Diagnose Alzheimer – was tun?

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Morbus Alzheimer: Die neurodegenerative Erkrankung des Gehirns wurde nach dem Psychiater Alois Alzheimer benannt

Bereits 100.000 ÖstereicherInnen über 70 Jahren leiden an Alzheimer. Die Betreuung der Pflegebedürftigen übernimmt zumeist die Familie. Oft wissen besonders Angehörige nicht, wie sie sich dem Erkrankten gegenüber verhalten sollen. Ein strukturierter Alltag, Beschäftigung, das Gefühl geben, gebraucht zu werden und simple Spiele mit biographischem Bezug sind nur einige Beispiele, wie Familien und Freunde den Patienten das Leben erleichtern und oft auch verschönern können.


Morbus Alzheimer ist eine Erkrankung, die durch die wachsende Überalterung immer häufiger in unserer Gesellschaft anzutreffen ist. Besonders schwierig gestaltet sich der Umgang mit den Patienten für die Angehörigen. Sie haben nicht nur mit der wachsenden Vergesslichkeit, Aggression und dem Misstrauen der Patienten zu kämpfen, besonders die Kinder müssen mit dem Rollentausch – die Eltern werden zu Pflegefällen – fertig werden.

“Wichtig ist”, so Roswitha Bartsch, Leiterin der Selbsthilfegruppe Angehörige Alzheimer Austria, dass sich die pflegenden Angehörigen ausreichend über die Krankheit informieren: “Gut informierte Angehörige gehen leichter mit allen Belastungen um, nehmen Misstrauen und Aggressionen nicht persönlich, können besser mit Verhaltensauffälligkeiten umgehen und wissen, dass alle Störungen krankheitsimmanent sind, und dass der Kranke nichts für sein Verhalten kann.” Wesentlich ist, die Alzheimererkrankten nie auf ihre Defizite aufmerksam zu machen, denn sie kennen diese und reagieren sonst mit Vertuschung, Depression oder Aggression darauf.

In einem frühen Stadium der Erkrankung besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Betroffenen ihre alltäglichen Aufgaben wie gewohnt erledigen. Hier sollten die Angehörigen unterstützen, aber nicht Arbeiten abnehmen. Das zunehmende Nachlassen der geistigen Fähigkeiten erfordert den noch vorhandenen Fähigkeiten angepasste Beschäftigungen.

Antonia Croy, ebenfalls Leiterin der Selbsthilfegruppe Angehörige Alzheimer Austria schlägt hier ” z.B. einfachere Spiele, wie “Mensch ärgere Dich nicht”, simple Puzzles, Memory Spiele, malen, hier haben sich Mandalas sehr bewährt, Musik hören und einfachere praktische und alltagsrelevante Tätigkeiten,” vor.

Dabei empfindet sie es als besonders wichtig, dass die Tätigkeiten an frühere Interessen anknüpfen und vor allem Freude machen und Erfolgserlebnisse vermitteln. Oft ist es besser, wenn sich eine Person von außerhalb, also beispielsweise ein/e ausgebildeter Trainer/in mit den Patienten beschäftigt.

“Aus Erfahrung wird meistens die Beschäftigung durch den Partner abgelehnt. Auch für die stadiengerechte, individuelle Beschäftigung ist ein Wissen und Können erforderlich. Bei nicht professionellen Training ist eine Über-od. Unterforderung möglich.” weiß Felicitas Zehetner, ausgebildete Gerontologin und Obfrau vom Verein Morbus Alzheimer Syndrom.

Belastung für pflegende Angehörige

Für die pflegenden Angehörigen stellt die Situation, einen Alzheimerpatienten rund um die Uhr zu Hause zu betreuen, eine enorme Belastung dar. Dennoch sollte die betreuende Person sich selbst auch wichtig nehmen und ihre eigenen Bedürfnisse nicht vernachlässigen. Denn Untersuchungen haben ergeben, dass pflegende Angehörige depressiver sind, eine geringere Lebenszufriedenheit haben und mehr mit Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben.

Um genau das zu vermeiden, müssen “Angehörige lernen, auf sich selbst und ihre Gesundheit zu achten, ihre eigenen Möglichkeiten und Grenzen zu erkennen, Hilfe von anderen anzunehmen und Entlastung durch soziale Dienste zu suchen. Zum Beispiel durch Besuchsdienste, Heimhilfen, Tagesbetreuung in einem Tageszentrum, Kurzzeitpflege, um auch selbst einmal Urlaub machen zu können.

Man muss sich darum bemühen, Freundschaften und soziale Kontakte aufrecht zu erhalten, damit die pflegende Person nicht zunehmend vereinsamt. Entlastung bietet auch der Besuch einer Selbsthilfegruppe.”, beschreibt Antonia Croy im Interview mit gesund.co.at. Dann fällt es den Betreuenden auch leichter, den Patienten mit Geduld und Ruhe zu begegnen und ihnen nicht das Gefühl zu geben, eine Belastung zu sein. Denn auch wenn in einem späten Stadium keine normale Kommunikation mehr mit den Patienten möglich ist, so spüren diese dennoch, ob sie eine Belastung für ihre Familien sind.

Solange die geistigen Fähigkeiten der Alzheimerpatienten es zulassen, sollte die Möglichkeit ergriffen werden, finanzielle und rechtliche Angelegenheiten zu regeln. “Man kann versuchen, mit dem Kranken über seine Vorstellungen zu sprechen hinsichtlich einer später notwendigen Betreuung, Pflege oder auch eines Heimaufenthaltes. Vielleicht lässt sich das noch in Form einer Vorsorgevollmacht festhalten.

Auch finanzielle und rechtliche Fragen können besprochen und eine Vertrauensperson benannt werden, die diese Dinge später regeln soll. In einer Patientenverfügung können Wünsche für das Lebensende dargelegt werden.”, empfiehlt Roswitha Bartsch den Angehörigen, denen sie größte Bewunderung entgegenbringt. “Pflegende Angehörige üben oft über 10-15 Jahre täglich eine hervorragende Betreuung aus.”, so Bartsch abschließend, “ohne Entgelt und mit vielen persönlichen Opfern. Für diese enorme Leistung gebührt ihnen allergrößte Anerkennung und Wertschätzung.”

[ameis]

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