Dengue-Fieber („Siebentage-Fieber“) | Krankheitslexikon
Dengue-Fieber gilt als die weltweit häufigste durch Mücken übertragene Virusinfektion und breitet sich vor allem in tropischen und subtropischen Regionen in Asien und Südamerika sehr stark aus.
So gehört Dengue auch zu den häufig importierten Virusinfektionen österreichischer und deutscher Reiserückkehrer. Während die Erstinfektion meist harmlos verläuft und oft unentdeckt bleibt, weist die zweite Infektion vor allem bei Kindern nicht selten schwere Verlaufsformen mit hohen Todesraten auf. Obwohl intensiv daran geforscht wird, konnte gegen das Dengue-Virus bis dato noch keine Schutzimpfung entwickelt werden.
Nach jüngsten Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ereignen sich weltweit jährlich bis zu 100 Millionen Infektionen. Die Fallzahlen haben sich von 1960 bis 2010 verdreißigfacht – damit ist das Dengue-Fieber die sich am schnellsten ausbreitende, von Moskitos übertragene Viruserkrankung.
Laut Auskunft des Gesundheitsdienstes des Deutschen Außenamts beruht die globale Ausbreitung des Dengue-Fiebers nicht nur auf der gestiegenen internationalen Reisetätigkeit, sondern auch auf dem Rückgang von Mückenbekämpfungsmaßnahmen. Ein weiterer Grund liegt in der Zunahme urbaner Brutstätten in den Armenvierteln tropischer Regionen, wo die Mücken in stehenden Pfützen ideale Vermehrungsbedingungen vorfinden. Doch trotz der auf Fernreisen lauernden Gefahr wissen nur wenige Urlauber über die Krankheit Bescheid.
Die Infektion
Das Dengue-Virus, das in vier verschiedenen Subtypen auftritt, gehört zur Familie der Flaviviren, also jener Gruppe von Viren, die auch für die Übertragung von Gelbfieber und Hepatitis C verantwortlich ist. Es wird durch den Stich weiblicher Stechmücken der Gattung Stegomyia aegypti (Gelbfiebermücke) oder Stegomyia albopicta (Asiatische Tigermücke) auf den Menschen übertragen. Eine direkte Übertragung der Krankheit von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
Die Mücken stechen, im Gegensatz zur Malariamücke, überwiegend tagsüber und am frühen Abend. Beliebte Brutstätten der Mücken sind jedwede Ansammlungen von Wasser: Pfützen, Töpfe, Dosen, Pflanzenuntersetzer, Wasserbecken, selbst in den kleinsten wassergefüllten Schälchen und Blättern wird die Brut abgelegt. Deshalb treten Dengue-Virus-Übertragungen vor allem während der Regenzeit auf.
Das Krankheitsbild
Die Erstinfektion verläuft, im Gegensatz zu einer zweiten Erkrankung, meist harmlos mit Symptomen, die von einem grippalen Infekt kaum zu unterscheiden sind. Typische Anzeichen einer Dengue-Infektion sind neben einer stark erhöhten Temperatur, massivem Kopfschmerz und Schwindelgefühl vor allem ausgeprägte Muskel-, Glieder- und Gelenksschmerzen, die jede Bewegung zur Qual machen. Nach diesem Krankheitsbild wird das Dengue-Fieber auch als „Knochenbrecher-Fieber“ („The Bone Breaker“) bezeichnet.
Der Krankheitsbeginn wird meist von einem feinfleckigen Hautausschlag und Juckreiz an Handflächen und Fußsohlen begleitet. Zusätzlich kommt es häufig zu Bauchschmerzen und Erbrechen und ängstlich-depressiven Verstimmungen. Die Fieberperiode dauert etwa eine Woche, daher rührt auch die gelegentlich anzutreffende Krankheitsbezeichnung „Siebentage-Fieber“.
Besonders dramatische Krankheitsverläufe treten meist erst bei Zweitinfektionen auf, besonders heftig trifft es dabei Kinder und Jugendliche. So kann es beim hämorrhagischen Dengue-Fieber (DHF) zu inneren Blutungen oder Blutungen ins Gewebe kommen. Beim Dengue Schock Syndrom (DSS) tritt akutes Kreislaufversagen auf. Bis zu 5 % dieser besonders schweren Folgeerkrankungen enden tödlich.
Wer einmal an Dengue-Fieber erkrankt ist, ist nur gegen den jeweiligen Subtyp geschützt. Statt einer generellen Immunisierung birgt jede Erstinfektion ein hohes Risiko für die Gesundheit in sich, denn auch eine von einem anderen Subtyp danach hervorgerufene Dengue-Erkrankung hat die Wirkung einer Zweitinfektion mit den beschriebenen dramatischen Folgen.
Die Diagnose
Die Diagnose erfolgt meist aufgrund der klinischen Symptome. Der erfahrene Tropenarzt kann aufgrund der Krankengeschichte und des körperlichen Befunds oft auch mit einfachen Mitteln ein Dengue-Fieber diagnostizieren. Die Infektion kann aber auch mittels labormedizinischer Untersuchung erfolgen, wobei Antikörpertests ab dem vierten Krankheitstag erfolgreich Auskunft geben können.
Die Therapie
Da es keine gegen die Erreger gerichtete spezifische Medikation gibt, beschränkt sich die Behandlung des Dengue-Fiebers auf die Symptome. Im Zentrum der Behandlungsstrategie steht die Absenkung des Fiebers und die Linderung der Schmerzen. Medikamente, die Acetylsalicylsäure (z. B. Wirkstoff in Aspirin) oder andere Salicylate enthalten, dürfen dabei allerdings keinesfalls verabreicht werden, da diese die durch die Infektion vorhandene Blutungsneigung noch erhöhen würden.
Ganz entscheidend ist jedenfalls eine ausreichende Trinkmenge, die bei starkem Fieber bis zu 4 Liter Flüssigkeit pro Tag betragen soll. Bei schwerem Verlauf ist zudem die Verabreichung von Infusionen angezeigt.
Prophylaxe
Da eine Impfung oder eine prophylaktische Gabe eines Antibiotikums (Chemoprophylaxe) bisher nicht existiert, kommt der Verhinderung von Mückenstichen eine zentrale Bedeutung zu. Weil die Überträgermücken untertags aktiv sind, ist dies ein nicht gerade leichtes Unterfangen.
„Häufiges Auftragen von Insektenschutzmittel auf die unbekleidete Haut, aber auch auf die Kleidung sollte bei Reisen in Gebiete mit hoher Übertragungswahrscheinlichkeit zur Routine werden“, empfiehlt etwa das Wiener Tropeninstitut auf dessen Website. Das Deutsche Auswärtige Amt rät diesbezüglich zur Verwendung von Mückenabwehrmittel (Repellentien) auf der Basis von mindestens 30 % Diethyltoluamid (= DEET, z. B. Nobite®) oder Icaridin (= Bayrepel®, z. B. Autan®).
Zu einem umfassenden Schutz tragen auch Moskitonetze und Insektenschutzgitter vor den Fenstern sowie möglichst große Teile des Körpers bedeckende Bekleidung bei.
Risikogebiete
Zu den Risikogebieten zählen Zentral- und Südamerika, der pazifische Raum, die Karibik, Indien, Sri Lanka, Südostasien, Zentralafrika und der Süden der USA.
Die Erkrankung zählt sowohl in Österreich als auch in Deutschland zu den meldepflichtigen Krankheiten. Der behandelnde Arzt ist bei Infektionsverdacht, bei Vorliegen der Erkrankung oder im Todesfall des Patienten zur amtlichen Meldung verpflichtet.
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Quellen:
¹ Wiener Tropeninstitut
² Bundesministerium für Gesundheit (Österreich)
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