Schmerzhafter Ohrfurunkel: Symptome erkennen & richtig behandeln

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Schmerzhafter Ohrfurunkel: Symptome erkennen & richtig behandeln

Fotocredit: Herz As Media | AI

Bei einer Otitis externa circumscripta handelt es sich um eine örtlich begrenzte, tief ins Ohr reichende eitrige Entzündung eines Haarbalges im äußeren Gehörgang.


Wenn plötzlich stechende Ohrenschmerzen auftreten, kann ein Ohrfurunkel die Ursache sein. Der Artikel erklärt Symptome, Therapie und wirksame Vorbeugung.

Ohrfurunkel – Prävention, Diagnose & Therapie – Artikelübersicht:

Ein Ohrfurunkel kann extrem schmerzhaft sein – oft steckt eine bakterielle Entzündung des Gehörgangs dahinter.

Abszesse, Furunkel und Follikolitis im Ohr, die zu Ohrenentszündungen führen, werden vor allem durch eine Bakterienart, die so genannten Staphylokokken, ausglöst.

Was ist ein Ohrfurunkel?

Ein Ohrfurunkel – medizinisch als Otitis externa circumscripta bezeichnet – ist eine örtlich begrenzte, eitrige Entzündung eines Haarbalges im äußeren Gehörgang. Diese Entzündung kann tief in das Hautgewebe des Gehörgangs eindringen und dort eine schmerzhafte Eiteransammlung bilden.

Die häufigsten Erreger sind Staphylokokken (vor allem Staphylococcus aureus), seltener auch Pseudomonas-Bakterien. Der Begriff „Furunkel“ beschreibt eine lokale Entzündung eines Haarbalges, bei der durch die Immunreaktion Eiter entsteht.

Anatomie & Entstehung

Der äußere Gehörgang besteht aus einem knorpeligen und einem knöchernen Abschnitt. Die Haut enthält Talg- und Schweißdrüsen sowie Haarfollikel, die das Ohrenschmalz (Cerumen) bilden. Dieses Cerumen schützt den Gehörgang, hält ihn geschmeidig und wirkt leicht antibakteriell.

Ohrfurunkel

Kommt es jedoch zu einer Schädigung dieser Schutzbarriere, können Krankheitserreger in die Haarfollikel eindringen und dort eine Entzündung auslösen. Typische Entstehungsmechanismen sind:

  • Mikroverletzungen durch Wattestäbchen oder andere Gegenstände, die in den Gehörgang eingeführt werden.
  • Häufige Feuchtigkeit oder Wasserstau im Ohr – etwa beim Schwimmen („Swimmer’s Ear“).
  • Verlust der schützenden Cerumenschicht, wodurch der natürliche Säureschutz der Haut verloren geht.
  • Übermäßige Wärme und Feuchtigkeit, die das Bakterienwachstum begünstigen.
  • Hautreizungen durch Seifen, Shampoos oder Reinigungsmittel.

In der Folge entsteht eine lokale Entzündung: Die Haut schwillt an, es bildet sich Eiter, und der Druck im Gewebe führt zu den typischen starken Schmerzen.

Risikofaktoren

Ein Ohrfurunkel kann grundsätzlich bei jedem Menschen auftreten, bestimmte Bedingungen erhöhen das Risiko jedoch deutlich:

  • Manipulation im Ohr: Die häufige oder unsachgemäße Verwendung von Wattestäbchen oder anderen Hilfsmitteln verletzt die empfindliche Haut des Gehörgangs.
  • Feuchtigkeit: Häufiges Schwimmen oder Baden, besonders in chlorhaltigem Wasser, führt zur Aufweichung (Mazeration) der Haut und damit zur erhöhten Infektionsanfälligkeit.
  • Hauterkrankungen: Menschen mit Neurodermitis, Psoriasis oder seborrhoischem Ekzem haben eine gestörte Hautbarriere, wodurch Bakterien leichter eindringen können.
  • Hörgeräte oder Ohrstöpsel: Diese können Reibung, Wärmestau und Feuchtigkeit im Gehörgang fördern.
  • Diabetes mellitus: Ein erhöhter Blutzuckerspiegel schwächt die lokale Abwehr und fördert bakterielle Infektionen.
  • Abwehrschwäche: Personen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. durch Medikamente oder chronische Erkrankungen) sind besonders anfällig.
  • Verminderte Cerumenbildung: Ein Mangel an Ohrenschmalz oder dessen häufige Entfernung vermindert den natürlichen Schutzfilm der Haut.

Symptome

Ein Ohrfurunkel entwickelt sich meist schleichend, wird aber rasch sehr schmerzhaft. Die wichtigsten Symptome sind:

  • Starker, stechender Schmerz im Ohr, der sich bei Druck auf den kleinen Knorpelvorsprung (Tragus) oder beim Ziehen an der Ohrmuschel deutlich verstärkt.
  • Schwellung und Rötung des äußeren Gehörgangs, oft sichtbar als kleiner Knoten mit eitriger Spitze.
  • Druckgefühl oder das Empfinden, das Ohr sei „verstopft“.
  • Eiteraustritt aus dem Ohr, wenn sich das Furunkel spontan entleert.
  • Hörminderung durch die Schwellung oder Verlegung des Gehörgangs.
  • Lymphknotenschwellung vor oder unter dem Ohr.
  • Fieber oder allgemeines Krankheitsgefühl bei stärkeren Entzündungen.

Charakteristisch ist der ausgeprägte Schmerz schon bei kleinster Berührung. Viele Betroffene berichten, dass sogar das Liegen auf dem betroffenen Ohr kaum möglich ist.

Diagnostik

Die Diagnose wird in der Regel durch eine HNO-ärztliche Untersuchung gestellt.

Der Ablauf umfasst:

  • Gespräch (Anamnese): Der Arzt fragt nach Ohrreinigungsgewohnheiten, Schwimmbadbesuchen, bestehenden Hauterkrankungen und eventuellen Vorerkrankungen.
  • Ohrspiegelung (Otoskopie): Sichtbar ist ein geröteter, geschwollener Gehörgang mit einem deutlich begrenzten, druckempfindlichen Eiterherd.
  • Prüfung des Trommelfells: Wichtig, um festzustellen, ob die Entzündung auf den äußeren Gehörgang begrenzt ist oder sich ins Mittelohr ausgebreitet hat.
  • Druckschmerztest: Das Drücken des Tragus oder Ziehen an der Ohrmuschel löst meist einen typischen Schmerz aus.

Nur in komplizierten oder unklaren Fällen sind weiterführende Untersuchungen nötig, etwa Abstriche zur Bestimmung des Erregers oder bildgebende Verfahren, falls sich die Entzündung ausgebreitet hat.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Entzündung und dem Allgemeinzustand des Patienten. Grundsätzlich gilt: Je früher behandelt wird, desto schneller klingt die Entzündung ab.

Lokale Behandlung:

  • Reinigung des Gehörgangs: Der Arzt entfernt vorsichtig Eiter, Krusten oder Cerumenreste, um die Belüftung zu verbessern und Medikamente wirksamer auf die entzündete Stelle zu bringen.
  • Antibiotische Ohrentropfen oder Salben: Diese wirken direkt im Gehörgang gegen die verursachenden Bakterien. Häufig werden Kombinationen aus Antibiotikum und Kortison verwendet, um die Entzündung und Schwellung zu reduzieren.
  • Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern die Schmerzen und Entzündungsreaktionen.
  • Trockenhalten des Ohrs: Während der Heilungsphase sollte das Ohr vor Wasser geschützt werden. Baden und Schwimmen sind zu vermeiden.

Systemische Therapie:

  • Wenn sich die Entzündung über den Gehörgang hinaus ausbreitet oder bei Patienten mit Diabetes oder geschwächtem Immunsystem, kann eine orale Antibiotikatherapie erforderlich sein.
  • Auch bei hohem Fieber oder sehr starken Schmerzen wird häufig eine Kombination aus lokaler und systemischer Therapie eingesetzt.

Chirurgische Behandlung:

  • Ist das Furunkel stark eitrig oder verursacht massiven Druckschmerz, kann der Arzt es unter sterilen Bedingungen einschneiden, um den Eiter abfließen zu lassen.
  • Nach der Entleerung heilt die Wunde meist rasch ab, begünstigt durch lokale Antibiotikatherapie und trockene Lagerung.

Verlauf und Heilung:
Unkomplizierte Ohrfurunkel heilen innerhalb von etwa 7 bis 10 Tagen vollständig ab. Wichtig ist, die Behandlung konsequent fortzuführen und Nachkontrollen wahrzunehmen. Bei ausbleibender Besserung nach drei Tagen sollte die Therapie ärztlich überprüft werden.

Komplikationen & Warnzeichen

In der Regel heilt ein Ohrfurunkel folgenlos ab. Dennoch können in seltenen Fällen Komplikationen auftreten:

  • Ausbreitung der Entzündung: Bei geschwächter Abwehr kann sich die Infektion auf das umliegende Gewebe oder die Knochen des Schläfenbeins ausdehnen.
  • Wiederkehrende Furunkel: Chronische Hautreizungen oder anhaltende Feuchtigkeit können zu wiederholten Entzündungen führen.
  • Verengung des Gehörgangs: Wiederholte Entzündungen können Narben hinterlassen, die den Gehörgang dauerhaft verengen.
  • Hörminderung: Vorübergehend durch Schwellung, in seltenen Fällen auch bleibend, wenn Gewebe zerstört wird.

Warnzeichen, bei denen sofort ärztliche Hilfe nötig ist, sind:

  • Starke Schmerzen trotz Behandlung.
  • Fieber oder Schüttelfrost.
  • Ausgedehnte Schwellung der Ohrmuschel oder des Gesichts.
  • Neu auftretende Hörminderung oder Schwindel.
  • Gesichtslähmungsähnliche Symptome (sehr selten).

Prävention

Ohrfurunkel lassen sich in vielen Fällen durch einfache Maßnahmen vermeiden:

  • Keine Wattestäbchen oder Fremdkörper zur Ohrreinigung verwenden – sie schieben Cerumen tiefer hinein und verletzen die Haut.
  • Nach dem Schwimmen oder Duschen das Ohr vorsichtig trocknen, etwa durch leichtes Abtupfen oder kurzes Föhnen mit Abstand.
  • Hautpflege: Bei Neigung zu trockener Haut oder Ekzemen sollte der Gehörgang regelmäßig ärztlich kontrolliert und gegebenenfalls mit pflegenden Ölen behandelt werden.
  • Schutz vor Feuchtigkeit: Bei häufigem Schwimmen können spezielle Ohrstöpsel verwendet werden, die individuell angepasst sind.
  • Risikopatienten: Menschen mit Diabetes oder Immunschwäche sollten bereits bei leichten Ohrbeschwerden frühzeitig einen Arzt aufsuchen.

Ein intakter Cerumenschutz, die Vermeidung von Mikroverletzungen und das Trockenhalten des Gehörgangs sind die wirksamsten Schutzmaßnahmen.

Alltagstipps für Betroffene

  • Berühren oder manipulieren Sie das betroffene Ohr nicht – das verschlimmert die Entzündung.
  • Verzichten Sie auf Hausmittel wie Alkohol, Öle oder Essiglösungen, solange keine ärztliche Diagnose vorliegt.
  • Wenn Ihnen Ohrentropfen verschrieben werden, befolgen Sie die Anwendung genau: Kopf zur Seite neigen, Tropfen einträufeln, einige Minuten liegen bleiben, damit sie tief in den Gehörgang gelangen.
  • Vermeiden Sie Schwimmen, Baden oder Tauchen, bis das Ohr vollständig abgeheilt ist.
  • Schlafen Sie auf der gesunden Seite, um Druck zu vermeiden.
  • Tragen Sie Hörgeräte oder Ohrstöpsel erst wieder, wenn der Arzt dies erlaubt.
  • Bei wiederholten Entzündungen: Lassen Sie prüfen, ob anatomische Besonderheiten (z. B. enger Gehörgang) oder Hauterkrankungen zugrunde liegen.

Fazit

Das Ohrfurunkel (Otitis externa circumscripta) ist eine lokal begrenzte, aber oft sehr schmerzhafte Entzündung des äußeren Gehörgangs. Meist liegt eine bakterielle Infektion eines Haarbalges zugrunde, begünstigt durch Verletzungen, Feuchtigkeit oder Hautirritationen.

Die Erkrankung ist in der Regel gut behandelbar, sofern sie frühzeitig erkannt wird. Entscheidend sind eine gezielte lokale Therapie, konsequente Hygiene und das Vermeiden weiterer Reizungen.

Für Betroffene gilt: Je früher ärztliche Hilfe in Anspruch genommen wird, desto besser sind die Heilungschancen – und desto geringer das Risiko für Rückfälle oder Komplikationen.

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Quellen:

¹ Acute Otitis Externa Review and clinical update (Osguthorpe JD, Nielsen DR. in Am Fam Physician. 2006 Nov 1;74(9):1510-6.) PMID: 17111889
² Otitis Externa: Investigation and Evidence-Based Treatment (Wiegand, S; Berner, R; et al. in Dtsch Arztebl Int 2019; 116: 224-34.) DOI: 10.3238/arztebl.2019.0224

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[Verfasst 04/2009, Update: 10/2025]

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