Seltene und vernachlässigte tropische Krankheiten

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tropische Krankheiten Forschung

Tropische Krankheiten sind Infektionskrankheiten, die hauptsächlich oder ausschließlich in tropischen und subtropischen Regionen vorkommen. Touristen kennen vor allem Malaria, Gelbfieber, Cholera und Dengue-Fieber, doch es gibt weitaus mehr Tropenkrankheiten, die von der wissenschaftlichen Forschung oftmals vernachlässigt werden. Mehr als eine Milliarde Menschen in den Entwicklungsländern sind dem Risiko von vernachlässigten tropischen Krankheiten (neglected tropical diseases, kurz NTDs) ausgesetzt. Diese chronischen Infektionen führen zu Krankheit, körperlichen Beeinträchtigungen und Todesfällen und belasten die Gesundheitssysteme.


Zu den vernachlässigten tropischen Krankheiten zählen unter anderem die Lymphatische Filariose (Elefantiasis, LF), die Schlafkrankheit, Lepra und die zur Erblindung führende Bindehautentzündung. Aber auch seltenere – etwa von Egeln und Würmern verursachte Krankheiten wie Darmwürmer – sowie Schistosomiasis (Schneckenfieber), Flussblindheit, Chagas, und innere Leishmaniose gehören zu dieser Gruppe.

Eine Initiative aus führenden Pharmaunternehmen, öffentlichen Körperschaften (z.B. Weltgesundheitsorganisation – WHO), der Bill Gates Stiftung und den Regierungen von Großbritannien, Amerika und den Vereinigten Arabischen Emiraten ehaben die sogenannte Londoner Deklaration gegründet, deren Ziel es ist die wichtigsten der vernachlässigten tropischen Krankheiten (NTDs) zu eliminieren.

Darmwürmer

Darmwürmer sind der Hauptgrund für Krankheitsbelastungen bei Schulkindern in Entwicklungs-ländern. Oft führen diese zu Wachstumshemmungen, Anämie, Unterernährung und mangelhaf-ten Leistungen in der Schule. Die WHO schätzt, dass 275 Millionen Vorschulkinder und fast 615 Millionen Schulkinder in Gebieten leben, wo diese Parasiten intensiv verbreitet werden. Alle diese Kinder brauchen eine Behandlung oder präventive Eingriffe.

Im Jahr 2012 bekamen 29 Länder (sieben in 2011) Albendazol oder Mebendazol zur Behandlung oder Vorbeugung von Darmwürmern, in Summe 238 Millionen Behandlungen in 2012 (46 Millionen in 2011). GSK hat sich verpflichtet, zur Kontrolle von Darmwürmern bei Schulkindern jährlich bis zu 400 Millionen Behandlungen mit Albendazol zu spenden.

Lymphatische Filariose (LF)

Die lymphatische Filariose ist eine parasitäre Erkrankung, verursacht durch fadenähnliche parasitische filarial Würmer genannt Fadenwurm Würmer, alle durch Mücken übertragen. Loa Loa ist ein weiteres filarial Parasit durch die Deer Fliege übertragen. Das auffälligste Symptom ist Elephantiasis: eine Verdickung der Haut und der zugrunde liegende Gewebe.

LF ist für mehr als 1,3 Milliarden Menschen weltweit eine Bedrohung. Mehr als 120 Millionen Menschen sind derzeit damit infiziert, davon rund 40 Millionen durch diese Krankheit entstellt und gelähmt.

Neue Viren mit epidemischer Ausbreitung: Ebola, Schlafkrankheit

Durch den voranschreitenden Tourimus bis in die entlegensten Winkeln der Welt sind manche – bisher unbekannte Krankheiten – ans Licht der Öffentlichkeit geraten. Fast scheint es als hätten die Menschen durch ihr Vordringen schlafende Geister geweckt. Durch groß angelegte Waldrodungen werden die Tiere aus den Verstecken hervorgelockt, und mit den Tieren kommen offenbar neue Viren in Kontakt mit den Menschen.

Diese sitzen eigentlich in Mäusen wie beim Hanta-Virus, in Meerkatzen wie beim Marburg-Virus, in Mücken wie beim Dengue-Virus oder in Fledermäusen wie vermutlich beim Ebola-Virus. Einige Tropenkrankheiten sind sehr selten, können aber in plötzliche Epidemien, wie z. B. die hämorrhagisches Fieber mit Ebola, das Lassa-Fieber und das Marburg-Virus auftreten. Als das Ebola-Virus in den 70er Jahren das erste Mal ausgebrochen war, stand man panisch vor einer vollkommen neuen Krankheit bei der man nicht die geringste Ahnung hatte, wie sie auf den Menschen übertragen worden war. Heute weiß man, dass in den Regionen, die von der Erkrankung betroffen sind, Fledermäuse leben, denen das Virus nichts anhaben kann. Vermutlich ist es von dort auf Affen und dann auf die Menschen übertragen worden.

Wer an Ebola erkrankt, stirbt einen qualvollen Tod. Die wenigsten Menschen überleben die Infektion. Seit dem ersten Ausbruch ist die Krankheit noch mindestens sechsmal an verschiedenen Orten in Afrika aufgetreten. Und noch kann man von Glück sprechen, denn vermutlich gerade weil die Krankheit so schnell und meistens tödlich verläuft, hat sich das Virus bislang nicht weiter verbreitet. Aber viele Viren sind Künstler der Anpassung. Sie können ihren genetischen Aufbau verändern und erschweren es damit den Medizinern, ein Medikament gegen sie zu entwickeln.

Die afrikanische Trypanosomiasis oder Schlafkrankheit wiederum, ist eine parasitäre Erkrankung, die durch humanpathogene Einzeller (Protozoen) aus der aus der Familie der Trypanosomen (Trypanosoma Brucei Gambiense und Trypanosoma Brucei Rhodesiense) verursacht wird.

Diese Parasiten werden durch die Tsetse-Fliege übertragen. Sie sind im tropischen Afrika vorwiegend in Feuchtgebieten (Flußläufe, Sümpfe) aber auch in trockenen Savannenlandschaften (z.B. Kalahari) verbreitet. Der Stich ist sehr schmerzhaft und kann auch durch Textilien hindurch erfolgen. Die Krankheit führt zu Verwirrungszuständen, Koordinations- und Schlafstörungen, Krampfanfällen, Apathie und Gewichtsverlust. Im Endstadium fallen die Patienten in einen kontinuierlichen Dämmerzustand, der der Krankheit ihren Namen gegeben hat.

Aufgrund der Toxizität der verfügbaren Medikamente wird die Schlafkrankheit in den meisten Fällen stationär behandelt. Fast alle aktuell verfügbaren Medikamente sind mit erheblichen Nebenwirkungen behaftet. Zur Zeit arbeiten mehrere Froschungsgruppen weltweit an der Bekämpfung der Schlafkrankheit. Die Entwicklung einer Impfung ist aufgrund der schnellen Antigenvariation des Erregers erschwert.

Fortschritt im Kampf gegen NTDs

Die weltweit führenden Pharmaunternehmen haben 2012 1,12 Milliarden Behandlungen für vernachlässigte tropische Krankheiten zur Verfügung gestellt; um 150 Millionen Behandlungen mehr als 2011. Das Unternehmen GlaxoSmithKline hat beispielsweise im Jahr 2012 709 Millionen Albendazol-Tabletten gespendet, das sind mehr als die Hälfte der gespendeten Behandlungen (ca. 63 %); 588 Millionen Behandlungen zur Beseitigung von Lymphatischer Filariose und 121 Millionen Behandlungen für weltweite Entwurmungsprogramme.

Eine Studie in Kenia hat gezeigt, dass durch Massen-Entwurmungen in Schulen die Abwesenheitsrate um 25 % reduziert werden konnte.

  • Insgesamt haben die weltweit führenden Pharmaunternehmen 1,12 Milliarden Behandlungen für vernachlässigte tropische Krankheiten zur Verfügung gestellt, das entspricht einem Anstieg von 150 Millionen Behandlungen im Vergleich zu 2011. Diese Verpflichtungen treffen exakt die erhöhte Nachfrage von in den betroffenen Ländern ansässigen Partnern; damit wurde ein wesentliches Nadelöhr in der erfolgreichen Behandlung und Vorbeugung von NTDs beseitigt.
  • Des weiteren haben 29 Länder Albendazol oder Mebendazol zur Behandlung oder Vorbeugung von über den Boden übertragenen Parasiten erhalten. Damit wurde die Zahl der Behandlungen von 46 Millionen in 2011 auf 238 Millionen in 2012 erhöht.
  • Zwei Diagnostiktests gegen NTDs wurden behördlich bewilligt: Der erste laterale Flow-Test gegen die Schlafkrankheit wurde im Dezember 2012 kommerziell eingeführt und ein neuer LF Schnelltest wird im ersten Halbjahr 2013 auf dem Markt verfügbar sein.

Ziel der WHO ist es, bis zum Jahr 2020 zehn von insgesamt 17 vernachlässigten tropischen Krankheiten zu kontrollieren oder zu eliminieren. Dr. Margaret Chan, Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (WHO): “Die Erfolgsaussichten waren noch nie so hoch. Viele Millionen Menschen in tiefster Armut werden von dem Unglück und der Behinderung der letzten Jahrzehnte befreit werden. Nichtsdestotrotz hat der kürzliche Fortschritt noch nie dagewesene Bedürfnisse zu Tage gefördert: differenziertere Kontrollstrategien und neue technische Werkzeuge.”
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Foto: © by GlaxoSmithKline

Quellen:

¹ GlaxoSmithKline
² London Declaration on NTDs

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