Blutspende | Medizinlexikon

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Blutspende | Medizinlexikon

Als Blutspende wird das freiwillige Abgeben einer bestimmten Menge Blutes bezeichnet. Jede Minute wird in Österreich eine Blutkonserve benötigt – das entspricht bis zu 450.000 Konserven pro Jahr, die bei Unfällen, Operationen, schweren Erkrankungen oder auch bei Geburten zum Einsatz kommen. Im Gespräch mit Dr. Eva Menichetti und Mag. Maria Kral-Glanzer wird erörtert, wie wichtig Blutspenden ist und welche Stationen einen Blutspender erwarten.


Medizinlexikon: Blutspende- Artikelübersicht:

Im Notfall ist menschliches Blut eines der wichtigsten Medikamente und kann durch nichts ersetzt werden. Freiwillige Blutspender sichern Jahr für Jahr das Überleben von Schwerkranken und Unbfallopfern. Wir sagen Ihnen, was Sie rund um das Thema ‘Blutspenden’ wissen sollten.

Versorgung mit Spenderblut

Die ausreichende Versorgung der Patientinnen und Patienten mit sicheren Blutprodukten ist eine herausfordernde Aufgabe: Blutkonserven sind nur maximal 42 Tage lang haltbar und der Bedarf der verschiedenen Blutgruppen schwankt stark, doch vor allem seltene Blutgruppen werden immer benötigt.

Spender mit der Blutgruppe Null negativ etwa sind immer gefragt, denn sie sind Universalspender und ihr Blut kann im Notfall Empfängern mit allen anderen Blutgruppen helfen.

Die Sicherheit für den Empfänger einer Blutspende hat natürlich oberste Priorität, deshalb sind alle Blutspendeeinrichtungen sehr vorsichtig und sensibel beim Thema Infektionskrankheiten. Aus einer Blutspende werden lebensrettende Medikamente gewonnen, und schon kleinste Krankheitskeime können für einen geschwächten Menschen (Empfänger) tödlich sein. Die Verträglichkeit für einen potenziellen Blutempfänger muss gewährleistet sein. Daher gibt es auch einige strenge Ausschlussgründe für potenzielle Spender.

Spendenkriterien

In Österreich nennt die Blutspendeverordnung nennt die wichtigsten Spendenkriterien bzw. Ausschlussgründe (Stand: 27.01.2014):

  • Allergie:

Akut, mit Medikamenten: nach Absetzen der Medikamente und bei Beschwerdefreiheit: 3 Tage/72 Stunden
Akut, ohne Medikamente: nach Abklingen der Beschwerden: 3 Tage/72 Stunden
Desensibilisierung: nach Injektion oder oraler Einnahme: 3 Tage/72 Stunden

  • Antibiotika: 4 Wochen nach Ende der Einnahme
  • Auslandsaufenthalte in Tropen- oder Malariagebieten
  • Blutkomponenten oder -transfusion: 6 Monate nach Erhalt.
  • Cholesterin und/oder Triglyceride über 300 mg
  • Diabetes:

Typ 1: insulinpflichtig oder mit Tabletten eingestellt: Ausschluss.
Typ 2: nur mit Diät und regelmäßiger Kontrolle: spendetauglich.

  • HIV-Infektion: permanenter Ausschluss

Weitere Ausschlussgründe: Durchfall (bis 4 Wochen nach Ereignis), Endoskopie (bis 4 Monate nach Ereignis), Epilepsie, Fieberblasen/Herpes (ab dem Zeitpunkt des Auftretens der Fieberblase 10 Tage aussetzen, und bei erfolgter Abheilung), Hepatitis (Personen, die Hepatitis-B- oder Hepatitis-C-positiv sind oder waren bzw. Personen mit chronischer und infektiöser Hepatitis unklarer Genese (bei Verdacht) unterliegen einem permanenten Ausschluss). Außerdem: Koronare Herzkrankheit, nach Infarkt, Neurodermitis (permanenter Ausschluss bei schwerer Form, hohem IGE-Spiegel), Krebsleiden, Suchtgiftmissbrauch und nach Zeckenbiss (mit und ohne FSME-Impfung: 8 Wochen).

Außerdem müssen noch folgene Zulassungskriterien zum Blutspenden beachtet werden:

  • Alter: Blut spenden können alle gesunden Frauen und Männer ab dem Alter von 18 Jahren. Wer noch nie Blut gespendet hat, darf nicht älter als 60 Jahre sein. Bitte beachten Sie, dass Blutspender nach einer zehnjährigen Pause wieder als Erstspender gelten.
  • Gewicht: Blutspender müssen mindestens 50 kg Körpergewicht und einen Body-Mass-Index von 19 haben
  • Häufigkeit: Frauen und Männer können alle acht Wochen, Frauen können vier- bis fünfmal jährlich, Männer sechsmal innerhalb von 365 Tagen Blut spenden.

Experteninterview

Interview mit Dr. Eva Menichetti und Mag. Maria Kral-Glanzer

Anmerkung: Rund 415.000 Konserven lieferte das rote Kreuz 2011 an Krankenhäuser in ganz Österreich. Das Blut stammt von Spendern.

Mag. Kral-Glanzer: In Österreich spenden durchschnittlich dreieinhalb Prozent der Bevölkerung regelmäßig Blut. Die fleißigsten Blutspender in Österreich sind die Burgenländer, von denen fünf Prozent regelmäßig spenden. Wien ist leider das Schlusslicht unter den Österreichern (eineinhalb Prozent). Die Wiener Krankenhäuser und Spitäler können deshalb ausreichend versorgt werden, weil es glücklicherweise auch Niederösterreicher und Burgenländer gibt, die hier für die Blutspendezentrale Wien Blut spenden. Andernfalls könnte sich Wien nicht selbstständig versorgen. Man muss aber auch bedenken, dass es in Wien die größte Landschaft an Krankenhäusern gibt und dass sehr viele Patienten aus den anderen Bundesländern nach Wien kommen um hier einen Eingriff durchzuführen.

Anmerkung: Prinzipiell dürfen alle gesunden Personen ab 18 Jahren Blut spenden. Frauen vier bis fünf mal pro Jahr, Männer bis zu sechs mal pro Jahr, jeweils im Abstand von mindestens acht Wochen.

Dr. Menichetti: Zu ihrer eigenen Sicherheit dürfen Leute, die jünger als 18 Jahre sind, die eine schwere Erkrankung haben oder sich einer Infektion ausgesetzt haben nicht Blut spenden. Es kann sein, dass sie eine Verkühlung hatten, aber auch eine schwere Infektion.

Anmerkung: Durch eine Blutspende kann man einem anderen Menschen helfen, doch es gibt noch weitere Gründe Blut zu spenden.

Dr. Menichetti: Das Gefühl etwas sinnvolles zu tun, einen Beitrag zur Versorgung zu leisten und das Gesundheitswesen zu unterstützen. Außerdem machen wir nach der Spende, vor allem bei jungen Leuten, die sonst nie am Gesundheitswesen anstreifen einen kleinen Mini-Check.

Anmerkung: Entscheidet man sich für eine Blutspende, erwarten den Spender folgende Stationen…

Dr. Menichetti: Als ersten Schritt muss man einen Fragebogen mit Fragen ausfüllen, die oft als zu viel empfunden werden, die aber für uns sehr wichtig sind. Der nächste Schritt ist die Testung, ob man als Blutspender geeignet ist. Dabei geht es darum, ob man gesund ist und ob man selbst ausreichend Blut hat um spenden zu können. Man misst den Puls und den Blutdruck und aus der Fingerbeere wird ein bisschen Blut entnommen, um den Blutfarbstoff zu prüfen.

Wenn alles erledigt ist, kommt der nächste Schritt: Die Blutabnahme. Das Blut wird in einem Beutel abgefüllt und ganz genau abgemessen, damit es nicht zu viel ist. Die Abnahme selbst dauert ungefähr fünf Minuten. Beim Einen schneller, beim Anderen ein bisschen langsamer, aber nie länger als zehn Minuten. Nach der Blutspende muss man zur eigenen Sicherheit eine Ruhepause einhalten. Man hält einen Imbiss, bestehend aus einem Getränk, da man die Flüssigkeit, die man abgegeben hat immer nachtrinken sollte. Traditionellerweise gibt es bei uns auch ein Würstel mit Brot und Senf.

Anmerkung: Die Blutkonserve wird anschließend getestet und kann maximal 42 Tage gelagert werden.

Dr. Menichetti: Blutkonserven werden für sehr schwerkranke Patienten benötigt. Für Patienten, die sehr viel Blut nach einem Unfall verloren haben oder unter Chemotherapie stehen. Sicher nicht um Befunde zu beschönigen. Jede Gabe einer Konserve hat einen Sinn, der überlegt wird.

Anmerkung: Im gesamten Ablauf einer Blutspende, wird besonderen Wert auf Sicherheit gelegt, sowohl für den Blutspender selbst als auch bei der Verarbeitung der Blutkonserve.

Mag. Kral-Glanzer: In Österreich haben wir ein dreistufiges Prinzip um Blutkonserven sicher zu machen. Zum Einen gibt es die freiwillige und unbezahlte Blutspende, zum Anderen wird jede Blutspende vielen zahlreichen Tests unterzogen. Man wird unter anderem auf HIV und Hepatitis A,B und C getestet. Dazu gibt es auch den Spenderfragebogen, wo wir Fragen zur Einnahme von Medikamenten, Auslandsaufenthalten, Risikoverhalten und früheren Erkrankungen stellen.

Das ist dazu da um Blut sicher zu machen, damit für den Patienten keinerlei Risiko besteht. Blutspenden ist wichtig, weil jeder von uns selbst sehr rasch in die Situation kommen kann Blut zu benötigen. Das kann bei einem Verkehrsunfall sein, bei einer Operation, einer Erkrankung, aber auch wenn man ein Kind bekommt. Ich denke das sollte Grund genug sein Blut spenden zu gehen um dann im Ernstfall darauf vertrauen zu können, dass ausreichend Blutkonserven für einen selbst bereitstehen.

Quelle: www.vielgesundheit.at


Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

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Linktipps

– Informationen zur Blutspende (Rotes Kreuz)
– Blutspenden – Wieviel Blut braucht das Rote Kreuz?
– Blut im Bild: Blutbefund, Blutwerte, Blutbild
– Aids-Schnelltest neu am Markt
– FSME | Krankheitslexikon

Dieser Beitrag ist älter als vier Jahre, möglicherweise hat sich die Informationslage inzwischen geändert.
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