Kögl: Selten sind angeborene Glaukome oder solche, die sich als Folge einer Erkrankung entwickeln. Etwas häufiger kommen die sogenannten Engwinkelglaukome vor, die am häufigsten vorkommende Gruppe sind jedoch die sehr tückischen Offenwinkelglaukome.

Bei den Offenwinkelglaukomen kommt es zu einer Überproduktion an Kammerwasser, dadurch steigt der Augeninnendruck. Dies jedoch nicht schlagartig, sondern lediglich moderat. Folge: Man hat keine Schmerzen, und dennoch leidet der Sehnerv, weil das Wasser zu großen Druck erzeugt. Zu vergleichen ist dies mit einem Gartenschlauch, auf den man bei aufgedrehter Wasserzufuhr steigt und diesen abdrückt. Der Patient merkt das oft erst, wenn es zu spät ist, wenn er Sehbeeinträchtigungen oder Gesichtsfeldausfälle hat, oder, wenn es zufällig vom Augenarzt entdeckt wird.

gesund.co.at: Was versteht man unter Engwinkelglaukomen?

Kögl: Bei den Engwinkelglaukomen, die etwa 10 % aller Glaukomfälle ausmachen, ist der Abfluss des Kammerwassers behindert. Dadurch steigt der Druck im Auge schlagartig, so dass es zu starken Schmerzen kommt, was man auch als Vorteil sehen kann, weil Patienten dadurch den Arzt oder eine Ambulanz aufsuchen. In Folge dessen kann oft die für den Patienten so wichtige Erstdiagnose gestellt werden.

gesund.co.at: Was passiert, wenn ein Glaukom unbehandelt bleibt?

Kögl: Das Glaukom ist eine Art „stiller Dieb des Sehens“ – Nervenfaser für Nervenfaser stirbt ab und man merkt es nicht. Es kommt in Folge zu einem Gesichtsfeldverlust. Als Gesichtsfeld bezeichnet man jenen Bereich, den man links, rechts, oben und unten wahrnimmt, auch wenn man geradeaus schaut. Dieser wird bei unbehandelten Betroffenen immer enger. Nach einiger Zeit verbleibt lediglich ein kleines, röhrenförmiges Gesichtsfeld. Am Ende des Leidenswegs steht unweigerlich die Erblindung.

gesund.co.at: Mit welchen Problemen kämpfen Betroffene eines Gesichtsfeldverlusts?

Kögl: Die Patienten sind in zunehmendem Maße auf fremde Hilfe angewiesen. Besondere Gefahren lauern im Straßenverkehr. Das Gehirn ergänzt nämlich den fehlenden Sichtbereich mit Bildern aus dem Erfahrungsschatz, ohne dass der Patient tatsächlich sieht, was dort vorgeht. Fährt der Betroffene Auto und glaubt, eine menschenleere Allee zu sehen, kann plötzlich unbemerkt ein Fußgänger vor das Fahrzeug laufen.

gesund.co.at: Welche Vorbeugungsmaßnahmen empfehlen Sie?

Kögl: Gerade weil Glaukome für den Patienten selbst schwer zu erkennen sind, ist es dringend anzuraten, ab dem 40. Lebensjahr alle zwei Jahre und ab dem 50. Lebensjahr jährlich zum Augenarzt zu gehen, sodass dieser die notwendigen Kontrollen durchführen und eine Erkrankung auch im Frühstadium erkennen kann. Denn ist die Erkrankung erkannt, kann man rechtzeitig Therapiemaßnahmen einleiten.

gesund.co.at: Woraus besteht die Untersuchung?

Kögl: Alle Untersuchungsmethoden sind schmerzlos und nicht-invasiv. Zuerst wird der Augeninnendruck gemessen und der Sehnerv auf mögliche Schäden untersucht. Ist der Druck erhöht oder sieht der Sehnerv verdächtig aus, wird eine Gesichtsfelduntersuchung gemacht. Ähnlich einem Computerspiel muss man per Druckknopf bestätigen, dass man auftauchende Lichtpunkte mit dem jeweils getesteten Auge sehen kann. Das andere Auge wird dabei verbunden.

gesund.co.at: Welche Möglichkeiten der Therapie gibt es?

Kögl: Die häufigste Behandlungsmethode ist das Einbringen von Augentropfen. Dabei werden unterschiedliche Wirkstoffgruppen – auch in Kombination – eingesetzt. Manche erhöhen den Abfluss des Kammerwassers, andere wiederum vermindern die Kammerwasserproduktion oder führen zu einem Zusammenziehen des Ziliarmuskels und dadurch zu einer Verminderung der Kammerwasserproduktion bei gleichzeitiger Erhöhung des Abflusses. Erst wenn mittels medikamentöser Therapieverfahren keine ausreichende Besserung erreicht werden kann, kommen operative Methoden in Betracht.

gesund.co.at: In welchem Zusammenhang steht der Grüne Star mit dem Grauen Star?

Kögl: Es handelt sich um nicht in Zusammenhang stehende Krankheitsbilder. Der Grüne Star ist eine wirklich gefährliche Augenerkrankung, die im Extremfall zur Erblindung führt und irreparable Nervenschäden nach sich zieht. Der Graue Star hingegen ist eine ganz normale Alterserscheinung. Den bekommen wir alle, wenn wir nur alt genug werden. Es handelt sich dabei um eine Trübung der Linse mit Verschlechterung der Sehkraft, die in jedem Stadium operiert werden kann, so dass das Sehvermögen dadurch nicht mehr beeinträchtigt ist.

Claudia Kögl, Fachärztin für AugenheilkundeClaudia Kögl, 44, ist Fachärztin für Augenheilkunde in Wien
und betreibt seit dem Jahr 2000 eine erfolgreiche Praxis in Wien-Hietzing.

Ihr besonderes Augenmerk gilt der Glaukomvorsorgeuntersuchung bei Patienten ab dem Alter von 40 Jahren. Weitere Schwerpunkte sind die Diagnose von Erkrankungen des Augenhintergrundes (Fundusfotografie) und die Behandlung von Kindern.

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