Panikattacken | Krankheitslexikon

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Panikattacken | Krankheitslexikon

Angstanfälle oder Panikattacken zeichnen sich dadurch aus, dass sie unerwartet kommen, sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und deshalb auch nicht vorhersehbar sind. Wie auch bei anderen Angsterkrankungen unterscheiden sich die Symptome von Person zu Person: Einmal stehen Angstgefühle im Vordergrund, in anderen Fällen können die begleitenden körperlichen Reaktionen das Panikerleben dominieren.


Panikattacken – Artikelübersicht:

Symptome

Recht typisch ist aber der plötzliche Beginn mit z.B. Herzklopfen, Brustschmerz, Atemnot, Schwitzen, Erstickungsgefühlen, Schwindel, Muskelschmerzen, Zittern oder Schütteln und Entfremdungsgefühlen. Meist entsteht auch die Angst zu sterben (Herzinfarkt), Angst vor Kontrollverlust (sich bei einer Ohnmacht lächerlich zu machen) oder die Angst, wahnsinnig zu werden. Die einzelnen Anfälle dauern meistens nur wenige Minuten.

Anhaltender Schwindel, anhaltende Magen-/Darmprobleme, hartnäckige Nackenverspannungen sowie Kopfschmerzen können ebenfalls Zeichen einer länger andauernden Angststörung sein.

Panikattacken sind jedenfalls erstaunlich verbreitet. Bis zu 40 Prozent der Bevölkerung leiden einmal im Leben unter einer Panikattacke. Patientinnen und Patienten erleben in einer Panikattacke häufig ein Crescendo der Angst und der vegetativen Symptome, was häufig zu einem fluchtartigen Verlassen des Ortes führen kann.

Kommt dies in einer besonderen Situation vor, z.B. in einem Bus oder in einer Menschenmenge, so werden die Betroffenen möglicherweise in Zukunft diese Situation meiden. Auf ähnliche Weise können häufige und unvorhersehbare Panikattacken grosse Angst vor dem Alleinsein oder beispielsweise vor öffentlichen Plätzen hervorrufen. Einer Panikattacke folgt oft die ständige Furcht vor einer erneuten Attacke.

Erste Hilfe bei Panikattacken

1. Sprechen Sie in aller Ruhe mit einem Arzt, einer ärztin, einer Psychotherapeutin oder einem Psychotherapeuten über Ihre Symptome.

2. Verzichten Sie bei Panikattacken, aber auch bei anderen Formen von Angststörungen, in jedem Fall auf Nikotin.

3. Nehmen Sie vor einer ärztlichen Untersuchung keine Medikamente zu sich.

4. Trinken Sie kein Alkohol zur Beruhigung.

5. Atmen Sie bewusst langsam und tief ein und noch langsamer aus. Dehnen Sie die Atempause zwischen Ausatmen und erneutem Einatmen künstlich etwas aus. Zählen Sie in diesen Atempausen in Einerschritten langsam z.B. von Zehn bis auf Null zurück. Beispiel: Einatmen – Ausatmen – “Zehn”. Einatmen – Ausatmen – “Neun”, Einatmen – Ausatmen – “Acht” usw.

6. Essen Sie eine Kleinigkeit. Stress und Aufregung führen zu einem gesteigerten Energieverbrauch, wodurch es u.U. zu einer Hypoglykämie (Unterzuckerung) kommen kann. Die dadurch hervorgerufenen Symptome sind denen der Panik sehr ähnlich.

7. Kämpfen Sie nicht gegen die körperlichen Symptome der Angst an. Diese Symptome sind zwar sehr unangenehm, aber ungefährlich. Sie sind allesamt ein Zeichen dafür, dass Ihr Körper bei Angstgedanken richtig reagiert. Nicht die körperlichen Symptome sind verkehrt, sondern die Gedanken, die Sie sich zu den körperlichen Reaktionen oder dem Gefahrenobjekt machen.

8. Kontrollieren Sie vielmehr Ihre Gedanken, statt Ihren Körper. Beispiel: Wenn Sie bei Herzrasen an den Herzinfarkt Ihrer Tante denken, dann senden Sie Ihrem Körper verkehrte Signale. Der Körper meint dann fälschlicherweise, er sei in Lebensgefahr und mobilisiert restlos alles, um der (Todes-) Gefahr zu begegnen: So pumpt u.a. Ihr Herz schnell und viel Blut durch Ihren Körper, um Sie flucht- und kampffähig zu machen. Deshalb das Herzrasen.

9. Denken Sie ‘positiv’: Beispiele: “Ja, dieser Schwindel ist sehr, sehr unangenehm, aber ich kann ja gar nicht ohnmächtig werden. Es wäre biologisch völlig unlogisch, wenn bedrohte Lebewesen ohnmächtig würden, denn gerade dann wären sie der Bedrohung ja erst recht ausgeliefert”. Dem Verfasser dieser Seite ist übrigens auch kein einziger Fall bekannt, in welchem eine Person im Rahmen einer Panikattacke ohnmächtig wurde.

Oder: “Dieses Stechen in der Brust und das Ziehen in meinem linken Arm – Nein, das ist kein Herzinfarkt! Ich brauche mir keine Angstgedanken zu machen. Schliesslich war ich beim Arzt und mein EKG ist okay.” In der Angst ist der Muskeltonus bei Tieren und Menschen immer erhöht. Diese muskuläre ‘Vorspannung’ hat den biologischen Sinn, sofort volle Energie zum ‘Kampf’ oder zur ‘Flucht’ zur Verfügung zu haben.

10. Wenn der Angstanfall in einer speziellen Situation auftrat (z.B. Lift, Menschenansammlung, Parkgarage) und Sie diesen Ort fluchtartig verlassen haben, vermeiden Sie in Zukunft in keinem Fall diesen Ort. Am besten ist es, wenn Sie diese Situation trotz Angstgefühlen sogar extra aufsuchen. Haben Sie dabei keine zu grosse Angst vor der Angst bzw. den körperlichen Angstsymptomen! Lassen Sie die gefürchteten Körperreaktionen ruhig aufkommen. Unser vegetatives Nervensystem sorgt von selbst dafür, dass sich die Angstgefühle und die körperlichen Begleitsymptome automatisch zurückbilden, wenn wir nur lange genug in der gefürchteten Situation verweilen!

11. Falls ein Arzt oder eine ärztin Ihnen in Notfallsituationen Beruhigungstabletten (z.B. Lexotanil) verschrieben hat, so sollten Sie diese Medikamente nicht länger als 2 Wochen einnehmen. Ausnahme: Eine längerfristige Einnahme wurde ärztlich verordnet.

12. Suchen Sie sich bald eine(n) verhaltenstherapeutisch orientierte(-en) Psychotherapeuten (-in). Angststörungen sind psychotherapeutisch gut behandelbar.

Ursachen von Panikattacken

Man unterscheidet bei allen psychischen Störungen grundsätzlich zwischen biographischen Ursachen bzw. anderen prädisponierenden Faktoren, den eigentlichen Auslösern sowie den aufrechterhaltenden Faktoren.

Auslöser von plötzlichen Panikattacken sind meist unscheinbare körperliche Vorgänge, welche von der betreffenden Person (oftmals mehr unbewusst) wahrgenommen und mit Gefahr assoziiert werden und welche schließlich in einer Art Aufschaukelung die physiologische Angstreaktion hervorrufen. Die Erwartungsangst etwa und das Vermeidungsverhalten gehören u.a. zu den Faktoren, welche das Problem aufrechterhalten können.

Auslöser können aber auch (soziale) Situationen darstellen, welche die betreffende Person an frühere angstbesetzte und bislang mehr oder weniger unbewusste Erlebnisse ‘erinnern’. Dies entspräche dann der Ebene von biographischen Ursachen. Grundsätzlich neigen offenbar Menschen, die eher auf körperinnere Vorgänge achten, mehr zu Angstanfällen, als andere.

Prinzipiell gilt, dass Antworten auf die Frage nach dem Warum alleine nicht ausreichen, um Angststörungen zu überwinden. Es braucht ein Training, welches im Rahmen der Selbsthilfe oder in Zusammenarbeit mit einer verhaltenstherapeutisch orientierten Fachperson absolviert werden kann.

Informationsstellen:

Wiener Landesverband für Psychotherapie
Telefonische Beratung: Mo, Mi, Do 14.00 – 16.00, Sa 10.00 – 12.00 Uhr
Tel.: 01/Tel. 512 71 02
Internet: Wiener Gesellschaft für Psychotherapeutische Versorgung

Burgenländischer Landesverband für Psychotherapie:
Esterhazystraße 18, A-7000 Eisenstadt
Mo, Di, Mi, Do 8.30 – 15.30 Uhr
Tel. 02682/684 711

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Linktipps

Psychotherapeutischer Bereitschaftsdienst Wien
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Ohnmacht und Bewusstlosigkeit
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Zwangsstörungen
www.panik.at

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