Sozialphobie | Krankheitslexikon
Die Angst vor anderen Menschen – unter dem Begriff Sozialphobie versteht man die dauerhafte, unangemessene Furcht und Vermeidung von Situationen, in denen die Patienten mit anderen Menschen zu tun haben und dadurch einer möglichen Bewertung im weitesten Sinne ausgesetzt sind. Sie befürchten zu versagen, sich lächerlich zu machen oder durch ungeschicktes Verhalten gedemütigt zu werden.
Innerhalb der Phobien ist die Soziale Phobie die zweit- bzw. dritthäufigste Angststörung. In neusten Studien fand man nun heraus, dass mehr Männer als Frauen unter sozialen Ängsten leiden.
Sozialphobien können sowohl eng umschrieben sein (z.B. Furcht vor öffentlichem Sprechen) als auch einen Großteil aller zwischenmenschlichen Aktivitäten einschließen (z.B. Parties, Gespräche, Essen, Schreiben vor anderen). Typischerweise löst die Konfrontation mit einer sozialen Situation fast immer sofort Angst aus und die Patienten zeigen ausgeprägte Erwartungsängste.
Extreme Schüchternheit allein gilt nicht als Sozialphobie, weil dabei in der Regel keine Angst auftritt und auch die extreme Vermeidung sozialer Situationen nicht im Vordergrund steht. Schüchterne leiden an dem Konflikt, Ablehnung zu fürchten, aber gleichzeitig Annäherung zu suchen.
Merkmale und Ausprägung
Ein wesentliches Merkmal der sozialen Phobie ist das Phänomen der Angst vor der Angst (ähnlich Agoraphobiker). Sozialphobiker zeigen schon in Erwartung der Situation starke Angst, also schon, wenn z. B. die Einladung ins Haus flattert oder der Termin für eine Rede festgesetzt wird, oder eine Betriebsfeier organisiert wird, oder auf dem Weg in ein Restaurant. Die Erwartungsangst, die bereits durch die Vorstellung der angstauslösenden Situation entwickelt wird, führt dann tatsächlich zu den körperlichen Beschwerden.
Die körperlichen Reaktionen stellen für viele sozial Gehemmte das vordergründige Problem dar, weil diese Symptome nach außen sichtbar werden und als weiterer Grund für ablehnende oder negative Bewertung der Umwelt empfunden werden. So kann ein Teufelskreis entstehen: die irrationale Furcht löst Angst aus, dadurch wird die Leistung tatsächlich beeinträchtigt (Zittem beim Trinken), was andere eventuell bemerken und was wiederum die Vermeidungstendenz des Patienten steigert. Bei jedem Menschen gibt es eine Grenze, an der er anfängt, darüber nachzudenken, was andere über ihn denken. Würde das nicht so sein, gäbe es keine gesunde Achtung und Respekt voreinander.
Die Möglichkeiten sind unbegrenzt, wenn es überhaupt nicht interessiert, was andere davon halten. Ein gesundes Schamgefühl ist nicht nur sinnvoll, sondern sogar notwendig. Nur dadurch ist ein vernünftiges Zusammenleben in einer Gesellschaft möglich.
Die Grenze ist fließend, jedoch gibt es einen klar zu definierenden Punkt, ab dem von einer sozialen Phobie die Rede ist: Kontaktangst, die über die normale Schüchternheit hinaus geht, das heißt übertriebene Sorge vor Mißbilligung, Kritik und Blamage. Leidet der Betroffene unter diesen Befürchtungen, vermeidet er soziale Kontakte und ist sein privates und berufliches Leben dadurch stark eingeschränkt, z.B. weil er sich nicht mehr aus der Wohnung traut , dann tritt Behandlungsbedürftigkeit ein.
Soziale Phobie ist behandelbar
Die Soziale Phobie ist heute sowohl mit Psychotherapie, vor allem Gruppentherapie (Mittelpunktsübungen, Ansprechübungen, Blamierübungen), medikamentöser Therapie (z.B Serotonin-selektive Antidepressiva, Tryptophan, Inositol, Phenylalanin) als auch ergänzend mit richtiger Ernährung behandelbar. Das große Leid der Betroffenen kann dadurch entscheidend verringert werden.
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Linktipps
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