Ernährung bei hepatischer Enzephalopathie

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Ernährung bei Enzephalopathie; Ansichtsbild

Die hepatische Enzephalopathie ist ein krankhaftes Zustandsbild, das im Zusammenhang mit Funktionsstörungen der Leber auftritt. Ursache ist die mangelnde Fähigkeit der Leber, Ammoniak abzubauen, wodurch größere Mengen davon ins Gehirn eindringen und von dort aus verschiedene Störungen hervorrufen. Mit einer geeigneten Diät kann die vom Körper produzierte Menge an Ammoniak verringert werden, was mit einem Nachlassen von Symptomen verbunden sein kann.


Ammoniakabbau in der Leber

Die Leber gleicht ihrer Funktion nach einer Kläranlage, die mit für den Körper ungünstigen Substanzen „aufräumt“ und diese in eine für den Körper günstige Form umwandelt. Eine dieser Substanzen ist Ammoniak. Dieses entsteht im Darm beim Abbau von Proteinen und gelangt von dort über die Blutbahn in die Leber, wo zunächst der Großteil davon im Zuge der sogenannten „Harnstoffsynthese“ zu Harnstoff umgewandelt wird, welcher über den Harn aus dem Körper entfernt wird.

Verbliebenes Ammoniak wird ebenfalls in der Leber durch die sogenannte Glutaminsynthese zu Glutamin abgebaut, einer Aminosäure, die in der Muskulatur gespeichert wird. Verantwortlich für diesen Abbau sind die sogenannten Scavengerzellen der Leber.

Diät als Bestandteil der Therapie

Funktionieren Harnstoff- und Glutaminsynthese aufgrund einer Leberschädigung nicht ausreichend, steigt der Ammoniakspiegel im Blut an und es kommt zur sogenannten Hyperammoniämie. Bei Vorliegen einer Leberzirrhose ist dies die Regel, aber selbst bei Patienten mit Fettleber kann der Ammoniakabbau bereits beeinträchtigt sein.

Um die sich aus der hepatischen Enzephalopathie ergebenden Folgen, von Konzentrationsstörungen über den „Flapping Tremor“ bis hin zu schweren Beeinträchtigungen der Gehirnleistung, zu reduzieren, beinhalten therapeutische Ansätze oftmals auch Diätempfehlungen, die auf eine geringere Produktion von Ammoniak abzielen.

Ausreichend Eiweiß – weniger Fleisch

Die Herausforderung einer Diät bei hepatischer Enzephalopathie liegt darin, ausreichend Eiweiß zur Verfügung zu stellen, jedoch auf Fleisch- und Wurstwaren weitgehend zu verzichten, bilden doch letztere die Hauptursache für die Produktion von Ammoniak. Damit dem Körper des Patienten dennoch genug Eiweiß zugeführt wird, wird der Verzicht auf Fleischverzehr vor allem mit Milchprodukten wie Topfen oder pflanzlichen Eiweißlieferanten wie Sojaprodukten und Hülsenfrüchten ausgeglichen. Auch die Nahrungsergänzung durch spezielle Fertigpräparate aus Aminosäuren stellt diesbezüglich eine Möglichkeit dar.

Der früher übliche Diätansatz, bei Vorliegen einer hepatischen Enzephalopathie auf die Einnahme von Proteinen fast gänzlich zu verzichten, wird heute nur noch für einen begrenzten Zeitraum mit anschließender kontrollierter Steigerung der Proteinzufuhr angewandt. Bei diesem Vorgehen wird ermittelt, welche Eiweißmenge der Patient verträgt, ohne dass die Symptome der hepatischen Enzephalopathie erneut auftreten.

Neben der Kontrolle der Eiweißaufnahme ist die ausreichende Zufuhr von Ballaststoffen ein weiterer Bestandteil einer Diät bei hepatischer Enzephalopathie. Es hat sich gezeigt, dass die Verdauung von Ballaststoffen dazu beiträgt, dass Ammoniak in höherem Maße über den Stuhl ausgeschieden wird und somit in geringeren Mengen von der Leber abgebaut werden muss.

L-Ornithin-L-Aspartat

Ein weiterer therapeutischer Ansatz bei Vorliegen einer hepatischen Enzephalopathie ist die Verabreichung von L-Ornithin-L-Aspartat (Hepa-Merz), dessen Einnahme zumeist zu den Mahlzeiten als aufgelöstes Granulat erfolgt. Der Wiener Internist Prof. Ludwig Kramer zum Einsatz dieses Wirkstoffs: „Es ist belegt, dass das Absenken von Ammoniak durch L-Ornithin-L-Aspartat mit einer geringeren Häufigkeit von Enzephalopathie verbunden ist“.

L-Ornithin-L-Aspartat stimuliert sowohl die Harnstoffsynthese als auch die Glutaminsynthese, was den Abbau von Ammoniak in der Leber begünstigen kann. Der Wirkstoff ist allerdings verschreibungspflichtig und über dessen Einsatz kann ausschließlich der behandelnde Arzt entscheiden. Ebenso ist es ratsam, sämtliche Ernährungs- und Diätmaßnahmen mit einem Arzt abzustimmen.

Buchtipp für Ernährungshinweise bei Lebererkrankungen und geeignete Rezepte: Ernährung bei Lebererkrankungen, Wilhelm Maudrich Verlag, Wien.

Fortsetzung in der nächsten Folge

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Linktipps

– Alles über die Leber
– Eiweiß – das A und O für einen gesunden Körper
– Gesunde Ernährung bei Lebererkrankungen: Leberzirrhose
– Leber | Medizinlexikon
– Leber (Mann) | Körperatlas

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