Erste Hilfe bei Schlaganfall: jede Minute zählt!

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Erste Hilfe bei Schlaganfall

Ein Schlaganfall kann das Leben nachhaltig verändern, sowohl für den Betroffenen als auch für seine Angehörigen. Ein Schlaganfall kann aber auch glimpflich ausgehen. Man kann dieser Erkrankung in den meisten Fällen ganz gezielt vorbeugen, aber im Fall des Falles ist eine sofortige Erstintervention unumgänglich. Rasches Erkennen und umgehende Erste Hilfe sind das Um und Auf für eine vollständige Genesung!


Schlaganfall – Artikelübersicht:

Was passiert eigentlich bei einem Schlaganfall (lat. Apoplexia Cerebri)? Wie verbreitet ist diese Krankheit und handelt es sich überhaupt um eine Krankheit? Wer ist betroffen? Gibt es wirksame Prävention und was ist im Fall des Falles zu tun? Gibt es effektive Behandlungsmöglichkeiten und wie funktioniert die Rehabilitation? Wir haben die Antworten, die Leben retten können.

Was Sie über Schlaganfall wissen sollten

Alle sechs Minuten erleidet in Österreich jemand einen Schlaganfall – das bedeutet rund 20.000 Neuerkrankungen jährlich. 20% der Betroffenen sterben, die Hälfte der Patienten bleibt mehr oder weniger behindert und 20% werden wieder ganz gesund.

Das Schlaganfallrisiko nimmt mit steigendem Alter zu. Ab dem 55. Lebensjahr verdoppelt sich die Erkrankungsrate mit jedem Lebensjahrzehnt. Etwa 80% der Betroffenen sind älter als 60 Jahre.

Umgekehrt heißt dass aber nicht, dass man als Junger gegen Schlaganfall immun ist – immerhin 6% der Betroffenen sind jünger als 45 Jahre und rund 10% sind zwischen 46 und 55 Jahre alt. Schlaganfälle sind nach Krebserkrankungen und Herzinfarkten die dritthäufigste Todesursache und hauptverantwortlich für Behinderungen im Erwachsenenalter.

Doch was ist ein Schlaganfall eigentlich?

Bei einem Schlaganfall kommt es durch die Verstopfung oder das Platzen einer Hirnarterie ‚schlagartig‘ zu einer Durchblutungsstörung des Gehirns. Die betroffenen Hirnregionen werden nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, was zu neurologischen Ausfallserscheinungen führt.

Das Zeitfenster für eine optimale Behandlung beträgt max. vier bis fünf Stunden. Ein Schlaganfall ist somit ein absoluter medizinischer Notfall und muss in jedem Fall ernst genommen werden – medizinische Hilfe ist umgehend anzufordern!

Anzeichen eines Schlaganfalls

Bei den meisten Schlaganfällen werden keine Schmerzen verspürt, was besonders trügerisch ist. Denn allzu oft werden Betroffene oder Angehörige dadurch dazu verleitet zu warten, ob die Symptome nicht von selbst wieder vergehen, zumal sie oft recht unspezifisch sind, und oft als allgemeine Ermüdung interpretiert werden.

Doch beim Schlaganfall zählt jede Minute. Je früher eine medizinische Intervention erfolgt, desto eher lassen sich die Folgen eines Schlaganfalls begrenzen. Sollten Sie an sich selbst oder an einem Menschen in Ihrer Umgebung eines oder mehrere dieser Symptome feststellen, rufen Sie umgehend den Notruf:

  • Bewegungsstörungen
  • Empfindungsstörungen
  • Sprachstörungen
  • Sehstörungen
  • Koordinationsschwierigkeiten / Gleichgewichtsprobleme

Oft, aber nicht immer treten mehrere Symptome zeitgleich auf. Zusätzlicher Schwindel oder schlagartig auftretende heftigste Kopfschmerzen (bedingt durch eine Hirnblutung bei geplatzter Arterie) sind weitere eindeutige Hinweise.

Erste Hilfe bei einem Schlaganfall. Wie helfen?

Ein Schlaganfall ist eine plötzliche, meist lebensbedrohliche Durchblutungsstörung des Gehirns, die meist ohne Vorwarnung zuschlägt. Im Notfall müssen Sie rasch handeln – jede Minute ist wertvoll und je früher die Behandlung einsetzt, desto eher können Langzeitfolgen verhindert werden. Kommunizieren Sie weiter, bleiben Sie mit dem Betroffenen in Kontakt und versuchen Sie zu verifizieren, ob es sich tatsächlich um einen Schlaganfall handelt.

Mit einem einfachen Test können auch Laien schnell Schlaganfall-Symptome erkennen und Erste Hilfe leisten. Bei Verdacht muss sofort der Notarzt gerufen werden.

FAST-Test: So gehen Sie anhand dieses ‚Frühtests‘ vor:

  • Bitten Sie den Patienten zu lächeln – Hatte er einen Schlaganfall, kann er nicht lächeln
  • Bitten Sie darum, dass ein einfacher Satz nachgesprochen werden soll – wenn das nicht gelingt, liegt ein Schlaganfall vor
  • Können beide Arme gehoben werden? Wenn nicht – Indiz auf Schlaganfall!
  • Stehen und gehen sind schwierig – Schlaganfall!

Nochmals: Rufen Sie am besten zeitgleich zu diesem Test bereits die Rettung (144) und geben Sie am Telefon die Symptome durch. Notieren Sie den exakten Zeitpunkt des Schlaganfalls und welche Medikamente der Betroffene einnimmt – diese Informationen sind für den Neurologen wichtig! Der FAST-test ist einfach und zuverlässig. FAST steht für Face (Gesicht), Arms (Arme), Speech (Sprache) und Time (Zeit).

Wenn die beschriebenen Symptome auf einen Schlaganfall hinweisen – und geschultes Personal am Telefon wird das anhand Ihrer Beschreibungen erkennen – wird eine Zuweisung zu einer Stroke Unit erfolgen und die Rettung den Patienten in ein entsprechend ausgestattetes Krankenhaus bringen.

Sofortige Erste Hilfe Maßnahmen beim Schlaganfall

Bis der Notarzt kommt, folgende Maßnahmen beachten:

  • Den Betroffenen beobachten, ihn beruhigen und mit ihm sprechen. Keinesfalls alleine lassen!
  • Nichts zu Essen oder zu Trinken geben, da das Schlucken gestört sein könnte!
  • Lassen Sie ihn in einer für ihn angenehmen Position liegen (in Seitenlage).
  • Beengende Kleidung lockern, vorhandene Zahnprothesen entfernen.
  • Teilen Sie dem Notarzt beziehungsweise dem Rettungsdienst die beobachtete Symptomatik und die Vorerkrankungen des Patienten mit. Wenn möglich geben Sie auch eine Liste der Medikamente mit, die der Betroffene einnimmt sowie die Uhrzeit des Auftretens der ersten Schlaganfallsymptome.
  • Stroke Units

    Stroke-Units sind Intensiv-Überwachungseinheiten. Ihr Erfolg basiert auf dem perfekt aufeinander abgestimmten interdisziplinären Team sowie dem konsequenten Überwachen der neurologischen Funktionen und der Vitalfunktionen. Komplikationen können so entweder vermieden oder frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden.

    Logopäden, die sich um die Sprache und die Schluckfähigkeit der Patienten kümmern, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten und speziell geschultes Pflegepersonal, die die Verantwortung für die korrekte Lagerung der oft durch Lähmungen behinderten Menschen haben, sind Teil des Stroke Unit Teams.

    Die Rehabilitation wichtiger Körperfunktionen erfolgt unmittelbar im Anschluss an den Schlaganfall. Je rascher hier interveniert werden kann, desto größer die Chancen auf vollständige Genesung. Schwere Folgeschäden wie Lähmungen oder Sprachstörungen lassen sich umso besser verhindern, je rascher Hilfe erfolgt.

    Stroke-Units müssen folgende Voraussetzungen erfüllen:

    • 24 Stunden Bereitschaft für Computertomographie, Ultraschall-Untersuchung und Labor
    • Spezifische Untersuchungen wie z.B. Angiographie oder MR-Angiographie müssen jederzeit möglich sein
    • Ausreichendes Fachpersonal in den Bereichen Physiotherapie, Logopädie und Ergotherapie rund um die Uhr

    Schlaganfall-Patienten bleiben im Schnitt etwa vier Tage in einer Stroke-Unit. Anschließend kommen sie im besten Fall direkt in eine Rehabilitationseinrichtung oder auf eine neurologische oder interne Station.

    Schlaganfall Behandlung

    Um einen Schlaganfall möglichst zu vermeiden ist ein gesunder Lebensstil essentiell. Primärpräventive Maßnahmen, wie gesundes Essen und ausreichend Bewegung sind nicht zu unterschätzen! So reduzieren Sie das Risiko für hohen Blutdruck und das Risiko für Diabetes – die zwei größten Risikofaktoren für einen Gehirnschlag bzw. Schlaganfall.

    Alkohol und Nikotin sollten möglichst vermieden werden. Nicht nur, dass Rauchen die Lunge schädigt und Alkohol die Leber angreift, erhöhen die Nervengifte auch das Risiko für einen Schlaganfall.

    Sekundärpräventive Maßnahmen sind Maßnahmen zur Verhinderung eines weiteren Schlaganfalls. Dazu zählen blutverdünnende Medikamente gegen den auslösenden Risikofaktor Bluthochdruck’, sowie weitere Lebensstilmaßnahmen.

    Akutbehandlungen erfolgen optimalerweise in einer Stroke Unit mit einem perfekt aufeinander abgestimmten interdisziplinären Expertenteam, wobei Akutbehandlung und Rehabilitationsmaßnahmen fließend ineinander übergehen.

    Bei der Behandlung können also folgende Phasen unterschieden werden:

    • Phase A: Akutphase
    • Phase B: Frührehabilitationsphase – erfolgt meist noch im Krankenhaus, während der Patient krankheitsbedingt noch eher passiv und oft bewusstseinsbeeinträchtigt ist
    • Phase C: Ebenfalls noch Frührehab im Akutspital. Der Patient ist aber klar bei Bewusstsein
    • Phase D: ‚Rückkehr ins Leben‘: Patienten sind zwar noch beeinträchtigt, aber zunehmend mobil. Sie sind bei Aktivitäten (ankleiden, waschen, essen..) des täglichen Lebens wieder weitgehend selbstständig

    In weiterer Folge unterscheidet man Phase E und Phase F.

    • Phase E: In Phase E wird in einer Langzeitrehab die Selbständigkeit weiter ausgebaut um möglichst einen Zustand wie vor dem Schlaganfall herzustellen
    • Als Phase F benannt man jene Phase, wenn Phase E nicht erreicht werden kann. In Phase F ist eine Langzeitrehabilitation erforderlich, um jedenfalls den bis dahin erreichten Zustand zu stabilisieren, weitere Verschlechterungen zu verhindern und weitere sekundärpräventive Maßnahmen zu ergreifen

    Seien Sie sich sowohl als Patient sowie auch als Angehöriger bewusst, dass Rehabilitation Zeit braucht und Verbesserungen oft erst langfristig erfolgen. Bleiben Sie geduldig und freuen Sie sich auch über kleine Erfolge. Denn jede Wanderung beginnt mit dem ersten Schritt – auch jene ins Leben retour nach einem Schlaganfall!

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    Quelle:

    ¹ Hauptverband der Sozialversicherungsträger: Schlaganfall – jede Minute zählt!

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    Fotohinweis: sofern nicht extra anders angegeben, Fotocredit by Fotolia.com (bzw. Adobe Stock)

    Linktipps

    – Schlaganfall erkennen – richtig reagieren
    – Schlaganfallprävention – die wichtigsten Vorsorgetipps
    – Schlaganfall Schnelltest – Video
    – Krankheitslexikon: Schlaganfall
    – Was ist Kardiologie

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