Harnwegsinfekt, Zystitis, Blasenkatarrh | Krankheitslexikon

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Harnwegsinfekt, Zystitis, Blasenkatarrh

Die Diagnose Harnwegsinfekt (auch Blasenentzündung oder Zystitis/Cystitis genannt) bedeutet, dass sich das Gewebe, welches die Harnwege (Harnleiter, Harnblase, Harnröhre) auskleidet, entzündet hat. Verursacher der Entzündung sind Bakterien die – meist über die Harnröhre – in die Blase gelangen.


Der, vor allem bei Frauen häufige und zumeist unkomplizierte, Harnwegsinfekt verursacht Brennen beim Wasserlassen (Dysurie), häufigen Harndrang (Pollakisurie), Schmerzen im Unterbauch und eventuell Schwierigkeiten, den Harn zu halten.

Ursachen & Erkennung

Bei Frauen mündet die Harnröhre in unmittelbarer Umgebung zu Darmausgang und Scheide. Dadurch können Bakterien aus diesen Regionen viel schneller in die Harnwege gelangen und müssen nicht so weit klettern, um von außen in die Blase zu gelangen. Zudem ist die Harnröhre bei der Frau mit ca. 5cm deutlich kürzer als beim Mann, weshalb es nicht verwundert, dass weit mehr Frauen von davon betroffen sind als Männer.

Von unkomplizierten Harnwegsinfekten sind meist jüngere, sexuell aktive Frauen betroffen, aber auch Frauen über 75 Jahre. Manchmal kann ein Zusammenhang zwischen Geschlechtsverkehr und der Zystitis bestehen, wobei Bakterien aus der Scheide in die Harnöffnung gelangen. Nicht umsonst war die Blasenentzündung früher als “Brautkrankheit” bekannt, auch heute noch spricht man von der “Flitterwochenkrankheit” (Honeymoon-Zystitis).

Zu Entzündungen durch Bakterien kommt es außerdem häufiger in der Schwangerschaft, weil der Urin bei den Frauen oft nicht gut abfließt. Bei Kindern und bei Männern sind Harnwegsinfekte kompliziert, da Ursachen, Verlauf und Folgeschäden meist nicht eindeutig sind.

Eine Blasenentzündung entsteht, wenn in den unteren Teil der ableitenden Harnwege (Harnröhre und Blase) pathogene Bakterien gelangen, die dann eine Entzündung der Blase verursachen. Es kommt zu einer Ansiedlung und Vermehrung von Bakterien in der ursprünglich keimfreien Harnblase.

Zu dieser “Verschmutzung” kann es aus verschiedenen Gründen kommen. Ursache kann z.B. eine falsche Analhygiene sein, aber auch nach häufigem sexuellen Verkehr, durch eine Scheidenentzündung oder durch einen über Tage liegenden Blasenkatheter kann es zur Blasenentzündung kommen, wobei Unterkühlung eine Infektion der Blase begünstigt. Da in der Blase ein feuchtes und warmes Milieu herrscht, ist sie ein optimaler Ort für eine Vermehrung der Bakterien.

Einmal in der Blase angekommen, verursachen die Bakterien an der Blaseninnenwand eine Irritation der Schleimhaut. Dies kann auch durch Fremdkörper, wie einem Blasenstein oder einer Gewebewucherung, hervorgerufen werden. Auch ohne Dehnung, also schon bei einer geringen Füllung mit Harn, kommt es durch die Irritation zum Harndrang. Am Übergang von der Blase zur Harnröhre befinden sich zwei Schließmuskeln, von denen einer willentlich kontrolliert werden kann.

Bei der Blasenentzündung steigt die Reizempfindlichkeit, das heißt, der Harndrang lässt nicht nach bzw. tritt unverhältnismäßig oft auf. Treten Entzündungen immer wieder auf oder ist auch die Niere betroffen, muss der Arzt dringend nach der Ursache forschen. Rückschläge können auch mit dem falschen Antibiotikum oder einer anatomischen Fehlbildung zusammenhängen.

Diagnose & Therapie

Harnwegsinfektionen gehören zu den häufigsten Infektionen der Frau. Sie können schnell diagnostiziert und nebenwirkungsarm über wenige Tage mit Antibiotika behandelt werden.

In der diagnostischen Routine wird ein Streifchentest gemacht, der anzeigt ob Bakterien oder Entzündungszellen im Harn sind (man verwendet dazu üblicherweise Morgenharn, da die Blase zumindest 3 bis 4 Stunden gefüllt sein sollte). Bei einer unkomplizierten Harnwegsinfektion sind in 80 Prozent der Fälle Kolibakterien die so nachweisbaren Erreger, weitere Untersuchungen sind dann unnötig.

Beim akuten Auftreten der ersten Beschwerden, die auf eine Blasenentzündung hindeuten, sollte zur Verhinderung des Aufsteigens der Infektion die Blase möglichst oft geleert werden. Alle Patienten mit einer Blasenentzündung sollten in erster Linie reichlich trinken.

So werden Bakterien mit speziellem Blasentee aus der Harnblase “ausgespült”. Die Anwendung von Blasentees sollte aber nicht länger als zwei Wochen dauern. Bärentraubenblättertee und Tee aus Birkenblättern haben neben der harntreibenden auch noch eine desinfizierende Wirkung.

Der Genuß sollte sich auf 2-3 Tassen pro Tag beschränken. Tee aus Moosbeeren, Preiselbeeren bzw. Cranberries ist ebenso wie Brennessel- und Hagebuttentee sind in unbegrenzten Mengen zu empfehlen. Auf Kaffee und Schwarztee muss grundsätzlich verzichtet werden, da diese die Blase zusätzlich reizen. Vermeiden Sie jedenfalls Alkohol und begrenzen Sie die Eiweißzufuhr!

Eine Blasenentzündung, die keine Beschwerden verursacht, muss nur bei schwangeren Patientinnen und Kindern behandelt werden, da bei diesen Patienten die Gefahr für eine Nierenbeckenentzündung relativ groß ist. Bei einer leichten Blasenentzündung können neben Tees und pflanzlichen Extrakten Medikamente mit krampflösender Wirkung eingesetzt werden.

Bakterielle Erreger werden mit Breitband-Antibiotika behandelt, wegen der erhöhten Resistenz vieler Erreger gegen Antibiotika können diese mit antibiotischen und keimhemmenden Wirkstoffen (Trimethoprim & Sulfonamid-Antibiotikum als Kombination) kombiniert werden.

Eine akute, unkomplizierte Zystitis kann beim ersten Auftreten innerhalb kurzer Zeit ausheilen. Antibiotika wirken sehr schnell, so dass eine Besserung innerhalb von 24h eintritt. Nach einer einleitenden Antibiotikatherapie heilt die Blasenentzündung innerhalb von zehn Tagen ab.

Bei einer Blasenentzündung, die öfter als dreimal im Jahr wiederkommt, kann eine medikamentöse Langzeitbehandlung von 6 Monaten erforderlich sein. Bei besonders resistenten Erregern, wie sie etwa bei einer im Krankenhaus erworbenen Blasenentzündung und vor allem bei Dauerkatheterträgern auftreten können, kann die sich Heilung schwieriger gestalten.

Bei Männern, Kindern und Schwangeren ist oftmals ein komplizierter Verlauf anzunehmen, das heißt ein Krankheitsverlauf, der zu Folgeschäden führt oder dem eine schwerwiegende Ursache zu Grunde liegt.

Zusammenfassung

– Die Diagnose Harnwegsinfekt wird anhand der Symptome oder durch eine Urinuntersuchung gestellt, bei der auch nach Bakterien gesucht wird.
– Ein unkomplizierter Harnwegsinfekt wird mit Antibiotika behandelt, die in der Regel aber nur für wenige Tage eingenommen werden müssen.
– Tritt während der Behandlung Fieber oder Flankenschmerz auf, muss der Arzt unbedingt erneut aufgesucht werden.
– Solange der unkomplizierte Harnwegsinfekt nicht mehr als drei Mal pro Jahr auftritt, sind keine Komplikationen für die Harnwege oder die Nieren zu erwarten.

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Literatur- & Quellenangabe: www.patientenleitlinien.de

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Linktipps

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